Moin, Pfeifende Schlange.
Daniel. Costa. Carlo. Carolin. RTL. Deutschland sucht den Superstar. Der Bätschelor.
Diese Geschichte ist bereits jetzt schon ein Klassiker und wird auch in zwanzig Jahren noch begeistert gelesen und verstanden werden.
Jetzt mal ehrlich: Man kann auch "aktuell" sein, ohne die Dinge so explizit beim Namen zu nennen. Diese allzu deutliche Orientierung am Vorbild führt nur dazu, dass die Geschichte mitsamt der parodierten kurzlebigen Modeerscheinung irgendwann im Orkus des Vergessens runtergespült werden wird (und dort all den Big-Brother-Parodien Gesellschaft leistet, die es eine zeitlang hier gehagelt hat).
Mit solch Verweisen auf den Titel und die Protagonisten derzeitiger Fernsehsendungen kann man vielleicht eine Kolumne in einem Wochenblatt schreiben. Die soll ja auch keine längere Halbwertszeit aufweisen, und da werden auch oft in einer Pose des lässig überspielten Dauergejammers mehr oder minder assoziativ aktuelle Phänomene querverbunden, wie "DSDS" und, sagen wir, Guido Knops Hitler-Dokus, als ob das nun etwas kluges über unsere Welt aussagen würde.
Für eine Kurzgeschichte reicht das meiner Ansicht nach nicht wirklich. Da degradiert man seine eigene Geschichte zur Begleiterscheinung irgend einer hirnverbrannten Sendung. Eigentlich will man sie ja kritisieren, aber die kritischen Stimmen und das reflexartige Medienecho (nach dem Motto "Der Untergang des Abendlandes") sind bei jeder neuen Krawallshow fest einkalkulierter Bestandteil der Werbekampagne. Je größer der Aufschrei, desto erfolgreicher die Sendung, das ist ja inzwischen eine Binsenweisheit.
Nun ist es die Frage, ob man sich da vor den Karren spannen lassen will. Mit der Kritik erreicht man ja eh bloß das Gegenteil, was auch einen Vorteil hat, nämlich dass man auch weiterhin einen Grund zum Kritisieren hat, und ein schickes Image als Rufer in der Wüste sein Eigen nennen darf.
Wenn man also lieber kritisch sein möchte, anstatt seine begrenzte Zeit dafür zu verwenden, Dinge, die man gut findet bekannter zu machen, sollte man in einer Geschichte vermeiden, das Kind überdeutlich beim Namen zu nennen.
Besser ist es, bestehende Trends, so man sie denn zu erkennen glaubt, in einer Weise aufzugreifen, die auch über ein zeitlich begrenztes Phänomen hinaus verständlich und auch auf andere Sachverhalte übertragbar sind.
Da könnte man zum beispiel eine schicke SF-Satire schreiben, in der oben genannte Shows zum Standard geworden sind. Oder so. Aber bitte ohne RTL und Bätschelor.
Und an einer Stelle gerät deine Story dann endgültig in flachste Gewässer:
Der gute Geschmack und die Menschenwürde auf der Flucht vor verdummten Massen und Kommerz.
- Das ist nicht nur platt, das ist das Klischee von platt.
Jeglicher Witz, den die Geschichte bis dahin noch hatte (ich lachte zwar nicht, aber ich konnte wenigstens erkennen, wo der Humor sein sollte) ist da mit der moralischen Zeigefingerkeule auf Bodenniveau gekloppt worden.
Immerhin scheinst du als Autor die Sendungen ja auch gesehen zu haben - aber natürlich nur aus wissenschaftlichem Interesse und/oder mit ironischer Distanz. Der Rest der Zuschauer, das ist die dumme, sensationsgeile Masse, die nicht reflektieren kann.
Das schwingt da jedenfalls mit, und spätestens da wirds für mich als Leser schwer erträglich.
Nagut, jetzt hab ich geschildert, wie ich es machen würde. Aber nicht jeder muss ja den Anspruch haben, dass seine Geschichten über einen längeren Zeitraum verständlich bleiben sollen. Ich hab auch mal einen noch schlimmeren Fauxpas verfasst, nämlich eine Parodie auf den Stil eines anderen Kg.de-Autoren. Von der Ambition her eigentlich armselig. Aber damals hat es richtig Spaß gemacht.
Gruß
Ben