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Hochwasser! (Dresden - Land unter Wasser)

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22.01.2003
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Hochwasser! (Dresden - Land unter Wasser)

Das Jahrhundert-Hochwasser 2002 in Ostdeutschland

Es begann wie jedesmal.
Die Flutrinne hinter meinem Haus füllte sich allmählich mit etwas Wasser, das aus der Elbe über den Wall zur Flutrinne an der Kötchenbroder Straße kam. Da war es noch ziemlich wenig Wasser. Doch dann kam ein ziemlich schlimmer Regen. Es goss zwei Tage wie aus Eimern, doch - was ich da noch nicht sah - es kam auch vom anderen Ende ziemlich heftig durch den Landgraben. Danach stiegen die Elbe und die Flutrinne rapide an. Im Nu stieg das Wasser auf ca. viereinhalb Meter an. Die Lage spitzte sich fatal zu. Die Wasserstände der Elbe und Moldau in Tschechien stiegen an und ließen die beiden sonst recht ruhigen Flüsse zu reißenden Strömen werden, die alles, was sich ihnen in den Weg stellt, einfach mit sich reißen. Man zeigte zwar im Fernsehen einige Beiträge aus Tschechien, man dachte zwar "Wow, is ja Wahnsinn!", trotzdem nahm man die drohende Gefahr nicht wahr und dachte, es würde schon nicht so schlimm werden. Man sagte uns gestern vor einer Woche für Mittwoch der Woche davor eine Flutwelle voraus! Diese wurde für drei Uhr nachts angekündigt. Worauf sich einige sehr "interessierte" Menschen aus meinem Silo um halb drei nachts im Innenhof trafen und begannen, wild zu diskutieren ... "Also", dachte ich mir, "guckste halt mit!". Ich zog mir meine Buchse an, machte die Glotze an und den Balkon weit auf, um die Flutwelle zu beobachten. Glaubte zwar, sie würde die Flutrinnenbrücke samt der alten Nazikneipe mit wegreißen, hoffte aber irgendwie trotzdem, sie käme gar nicht ... Um sechs hatte ich das Warten dicke, fuhr den Rechner hoch und ging online. Ich loggte mich in mein online-Tagebuch ein und schrieb erste Eindrücke und Gedanken zum bis dato Stunden alten Jahrhunderthochwasser nieder. Danach legte ich mich zum letzten Mal in mein geliebtes Bett und schlief nochmal bis halb acht. Dann riss mich mein Telefon aus den Träumen, davon, dass alles gut werde, und mein Dad brachte mich in die Realität zurück! Er sagte mir, er hätte aus den Nachrichten erfahren, mein Bezirk würde bereits evakuiert. Ich brach etwas in Panik aus, in dem Glauben, es würde jeden Moment klingeln. Aus den Berichten im TV war mir bewusst, dass diese Nachricht realistisch war. Das Flutrinnenwasser reichte fast bis zu den Schrebergärten auf dem Damm zu meinem Hof. Vor dem Haus standen bereits die ersten Umzugsfahrzeuge, um die Einwohner der im Hof stehenden, eine Etage hohen Gartenhäuser, mit samt Kind und Kegel in Sicherheit zu bringen. Boar, so ganz geheuer war mir das echt nicht! Von hinten kam das Wasser und vorn verließen die ersten das "sinkende Schiff"! Ich erst mal fix ä Käffchen ansetzen, um in alter Gewohnheit mein letztes Frühstück zu Hause einzunehmen. Duschen, dachte ich, könne ich ja abends ... Also machte ich nur Katzenwäsche, machte mein Bett und ging auf den Balkon. - Da traf mich erst mal der Schlag: Auf der Flutrinnenbrücke war das totale Chaos! Unzählige, völlig bornierte Ossis rannten zwischen 3 4 Fahrzeugen vom Technichen Hilfswerk herum, in der Luft rotierten einige Helikopter von Bundeswehr, DRK und Polizei. Man merkte wohl, dass die Luft brannte... Überall standen fassungslose, nervöse Mieter auf ihren Balkonen. Jemand brachte mich auf die Idee, endlich mal eine zu rauchen ... Ich glaube, ich goss noch mal die Blumen, murmelte dabei panische Gebete in meinen damals schon ungepflegten Bart. Fuhr hin und wieder ins Wohnzimmer, um zu schauen, ob im TV mal was Aktuelles käme ... Während der ganzen Zeit dachte ich immer wieder: "Was läuft hier eigentlich für'n Scheißfilm ab?!" Mir wurde bewußt, wie scheisse allein man eigentlich ist im Leben! Hoffte immer, mein Freund würde doch noch kommen! Dass es mittlerweile schon fast Mittag war, checkte ich am wenigsten. War ja auch lui! Durch das Radio hatte ich erfahren, dass inzwischen alle Brücken in Dresden dicht und im Prinzip unbefahrbar waren. Trotzdem griff ich im Gedränge zum Telefon und rief M. an. Er sagte: "Es is halt Chaos, wenn ich's schaffe, komm ich." Gar nicht sehr viel später klingelte es, ich atmete auf und mein Kumpel kam! Er ging erst mal auf den Balkon, ich glaube er machte zwei Fotos. Als wir vorm Fernseher hockten, sahen wir uns fragend an. "Pizza?! Eeschentlich schon, hä?!" Er rief an. Hatte scheinbar den Geschäftsführer dran, der einst mit ihm die Schulbank drückte, feixte blöde rum und gab unsere Bestellung auf. Ich dachte noch: "Hallo?!" Kurz nach dem Mittagessen, ich hatte gerade Kaffee angesetzt, läutete das Telefon, zum x-ten Mal an diesem apokalyptischen Tag meine Mum, völlig
hektisch: "Die wollen mich evakuieren, kommen sicher auch zu dir!" Wir konnten das Telefonat nicht beenden, weil an diesem Tag alle Handy-Besitzer völlig am Durchdrehen waren. Die Netze waren am Zusammenklappen, sämtliche Akkus waren leer und die Menschen eh fix und alle! Mich packte die Panik, verbunden mit Angst und Unentschlossenheit. Ich fragte mich: "Was nimmt man da jetzt mit?" Fing an, all meine Heiligtümer zusammen zu raffen, nahm meine Püppi von der Wand, steckte meine Beretta, die Liebesbriefe, ein paar Unterhosen und zwei T-Shirts ein. Was weiß ich denn, wie lang sowas dauert! Und irgendwie war ich völlig verpeilt. Dachte durch die Berichte, ich könne nie wieder zurück! Nur vergaß ich dabei, dass ich im vierten Stock einer Neubauwohnung wohnte ... Tja, sowas kommt von sowas! Gottseidank kam meine Mum kurz nachdem Höfi sein Auto aus dem bereits auf der Straße stehenden braunen, ekelhaften Wasser gerettet hatte und brachte mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Meine ältere Nachbarin meinte wie wir, in ihrer Wohnung bleiben zu können. Wir aßen noch Abendbrot auf dem Balkon, nachdem der Strom und das Wasser weggegangen waren. Ich weiß schon nicht mehr, ob Mum ihre Cousine da schon angerufen hatte. Denn die hatte uns angeboten, zu ihr in das Haus auf dem Berg, nicht sehr weit von mir, zu flüchten. Ja, und von hier aus haben wir seit heute vor einer Woche über Funk und Fernsehen mitverfolgt, wie unsere Stadt evakuiert, mit Sandsäcken gesichert, zum Teil geflutet und bislang teilweise wieder von den Wassermassen befreit wurde. Einige meiner Verwandten mussten mit Booten oder Helicoptern gerettet werden. Hinterließen Teile ihres Besitzes der Macht der Natur. Es ist so furchtbar, was hier innerhalb der letzten Woche passiert ist und was diese Sintflut aus unserem schönen Dresden, den angrenzenden Ortschaften und großen Teilen Ostdeutschlands gemacht hat! Und wer weiß, was die fünfzehn Kilometer breite Seenlandschaft noch alles mitreißt? Manch einer hat sicher noch nie gehört von Orten wie Grimma, Glashütte, Torgau, Wittemberge, Dessau, Mühlberg, Bitterfeld oder Bad Schandau/Riesa.

