Was ist neu

Hinter der Theke

Mitglied
Beitritt
17.02.2013
Beiträge
4
Zuletzt bearbeitet:

Hinter der Theke

Wie jeden Tag nach der Uni ging ich die kleine Seitenstraße nahe der Bibliothek entlang. Zu meiner Linken befand sich eine alte Mauer, die zwischen mir und einem Park oder Ähnlichem lag. Diese war von Moos und Efeu bedeckt und kaum noch als halbwegs normale Mauer erkennbar. Zudem blockierte sie bereits ein gutes Drittel der Breite meiner Route. Zu meiner Rechten befand sich besagte Bibliothek und diverse Geschäfte, die sich aufgrund ihrer ungünstigen Lage vermutlich kaum noch über Wasser halten konnten. Ich ging vorbei an dem Musikgeschäft mit dem zerbrochenen Fenster, das seit gut 4 Monaten immer noch nicht ausgetauscht wurde, an einem unscheinbaren aber dennoch gemütlich wirkenden Café, in welchem ich nur selten Kunden sehen konnte und schließlich an einer heruntergekommenen Videothek, in welche ich mich nie traute, hinein zu gehen, weil der Besitzer Gerüchten zufolge eine kriminelle Vergangenheit und eventuell auch Gegenwart hatte.
Nachdem ich diese Geschäfte passiert habe und schon die lauten und aufdringlichen Geräusche der Fußgängerzone hörte, wurde mir etwas unwohl, da ich nun die schützende Obhut der Mauer und Häuserreihe mit kleinen Geschäften verlassen musste. Bei dem Gedanken an die Menschenmassen, die sich scheinbar orientierungslos aneinander vorbei schoben, erschien mir die Videothek noch das geringste Übel zu sein. Der Übergang von der Seitenstraße zu der Fußgängerzone fühlte sich wie ein Sprung in eine andere Zeit an, von der behaglichen Vergangenheit in die konsum- und leistungsorientierte sowie viel zu hektische Zukunft. In der Fußgängerzone angekommen, folgte ich einem Menschenstrom, der mich zu meinen Ziel führen sollte. Dieses Ziel war der einzige Grund, wieso ich mich durch diesen See der Oberflächlichkeit kämpfte. Nach etwa 100 Metern erreichte ich es und sah die grüne Aufschrift „Starbucks Coffee“. Sofort fiel mir das kleine Café der Seitenstraße ein, welches ich eigentlich bevorzugt hätte. Aber ich war schließlich nicht wegen dem guten Kaffee oder dem Internet-Zugang hier. Der Grund meines regelmäßigen Erscheinens befand sich hinter der Theke.
Seit einigen Monaten war eine neue Angestellte beschäftigt. Dreimal die Woche erschien sie zu ihrer Arbeit, am Montag, Mittwoch und Freitag. Also entschloss ich mich, ebenfalls an diesen Tagen zu kommen. Ihr Namensschild verriet mir, dass sie wohl Nina heißen musste. Noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gesehen. Ihre dunklen, fast schwarzen, Haare fielen in leichten Wellen bis unter ihre Schultern. Ihre ebenfalls dunklen Augen erweckten in mir Freude und Furcht zu gleich. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals eine Frau kennenzulernen, die auch nur ansatzweise mit ihr vergleichbar wäre. Obwohl ich sie nicht wirklich kannte, glaubte ich, dass sie so nahe wie kein anderer Mensch an die Perfektion kam. Über ihren Charakter wusste ich nur das, was ich von Gesprächen mit ihren Kollegen auffangen konnte. Doch dies reichte, um in mir die Fantasie zu wecken, sie sei vollkommen. Ihre Interessen deckten sich scheinbar weitgehend mit meinen. Elvis, klassische Filme und gute Bücher waren Themen, über welche sie oft sprach.
Noch vor der Tür stehend spielte ich das Szenario in meinen Gedanken nach. Mit zittriger Hand würde ich die Tür öffnen und den Geruch von massenproduzierten Kaffee wahrnehmen. Daraufhin würde ich Nina sehen und ihr unverwechselbares Lächeln, das mir jedes mal den Atem stocken ließ. Ich würde auf sie hinzugehen und dieses mal mehr als nur ein flüchtiges „Hallo“ herausbringen. Doch die ersten Zweifel ließen nicht lange auf sich warten: „Hat sie überhaupt Interesse an einer Person wie mir? Was werde ich ihr sagen? Weiß sie, dass ich existiere und extra ihretwegen dreimal pro Woche komme und einen überteuerten Kaffee kaufe?“
Trotz dieser Zweifel nahm ich allen Mut zusammen und öffnete, wie vorhergesagt, mit zittriger Hand die Tür. Ich war fest entschlossen, wenigstens ein kurzes Gespräch mit ihr zu führen. Doch als ich zu der Theke sah, war sie nicht da.

