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Hinter der grünen Tür

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30.12.2020
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Hinter der grünen Tür

„Atropos, Liebes?“, fragte mein Vater erneut, nahm einen Bissen von seiner Gabel und wartete auf eine Antwort.
„Nenn mich nicht so“, zischte ich durch meine aufeinandergepressten Zähne und rührte auf meinem Teller herum.
Meine beiden jüngeren Schwestern verstummten und sahen erst mich an, dann betreten zu meinem Vater. Der Blick, den sie wechselten, sprach Bände. Mein Vater legte das Besteck beiseite und faltete die Hände. Sie zeugten von jahrelanger, harter Arbeit. Obwohl seine Stimme ruhig klang, zeigte die tiefe Falte auf seiner Stirn die Mischung aus Besorgnis und Wut.
„Du kannst dein Erbe nicht länger verleugnen. Es ist Zeit, es anzunehmen.“
Da ich weiterhin starr mein Essen fixierte, sprach er nun zu meinen Schwestern.
„Es ist eine Ehre.“
Alle nickten und aßen beruhigt weiter. Als wäre alles gesagt.
„Und was genau ist die Ehre?“, löste ich mich aus meiner Starre und hob herausfordernd den Kopf.
„Was meinst du?“, fragte Klotho und schaute mich verständnislos an.
„Halt dich da raus, Klotho!“ Aber als meine andere Schwester Lachesis beruhigend ihre Hand auf meine legen wollte, war ich nicht mehr zu stoppen. „Ihr beide! Nur weil ihr nicht mal einen Gedanken daran verschwendet habt, woraus dieses Erbe besteht, muss ich lange nicht das selbe tun!“
„Aber ohne dich geht es nicht mehr lange gut! Wir beide können deine Aufgabe nicht ewig übernehmen. So war es nicht vorhergesagt! Wir müssen zusammenhalten, denn wir kommen gegen das Schicksal nicht an“, rief Lachesis und ergriff meine Hand nun doch. Ihre Finger packten fest zu. „Wir drei“, lächelte sie in die Runde.
Klotho sah mich fragend an, wartete auf meine Zustimmung.
„Ihr habt es doch bisher gut alleine hinbekommen. Warum könnt ihr mich nicht raushalten …“, fragte ich zum wahrscheinlich tausendsten Mal. Und obwohl ich die Antwort kannte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
„Das Schicksal will es so. Drei Schwestern“, sagte mein Vater.
Der Satz klang endgültig und das war er auch. Denn war das Los einmal gezogen, konnte man es nicht mehr abwenden. Ich sah auf unsere verschränkten Hände und musste gegen die Tränen kämpfen. Schicksal. Ein einziges Wort, das mein gesamtes Leben prägte. Doch so war es nicht immer gewesen. Meine Kindheit lebte von Hoffnungen, Träumen von einem freien Leben, losgelöst von meiner Familie. Träume, die sich niemals werden erfüllen können, das wusste ich jetzt. Denn meine Schwestern wurden geboren und es kam der eine Tag, an dem mein Leben in einen Käfig gesperrt wurde. Es war der Tag, an dem wir unsere Aufgabe erhielten. Unser Erbe, wie es meine Familie so schön sagte. Als das Orakel erschien, ich geblendet war von dieser Gestalt aus Licht und Verheißung und die Zeit für einen endlosen Moment stehenblieb, spürte ich die Veränderung. Die Luft sirrte, als sie die sanfte Stimme trug, die uns verkündete, dass wir die Nächsten sein würden. Erst verstand ich nicht, was sie uns sagen wollte. Die Worte schienen auf eine Wand zu treffen und abzuprallen, sodass ich sie nicht hören konnte. Wie in Trance stand ich dort bis das Orakel verschwand und sich die Sätze langsam ihren Weg in meinen Verstand bahnten. Wir wurden erwählt, hieß es. Als die Moiren, die Schicksalsgöttinnen. Drei Schwestern, deren eigenes Schicksal es war, über das Schicksal Anderer zu richten. Über den Tod zu richten. Als meine Schwestern alt genug waren, nahmen sie ihre Pflicht sofort an, samt den Namen, die mit der Aufgabe weitergegeben wurden. Sie stellten die Voraussagung des Orakels nie infrage. Ihnen fiel es leicht, denn ihr Teil war einfach. Spinnen und messen sollten sie jeden einzelnen Lebensfaden. Doch ich konnte nicht ein Teil davon sein, von all dem. Denn waren die Fäden einmal gesponnen, waren ihr Ende und das des Lebens, welches daran hing, bereits beschlossen. Sie mussten zerschnitten werden. Mir wurde übel. Wieso ich?, fragte ich mich immer, immer wieder. Wieso wurde ausgerechnet ich erwählt, als die Eine, die über das Ende aller entschied? Wie könnte ich diese Bürde ertragen - die Last, wenn irgendwann der Tag kam, an dem ich über das Leben eines jeden würde richten müssen, auch über das meines Vaters? Wie könnte ich je mit der Schuld leben ... . Mir wurde schwarz vor Augen. Nie wollte ich in dieses Leben gezwängt werden, aus dem ich nie wieder würde herauskommen können. Doch war der Pakt einmal besiegelt, waren wir gefangen, bis Andere an unsere Stelle treten sollten. Meine Stimme klang wie aus weiter Ferne.
„Darf ich aufstehen?“, fragte ich heiser, doch war schon zur Tür hinaus.
Ich hörte noch, wie mein Vater erschöpft etwas murmelte, aber ich konnte es nicht mehr verstehen. Draußen lehnte ich mich gegen die Tür und hätte am liebsten geschrien. Ich trat gegen einen großen Stein und fluchte, als der Schmerz mein Bein hochschoss und spürte nun, wie meine Verzweiflung brach und tiefe Schluchzer aus mir sprudelten. Und so stand ich da und weinte. Um mein eigenes Leben, das ich nie würde leben können, und die Verantwortung, die ich nie haben wollte. Weinte vor blinder Wut gegen die Welt, die mich zu erdrücken drohte.