Um vielleicht das Unheil mal in Zahlen zu nennen: Hier in Dresden stieg das Wasser auf fast neuneinhalb Meter und Pirna stand elf Meter unter Wasser! Bereits am Donnerstag Nachmittag wurden Bilder von Pirna im TV gebracht, wo von den Straßenschildern nur noch die Spitze aus dem Wasser ragte. Ich bin jedenfalls heilfroh, das ich die ganze Zeit im Trockenen saß und nun davon berichten kann! Ich meine wirklich vorstellen, nachempfinden oder wissen kann keiner, der es nicht hautnah miterlebt hat, wie so ein Katastrophenzustand ist! Nicht einmal ich kann das: Ich sitze hier in meinem Rollstuhl und mache mir Sorgen um meine Fotos, die noch im Elbepark liegen, der knietief im Wasser steht und in dem es nie mehr wie früher sein wird. Meine Freunde und Verwandten sagen, es sähe aus wie im Krieg und stinke wie die Pest. Und wer weiß, was uns noch blüht, durch all den Unrat und die Scheisse, die auf den Straßen schwamm und jetzt von all den freiwilligen Helfern beseitigt wird? Und ich sitze hier, erzähle großartig und habs noch nicht mal gesehen ... In unser aller Namen danke ich hiermit unseren Helfern:


