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Honorarlektoren

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Honorarlektoren

Hallo zusammen,

kürzlich hat eine Bekannte aus einer hiesigen Schreibwerkstatt erzählt, dass sie erstmals ein Werk - ein Kinderbuch - an Verlage geschickt hat. Sie bekam jedoch nur Absagen. Nach einiger Zeit (und viel Frustration) hat sie es dann einem Lektor (oder einer Lektorin) gegeben. Und siehe da: Dieser Lektor hatte noch einige kritische Anmerkungen. An einigen Stellen stimmte die gewählte Zeit nicht, das Ende war nicht ausgefeilt genug und was weiß ich. Die Bekannte fand jeden einzelnen Kritikpunkt gerechtfertigt, ihr selbst waren die Unstimmigkeiten jedoch nicht aufgefallen.

Meine Frage: Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit Honorarlektoren? Ist es empfehlenswert, einen Lektor einzubeziehen bevor man das Manuskript an einen Verlag sendet? Wie teuer ist so was? Könnt Ihr gute Lektoren empfehlen?

Okay, das waren ziemlich viele Fragen. Ich bin einfach mal gespannt auf Eure Antworten.

Liebe Grüße
Katzano

 

Hi,

vielleicht ist meine Frage hier fehl am Platz und gehört eher in die Rubrik "Diskussion".

Ich hatte bisher immer gedacht, man schickt sein Manuskript an einen Verlag und ein Lektor liest es (hoffentlich) und wenn die Story und der Stil gut sind, findet die Überarbeitung (falls nötig) im Verlag statt. Die Erfahrung meiner Bekannten wirft bei mir jetzt aber die Frage auf, ob es vielleicht lohnt, vorher bereits auf eigene Faust einen Lektor hinzu zu ziehen, um so schon eine ausgefeiltere Story anzubieten und die Akzeptanz bei einem Verlag zu steigern.

Ich will hier nichts verkaufen und die Frage ist insofern auch etwas voreilig, da ich (wenn überhaupt) frühestens in zwei Jahren oder so so weit bin, einem Verlag ein Manuskript zu schicken. Dennoch würden mich Eure Meinung und / oder Erfahrung diesbezüglich interessieren.

Beste Grüße
Katzano

 

Ein Verlag ist immer daran interessiert, seinen Teil der Wertschöpfungskette zu verkürzen. Je weniger also der Verlagslektor den Eindruck gewinnt, daß an einem vielverprechenden Manuskript Bearbeitungen nötig sind, desto höher ist die Chance, daß es akzeptiert wird.

Inwiefern es sinnvoll ist, Honorarlektoren zu betrauen, läßt sich nur im Einzelfall entscheiden. Manche Leute haben gute Ideen und sind leidliche Handwerker, haben aber wenig Gespür für die Feinheiten, die einem Text im Zweifelsfall über die Hürde helfen können. Der im Grunde geringfügige Unterschied zwischen "gut" und "besser" kann entscheidend sein.

Meiner persönlichen Meinung lohnt sich ein "Vorlektorat" nur dann, wenn es in Zusammenhang mit einer Manuskriptvermittlung geschieht. Die betreffende (und hoffentlich seriöse) Agentur würde dann die Lektoratskosten über ihre Provision decken, die bei erfolgreicher Vermittlung fällig wird.

mh

 

Katzano, poste doch Deine Geschichten erst einmal hier auf kg.de... ;)

 

Hallo Yerho und Häferl,

danke für Eure Antworten! Ich melde mich erst jetzt darauf, weil ich zuerst Häferls Aufforderung erfüllen wollte. ;) Das ist inzwischen geschehen.

Nochmals vielen lieben Dank und tausend Grüße
Kerstin

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo an alle,

in aller Bescheidenheit möchte ich darauf hinweisen, dass sich das Berufsbild des Verlagslektors in der Zwischenzeit stark gewandelt hat; er liest kaum noch. Wenn ihm ein Newcomer ein fehlerhaftes Manuskript (Orthographie, Grammatik, Stilistik, Sprachebenen) schickt, wird er es noch nicht einmal zurückschicken, sondern verägert in den Mülleimer werfen.

