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Hijo de la Luna

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13.05.2001
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Hijo de la Luna

Hijo de la Luna


Süßes Wispern schleicht sich katzenhaft an meine Ohren, kitzelt sie warm und dringt in sie ein: Ramadha. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust und spüre wie mein braunes, an den Längen kupfern-schimmerndes Haar seine Brust streichelt. Er hält mich fest in seinem aschgrauen Licht.

Ich ziehe meine erdfarbene Cordjacke mit angenähtem Blümchen an, nehme seine Hand und ziehe ihn hinaus. Jetzt ist es so leicht. Mit aufflackernder Kindesfreude tanzen wir durch einen der vielen Regentage des Nordens und lassen uns nicht los. Ich weiß, was Du denkst. Du spürst, was ich fühle.

Im Eiscafé beiße ich unglücklich auf einen Kirschkern. Es ist um diese Zeit nur für uns geöffnet, da sie in stiller Abstinenz gedenken. Er trinkt schwarzen Kaffee und haftet mit seinem Blick an allem, was ich tue. So beobachtet, eingeatmet und aufgenommen. Dein Atem küsst mich von Schulter bis Ohr. Wo lag noch einmal Italien?

In der Nacht leuchtet er mir den Weg. Und fliegt mit mir im Raum des Möglichen, der unerreichbar schien. Einmal noch zum Friedhof. Dort schenke ich dir Blumen. Was macht es schon, dass die Welt morgen untergehen könnte?

Die Tore des Stillstands sind weit geöffnet. Wusstest du, dass sie uns direkt hineinziehen werden? Die Ameisen des Uhrwerks. Früher hatte ich Angst vor fliegenden Ameisen. Ich bildete mir ein, sie töteten alle Mädchen. Deswegen versuchte ich immer, sie so vorsichtig wie möglich zu umlaufen. Wenn sie sich wie eine Heuschreckenplage ausbreiteten, sprang ich von einem freien Fleck zum anderen. Panisch, aber seltsam ruhig.

Wir lachen alleine. Die Welt implodiert weiter. Komisch, dass wir lachen können. Komisch, dass sie uns lachen lassen. Sie sehen es doch und wissen es. Warum lassen sie uns gewähren? Er sorgt dafür, dass ich mich nicht lange fürchte.

Eine zarte, weiche Stimme in mir schreit. Wiederholt immer denselben Ruf. Rezitiert ihr eigenes Gebet in gellender Verzweiflung. Ich verstehe sie nicht. Er übersetzt mir, was sie braucht. Ich drücke mein Gesicht an seinen Körper. Bis das reflektierende Licht seiner Augen meinen dunklen Blick zu seinem zieht.

Die Sonne geht auf und ich frage mich, warum ich ihn sehen kann. Du bist da. Wirklich da. Bei mir. Du willst tatsächlich noch bleiben. Ich ziehe dir ein blondes Härchen heraus. Der Preis für diesen Wagemut!

Wir setzen unser Spiel fort: Ich schiebe dich weg, schubse dich, stoße dich mit geladener Kraft. Und du machst einen Schritt, zwei Schritte, rückst mir so nahe an den Leib, das meine Elektrizität sich in schnellen Atemzügen entlädt. Bei der ersten Berührung zucken wir zurück, bei der zweiten schmelzen wir zusammen, die dritte geht schnell in die vierte über.

Ich trage ein weißes Sommerkleid mit roter Schleife. Er hat zwar keine Pomade im Haar, wie die Helden in den Filmen, die ich liebe, aber ein lebendiger Haufen von Honiglocken ist jetzt verführerischer. Wenn ich so glücklich bin, sehe ich überall blaue Lagunen.

Früher stellte ich mir vor, dass alle Probleme der Menschheit mit einem weltweiten brasilianischen Tanz gelöst werden könnten. Ich wollte nach Südamerika fliegen und ihn organisieren. Denn wenn man Menschen dafür begeistern will, dann sucht man am besten erst dort, wo es Euphorie gibt.

Er hört mir zu, er lächelt und träumt mit mir meine albernen Ideen weiter. Wir haben heute so viel gelacht, dass wir bestimmt allen anderen Menschen ihr Lachen für ganze zwei Tage gestohlen haben. Manchmal weiß ich nicht, ob ich mich für solch kindische Gedanken schämen sollte. Wieso liebst du das?