THW, BW, DRK, Feuerwehr und allen privaten Helfern

und meiner Großcousine
======================
den Radiostationen:
jump 103.5, Radio Sachsen

 

Hallo Trumi!

Nachdem Du die Geschichte so schön editiert hast, verschieb ich sie wieder nach Sonstige (ich glaub, da kam sie her, oder?).
Korrigier doch bitte auch noch den Titel in der Geschichte, diesen: "!! HOCHWASSER !! (Dresden Land unter)" ;)

Da ich in einer hochwassersicheren Stadt wohne, hast Du mir mit Deinem Text, nachdem ich ihn nun auch gut lesen konnte, die Ängste ein bisschen näher gebracht, die man haben kann, wenn unter einem alles davonschwimmt. Aber auch, daß es zu Beginn vielleicht gar nicht so ernst genommen wurde, da ja auch die Nachbarin glaubte, sie könne im Haus bleiben, weil sie ja ohnehin genug hoch oben ist.
Daß Dein Protagonist* im Rollstuhl sitzt, erschwert die Situation natürlich zusätzlich, - das kommt allerdings nicht sehr hervor aus Deiner Geschichte. Vielleicht überlegst Du Dir, wie Du das noch ein bisschen verstärken könntest?
Wenn Du die Geschichte bewußt aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers erzählst (am Anfang der Geschichte bekommt man das gar nicht mit), wird sie glaub ich auch für mehr Leute interessant. Viele haben ja selbst das Hochwasser erlebt und für die ist es nichts Neues. Aber im Rollstuhl sitzen wohl die wenigsten - ich denke, man spürt dabei das Ausgeliefertsein noch viel mehr als sonst ohnehin schon. - Versuch, das rauszuarbeiten. Aber nicht durch Sätze wie "Mir geht es schlecht, weil ich im Rollstuhl sitze", sondern etwa durch die Angst, nicht von selbst aus dem Haus zu kommen, wenn niemand an ihn denkt und ihn abholt. ;)

*"Protagonist" ist jeweils der, um den es geht, in einer Geschichte, ob sie fiktiv oder real ist. Ich persönlich tu mir leichter, wenn ich auch bei realen Geschichten in der Diskussion mich als Protagonistin bezeichne, bzw. in der dritten Person über mich als Protagonistin spreche. Man hat dann mehr Abstand und kann mit den Kritiken besser umgehen - ich jedenfalls. Ist aber nur ein Tip. :)

Alles liebe,
Susi

 

verschieb ich sie wieder nach Sonstige (ich glaub, da kam sie her, oder?).

Eigentlich stand sie in Alltag, aber sie wäre sowieso hier gelandet, zumal dieses Forum ein passableres Umfeld für diese Geschichte ist.

 

JA WI?T IHR; IN DER GESCHICHTE SOLLTE MEHR DER AUSNAHMEZUSTAND IN DRESDEN UND UMGEBUNG ZUM AUSDRUCK KOMMEN!
Ich wollte nicht mein persönliches schicksal in den vordergrund stellen.
da ich noch eher weniger große probleme damit hatte.
mir gelang es gottseidank rechtzeitig in sicherheit zu gelangen!
Ich wollte mehr davon berichten als mich bejammern!
Mein haus hat zwar heute noch unter den folgen zu leiden, doch ich konnte in mein zuhause zurückkehren
und weiter leben ohne so erhebliche verluste, wie mancher in glashütte, dipoldiswalde oder grimma !!!
Ich seh mich nicht als "Helden" der geschichte,
warum auch?!
Was hab ich denn geleisted im gegensatz zu all den dresdnerinnen und dresdnern, die staudämme bauten, sandsäcke füllten oder menschen retteten?!

