Mitglied
- Beitritt
- 27.12.2016
- Beiträge
- 2
Hiline ist krank
Hiline ist krank
Es ist Winter geworden in dem großen Wald. Die Blätter sind alle herabgefallen und stattdessen sitzen überall kleine weiße Häubchen, denn es hat geschneit. Die Sonne schaut ganz vorsichtig durch die Baumwipfel und den schön glitzernden Schnee auf dem Baum, in dem Fips wohnt. Langsam wird Fips wach, „huh ist das kalt da will ich erst gar nicht aufstehen“ murmelt Er vor sich hin und das große Ahornblatt, mit dem er sich zugedeckt hatte, ist auch noch glatt am Boden seiner Schlafmulde festgefroren. Fips ist kaum aus seinem kleinen Bettchen rausgekommen. Noch bettwarm tapst er zu seinem Guckloch im Baum und schaut nach draußen. „Oh, alles weiß“, als ob jemand mit ganz viel Puderzucker gekommen ist und alles bestreut hätte und durch die Sonne glitzert der Schnee als wären es tausende von bunten Steinen, die in den schönsten Farben leuchten. Fips freut sich. „Das wird bestimmt ein toller Tag. Gleich mal rübergehn zu Hiline, wir könnten eine Schneeballschlacht machen oder mit Kronkorken rodeln gehen“. Fips überlegt sich – och, dann könnten wir doch auch zusammen frühstücken. Er packt ein Stückchen Käse, ein Stückchen Brot, ein paar Nüsse und ein kleines Streichholz in ein Bündel und bindet alles zusammen an seinen kleinen Spazierstock. Fips hängt ihn über die Schulter und fröhlich geht er zur Tür, macht sie auf und – rums – eine ganz große Ladung Schnee rutscht in seine Wohnung. Damit hatte Fips nicht gerechnet. Der Wind hatte den Schnee an seiner Haustür aufgeschichtet. Nun sitzt Fips bis zu seiner Hüfte in diesem weißen, kalten Zeug. Zuerst findet Fips das unangenehm. Doch dann muß er lachen, weil es doch auch lustig ist. Also legt Fips seinen Spazierstock und sein Bündelchen zur Seite und gräbt erst einmal seine Tür frei. - Kannst Du Dir vorstellen wie der kleine Fips aussieht mit Schnee auf den Schnauzbarthaaren, Schnee auf dem Kopf, Schnee auf der Nase, und eiskalten Pfoten vom buddeln?. Aber er wollte ja zu Hiline. Also schnappt er sich seinen Stock und sein Bündel und tapst los. Der Schnee ist aber höher als Fips, deswegen muß er unter dem Schnee entlangkrabblen. Nur ab und an mal muß er hochspringen um über den Schnee zu schauen, ob die Richtung noch stimmt. Hiline wohnt ja zum Glück nicht weit weg. Nur zwei, drei kleine Baumstümpfe entfernt, dort ist ihr Baum. Unter der alten Birke hat Sie Ihre Höhle. Als Fips angekommen ist schaufelt er die Tür frei und klopft. Dong dong dong, dum dum dum. Niemand rührt sich. Fips überlegt: Ist Hiline vielleicht eine fleißige Maus und sammelt schon wieder Brennholz oder Nüsschen? Fips klopft wieder. Dung, dung, dung. Plötzlich hört er von drinnen Öchi, öchi, öch. Das klingt nicht nach Hiline, dachte er sich, und stößt die Tür auf. Als er zur Tür reinkommt sitzt ihm schräg gegenüber ein kleines Mäuschen, ganz zusammengerutscht mit einem riesen bunten Schal um den Kopf und Hals. Öchi, öchi, öch! Das ist tatsächlich Hiline, aber sie sieht richtig elend aus. Fips geht gleich zu ihr rüber: „Hiline, was ist denn los?“, „Ich hab mich erkältet“. Fips schaut sich um: „Ist ja auch kein Wunder, in Deiner Höhle ist es ja eiskalt“. Hiline meint nur kleinlaut und mit heiserer Stimme „Ich habe das sammeln von Bennholz immer wieder herausgeschoben, als es noch so schön war, und jetzt muß ich frieren“ Öchi, öchi, öch „mir ist kalt und mein Bett ist auch nicht so bequem und warm“. Fips überlegt: Hier kann Hiline auf keinen Fall bleiben, die holt sich ja den Mäusetod, das geht nicht. Also zieht er sein kleines Beutelchen auf, gibt ihr erst mal ein Stückchen Käse und sagt: „Knabber den