In der Nacht träumte ich. Es war derselbe Traum, der mich immer wieder überkam. Nachts, wenn ich am verwundbarsten war, krochen seine Finger lautlos zu mir hinauf. Lockten mich zu sich heran, um dann fest zuzupacken. Jede Nacht stand ich in dem grau gestrichenen Flur und nahm den ratternden Ton hinter einer der Türen wahr. Ich lehnte mich sachte mit dem Ohr an das grün lackierte Holz und lauschte den Stimmen.
„Nein, nein, nicht da hinlegen, Klotho. Und wo ist denn nun die Schere?“, schimpfte Lachesis und ließ scheppernd etwas fallen.
Klotho schnaufte und das stetige Klappern verstummte für einen Moment.
„Du bist einfach zu langsam. Das Messen der Fäden ist doch lange nicht so schwer wie das Spinnen!“
„Wie bitte?!“, rief Lachesis wiederum. „Du bist ja nur so schnell mit deiner Spinnerei, weil mein Messen wesentlich wichtiger ist und auch mehr Zeit braucht.“
Es folgte Stille und ich presste mein Ohr fester an das Holz. Als Lachesis weitersprach, klang ihre Stimme leise und brüchig.
„Es ist einfach nicht richtig ohne sie …“
Mein Körper versteifte sich. Ich löste mich und wollte weitergehen, wie jedes Mal.
Doch etwas war anders. Plötzlich nahm ich das scharfe Zischen einer Schere wahr. Sie rief nach mir, flüsterte meinen Namen. Erinnerte mich daran, dass sie auf mich wartete. Das Metall rauschte durch die Luft und die Welt hielt ihren Atem für einen Moment an. Es hatte etwas Endgültiges. Als sie zuschnappte, stellten sich mit einem Mal alle feinen Härchen an meinem Körper auf und ich rannte.

Am nächsten Morgen fiel es mir schwer, den Traum, der sich mit aller Macht an mich klammerte, abzuschütteln. Ich ignorierte das Tuscheln meiner Schwestern, das sofort verstummte, wenn ich den Raum betrat. Aber vor allem ignorierte ich die Sorgenfalten auf der Stirn meines Vaters, die sich seit langem dort eingegraben hatten. Als ich gefrühstückt und mich fertig gemacht hatte, ging ich zur Tür hinaus. Ich musste raus. Einfach weg aus diesem Haus, das ich schon seit zu langer Zeit nicht mehr Zuhause nennen konnte, das mich mit seinen Wänden aus Erwartungen erdrückte, um die ich nie gebeten hatte. Und auch ohne mich umzudrehen wusste ich, dass Klotho und Lachesis bereits in dem Zimmer saßen. Hinter der grünen Tür, die mir jede Nacht in meinen Träumen erschien. Meine Schwestern hatten von einer alten Frau gesprochen, das hatte ich noch gehört. Kurz bevor ich hinausging, hatte ich diese nebensächliche Information gehört, die sich dennoch tief in mein Gedächtnis einprägte. Ich schlenderte hin und her, doch innerlich wusste ich, dass ich zu dem Ort wollte. Und so stand ich nun dort vor einem weiß gestrichenen Zaun. Sah der alten Frau zu, die erschöpft von der Arbeit ihren Korb abstellte und sich auf einen Baumstumpf fallen ließ. Es wird nicht mehr lang dauern, dachte ich und spürte wieder diesen Kloß in meinem Hals aufkommen. Vor meinem inneren Auge sah ich die Tür von gestern Abend.
Klotho, an ihrem Spinnrad, wie sich das Rad stetig drehte und sie einen Faden zog, der so zart war, dass er davonflöge, würde man ihn nicht festhalten. Der Faden war lang, zeugte von den vielen Jahren, die gelebt wurden. Die alte Frau stützte die Hände auf die Knie und zog sich mühsam wieder hoch. Lachesis nahm den Faden und maß ihn. Sah das Leben, das sich in ihm fand. Die Hoffnungen und Träume, die sich erfüllt hatten und diejenigen, die unerfüllt und vergessen bleiben würden.
Ich hatte die Schritte hinter mir nicht bemerkt. Dass da noch jemand war und die alte Frau beobachtete. Und so erschrak ich, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Es waren dieselben schlanken Finger von damals. Mir war schon lange bewusst, dass das Orakel ungeduldig wartete - forderte, dass ich mich fügen würde. Der Kampf tobte in mir, versuchte immer noch, abzublocken, doch nun war der Tag gekommen. Wo mir die Gestalt damals sanft und verständnisvoll erschien, stand sie nun hinter mir und packte mich fest und entschlossen an den eingezogenen Schultern. Zwang meinen sich windenden Körper dazu, sich dem Schicksal zu fügen. Die Tränen strömten mir mittlerweile in Bächen über das Gesicht, doch ich hatte keine Kraft mehr, sie aufzuhalten. Ich spürte, wie mein Wille brach - dass ich nicht mehr kämpfen konnte. Das kühle Metall der Schere war wie ein Schock auf meiner heißen Haut, als ich sie zitternd und ohne hinunterzusehen in die Finger nahm. Aus dem Augenwinkel nahm ich Lachesis und Klotho wahr, die ebenfalls gekommen waren. Sie standen dicht hinter mir und sahen mich mit steinerner Mine an. Doch ich konnte ihnen nicht ins Gesicht sehen. Eine von ihnen legte etwas in meine Handfläche. Nun senkte sich mein Blick und fing sich unmittelbar in dem satten, verführerischen Gold des hauchdünnen Fadens. Er wickelte sich um meine Finger und wand sich immer wieder um die eigene Achse, als wolle er sich in sich selbst verstecken. Doch ich wusste, was meine Aufgabe war.
Ich blickte wieder hoch, zu der alten Frau, davorn im hohen Gras. Eine Stimme rief aus weiter Ferne nach ihr, doch sie drehte sich nicht um. Sie stand einfach da, die Hände in die Hüfte gestemmt und blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. Die letzten Strahlen strichen sanft über ihr Gesicht und ihre Lippen verzogen sich langsam zu einem seligen Lächeln. Und mit einem Mal war es da. Das Zischen der Schere, ganz vorn in meinem Kopf. Für immer dort eingebrannt. Und das Auftreffen des Metalls auf dem harten Stein, als meine steifen Finger die Schere nicht mehr halten konnten. Ich blickte mich nicht mehr um, als ich ging. Stapfte einfach mit starren Schritten in irgendeine Richtung und warf keinen Blick mehr auf die alte Frau im Gras, die da lag wie eine Marionette, der ich die Fäden durchgeschnitten hatte.