 

Und zum Alltag wollen wir ein Hochwasser ja wirklich nicht werden lassen. ;)

 

Dein wort in gottes ohren !!
"Spezialisten" sagen ja ein noch gewaligeres hochwasser für dieses jahr voraus ...

 

Trumi, das war nur ein Vorschlag/Tip, ein Gedankengang von mir. Nehmen mußt Du ihn nicht...
Ich nehm auch nicht alle Tips an - aber nachdenken tu ich über jeden. ;)

Alles liebe,
Susi

 

Seht ihr, so gefällt mir das!
Wir diskutieren über das geschehene.
kurz nach dem ereignis war ich mal im chat.
da erwänte ich, das ich flutopfer sei.
und?
Ich wurde weggeklickt ...

 

ich hab auch recht erschütternde luftaufnahmen von meinem wohngebiet.
wäre cool, wenn ich diese hier zeigen könnte?!

 

Wenn es Dir mehr um die Diskussion geht, wäre der Kaffeekranz doch geeigneter, oder? Dort gibt es ja schon einen Hochwasser-Thread.

 

"Spezialisten" sagen ja ein noch gewaltigeres hochwasser für dieses jahr voraus ...
Da die Pole schmelzen, wird es vermutlich mit jedem Jahr schlimmer. Neulich hörte ich, daß es nur mehr ein paar Jahrzehnte sind, dann stehen 2/3 von Europa unter Wasser...

 

Hallo Trumi,

herzlich willkommen auf kg.de! :)

Da ich an einem Fluss wohne, der auch regelmäßig Hochwasser hat (kürzlich erst), kann ich ein bisschen nachempfinden, wie es Menschen geht, die davon betroffen sind. Glücklicherweise wohne ich auf einer Anhöhe und hab daher nicht direkt mit Hochwasserschäden und den Ängsten davor zu tun.

So, wie Du es schilderst, laufen wohl viele Hochwasserkatastrophen ab. Zunächst steigt das Wasser langsam an, dann wird diskutiert und erstmal neugierig zugeschaut (Anwohner und „Hochwassertouristen“). Alles geht eigentlich noch seinen gewohnten Gang, nur ist dieses Kribbeln da bei denen, die zu nah am Wasser wohnen. Dann wird es irgendwann brenzlig und dramatisch. Hilflosigkeit, Fassungslosigkeit, das alles hast du gut beschrieben.

Was mich an deinem Text etwas gestört hat, ist die Tatsache, dass Du keine Absätze gemacht hast. So finde ich, dass er etwas schwer zu lesen ist. Es fehlt mir die Gliederung.

Sätze wie „Boar, so ganz geheuer war mir das echt nicht!“ haben mir nicht so gut gefallen. Vielleicht überdenkst Du das noch einmal. Überarbeitungen können nicht schaden. :)

Die Sache mit dem Rollstuhl hast Du eher beiläufig erwähnt. Häferl hat es schon gesagt: Das solltest Du weiter vorne schon einbauen, weil es meiner Ansicht nach keine unwichtige Information ist. Deshalb ist es ja nicht so, dass Du das in der Vordergrund hebst. Nur erwähnen würde ich es etwas früher.

Viele Grüße

Christian

 

hmmm, die absätze sollte ich ja raus machen ...
die bezeichnung "Land unter" ist amtlich so vorgesehen!
Ich hab mir für 10€ die chronic der flut auf video gekauft.
darin kommt der ausspruch mehrfach vor! ;)
Durch meine behinderung wurde ich förmlich von einigem verschont.
ich konnte nicht mit helfen!
Also warum den so betonen??
Aber wenn euch so viel daran liegt, schreib ich morgen nachmittag 'nen hochwasserbericht aus rollis blickwinkel! ;)
So long.
nächtle ihr lieben! :)

 

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