Ein einziges Chaos. Ich kann meine Schüchternheit, meine Zurückhaltung und meine stille, heimliche Überlegenheit nicht mehr finden. Weißt du, was du angerichtet hast? Es ist, als ob sich in mir ein Bermudadreieck aufgetan hat, um alles, was du nicht haben möchtest zu verschlucken. Gib mir doch wenigstens meinen Zynismus zurück!

Nachts, wenn ich ihn in seinem vollen Glanz leuchten sehe, fühle ich mich geborgen. Ja, er muss nun gehen. Es liegt in seiner Natur. Aber er hat seine Bahn. Und kommt wieder. Er ist eben ein Reisender mit zwölf Betten. Ich schlafe so lange. Denn ich habe keine Alpträume mehr. Und warte darauf, dass du mich wachküsst.

 

Normalerweise bin ich hier nicht zuhause. Aber schaun wir mal...

Diese Geschichte ist aber irgendwie weniger romantisch als seltsam! Jaja, eine Art Beziehung scheint da im Raum zu schweben, und die Metaphern sind blumig, aber einiges ergibt für mich keinen rechten Sinn. Vielleicht gehe ich auch mit falschen Voraussetzungen an die Sache heran.

Im Einzelnen:

spüre wie mein braunes, an den Längen kupfern-schimmerndes Haar seine Brust streichelt
1. An den Längen??
2. Kann man sowas spüren?

Ich weiß, was Du denkst. Du spürst, was ich fühle.
Das fand ich gut.

Im Eiscafé beiße ich unglücklich auf einen Kirschkern.
Und weiter?

Es ist um diese Zeit nur für uns geöffnet, da sie in stiller Abstinenz gedenken.
Pardon, wer gedenkt da?

Er trinkt schwarzen Kaffee und
Der Kirschkern???

In der Nacht leuchtet er mir den Weg
Jetzt leuchtet er auch noch...

Rezitiert ihr eigenes Gebet in gellender Verzweiflung.
Das fand ich auch gut.

Honiglocken
Meintest du Honigglocken?

Wenn ich so glücklich bin, sehe ich überall blaue Lagunen.
Den Film kenne ich auch ;)

Früher stellte ich mir vor, dass alle Probleme der Menschheit mit einem weltweiten brasilianischen Tanz gelöst werden könnten
Dieser Satz ist in seiner bizarren Abstrusität einfach nur genial.

Wir haben heute so viel gelacht, dass wir bestimmt allen anderen Menschen ihr Lachen für ganze zwei Tage gestohlen haben
Geil!

Gib mir doch wenigstens meinen Zynismus zurück!
Auch dafür gibt es ein Lob.

Nachts, wenn ich ihn in seinem vollen Glanz leuchten sehe, fühle ich mich geborgen. Ja, er muss nun gehen. Es liegt in seiner Natur. Aber er hat seine Bahn. Und kommt wieder. Er ist eben ein Reisender mit zwölf Betten.
Scheint sich um ein Gestirn zu handeln - aber wieso kann er Kaffee trinken? oder war es doch der Kirschkern?

Ich könnte jetzt gar nicht sagen, ob mir die Geschichte gefallen hat oder nicht. Sie läßt mich verwirrt zurück mit einem Haufen Bildern im Kopf, die ich erst mal verarbeiten muß.

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Wow, die Geschichte gefällt mir. Jeder Satz sitzt und wirkt genau dort, wo er es soll.

Ich könnte jetzt gar nicht sagen, ob mir die Geschichte gefallen hat oder nicht. Sie läßt mich verwirrt zurück mit einem Haufen Bildern im Kopf, die ich erst mal verarbeiten muß.
So, wie ich Zaza kenne, ist das auch so gewollt.

 

WOW!
bin wiedermal schwer begeistert. Ich will gar nicht erst behaupten, daß ich jetzt beim ersten Lesen verstanden habe, was genau da alles geschieht, mit wem und wie, aber das tut dem Text nicht nur keinen Abbruch, das macht ihn aus.
Deine Bilder sind - wie immer, oder? - einfach faszinierend und treffen irgendwas tief drinnen.

Ich hoffe, ich entschlüssele diesen Text noch!