 

Lieber Rocket Koala,

ein nettes Thema, die phantasievolle Verklärung einer, die Schwärmerei für eine Unbekannte. Auch das Bewusstsein, eigentlich nicht viel von ihr zu wissen, die Ängstlichkeit, sie näher kennenzulernen.

Allerdings finde ich den Vorspann - das Gehen durch die Straßen - etwas zu lang geraten, das Ende dagegen zu abrupt.

Schöne Grüße,

Eva

P.S. Starbuckskaffee ist Fair-trade, daher nicht überteuert finde ich :-).

 

Vielen Dank für die Beurteilung :) Mein Gedanke hinter dem langezogenen Anfang und dem abrupten Ende war, dass man sich "früher" für die Dinge noch Zeit genommen hat und heute alles auf Schnelligkeit ausgelegt ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rocket Koala,

Diese war von Moss und Efeu bedeckt
Moos

Zudem blockierte sie bereits ein gutes Drittel der Breite meiner Route.
Ich kann nur mutmaßen, was das heißen soll: Die Mauer ragte ein wenig auf den Gehweg hinaus?

das seit gut 4 Monaten immer noch nicht ausgetauscht wurde,
Zahlen bis zwölf werden i.d.R. ausgeschrieben, außerdem fände ich hier Vorvergangenheit passender

nie traute, hinein zu gehen, weil
hineinzugehen

Nachdem ich diese Geschäfte passiert habe
Vorvergangenheit

der Mauer und Häuserreihe mit kleinen Geschäften verlassen musste.
pure Wiederholung = langweilig

scheinbar orientierungslos aneinander vorbei schoben
vorbeischoben

von der Seitenstraße zu der Fußgängerzone
zur

Ihr Namensschild verriet mir, dass sie wohl Nina heißen musste.
Du hast einige Umständlichkeiten. Warum nicht so was wie "Laut ihrem Namensschild hieß sie Nina"?

das mir jedes mal den Atem stocken ließ.

und dieses mal mehr als nur ein flüchtiges „Hallo“

jedes Mal

So. Leider gefällt mir dein Text nicht. Er enthält einige Umständlichkeiten und ist dabei auch noch altmodisch, was ich ziemlich nervig fand. Beispiele:

von der behaglichen Vergangenheit in die konsum- und leistungsorientierte sowie viel zu hektische Zukunft

folgte ich einem Menschenstrom, der mich zu meinen Ziel führen sollte. Dieses Ziel war

Café der Seitenstraße ein, welches ich eigentlich bevorzugt hätte.

Ihre ebenfalls dunklen Augen erweckten in mir Freude und Furcht zu gleich.

Themen, über welche sie oft sprach.

Das macht einfach keinen Spaß zu lesen.
Manches fand ich außerdem geradezu pathetisch, z.B.
wieso ich mich durch diesen See der Oberflächlichkeit kämpfte.

Auch deinen "Gedanken" hinter dem Ganzen finde ich nicht schlüssig: Wie kritisierst du denn die Schnellebigkeit der heutigen Zeit, indem Nina dann halt nicht da ist?
Verläuft die Zeit so schnell, dass Nina dort zu arbeiten aufgehört hat, während der Erzähler im Schneckentempo Mauer und Geschäfte betrachtet hat?

Viele Grüße,
Maeuser

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom