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Hilferuf

Yvi

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25.07.2004
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Hilferuf

So ein Baum ist doch wirklich arm dran!
Tagein und tagaus muss er meist sein ganzes Leben lang an ein- und derselben Stelle verbringen.
Ich bin mir ganz sicher, dass sich die Bäume danach sehnen, an dieser Tatsache etwas zu ändern. Sie mühen sich höchstwahrscheinlich ununterbrochen ab, kommen aber einfach nicht von der Stelle.
Wieso hilft ihnen eigentlich niemand?
Doch schließlich gibt es diesen allseits bekannten Spruch: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Demnach ist entweder ihr Wille nicht stark genug oder ihre Möglichkeiten sind zu stark begrenzt.
In diesem Fall gehe ich von der zweiten Annahme aus.

Irgendwie sind sie für Spaziergänge von der Natur nicht gerade besonders gut ausgerüstet worden. Sie haben zwar Wurzeln als Beinersatz, doch die stecken ja wohl ziemlich in der Erde fest.
Welchen Grund gibt es wohl für dieses Handicap? Sind sie etwa irgendwann in grauer Vorzeit vor Scham in den Erdboden versunken?
Von spazierengehenden Bäumen habe ich zumindest noch nie etwas gelesen.
Arme haben sie keine, können sich also nirgendwo festhalten, um sich selbst aus der Erde zu befreien. Und die Wurzeln selber..... nun ja, die sind vielleicht stark genug, um sich durch Festhalten vor dem Umstürzen zu bewahren, doch fehlen die Muskeln, um eventuell durch eine Art Hüpfen aus der sie umgebenden Erde herauszukommen.

Was würde wohl passieren, wenn die Bäume jetzt tatsächlich eine Möglichkeit finden würden, den Boden zu verlassen?
Es käme natürlich auch ein bisschen drauf an, welche Gefühle sie den anderen Lebewesen auf der Erde gegenüber hegen.
Womöglich haben sie eine Mordswut den Menschen gegenüber, weil diese die ganze Zeit nicht so gehandicapt waren wie sie selber.
Nein, ich kann das einfach nicht glauben, denn im Grunde genommen sieht so ein Baum recht friedlich und absolut harmlos aus.

„Hol mich hier raus!“
Es überrascht mich total. Wie ist das nur möglich, dass ich diesen Baum da drüben rufen hören kann? Noch nie zuvor habe ich einen Baum hören können. Ich warte eine Weile, doch er gibt keinen Ton mehr von sich.
Ich hatte also tatsächlich recht mit meiner Annahme, dass die Bäume raus wollen.

Jetzt betrachte ich mir diesen Baum doch etwas genauer. Was ist das eigentlich für einer? Schlanker, weißer Stamm und hübsche Blätter... ich glaube, eine Birke.
Also, rein von der Wuchsform her hätte sie wahrscheinlich kaum Schwierigkeiten damit, sich fortzubewegen. Dagegen diese stämmige Eiche da drüben... wenn ich mir die durch die Gegend stampfend vorstelle!
Wer weiß, wie viel die Bäume überhaupt vom übrigen Leben auf der Erde mitgekriegt haben in diesem Gefängnis, in dem sie sich befinden?
So ein Gartenbäumchen oder eine Platane von einer Allee haben es da ja noch relativ einfach.
Die Bäume aus den Gärten hatten die Möglichkeit, in langen Jahren die Menschen zu studieren.
Und Platanen haben zumindest schon einmal Autos gesehen.
Jeder Baum in der Nähe von Menschen kann wohl Erfahrungen irgendwelcher Art nachweisen. Doch wie steht es mit den Bäumen in den Wäldern? Keine Chance hatten die Bäume dort, sich mit irgend welchen Gegebenheiten vertraut zu machen.
Das heißt also, wenn sie losmarschieren, kennen sie eventuell Autos, aber die Verkehrsregeln beherrschen sie nicht.

Ob sie der Straße entlang gehen oder einfach querbeet durch die Stadt marschieren würden? Vielleicht hätten sie ja einfach keine Lust, sich an die von Menschen geschaffenen Wege zu halten?
Also, mein Garten ist da drüben und es ist so ein hübscher Zaun drum rum. Ich würde es ungern sehen, wenn diese Eiche da mitten durch stampft!

Mitten in meinen Überlegungen kann ich wieder die Birke rufen hören. Sie ruft immer lauter und es klingt ziemlich verzweifelt. Soll das jetzt etwa immer so weiter gehen? Dieses Rufen kann ich nicht lange aushalten, ich muss einfach etwas tun!

Welche Möglichkeit gäbe es überhaupt, ihr zu helfen? Mal überlegen......
Sie fühlt sich am Boden, ist kraftlos und kommt einfach nicht auf die Beine.
Aufputschmittel? Anti-Depri? Wechseljahrshormone?
Ich bin mir einfach nicht sicher. Doch plötzlich kommt mir eine Idee.
Nein, natürlich nicht irgend ein Hammer-Medikament. Viel harmloser!
Multivitamine, das ist es!
Gute Idee, oder?
So ein Baum kann ja wohl auch schlecht irgendwelche Pillen schlucken, wobei man die Hormone ja auch über Pflaster verabreichen könnte. Aber das mit den Vitaminen ist trotzdem einfacher zu handhaben.