Hier Auszüge aus einem Artikel in der "Zeit" von Hella Kemper zum Berufsbild des Lektors:

"Das Berufsbild des Lektors hat sich gewandelt: Der auf das Buch konzentrierte Entdecker ist passé, gefragt ist heutzutage der Produktmanager mit Sinn für den Markt. Lektoren fürs Idealistische, Vertriebsexperten fürs Realistische - diese Arbeitsteilung funktioniert nicht mehr. Aus dem aufs Buch konzentrierten Entdecker, der in engem Kontakt zum Autor einen Text redigiert, an Sätzen feilt und über den Aufbau diskutiert, ist ein Produktmanager mit Sinn für den Markt geworden. Zwischen Werbung, PR-Maschinerie, Klappentext und Vertrieb organisiert er ein Buch."

Verlage erwarten von neuen Autoren ein fehlerfreies Manuskript - wenn DANN noch die Idee und Story stimmt, kann man weiterreden. Literarische Agenturen bieten manchmal ein Lektorat an, aber nur gegen Geld und wenn sie sicher sind, das Manuskript vermitteln zu können.

Aus dem gleichen Artikel:

"Nicht nur die Textarbeit, auch das Entdecken und Heranziehen junger Autoren müssen die festen Lektoren mehr und mehr ehemaligen Kollegen überlassen. Agenten spüren Talente auf, vermitteln Kontakte zu Verlagen, managen den Schriftsteller. Im angelsächsischen Raum gibt es sie schon lange, in Deutschland arbeiten inzwischen knapp 100 von ihnen. Auch Heike Wilhelmi war einmal feste Lektorin, erst zehn Jahre bei Rowohlt, dann in München beim Ariston Verlag. Jetzt ist sie Literaturagentin für Sachbücher. Die 40-Jährige macht zusammen mit dem Autor eine Idee angebotsfertig: Konzept, Text, Vorlektorat. "Wir Agenten verstehen uns nicht nur als Entdecker, sondern auch als Fürsprecher der Autoren", sagt sie. "Wir sind die Makler ihrer Bücher."

So ist es - Lektoren machen die Texte angebotsfertig. DAS ist ihr Job.

Wenn sich bei uns Autoren melden, die über wenig Geld verfügen, aber einen Roman beurteilt haben wollen, machen wir manchmal ein paradigmatisches Lektorat von 50 Seiten; oft wissen die Autoren dann, in welche Richtung die Reise gehen sollte und können allein weiterlektorieren/korrigieren/schreiben. Das ist dann eine Art Parallelcoaching.

Aber ich kann nur dringend davor warnen, bei Verlagen als Newcomer auf ein Lektorat zu pochen.
Das Ding muss stehen, bevor ihr es abschickt!

Schöne Grüße,

Claudine

 

Pochen kann man sowieso nicht. Allerdings würde es mir zu denken geben, wenn ein Verlag auf das Lektorat verzichtet, nur weil das Manuskript auf Anhieb gut gefällt, denn genaugenommen ist die Feststellung der Tauglichkeit bereits einer der Schritte des Lektorats. Wenn dann keine Notwendigkeit für Modifikationen besteht: Um so besser.

Richtig ist auf jeden Fall, daß sich das Berufsbild des Lektors geändert hat. Er ist inzwischen Redaktion und Manager in einem, womit nicht mehr soviel Kapazität für die traditionellen Aufgabenbereiche übrigbleibt. Allerdings sind diese Aufgabenbereiche damit nicht hinfällig, denn auch ein orthographisch, grammatisch, stilistisch und narrativ sauberes Manuskript muß noch lange nicht markttauglich sein.

mh

 

Hallo claudine und Yerho,

danke für Eure Antworten. Nach allem, was ich ihnen bis jetzt entnehme, lohnt es sich also, Manuskripte nicht auf eigene Faust an Verlage zu senden, sondern zuvor eine Agentur einzuschalten.

Mir war bisher nicht bewusst, dass die Rolle des Verlagslektors sich so stark gewandelt hat. Vielleicht sollten sie einen neuen Titel bekommen, wenn ihre Aufgabe gar nicht mehr (oder zumindest nicht mehr vorrangig) das Lektorieren ist?

Nochmals danke und viele Grüße
Kerstin

 

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