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Historischer Roman – Glaubwürdigkeit der Sprache
Ich schreibe zur Zeit an einem historischen Roman. Die Handlung spielt im 16. Jahrhundert, doch ich verwende die heutige Sprache. Auch in den Dialogen wird die Höfflichkeitsform Sie statt Ihr bzw. Er verwendet. Der Pfarrer wird zwar noch als Hochwürden angeredet, alle anderen aber als Herren und Frauen ev. mit ihren Titeln (Herr Bürgermeister, Herr Vogt).
Doch nun ist ein Problem aufgetaucht: Es sollte ein offizielles Schriftstück diktiert, geschrieben oder gelesen werden, und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich die damals üblichen Formen bzw. Floskeln verwenden soll.
Luther schrieb zum Beispiel in einem Brief so: Fürsichtigen und weisen Herrn Hieronymo Mühlpfordt, Stadtvogt zu Zwickau, meinem besondern günstigen Freund und Patron, entbiete ich, genannt D. Martinus Luther, Augustiner, meine willigen Dienste und alles Gute.
Aber es gibt auch: Hochwohlgeboren wollen gütigst entschuldigen, …
Die offiziellen Schriftstücke von Amt(sperson) zu Amt(sperson) bedienen sich einer noch geschwollenen Sprache. Und bei mir geht es eben um eine/n Bericht/Anzeige einer Amtsperson an eine höhergestellte Persönlichkeit, und leider muß der genaue Wortlaut irgendwann – spätestens vor Gericht - bekannt werden.
Mir widerstrebt es, diese Form bzw. Sprache zu verwenden, doch andererseits weiß jeder, daß damals anders – nämlich so wie oben angegeben - geschrieben wurde, und wenn ich das nicht so schreibe, dann gibt es vielleicht ein Glaubwürdigkeitproblem.
Was meint ihr?