erst einmal in Ruhe, ich hol ne warme Mollidecke aus dem Schrank und dann kommst Du mit zu mir in meinen Baum. Da ist es warm, ich hab nämlich Brennholz“! Er geht an den Schrank, holt wie er gesagt hat eine kleine Decke raus und wickelt Hiline in die Decke ein. Da er ja schon eine Schneise in den Schnee geschlagen hat als er zu Hiline gekommen ist, ist es ein Leichtes, nun mit Hiline zusammen zu seinem Baum zu laufen. Als er mit Hiline bei sich zu Hause ist, nimmt er sie samt der kleinen Mollidecke und steckt sie erst einmal in seine Schlafmulde. Die ist noch schön warm, weil er ja vorhin erst aufgestanden ist. Hiline kuschelt sich richtig tief rein und Fips deckt sie bis zur Nasenspitze zu und man hört ein ganz zufriedenes hmmm von Hiline. Sie kuschelt sich in das Heu, dass dort drin befindet und ist einfach nur glücklich dort zu sein. Aber husten muß sie doch noch Öchi, öchi, öch und obwohl die Mulde schön warm ist und die Wärme gut tut, ist ihr doch noch furchtbar kalt. Sie hat eiskalte Pfoten und eine noch kältere Schwanzspitze. Das ist bei Mäusen kein gutes Zeichen. Also macht Fips, im Ofen ein knisterndes Feuer und setzt einen Fingerhut mit Wasser auf, das er langsam zum Kochen bringt. Hiline ist wirklich sehr schwer erkältet und sie braucht Tee. Also schaut Fips, was er denn so hat und zum Glück hat er im Sommer ein paar Blätter von diesem komischen Zeug gesammelt, zu dem die Menschen Minze sagen, und das ganz komisch duftet, aber irgendwie doch gut schmeckt. Er nimmt ein halbes Blatt, rupft es ganz klein und schmeißt es in den riesengroßen Fingerhut, in dem das Wasser auch schon zischt und blubbert. Dann geht er zu seinem Schrank und holt ein kleines Etwas heraus. Dieses kleine Etwas ist ein ganz, ganz Eimer aus Wachs – aus Bienenwachs, und rate mal, was da drin ist: Selbst gesammelter Bienenhonig. Er hat ein paar Freunde beim Bienenvolk, und die haben ihm einfach ein kleines Eimerchen mit Honig vorbeigebracht, den sie selber gesammelt haben. Davon nimmt Fips einen Tropfen in den Fingerhut und kocht ihn zusammen mit den Blättern. Nach ein paar Minuten nimmt er den Fingerhut vom Feuer – natürlich mit richtig dicken Handschuhen aus alten Blättern, damit er sich nicht die Pfoten verbrennt. Damit tapst er rüber zu Hiline, stellt den Fingerhut neben das Bett und stupst Hiline ganz vorsichtig an der Wange. Hiline macht die Äuglein ein klein wenig auf: „Mir ist kalt, ich hab Halsweh, mir geht’s nicht gut“, meint Hiline. Fips lächelt sie einfach nur lieb an und sagt: „Ich hab hier was für dich! Minztee mit Honig drin. Ist aber heiß, musst Du ganz vorsichtig trinken“. Hiline richtet sich ein bisschen auf und Fips drückt ihr den schon etwas abgekühlten Tee im Fingerhut in die Pfoten, daß sie ihn trinken kann. Ljüb ljüb ljüb ljüb. Sie schlabbert ein Tröpfchen nach dem anderen aus dem Fingerhut raus und als sie fertig ist, schaut sie Fips an und sagt: „Es geht schon besser, so schön warm und in Deiner Nähe“. Fips deckt Hiline wieder brav zu und geht zum Schrank, um noch ein großes Ahornblatt aus dem Schrank zu holen, den Fips hat nicht so schöne, weiche Decken wie Hiline. Wobei er sich Gedanken macht: Wo hat Hiline nur diese weichen Decken her? Wenn es Hiline besser geht, wird er sie danach fragen, vielleicht kriegt er ja auch eine. Und so deckt er noch ein weiteres Ahornblatt über Hiline, die erst mal wohlig warm einschläft. Während sie schläft, sammelt Fips erneut Brennholz aus seiner kleinen Vorratshöhle weiter unten im Baum und bringt es schon mal hoch, zerreißt noch ein kleines, halbes Minzblatt, daß er gleich Teenachschub machen kann, wenn Hiline wach wird und Sie neuen Tee braucht.