 

Moin, moin @Waldläufer ,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern, schön, dass Du zu uns gefunden hast. Wenn ich das richtig gesehen habe, kommentierst Du bereits, super.
Ich hab mich a) von Deinem Nickname und b) von dem Titel anlocken lassen und nun mit Spannung Deine Geschichte gelesen. Und das will ich vorweg sagen - Spannung baust Du finde ich gut auf. Auch die Idee der Geschichte, das Zehren zwischen Pflicht/Ehre und eigenem Willen empfinde ich als interessante Idee, aufgehängt an der bekannten Geschichte der drei Moiren.
Ich habe die Geschichte gerne gelesen, dass nur vorweg, denn jetzt kriegst Du einiges an Handwerklichen, lass Dich nicht verwirren, immer Schritt für Schritt. Und es ist nur meine subjektive Meinung ...

Hinter der grünen Tür
Den Titel finde ich gut, einfach und Spannungsaufbauend

„Atropos?“, fragte die Stimme erneut und wartete auf eine Antwort. „Nenn mich nicht so.“, flüsterte ich leise und rührte mit zusammengepressten Lippen auf meinem Teller herum.
Mit dem Titel im Kopf habe ich hier aber ein ganz anderes Bild. Für mich fragt die Stimme durch eine Tür hindurch. Erst dann entsteht das Bild eines Tisches mit essenden Personen. Generell wäre egal, welches Geschlecht der/die/das rot hat, aber für Deine Geschichte ist nunmal "drei Schwestern" vorgegeben. Ich gestehe, ichhatte die Namen nicht mehr drauf und Atropos klingt für mich nicht unbedingt weiblich. Vielelicht einen kleinen Hinweis einbauen?

dann betreten zu meinem Vater.
Oh! Und warum ist es dann vorher nur eine Stimme? Sie weiß doch, das es der Vater ist. Unnötig verwirrend, denke ich.

Sie waren rau und ledrig, wie bei jemandem, der sein Leben lang gearbeitet hatte. Dem das Leben nie etwas geschenkt hatte.
Hier fiel es mir zum ertsen Mal auf, aber es gibt viele solche Stellen. Du erklärst eine schön gezeigte Sache noch mal. Den Fehler kenne ich von mir. Trau dem Leser ruhig, normalerweise erschließt sich das schon, dass der Mann hart gearbeitet hat, im Zweifelsfall die Beschreibung konkretisieren. z.B. Die Schwielen vom Schmiedehammer wölben sich auf dem Daumenballen (nicht gut, noch zu früh). Außerdem würde ich den Text nochmal auf so altbekannte und damit auch ausgelutschte Formulierungen wie die hervorgehobenen durchschauen, versuche es individueller.

„Du kannst dein Erbe nicht länger verleugnen. Es ist Zeit, es anzunehmen.“ Da ich weiterhin mein mittlerweile zermatschtes Essen fixierte, sprach er nun zu meinen Schwestern. „Es ist eine Ehre.“ Alle nickten und aßen beruhigt weiter. Als wäre alles gesagt. „Und was genau ist die Ehre?“, löste ich mich aus meiner Starre und hob herausfordernd den Kopf. „Was meinst du?“, fragte Klotho und schaute mich verständnislos an. „Halt dich da raus, Klotho!“, aber als Lachesis beruhigend ihre Hand auf meine legen wollte, war ich nicht mehr zu stoppen. „Ihr beide! Nur weil ihr nicht mal einen Gedanken daran verschwendet habt, woraus dieses Erbe
Hier solltest Du wirklich umbauen. Schau mal in ein Buch oder eine Kurzgeschichte hier. Der Lesefreundlichkeit halber trennnt man die wörtliche Rede auf. Normalerweise nach Sprecherwechsel. Das würde dann so aussehen ...

„Du kannst dein Erbe nicht länger verleugnen. Es ist Zeit, es anzunehmen.“
Da ich weiterhin mein mittlerweile zermatschtes Essen fixierte, sprach er nun zu meinen Schwestern. „Es ist eine Ehre.“
Alle nickten und aßen beruhigt weiter. Als wäre alles gesagt.
„Und was genau ist die Ehre?“, löste ich mich aus meiner Starre und hob herausfordernd den Kopf.
„Was meinst du?“, fragte Klotho und schaute mich verständnislos an.
„Halt dich da raus, Klotho!“, aber als Lachesis beruhigend ihre Hand auf meine legen wollte, war ich nicht mehr zu stoppen.
„Ihr beide! Nur weil ihr nicht mal einen Gedanken daran verschwendet habt, woraus dieses Erbe ...

„Aber ohne dich geht es nicht mehr lange gut! So war es nicht vorhergesagt! Wir müssen. Sie zitterte.
Wer zittert? Die Schwester oder die Hand?

Warum könnt ihr mich nicht raushalten…“,
Leerzeichen zwischen den drei Punkten und dem Wort, wenn Du einen Satzteil weglässt. Wenn Du einen Wortt... weglässt, kommen die Punkte direkt im Anschluß.

Meine Kindheit war schön, unbeschwert - ich lebte wie ein normales Kind, das alles für möglich hielt.
wieder so allgemeinbekannte Formulierungen, schau doch mal, ob Dir nichts Besonderes einfällt.

Als das Orakel erschien und die Zeit für einen Moment stehenblieb, spürte ich die Veränderung. Die Luft sirrte, als sie die engelsgleiche Stimme trug, die uns verkündete, dass wir die Nächsten sein würden.
Das finde ich richtig gut, von Spannungsaufbau her. Jedenfalls funktioniert es bei mir.

Als die Moiren, die Schicksalsgöttinnen. Drei Schwestern, deren eigenes Schicksal es war, über das Schicksal Anderer zu richten. Über den Tod zu richten. Als meine Schwestern alt genug waren, nahmen sie sofort an,
Ich fragte mich allerdings die ganze Zeit, wie alt Du Dir Deine Protagonistin vorstellst - ich sehe da ein junges Mädchen, aber konnte sie die Entscheidung solange rausschieben? Und ist die Formulierung "über den Tod richten" korrekt?

