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Hoffnungs[I]los[/I]

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10.07.2016
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Hoffnungs[I]los[/I]

Hoffnungs_los

Der Wind streicht mir als sanfte Brise durch mein Haar. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Der Duft des Sommers liegt in der Luft und füllt langsam meine Lunge. Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut und die Härchen auf den Armen stellen sich auf. Der Tag ist wunderschön.
Während ich den Vögeln zuhöre, spüre ich den Schmerz tief in mir. Wie schwarzer Teer, heiß und klebrig, brodelt er in meinem Inneren und droht alles Gute in mir zu ersticken. Ich versuche mich auf die Vögel zu konzentrieren, ihrem fröhlichen Gezwitscher zu lauschen und mich darin zu verlieren. Aber der Schmerz brodelt unaufhörlich; jetzt kann ich ihn schon als schwarzen Schatten am Rande meines Blickfelds vorbeihuschen sehen. Ein bitterer Geschmack füllt meinen Mund und ich öffne die Augen. Kein schwarzer Schatten zu sehen. Ich blicke umher, aber um mich herum ist alles wie zuvor. Ein Sommertag, der viel schöner nicht sein könnte.
Ich streiche mit den Fingern durch das Gras um mich herum und spüre die Halme so leicht wie Federn um meine Finger spielen. Ihr saftiges Grün blendet mich schon fast. Langsam gleitet der letzte Halm durch meine Finger. Vor meinem inneren Auge wird er zu einem dicken Seil, stark genug um mich vor dem Sturz in die Tiefe zu bewahren. Er gleitet mir durch die Finger und ich verliere den Boden unter den Füßen. Mit einem Mal falle ich, trudle im Flug wie ein Blatt im Wind, schließe die Augen und warte. Mir bleibt nichts mehr zu tun. Nichts weiter, als auf den Aufprall zu warten. Es wird kälter um mich herum und meine Brust schnürt sich zu. Bald ist es soweit.
Die Wiese dämpft meinen Aufprall ab, ich spüre den Boden in meinem Rücken und öffne die Augen. Ein strahlend blauer Himmel lässt mich blinzeln, ich drehe den Kopf zur Seite und sehe ein wogendes Meer aus Grashalmen. Ich strecke die Hand aus, berühre eine Pusteblume direkt neben mir und beobachte wie ihre kleinen Schirmchen vom Wind über das Meer aus Grün getragen werden. Ich setze mich wieder auf und atme tief ein. So sicher war ich mir gewesen, dass ich wirklich falle. Mit leerem Kopf und schmerzendem Herzen habe ich auf das Ende gewartet.
Aber jetzt sitze ich hier - und warte immer noch.

 

Hallo SonnigeWolken,

du schreibst in deinem Profil, dass du gerne Feedback bekommen zu deinen Geschichten bekommen möchtest. Wenn wir ehrlich sind: Das wollen wir doch alle, und das ist sehr wichtig. Die erste Sache, die mir aufgefallen ist, war der Titel:

Hoffnungs_los
Für was der Bindestrich? Er hat mich irritiert. Hat er irgendeine Funktion oder handelt es sich um einen Tippfehler? Die zweite formale Angelegenheit, die mich verwundert hat, bezieht sich auf das Genre. Ich kann in deiner Geschichte leider nichts Philosophisches finden, auch wenn das sekundär sein soll.
Zum Wesentlichen deiner Geschichte lässt sich nicht viel sagen, als dass sie meiner Meinung nach gelungen ist. Die Situation und die Begebenheiten, die du beschreibst, sind zwar nichts Neues, dennoch sitzt aber alles und passt zusammen. Da die Angriffsfläche für weitere Kriterien zu klein ist, komme ich hier auch schon zum Ende. Kurz und gut, deine Geschichte hat mir sehr gefallen.

Liebe Grüße und noch viel Spaß bei den Wortkriegern,
SCFuchs

 

Hei SonnigeWolken,
und ein herzliches Willkommen bei den Wortkriegern :)

Dein bildhafter Schreibstil gefällt mir gut, ich habe so auf den ersten Blick auch keinen Rechtschreibfehler gesehen.

Der Wind streicht mir als sanfte Brise durch mein Haar. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Der Duft des Sommers liegt in der Luft und füllt langsam meine Lunge. Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut und die Härchen auf den Armen stellen sich auf. Der Tag ist wunderschön.