Frauke

 

Keiner versteht die Geschichte, aber alle finden sie gut.
Möchte der Autor sich nicht auch mal dazu äußern?

r

 

Wow! Poesie Pur! Ich bin beeindruckt!

Meine Kritik an einzelnen Sätzen und Formulierungen hat relysium schon ziemlich genau wiedergegeben. Inklusive der "Honiglocken", wo ich auch "Honigglocken" gelesen habe und ganz entzückt war. :)

Der Kirschstein stört, bzw. so wie du es beschreibst. "Unglücklich auf einen Kirschstein beißen" ist normalerweise etwas, was einen baldigen Besuch beim Zahnarzt nach sich zieht. Dort im Stuhl sitzend sagt man dann: "Ich habe wohl unglücklich auf einen Kirschstein gebissen, die Füllung ist rausgefallen, und seitdem habe ich Zahnschmerzen."
Das passt nicht in die Stimmung der Geschichte. Vielleicht einfach das "unglücklich" weglassen und zumindest die Konsequenz des Fehlbisses beschreiben.

Gegen Ende:

Gib mir doch wenigstens meinen Zynismus zurück!
Bitte, :huldig: nicht das Wort "Zynismus" in diesem Text! Das, was Du sagen willst, kannst Du anders umschreiben. Geht es nicht um die Fähigkeit, sich mit Worten in eine Distanz zu flüchten, die der Erzähler in diesem Moment aber nicht finden kann?

Was ich mir sonst noch wünsche: Ein bisschen mehr Handlung, zumindest in Andeutungen. Vielleicht ist sie vorhanden, aber kaum einer versteht sie. Ich auch nicht. :confused: Vielleicht kannst Du da beim Eiscafé und beim Friedhof doch ein bisschen expliziter werden...?

Lieber Gruß,
Nyx

 

Vielen Dank fürs Lesen!

Fragen:

1.Ja, an den Haarlängen, was ist unklar? Man kann es spüren, wenn man spüren weiter auffasst.

2.Er und du sind identisch.

Kristin ist schon sehr weit gekommen. Ich brauche kaum noch was hinzuzufügen. Ihr Lieben schafft auch noch den Rest alleine. Naja, ihr wisst, wie ich es meine. Eure Welt lässt meine Kreierte erst leben. Also sucht bei euch nach Antworten.

Ach ja, fast hätte ich Pseudo-Totti vergessen:

Ich habe die Geschichte geschrieben, als ich fand. Ich fand es. Ein unbeschreibliches Es. So trieb es mich. Um einen Text zu formen, der Es zum Ausdruck brächte. Dieser Text steht geschrieben. Hier und jetzt. Für euch.

 

Hallo Zaza!

Du schaffst es immer wieder, mich völlig gebannt und völlig verwirrt zu hinterlassen, wenn ich Deine Texte gelesen habe. Ich finde diese Geschiochte großartig und wünsche mir dennoch mehr Aufklärung. Selbst mit allem, was bisher erraten, gedeutet und gefunden wurde, bleiben viele Mysterien, die mich unzufrieden machen...
Trotzdem: wundervoll! :)

Ich denke, dass sie nicht unglücklich auf den Kirschkern beißt im Sinne von schmerzhaft, sondern dass es eher ein nachdenklich-unglückliches Draufherumkauen ist - oder täusche ich mich da?
Ansonstne: Ich habe schon oft versehentlich auf Kirschkerne gebissen, aber zum Zahnarzt musste ich danach noch nie!

@relysium: Nein, sie meint Honig-Locken. Honigfarbene, gelockte Haare. Ein bisschen Phantasie kann doch nicht so schwer sein, oder? ;)

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

Ne, also mit "unglücklich auf ... gebissen" ist schon gemeint, was Relysium und Nyx sich dachten, aber mir fallen dabei auch nicht gleich die Zähne heraus oder so...

Nun ja, Queen, Du darfst ja Fragen stellen. Ob ich sie beantworte, bleibt meine Sache. Wie Du am Besten Antworten bekommst? Mach Dir Gedanken, dann bin ich gesprächiger.

Ich freue mich, dass sie Dir gefallen hat. Besonders darüber, dass Dir die "Mysterien" nicht platt oder bedeutungslos erscheinen. Das ist mir wichtig!