Wollte nicht in diese Schublade gezwängt werden, aus der ich nie wieder würde herauskommen können. Denn war der Pakt einmal besiegelt, waren wir gefangen bis wir starben.
Auch Schublade erscheint mir hier nicht die richtige Formulierung.

fragte ich noch, doch war schon zur Tür hinaus. Ich hörte noch,
Passiert Dir wirklich nicht oft, hier fiel mir die Dopplung auf.

Ich trat gegen einen großen Stein und fluchte, als der Schmerz mein Bein hochschoss, und spürte nun, wie der Damm aus Tränen brach und sich tiefe Schluchzer an die Oberfläche quollen. Und so stand ich da und weinte. Vor blinder Wut gegen die Welt, die mich zu erdrücken versuchte.
:Pfeif:

Plötzlich nahm ich das scharfe, metallische Zischen einer Schere wahr. Sie zischte durch die Luft und die Welt hielt ihren Atem für einen Moment an. Es hatte etwas Endgültiges. Als sie zuschnappte, stellten sich mit einem Mal alle feinen Härchen an meinem Körper auf und ich rannte.
auch das gefiel mir sehr gut. Hier machte es für mich Spannung, ich frage mich, wer schneidet?

Einfach raus aus diesem Haus, dass ich schon seit zu langer Zeit nicht mehr Zuhause nennen konnte.
Das kommt mir hier zu unmotiviert. Sie hat ein Problme mit der von ihr erwarteten Aufgabe, aber warum sollte es dann nicht ihr Zuhause sein. zeige es mir.

Und auch ohne mich umzudrehen wusste ich, dass Klotho und Lachesis bereits in dem Zimmer saßen.
spannend

Sah der alten Frau zu, die erschöpft von der Arbeit ihren Korb abstellte und sich auf einen Baumstumpf fallen ließ. Es wird nicht mehr lang dauern, dachte ich und spürte wieder diesen Kloß in meinem Hals aufkommen.
sehr schön!

Doch ich wusste, was meine Aufgabe war. Ich blickte wieder hoch, in die Ferne zu der alten Frau, die im hohen Gras stand
Warum ist sie mit einemmal so fern, habe ichetwas überlesen?

Und mit einem Mal war es da. Das Zischen der Schere, ganz vorn in meinem Kopf. Für immer dort eingebrannt.
Einerseits gefällt es mir, aber genaugenommen sagst Du nie, das Sie ihre Aufgabe annimmt. Wer schneidet hier. Und wer hat solange eigentlich die Lebensfäden durchtrenn, das frage ich mich die ganze Zeit?
Aber Waldläufer, ich bleibe dabei, die Geschichte ist gut, feile noch ein bisschen dran, vor allem warte aber auch Kommentare von anderen ab, dies ist ja nur meine Meinung.
Allerdings würde ich die Dialogformatierung gleich aufräumen, die bessere Lesbarkeit lockt sicherlich auch eher. Einfach unten auf de Bearbeitungsbutton drücken und los gehts.

Wünsche eine schönen Jahresstart
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi witch,
ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut!
Das ist meine erste Kurzgeschichte, also danke für deine guten Tipps.
Ich setze mich heute nochmal dran, formuliere die Stellen um und arbeite an der Formatierung. :)

Achso: Ich finde eigentlich auch, dass die Namen eher männlich klingen und das verwirrend ist, doch ich wollte die Originalnamen aus der Sage verwenden. Oder sollte ich einfach ausgedachte Namen verwenden? :D

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hallo,

„Atropos?“, fragte die Stimme erneut und wartete auf eine Antwort.

Das ist ganz geschickt gemacht, weil sie erneut fragt - aber hat sich die Stimme hier selbstständig gemacht? Die Stimme hat ja kein Eigenleben, so liest es sich aber. Und mit einem Dialog zu beginnen, das wirkt in den meisten Fällen zu offensichtlich, man spürt die Konstruktion, wie der Autor versucht, den Leser hineinzuziehen. Dialog verführt auch dazu, sich keine Gedanken um den Einstieg in ein echtes Setting zu machen, also wie etabliere ich Zeit, Raum, Ort? Ich habe das früher selbst oft gemacht, versuche es aber heute zu vermeiden. Tip: Präziser schreiben.

Nenn mich nicht so.“, flüsterte ich leise und rührte mit zusammengepressten Lippen auf meinem Teller herum.
Leise flüstern ist redundant. Man kann nicht laut flüstern. Das sind so Kleinigkeit, auf die es auch ankommt - präzise schreiben, auf die Redundanzen achten. Und so wie es da steht, rührt er mit seinen zusammengepressten Lippen auf dem Teller herum, also wortwörtlich: Er senkt den Schädel auf den Teller, und rührt dann mit den Lippen im Essen herum. Das ist der sich aus deinem Satz ergebende Sinn. Ich denke nicht, dass du das so gemeint hast. Richtig ist aber, aus der Mimik und Gestik eine emotionale Stimmung abzuleiten, dem Leser etwas zu zeigen, anstatt es nur zu behaupten.

Sie waren rau und ledrig, wie bei jemandem, der sein Leben lang gearbeitet hatte. Dem das Leben nie etwas geschenkt hatte.
Ich frage mich: wieso bei jemanden, der sein Leben lang gearbeitet hat? Hat das der Vater nicht getan? Dann musst du dem Leser irgendwie verkaufen, warum die Hände nur so aussehen als ob. Das ist die berühmte Tschechov'sche Pistole. Nicht die Pistole erwähnen, wenn du sie nicht in der Geschichte unterbringen wirst. Entweder es ist so, oder eben nicht. Seine Hände waren rau und ledrig. Die harte Arbeit und das ihm das Leben nichts geschenkt hat, steckt da drin.

Obwohl seine Stimme ruhig klang, zeugte die tiefe Falte auf seiner Stirn von der Mischung aus Besorgnis und Wut.
Du zeigst eine emotionale Reaktion, die tiefe Falte, und dann erklärst du sie. Das ist, würde ich mal sagen, ein Kardinalsfehler. Du vertraust deinem Personal noch nicht so ganz. Vertraue dir und deinem Leser. Erkläre deine Figuren nicht, erschaffe sie, mache sie lebendig.