Kurze Sätze am Anfang eines Textes sind gut, hier sind mir aber zu viele kurze aneinandergereiht. Mag Geschmackssache sein, ich würde aber zum Beispiel nach "atme tief ein" ein Komma setzen und keinen Punkt.

Deine Geschichte ist eine Momentaufnahme, die dir zwar gut gelungen ist, mir ist es aber zu wenig Inhalt, um es wirklich eine Geschichte nennen zu können. Du erzählst ja eigentlich nichts, dabei bietet dein Ansatz ein unheimliches Potential.
Erzähl uns doch, was dazu geführt hat, dass dein/e Protagonist/in an diesen Punkt gelangt ist, wo er/sie nicht mehr weiterleben möchte?

Liebe Grüße,
Sommerdieb.

 

Hallo SonnigeWolken,

herzlich willkommen bei uns Wortkriegern!

Dein Einständchen lässt mich etwas gespalten zurück. Ich habe den Eindruck, dass du dich sehr darum bemüht hast, sorgfältig die Worte zu wählen und ihr eine tiefe Bedeutung zu geben, aber an manchen Stellen gehen die Pferde mit dir durch.
Zunächst noch zu dem von dir gewählten tag "Philosophisches". Ich halte es für eine schlichte Alltageschichte, die weder ihren Schwerpunkt in der Philosophie hat, noch unter "Sonstiges" gepostet werden müsste. Aber dies sind nur Kleinigkeiten, die über die Qualität der Geschichte an sich ja nichts aussagen, sondern nur dem Leser eine kleine Hilfe geben sollen, was ihn erwartet.

Bei der Wahl deines Titels bin ich allerdings schon deutlich mehr der Ansicht, dass er unbedingt etwas mit der Geschichte selbst zu tun haben sollte und sehr sorgfältig gewählt sein sollte. Ein guter Titel soll dem Leser nicht nur eine kleine Info darüber geben, was ihn erwartet, sondern auch einen Sog haben, die Geschichte unbedingt lesen zu wollen.

Dein Titel ist eher abtörnend. Leider, denn welcher Leser möchte dringend etwas über Hoffnungslosigkeit lesen? Eigentlich niemand. Man möchte lesen, wie jemand aus einer solchen Situation herausfindet, sie meistert, sich und andere rettet, aber niemand ist daran interessiert, einfach nur darüber zu lesen, wie es jemandem schlecht geht. Ich will dich jetzt nicht demotivieren, sondern darauf verweisen, dass dein Titel eigentlich so klingt, dass ich ihn normalerweise nicht angeklickt hätte, wäre ich nicht hier bei den Wortkriegern und wüsste ich nicht, dass trotz eines lahmen Titels sich oft genug eine gute Geschichte dahinter verbergen kann.

Dein Schreibstil, so hatte ich es schon oben erwähnt, ist auf gutem Wege. An manchen Stellen könntest du konkreter werden. Hier z.B.:

Der Duft des Sommers liegt in der Luft
was für ein Duft ist das? Wonach riecht es?
Oder hier:
Der Tag ist wunderschön.
Die Worte "schön", "wunderschön", "gut", "hübsch" etc. sagen eigentlich nichts aus. Was macht einen Tag schön? Was ist wunderschön?

Ist es der strahlendblaue Himmel, diese schon am Vormittag trockene Wärme, die einen garantiert warmen Sonnentag verheißt, ist es diese Verlässlichkeit, ist es das sanfte Rauschen der Blätter, das an einem Sonnentag nur gerade so viel kühle Brise rüberweht, dass man nicht friert, aber trotzdem leicht abgekühlt wird, ist es also diese Harmonie zwischen Wärme und Wind? Ist es das feine diamantblitzige leicht gekräuselte Wasser eines See, der wenn der Wind nicht darüber streift, dunkel und einladend kühl daliegt? Du siehst, es gibt unendlich viele Beschreibungsmöglichkeiten für die recht allgemeine Aussage: Der Tag war wunderschön.

Dann beschreibst du diesen Schmerz, was dir ganz gut gelingt. Ich gehe konform mit meinen Vorkritikern, die genau wie ich, gerne über den Grund dieses Schmerzes wissen möchten. Was ist passiert, dass es deiner Figur in der Geschichte so peinvoll ergeht? Was ist es für eine Person. Ich erfahre noch nicht einmal ob männlich oder weiblich. Woher kommt dieser Schmerz?