Dann überlegt sich Fips – irgendwie müsste er es schaffen, daß die Schlafmulde noch wärmer wird. Wie macht er das nur? Dann fällt’s ihm ein: Er öffnet ganz einfach das Fenster die Sonne scheint hindurch und erwärmt die dunklen Ahornblätter. Fips ist halt ein schlauer Mäuserich und bald räkelt Hiline sich wohlig in der wärmer werdenden Mulde. Nach ein paar Stunden wird Sie langsam wach und blinzelt zufrieden in die Gegend. Fips sitzt am Rand der Mulde und strahlt sie einfach nur an, fast noch strahlender als die Sonne draußen. Hiline guckt ihn an und meint nur: „Danke, daß Du mir hilfst“. Fips, natürlich ganz stolz, sitz da und meint nur“ Hah, das ist doch eine Kleinigkeit“. Ja alles tun um Eindruck zu schinden, denkt sich Fips und reicht Hiline ein kleines Stückchen Brot „aber jetzt musst Du essen, damit Du zu Kräften kommst“. „Ich mag aber kein Brot“, meint Hiline. „Ich glaub, ich mag noch’n Tee“. Fips schaut sie an“ Den kriegst Du auch, aber erst musst Du ein Stück Brot essen, Du musst Kräfte kommen“. Also schnappt Hiline sich das kleine Stückchen Brot und knuppert dran rum. Krb, krb, krb, aber sie knuppert wirklich nur wie ein kleines Mäuschen, weil Hunger hat sie keinen. Fips streichelt ihr über den Kopf „ Na zum Glück, Fieber hast Du keins!“ Und geht wieder zurück zum Herd und macht wieder ein kleines Feuer für den nächsten kleinen Fingerhut voll Tee. Und so vergehen Tag um Tag. Hiline ist bei Fips bestimmt `ne ganze Woche, aber von Tag zu Tag wird sie ein klein wenig munterer, aber am dritten Tag ist sie schon so gesund, daß sie mit Fips ein kleines Spiel spielen kann. Sie spielen Karten und so verbringen die zwei die Zeit miteinander. Fips als Gentleman schläft natürlich vor der Mulde und Hiline, die das mal mitgekriegt hat, lässt einfach ein zusätzliches warmes Ahornblatt auf Fips heruterrutschen, daß er nicht frieren muß weil sie hat ihn ja doch lieb, aber gesagt hat sie ihm das noch nicht, das bleibt vorerst ihr Geheimnis. Nach einer Woche geht es Hiline wieder so gut, daß sie herumlaufen kann und wieder eine richtig kräftige Stimme hat, kein Halsweh und nicht friert. Aber dann heißt es auch so langsam Abschied nehmen. „Ich doch nach Hause, meine Höhle mal sauber machen damit es dort wieder wohnlich wird und vor allen Dingen Brennholz sammeln. Fips schaut sie an „ Hm, jetzt ist alles naß und kalt. Du wirst es schwer haben, Brennholz zu finden. Aber ich hab so viel, ich kann Dir welches rüberbringen“. Also schnappt Fips seinen kleinen Schlitten, den er sich gebaut hat aus zwei Eisstielen die Er im Sommer fand und einem kleinen Stückchen Rinde, das er zusammengebunden hat. Da packt er zuerst vorne Hiline drauf, und hinten dran ein paar ganz große Stapel von Feuerholz, und zieht Hiline dann über den Schnee bis zu Ihrer Höhle. Bei Hiline angekommen, flitzt sie gleich ins Haus „Uiuiui wie sieht’s denn hier aus, hier kann ich Dich ja nicht reinlassen, Fips“. Und Fips, der gerade mit den Stapeln von Brennholz hinter ihr an der Tür aufgetaucht ist sagt zu ihr „Du, Hiline, was hälst Du davon, wenn wir zusammen aufräumen und ein kleines Feuer machen, daß es warm hier drin wird?“ Als erstes gingen sie zu dem kleinen Kamin, den Hiline hat, und machen ein kleines, knisterndes Feuer. Dann räumen sie zusammen die Höhle auf, fegen aus, schütteln das Bettchen auf, und während Fips noch das eine Regal aufräumt stellt Hiline sich an den Herd und macht etwas, das Fips weder bisher gesehen noch gerochen hatte. Es ist irgendwas dunkles, was sie in der Hand hat, und sie nennt es Bohne. Fips schaut sich das Ding an und meint „ Du hast da eine verbrannte Bohne“? Aber Fips, das ist eine Kaffeebohne! Fips schaut sie an: Ka-was? „Kaffee, das ist etwas, das einfach gut schmeckt mit Zucker“. Und sie bricht die Bohne in der Mitte auseinander und reibt sie an einem Stein zu Pulver. Dann schaufelt sie das Pulver in ein kleines Becherchen, macht ein wenig Wasser drauf und kocht es. Fips hat zwar keine Ahnung wie Kaffee schmeckt, aber riechen tut er sehr gut. Als Hiline Fips zuruft: „Der Kaffee ist fertig“, ist Fips auch gerade fertig mit dem Regal. Sie setzen sich zusammen an den Tisch und trinken in aller Ruhe ihren Kaffee und können zusehen, wie durch das fenster langsam die Sonne hinter dem Wald untergeht. Der Schnee glitzert und funkelt und die Sonne geht rot glühend unter. Eine herrliche, sternenklare Nacht bringt zwar Frost, aber auch einen herrlichen Sternenhimmel. Weil es kühl wird rücken Fips und Hiline ganz dicht zusammen. Fips nimmt Hiline ganz, ganz vorsichtig in den Arm und sie schauen zusammen hinaus in den Sternenhimmel und da – schwups - ist eine Sternschnuppe vorbeigeflogen. Sie schauen sich an und grinsen, stehen auf und Fips bringt Hiline noch ins Bett, kuschelt sie ein, gibt ihr einen kleinen Schmatz auf die Mäusestirn und sagt: „Gute Nacht, Hiline! Und geht durch den Schnee zurück zu seinem Baum, kuschelt sich in das Bett und schläft ein. Was für ein schöner Tag. Und was Fips und Hiline noch alles erleben, dass erzähle ich ein andermal.