Da ich weiterhin mein mittlerweile zermatschtes Essen fixierte, sprach er nun zu meinen Schwestern.
Mir kommt die ganze Story irgendwie oldschool vor. Atropos und so, ich denke an die alten Griechen oder 19 Jahrhundert. Dann kommt ein Wort wie zermatscht, und zerstört alle meine Illusionen. Es ist einfach ein unpassendes Wort für dein Klientel. Das ist wie: Der Killer tapste. Killer tapsen nicht. Worte sollten Schwerkraft besitzen, zumindest, wenn sie literarisch eingesetzt werden. Zermatschen ist keins davon.

Zuende gelesen. Es geht um die Nornen, die die Schicksalsfäden spinnen und sie, die Erzählerin, ist dafür zuständig, diese Fäden zu zerschneiden, Leben zu beenden. Sie ist quasi das Schicksal. Das Ende verstehe ich nicht ganz - zerschneidet sie da ihren eigenen Faden oder wie? Keine Ahnung. Das Problem an deinem Text ist, du raffst ihn extrem. Mich würde viel mehr interessieren, was davor passiert: Wie und warum werden ausgerechnet diese drei Töchter ausgewählt, wie läuft das mit dem Orakel, wie kann und soll ich mir das vorstellen? Das erzählst du kurz und bündig fast in einem Nebensatz, aber ich denke, da sollte die Geschichte beginnen - so nimmst du dir auch Zeit für deinen Konflikt. Sie will nicht die sein, die Leben beendet, da steckt ein moralischer Konflikt drin, der komplex ist, Fragen nach Schuld, Berechtigung und Ermessen liegen darin. Interessant. Aber das wird bei dir in einem Nebensatz erwähnt, ich spüre diesen Konflikt nicht, der wird nur angedeutet. Der Figurendruck ist nicht hoch genug: Warum lehnt sie sich dagegen auf? Ich meine, irgendwann wird sie ja auch den Lebensfaden ihres eigenen Vaters durchschneiden müssen, oder eventuell den eines Geliebten - das ist dann ihre auferlegte Pflicht, der sie nachkommen muss. Dann hat sie ein konkretes Problem, eine echte Entscheidung zu treffen, die nicht nur theoretisch ethisch ist, sondern praktisch: Faden ab, Geliebter tot, Vater tot, etc. Das, so ein Verhältnis im Text, erhöht den Druck auf die Figuren. Das ist wie die Bürde des Kommandos bei einem General, kurz vor der Schlacht - das kann man nicht simulieren. Gibt er den Befehl, werden Menschen sterben. So etwas ist nicht zu erproben, das kann man nicht testen. Das fehlt mir hier: nicht nur die Entwicklung zum Konflikt, die konstante Erhöhung der Spannung, sondern vor allem die Charakter, die in diesen Konflikt mit einer gewissen Schärfe verwickelt sind, die Tragweite des gesamten Konflikts, der tief in das Individuum eindringt.

Konstruktiv: Szenen vertiefen üben, Einstieg, Ausstieg aus Szenen, Charakter entwickeln anhand von hochindividuellen "Aufgaben", den Druck auf diese Charakter erhöhen, sie zum Handeln zwingen, auf die Wortwahl und die Präzision achten.

Gruss, Jimmy

PS: Es gibt einen berühmten Pornofilm aus den 70ern, dem Golden Age, und der heißt im Original "Beyond the green door", im Deutschen "Hinter der grünen Tür." Ich weiß nicht, wie viele Leser den heute noch kennen, aber EVENTUELL möchtest du deine Titelwahl überdenken.

 

Hi Jimmy,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar - das hat mir sehr weitergeholfen. :)
Ich werde den Text nochmal überdenken und vor allem den inneren Konflikt herausarbeiten, denn darauf kommt es ja an.
Es ist für mich noch herausfordernd, die richtige Textlänge zu finden, damit alles Wichtige reinpasst, aber es nicht so lang ist, dass es niemand liest.

Danke für den Hinweis mit dem Porno, das ist etwas ungünstig :) Ich denke trotzdem, dass ich den Titel so lasse.

Nochmals danke und liebe Grüße,
Waldläufer

 

Es ist für mich noch herausfordernd, die richtige Textlänge zu finden, damit alles Wichtige reinpasst, aber es nicht so lang ist, dass es niemand liest.

Darum würde ich mir keine Sorgen machen. Manche Texte benötigen einfach Zeit. Lass dich nicht verleiten, etwas hochzuladen, nur weil du die direkte Reaktion der Leser haben möchtest. Ich kenne das, man wird fickrig und WILL Kommentare, Response. Trotzdem lohnt es sich, kaltblütig zu bleiben, abzuwarten und den Text sich organisch entwickeln zu lassen. Es ist sonst schade, denn du verschenkst erstens Potential für einen guten Text, und zweitens auch die Möglichkeit, als Autor weiterzukommen, schließlich brauchst du Sitzfleisch, Inspiration und Willen.

 

Hallo @Waldläufer ,

ganz grundsätzlich gefällt mir deine Geschichte und deine Erzählweise gut.
Ich denke jedoch, dass du den Anfang etwas verbessern könntest und ganz grundsätzlich mehr Absätzen einbauen solltest.

„Atropos?“, fragte die Stimme erneut und wartete auf eine Antwort.
Ich gehe davon aus, dass du durch "die Stimme" Neugier beim Leser aufbauen möchtest. Da aber bereits wenige Zeilen später klar ist, dass es der Vater ist, kann es keine Neugier bei mir aufbauen, es wirkt für mich nur versucht und nicht gekonnt.

„Nenn mich nicht so.“, flüsterte ich leise und rührte mit zusammengepressten Lippen auf meinem Teller herum.
Der Punkt ist falsch, richtig wäre
„Nenn mich nicht so“, flüsterte ich leise
Das machst du durchgängig so.
„Was meinst du?“, fragte Klotho
Hier konfrontierst du mich mit einem neuen Namen, ohne dass ich eine Chance habe herauszufinden wer das ist. Das finde ich etwas ungeschickt.
P. S. ich denke nicht, dass du davon ausgehen kannst, dass alle deine Leser die Namen der Moiren kennen und dadurch erschließen können, dass es sich um die Schwestern handeln muss.