Ich rette jetzt diese Birke ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen für meinen Garten oder die Gärten daneben!
Ich muss es einfach tun, denn ihr Jammern ist einfach unerträglich und sie tut mir fürchterlich leid.
Also gehe ich schnell nach Hause und löse eine Vitamin-Brausetablette in einem Glas Wasser auf. Ich gebe mir Mühe, mit dem vollen Glas schnell wieder zur Birke zu kommen. Diese hat es höchstwahrscheinlich nach dieser langen Zeit wahnsinnig eilig. Ich will sie nicht noch länger hinhalten.
Bei der Birke angekommen, gieße ich das Glas vor ihr aus und warte........ warte........ warte.
Na, was ist denn los, streng dich halt auch ein bisschen an, ich kann schließlich nicht die ganze Arbeit alleine für dich tun!

Oh Mist, schnell weg, sie kippt aus den Latschen!
WUMMMMMMMMMMMM und da liegt sie schon.
Was ist denn jetzt los? Also, diese Reaktion kann ich absolut nicht verstehen.
Eventuell Überdosierung? Und das mit einer einzigen Brausetablette für einen ganzen Baum? Wohl kaum!
Ich rieche an dem Glas und sehe mir den Bodensatz genau an. Er ist weiß, nicht gelb. Oh, da habe ich mich wohl vergriffen, das können unmöglich die Multivitamine gewesen sein. Denn meine Multivitamine sind gelb.
Welche Brausetabletten habe ich denn dann erwischt?
Das kann nur das Magnesium gewesen sein, wirkt gegen Beinkrämpfe. Scheinbar entkrampft es auch die Wurzeln im Boden feststeckender Bäume.

Die arme Birke, jetzt steckt sie nicht nur im Boden fest, sondern liegt auch noch auf demselben. Außerdem muss sie wohl damit rechnen, hier ziemlich bald entfernt zu werden, da die Menschen liegende Bäume auf ihren Wegen nicht dulden. Und schon gar nicht, wenn die Baumkrone das Tulpenbeet des Bürgermeisters ziemlich niedergemacht hat.
Arme Birke, kann man da nur sagen!

Also, ich kann nun leider nichts mehr für sie tun. Nur mit Multivitaminen kommt sie wohl nicht mehr vom Boden weg.
Egal, es war ja nur ein Versuch.
Und einen Versuch war es wert!
Nach dieser kurzen Überlegung entferne ich mich unauffällig.
Schließlich sollte der Bürgermeister mich nicht gerade mit diesem Fall, genauer gesagt Baum-auf-Tulpenbeet-Fall, in Verbindung bringen.

 

Hi Yvi,

locker Sprache ist für viele Geschichten richtig cool, in dieser schadest du der Story mE aber mit der Kodderigkeit.
Deinen Plot finde ich nämlich richtig schön und ich könnte ihn mir auch toll als eine fantasievolle Kindergeschichte vorstellen, denn das die Birke darunter leidet, sich nicht die Welt anschauen zu können ist ja eine typische kindliche Vorstellung. Genauso, ihr mit Multivitamin-Saft Beine machen zu können.

Mit Kodderigkeit meine ich Stellen, wie diese:

Aufputschmittel? Anti-Depri? Wechseljahrshormone?
In anderen Geschichten hätte mich "Anti-Depri" sicherlich nicht gesört. In dieser hier schon.

Ich versuche mal, zu beschreiben, welches Gefühl ich beim schreiben hatte.
Der Autor fand seine Idee so unglaublich witzig, dass er sich beim Schreiben weggelacht hat. Dadurch hat er seine Geschichte nicht mehr ernst genommen und ihr den Witz genommen.

Es spricht überhaupt nichts dagegen, seine eigenen Ideen richtig komisch zu finden, ich fühlte mich beim Lesen aber ein bisschen an Menschen erinnert, die schon während sie auf Partys Witze erzählen, am meisten lachen und dadurch die Pointe versauen.
Das klingt jetzt vielleicht härter, als es gemeint ist, denn im Grundsatz haben mir deine Idee, dein Plot und deine Geschichte ja gut gefallen. Nur hätte ich mir gewünscht, dass du diese Geschcihte richtig ernsthaft erzählst. Als sei es das selbstverständlichste, einer Birke mit Multivitaminsaft das Laufen beizubringen. Dann wäre sie für mein Gefühl noch viel besser geworden.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Yvi,

ich finde die Idee für deine Geschichte total witzig und spannend, nur die Umsetzung gefällt mir nicht. Für mich fängt der interessante Teil auch erst an, als der der Hauptcharakter den Baum rufen hört. Die Überlegungen davor sind für mich zu viel Geschwafel. Außerdem schweifst du mir immer zu sehr gedanklich ab. Und so richtig szenisch erzählen tust du leider auch nicht, was ich mir gerade bei dem Thema total toll vorstelle (der Wald, die Überraschung, als der Baum anfängt zu sprechen, vielleicht sogar eine surreale Unterhaltung mit dem Baum, sie könnten z.B. gemeinsam die Lösung Multivitaminsaft erarbeiten, nur so als Idee). Also bitte nochmal überarbeiten, ich würde sie gerne nochmal lesen!

Viele Grüße,

Marissa

 

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