So gut du den Schmerz an sich beschreibst, so sehr übertreibst du es aber in puncto Unlogik. Ich vermute, dass dir deine Aussagen zum Schmerz zu gering erschienen und du deswegen den "Schatten" hinzu genommen hast. Das führt dann aber zu merkwürdigen Bildern, die du sicherlich nicht so erzeugen wolltest.

Der Schmerz ist in dem Protagonisten drin, aber nun ...

Aber der Schmerz brodelt unaufhörlich; jetzt kann ich ihn schon als schwarzen Schatten am Rande meines Blickfelds vorbeihuschen sehen. [/ QUOTE]
wird er zum Schatten. Das wäre noch irgendwie akzeptabel, wenn man deinem Gedankengang folgt und akzeptiert, dass der Schmerz aus dem Körper des Protagonisten herausgeschlüpft ist und nun als Schatten fortbesteht. Aber offensichtlich ist das so nicht, denn du schreibst:

Ein bitterer Geschmack füllt meinen Mund und ich öffne die Augen. Kein schwarzer Schatten zu sehen.
Der bittere Geschmack ist der Schmerz, scheinbar ist er also noch im Körper dieser Figur. Und da der Schatten nicht zu sehen ist, hat sie sich geirrt. So interpretiere ich das.
Aber ich frage mich, was du damit aussagen willst. Auf mich wirkt das etwas konfus und nimmt damit dem Text die Bedeutung. Dabei geht es dir wohl um den Kontrast zwischen dem psychischen Zustand deines Protagonisten und dem unverschämt gesunden Gutwettertag, nicht wahr?

Die nachfolgende Szene, in welcher deine Figur meint zu fallen, hat mir dagegen wesentlich besser gefallen, weil sie einfach szenisch viel runder wirkt. Die Beschreibung der Grashalme, ihr Wogen und der vermeintliche Fall sind darstellerisch gelungen und zeigen auch keine Brüche.

Trotzdem gibt es einen Bruch zwischen dem ersten und diesem Teil. Die brodelnde Masse im Körper des Protagonisten im ersten Teil, scheint im zweiten Teil beim Fall ins Gras verschwunden zu sein. Das ist eine Entwicklung, die ich nicht recht nachvollziehbar finde, weil beide Zustände so wenig Zusammenhang haben. Das einzige, was sie verbindet, ist offensichtlich der Zustand des Ich-Erzählers.

Eine runde Geschichte hat einen Spannungsbogen, erzählt also eine Entwicklung vom Anfang bis zum Ende. Deine Geschichte enthält zwar eine gewisse Entwicklung, wirkt aber insgesamt noch recht schwach erzählerisch ausgeprägt. Ich bin mir sicher, dass du, wenn du mutiger erzählen magst, deutlich mehr mitzuteilen hättest. Vielleicht sogar schon in dieser Geschichte.
So wie sie jetzt dasteht, wirkt sie sehr nach einer Momentaufnahme.

Ich wünsche dir mehr Mut beim Schreiben.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo SonnigeWolken,
du greifst tief in den Topf mit bunten Wörtern. Sonnige Wolken, von der Sonne bestrahlte Wolken, oder senden die Wolken Sonnenstrahlen aus oder was?
Das Wort wunderschön löst bei mir jeden Schrecken aus, Kitsch zu begegnen. Die Verwendung dieses Wortes bei ebay wäre ein Buch wert.
Was ist in deiner Geschichte geschehen?

Der Wind streicht mir als sanfte Brise durch mein Haar.
Entweder Wind oder Brise.
So reihst du Empfindung an Empfindung und nichts passiert. Woher der Schmerz kommt, würde mich schon interessieren.
Empfindungen sind ja ganz nett, aber ohne Handlung ist es zu wenig, vor allem, wenn du mit viel Gefühl schreibst:
Ein strahlend blauer Himmel lässt mich blinzeln, ich drehe den Kopf zur Seite und sehe ein wogendes Meer aus Grashalmen.
Wie lakita schon schreibt: Habe Mut, dich deiner wirklichen Gedanken zu bemächtigen, statt Klischees wie wunderschön zu verwenden. Literatur beginnt jenseits von wunderschön und strahlend blau.
Fröhlichst
Wilhelm

 

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