„Halt dich da raus, Klotho!“, aber als Lachesis beruhigend ihre Hand auf meine legen wollte,
Vor allem weil du umgehend den nächsten Namen einführst, ohne die vorherige Person oder diese jetzt genannte genauer einzuführen.
Ihr habt es doch bisher gut alleine hinbekommen.
Das macht beim ersten Lesen noch keine großen Probleme, allerdings frage ich mich im Nachhinein, wie sie es denn ohne Schere bisher hinbekommen haben können.

engelsgleiche Stimme
Gibt es in der Welt denn Engel?
Als meine Schwestern alt genug waren, nahmen sie sofort an
Hier fehlt etwas. Irgendwie etwas wie "nahmen sie sofort ihre Pflicht an"
„Wie bitte?!“, rief Lachesis wiederum und sprach empört weiter. „Du bist ja nur so schnell mit deiner Spinnerei,
Das empörte Weitersprechen kannst du aus meiner Sicht streichen. Dass sie empört ist, kommt aus dem Dialog raus (was für den Dialog spricht) du musst es mir nicht noch extra unter die Nase halten.

Plötzlich nahm ich das scharfe, metallische Zischen einer Schere wahr. Sie zischte durch die Luft und die Welt hielt ihren Atem für einen Moment an. Es hatte etwas Endgültiges. Als sie zuschnappte, stellten sich mit einem Mal alle feinen Härchen an meinem Körper auf und ich rannte.
Hier frage ich mich, wer geschnitten hat.
Meine Schwestern hatten von jemandem gesprochen, das hatte ich noch gehört. Kurz bevor ich hinausging, hatte ich diese nebensächliche Information gehört, der sich dennoch tief in mein Gedächtnis einprägte.
Und hier frage ich mich, warum du mir als Leser verheimlichst, um wen sich das Gespräch dreht. Du schreibst aus einer personalen Perspektive, sie hat keinen Grund so verschwurbelt zu denken. Hier lese ich schlicht den Versuch des Autors Spannung durch Verschweigen zu erzeugen. Das funktioniert aber leider nicht, weil es zu extrem zu spüren ist.

Ich hoffe, dass das nicht harsch ankommt, so ist es nicht gedacht. Ich finde deinen Plot gut genug, dass er für dich selbst sprechen kann, er braucht deine Hilfe - in Form der Stimme des Autors - nicht.

Einen grundsätzlichen formalen Punkt hätte ich noch. Du bist sehr sparsam mit Absätzen. Absätze sind jedoch was gutes. Fürchte sie nicht.

Üblicherweise werden auch in Dialogen bei einem Sprecherwechsel Absätze eingefügt. Das machst du konsequent nicht. Das erschwert es mir als Leser Dialogen zu folgen, weil ich zum Teil während des Lesens oder danach mit nochmaligen Lesen zuerst zuordnen muss. Das fällt dir als Autor nicht so schwer und damit nicht auf, weil du ja im Kopf hast, wer spricht, wie die Szene aussieht und wer welche Rolle einnimmt. Ich als Leser weiß das aber nicht, deswegen ist die verbreitete Struktur - neuer Sprecher, neue Zeile - hilfreich um dem Leser das Lesen des Textes zu erleichtern. Damit könnte ich als Leser deinen Text einfach genießen, anstelle im Dialog mich noch auf Zuordnungen konzentrieren zu müssen.

Viele Grüße
Feurig

P. S. Ich habe leider recht lange gebraucht den Kommentar zu schreiben. Als ich anfing, gab es noch keine Kommentare, daher weiß ich jetzt nicht, was sich alles überschneidet.

 

Hi @feurig,
lieben Dank für deine Anmerkungen, das hat mir weitergeholfen.
Ich habe einige Details geändert und hoffe, dass es dir, @greenwitch und @jimmysalaryman schon mal ein bisschen besser gefällt. Ich werde aber mithilfe eurer Kommentare weiter daran arbeiten. :)

Liebe Grüße,
Waldläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Waldläufer,

nett, aber nicht mutig. Schlussendlich nur eine Fügung in ihr Schicksal, kein Kämpfen, kein Aufbegehren, kein Widerstand, keine Revolte, das ganze tönt so ein bisschen nach "hach, ich will nicht, aber ich mache es nun doch".

Meine Kindheit lebte von Hoffnungen, von Träumen, die sich niemals werden erfüllen können.

Um mein eigenes Leben, das ich nie würde leben können, ...


Was sind denn ihre Träume? An was glaubt sie, mit was identifiziert sie sich? Für welche Ideale lebt sie? Damit wäre auch eine bessere Ausgangsbasis für verschiedene Verläufe deiner Geschichte gelegt.

Schlussendlich kommt das Orakel uns sagt "mach endlich" und Atropos macht . Hier mal vier Vorschläge, wie es nach meiner subjektiven Meinung hätte spannender sein können.

1) Sie findet einen Weg, wie sie ihrem Schicksal entfliehen kann. Das wäre doch für einen Leser schon viel spannender.
2) Sie nimmt das Schicksal an, nutzt es aber dann in ihrem Sinne. Schlussendlich entscheidet sie über Leben und Tod. Ein mächtiges Mittel um seine Träume und Ideale auf die eine oder andere Weise zu erreichen.
3) Entsheidung - über ihr eigenes Leben!
4) Ähnlich wie 3) aber über ihren Vater oder dem Orakel selber. Sie stürzt die Götterwelt!

Schwierige Auswahl, gefallen tun mir 2), 3) und 4).

Aber hey, ich hab Deine Geschichte gerne gelesen :) und ich hoffen, dass ich mit meiner Kritik Dir ein bisschen auf Deinem Weg weiterhelfen konnte. Bin gespannt auf weitere Geschichten von Dir.

Deine Geschichte liest sich flüssig und hat (für mich) eine gute Länge. Einzig dieser Satz unterbricht bisschen den Lesefluss.

Als das Orakel erschien, ich geblendet war von dieser Gestalt aus Licht und Verheißung und die Zeit für einen endlosen Moment stehenblieb, spürte ich die Veränderung.

Und mit zusammengepressten Lippen kann man nicht flüstern ;). Vorschlag, "murrte ich und rührte ..." kann man auch noch weiter ausbauen.

Beste Grüße
Kroko

 

Moin @Kroko,
vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Ich gebe dir vollkommen Recht, die Protagonistin kämpft mit ihrem Gewissen und will sich dem Orakel nicht fügen, doch tut am Ende genau dies (ohne richtigen, aktiven Kampf) . Damit wollte ich mal einen anderen Handlungsverlauf als normalerweise ausprobieren, aber das könnte ich besser machen.
Deine Vorschläge nehme ich sehr gerne an und werde mich damit auseinandersetzen. :)

Danke dir und liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hallo @Waldläufer,

ich fand deine Geschichte schön, deinen Stil flüssig und das Thema spannend. Trotzdem bin ich gegen Ende nicht mehr so ganz mitgekommen. Ich musste mehrmals und sehr genau lesen, um die Auflösung zu verstehen. Aber zuerst einige Stellen, die mir unterwegs aufgefallen sind:

„Ihr beide! Nur weil ihr nicht mal einen Gedanken daran verschwendet habt, woraus dieses Erbe besteht, muss ich das noch lange nicht!“
So spricht man vielleicht im echten Leben in der Hitze der Auseinandersetzung, aber der Satz hängt nicht logisch zusammen: "Nur, weil ihr nicht nachgedacht habt, muss ich das noch lange nicht!"

„Aber ohne dich geht es nicht mehr lange gut! Wir beide können deine Aufgabe nicht ewig übernehmen. So war es nicht vorhergesagt!
Die Schwestern haben Atropos' Aufgabe bisher übernommen, aber das kann nicht ewig gutgehen, weil es so nicht vorhergesagt war? Was passiert denn Schlimmes, wenn sie ihr "Erbe" nicht antritt? Ich finde die Motivation ein bisschen dünn, oder zumindest nicht ausreichend erklärt.

Wir müssen zusammenhalten.“, rief Lachesis und ergriff meine Hand nun doch. Ihre Finger zitterten. „Wir drei.“, lächelte sie in die Runde.
Warum zittern ihre Finger? Hat sie Angst? Aus der Szene wird nicht ersichtlich, wieso.

Denn meine Schwestern wurden geboren und es kam der eine Tag, der mein Leben für immer verändern sollte.
Den Hinweis auf die Geburt der Schwestern verstehe ich nicht. "Der Tag, der mein Leben für immer verändern sollte" ist eine Floskel.

Als das Orakel erschien, ich geblendet war von dieser Gestalt aus Licht und Verheißung und die Zeit für einen endlosen Moment stehenblieb, spürte ich die Veränderung. Die Luft sirrte, als sie die sanfte Stimme trug, die uns verkündete, dass wir die Nächsten sein würden. Erst verstand ich nicht, was sie uns sagen wollte. Die Worte schienen auf eine Wand zu treffen und abzuprallen, dass ich sie nicht hören konnte. Wie in Trance stand ich dort bis das Orakel verschwand und sich die Sätze langsam ihren Weg in meinen Verstand bahnten. Wir wurden erwählt, hieß es. Als die Moiren, die Schicksalsgöttinnen. Drei Schwestern, deren eigenes Schicksal es war, über das Schicksal Anderer zu richten.
Das ist eine Schlüsselszene in deinem Text. Nachdem du den Kern des Konflikts bis hierher nur angeteasert hast, kommt in diesem Abschnitt die Aufklärung in Form eines Infodumps. Das finde ich schade. Beschreib doch lieber diese Szene so, wie du das Gespräch am Mittagstisch beschrieben hast. Wie sah die Begegnung mit dem Orakel aus? Was hat sie genau gesagt, und wie haben die drei Schwestern reagiert? Mit einer Ausarbeitung dieser Szene könntest du der Story und den Protas viel mehr Tiefe geben.

Denn waren die Fäden einmal gesponnen, waren ihr Ende und das des Lebens, welches daran hing, bereits beschlossen.
Ich kenne diesen Mythos nicht genau. Wie ist das mit dem Abschneiden zu verstehen? Jeder Faden darf nur soundso lang werden und muss abgeschnitten werden, wenn die vorgegebene Länge erreicht ist? D.h., Millionen Fäden werden parallel weitergesponnen, bis sie eines Tages abgeschnitten werden müssen? Vielleicht könntest du ein bisschen darauf eingehen, damit mythologisch nicht so versierte Leser es verstehen.

Doch ich konnte nicht ein Teil davon sein, von all dem.
Solche Redundanzen befinden sich an mehreren Stellen im Text.

Wieso ich?, fragte ich mich immer, immer wieder.
Floskel.

Wieso wurde ausgerechnet ich erwählt, als die Eine, die über das Ende aller entschied? Wie könnte ich diese Bürde ertragen - die Last, wenn irgendwann der Tag kam, an dem ich über das Leben eines jeden würde richten müssen, auch über das meines Vaters? Wie könnte ich je mit der Schuld leben ... .Mir wurde schwarz vor Augen. Nie wollte ich in dieses Leben gezwängt werden, aus dem ich nie wieder würde herauskommen können. Doch war der Pakt einmal besiegelt, waren wir gefangen bis Andere an unsere Stelle treten sollten. Meine Stimme klang wie aus weiter Ferne.
Ich fände es besser, wenn diese Gedanken nicht nur ein innerer Monolog wären, sondern dass sie ausgesprochen würden - sie versucht ja, dagegen aufzubegehren. Dann wären das genau die Argumente, die sie bringen würde.

Am nächsten Morgen verhielt ich mich, als sei alles normal.
Den Traum hat sie ja öfter gehabt. Was ist also an diesem Morgen nicht normal?

Aber vor allem ignorierte ich die Sorgenfalten auf der Stirn meines Vaters, die sich seit langem dort eingegraben hatten.
Man kann ja den Blick oder die Worte des Vaters ignorieren, aber die Sorgenfalten? Das erscheint mir nicht ganz passend.

Meine Schwestern hatten von jemandem gesprochen, das hatte ich noch gehört. Kurz bevor ich hinausging, hatte ich diese nebensächliche Information gehört, der sich dennoch tief in mein Gedächtnis einprägte.
Hier fände ich es besser, du würdest direkt die alte Frau erwähnen. So kommt es nur unnötig geheimnistuerisch rüber.

Vor meinem inneren Auge sah ich die Tür von gestern Abend.
Hier sollte ein neuer Absatz beginnen.

Klotho, an ihrem Spinnrad, wie sich das Rad stetig drehte und sie einen Faden zog, der so zart war, dass er davonflöge, würde man ihn nicht festhalten.
Also spinnt sie nur jeweils einen Faden, dann den nächsten und wieder den nächsten usw.? D.h., die alte Frau hatte bisher keinen Lebensfaden, sondern bekommt erst kurz vor ihrem Tod einen gesponnen? Wie gesagt, mir ist nicht klar, wie das mit den Fäden funktioniert.

Ich hatte nicht gemerkt, dass dort noch jemand war. Die alte Frau beobachtete.
Hier ist vollkommen unklar, wo "dort" ist. Und wen oder was beobachtet die Frau?

Ich hatte lange gewusst, dass das Orakel ungeduldig eine Entscheidung von mir forderte, doch nun war der Tag gekommen.
"Entscheidung" suggeriert, dass ihr eine Wahl gelassen wird, doch das scheint ja nicht der Fall zu sein.

Das kühle Metall der Schere war wie ein Schock auf meiner heißen Haut, als ich sie zitternd und ohne hinunterzusehen in die Finger nahm. Eine weitere Person, kleiner und vertrauter, legte etwas in meine Handfläche. Meine Schwestern waren da, sahen mit steinerner Mine an.
Ist sie jetzt wieder zu Hause angekommen?

Ich blickte wieder hoch, zu der alten Frau, davorn im hohen Gras.
...oder doch nicht? Ich denke, die Schwestern befinden sich hinter der grünen Tür?

Eine Stimme rief aus weiter Ferne nach ihr, doch sie drehte sich nicht um. Sie stand einfach da, die Hände in die Hüfte gestemmt, und blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. Die letzten Strahlen strichen sanft über ihr Gesicht und ihre Lippen verzogen sich langsam zu einem seligen Lächeln. Und mit einem Mal war es da. Das Zischen der Schere, ganz vorn in meinem Kopf. Für immer dort eingebrannt. Und das Auftreffen des Metalls auf dem harten Stein, als meine steifen Finger die Schere nicht mehr halten konnten. Ich blickte mich nicht mehr um, als ich ging. Stapfte einfach mit starren Schritten in irgendeine Richtung und warf keinen Blick mehr auf die alte Frau im Gras, die da lag wie eine Marionette, der ich die Fäden durchgeschnitten hatte.
Schön geschrieben!

Ich finde die letzte Sequenz sehr eng geschrieben, sowohl physisch (Absätze!) als auch im übertragenen Sinne. Das wird alles so kurz und knapp beschrieben, dass die Verständlichkeit darunter leidet. Mir kommt es fast so vor, als hättest du gegen Ende die Geduld verloren und nur noch endlich fertig werden wolltest. Das Gefühl kenne ich, aber ich denke, es würde sich lohnen, die letzten Absätze zu überarbeiten und deiner Geschichte mehr Raum zu geben. Das hat sie verdient!

Gruß
Hopper

 

Hi @Hopper,
danke für deine Anmerkungen. :)
Ich werde mich da nochmal ransetzen und die Stellen, die du genannt hast, besser formulieren.
Dass Leser, die nicht so mit diesen Mythologien vertraut sind, den Text auch ohne Probleme verstehen können, ist ja besonders wichtig.

Ich kann es jetzt mal kurz erklären :)
Es gibt verschiedene Auslegungen über den Namen der Moiren, wie viele es sind und was genau ihre Aufgabe ist - ich habe das für meine Geschichte wie folgt festgelegt:
Wenn das Schicksal bestimmt, dass das Leben eines Menschen allmählich zu Ende geht, wie hier bei der alten Frau, beginnen die Moiren mit der Arbeit: Eine spinnt den Lebensfaden, die nächste misst ihn (die Länge des Fadens ergibt sich sozusagen aus der Länge des menschlichen Lebens) und meine Protagonistin muss ihn dann zerschneiden.

Ich gebe dir Recht - das kann ich aber besser darstellen.

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hallo @Waldläufer

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Du hast den Text flüssig geschrieben, es entsteht Kopfkino. Ich bin nah bei den Protagonisten, kann mir alles bildlich vorstellen. Einige Beschreibungen finde ich sehr gut gelungen, beinahe poetisch.

Hier ein paar Anmerkungen.

Sie zeugten von jahrelanger, harter Arbeit. Obwohl seine Stimme ruhig klang, zeugte die tiefe Falte auf seiner Stirn von der Mischung aus Besorgnis und Wut.

Wortwiederholung
Vorschlag: Obwohl seine Stimme ruhig klang, zeigte die tiefe Falte auf seiner Stirn eine Mischung aus Besorgnis und Wut.

Die Worte schienen auf eine Wand zu treffen und abzuprallen, dass ich sie nicht hören konnte.

sodass

.Mir wurde schwarz vor Augen.

Punkt vor mir streichen

Doch war der Pakt einmal besiegelt, waren wir gefangen, bis Andere an unsere Stelle treten sollten.

Komma nach gefangen

n der Nacht träumte ich. Es war derselbe Traum, der mich immer wieder überkam. Nachts, wenn ich am verwundbarsten war, krochen seine Finger lautlos zu mir hinauf. Lockten mich zu sich heran, um dann fest zu zupacken. Jede Nacht stand ich in dem grau gestrichenen Flur und nahm den ratternden Ton hinter einer der Türen wahr. Ich lehnte mich sachte mit dem Ohr an das grün lackierte Holz und lauschte den Stimmen.

Diese Stelle finde ich besonders schön.

Meine Schwestern waren da, sahen mit steinerner Mine an.

sahen mich

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Silvita

 

Hi @Silvita,
vielen Dank für deinen Kommentar, das freut mich sehr. :)
Deine Vorschläge habe ich eingefügt.

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hi @Rob F,
vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar, dir sind ja noch einige Fehler aufgefallen. :)

sehr gelungen! Dazu passen dann auch die teilweise ausführlich erklärenden Dialoge, fügt sich alles gut zusammen.
Ohhh, das freut mich :D
Sehr schöner Satz am Ende!
Das ist mir besonders wichtig.


Danke nochmal und liebe Grüße,
Waldläufer

 

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