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

 

Also, der Ramadan ist ja der Monat, in dem Tagsüber gefastet und Nachts gegessen werden darf. Und um den Bezug zum Mond wieder herzustellen: mit dem Mond assoziiert man ja die Nacht, wodurch er in dieser Zeit zum besten Freund wird.
"Ein einziges Chaos. Ich kann meine Schüchternheit, meine Zurückhaltung und meine stille, heimliche Überlegenheit nicht mehr finden. Weißt du, was du angerichtet hast? Es ist, als ob sich in mir ein Bermudadreieck aufgetan hat, um alles, was du nicht haben möchtest zu verschlucken."
das würde ja auch dafür sprechen, da Nachts dann ja alles in sich hinein gestopft wird, und man sich vor lauter Hunger und Gier nach Essen kaum noch selbst erkennt.
Aber weiter dringe ich auch nicht vor...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Zaza,

schliesse mich hier völlig dem lob für poetische wort- und bildgewalt an - viele sätze, die für sich wunderschön wirken und einen - jeder für sich - träumen lassen.. wie ein gedicht...

ich könnte auch relysiums zitate alle unterschreiben..die wunderschönen und die nicht verständlichen.. was auch für den schwer erkennbaren zusammenhang gilt..

ein gedicht ist es für mich - unter seltsam oder experimente, besser unter die nicht vorhandenen kategorien posie..oder rätsel zu fassen..eine geschichte ist es eigentlich nicht..

mich persönlich würde es begeistern.. potisches, verträumte bilder in einer geschichte zu finden.. die den leser auch als solche mitnehmen kann..ich weiß nicht, ob ein "verstanden habe ich sie nicht" ein lob für eine autorin sein kann, die für andere schreibt..

Ich habe die Geschichte geschrieben, als ich fand. Ich fand es. Ein unbeschreibliches Es. So trieb es mich. Um einen Text zu formen, der Es zum Ausdruck brächte. Dieser Text steht geschrieben. Hier und jetzt. Für euch.

gerade dieser (etwas pathetische) absatz vermittelt mir das gefühl, du hast es für dich geschrieben...allein für dich..das einige abschnitte dabei auch uns verzaubern.. bleibt davon unberührt..

viele grüße, streicher

 

Dieser Absatz (der vermeintlich Pathetische) ist die passende Antwort auf Dertottis Frage. Und durchaus nicht ganz ernst zu nehmen...

 

So Zaza, hier die Retourkutsche.
Ich habe deine Geschichte hier etwa dreimal und während meiner Deinstzeit ungefähr siebenmal durchgelesen. Dennoch komme ich nicht dahinter, was genau deine Intention ist, bzw. ob es eine direkte Intention gibt. Was vor mir liegt sind ein Haufen Interpretationansätze und ein paar kleine Phraseninterpretationen. Einige hat Kristin schon niedergeschrieben. Ich würde gerne die Geschichte kritisieren, zuvor muss ich sie jedoch logischerweise (richtig) verstehen. Ich versuche es hier jetzt mal mit ein paar Ansätzen und fände es nett, wenn du ein wenig darauf eingehst. Desweiteren würde ich darum bitten, dass du mich nicht für vollkommen verrückt erklärst, wenn ich mit einer vollkommen abwegigen Deutung anfange. Nun denn. Ähnlich wie Kristin werde ich nun ein paar Fragen aufreihen, an denen ich jedes Mal stecken bleibe.

Im Eiscafé beiße ich unglücklich auf einen Kirschkern. Es ist um diese Zeit nur für uns geöffnet, da sie in stiller Abstinenz gedenken.

Die Protagonistin bricht die Fastenzeit. Warum? Der Glaube ist ihr gleichgültig. Mehr Wert legt sie auf einen gemeinsamen Nachmittag im Café. Der Antagonist gehört möglicherweise nicht dem oder auch gar keinem Glauben an. Zumindest handelt es sich nicht um ein typisch muslimisches Gebiet. Oder doch? Schließlich schreibst du
Es ist um diese Zeit nur für uns geöffnet, da sie in stiller Abstinenz gedenken.
"Regentage" und "Norden" lassen jedoch eher auf lokales Territorium schließen.

Einmal noch zum Friedhof. Dort schenke ich dir Blumen.

Hier habe ich zwei Ansätze. Der erste, unwahrscheinlichere wäre, dass die Protagonistin lediglich ihrem Geliebten auf dem Friedhof Blumen schenkt. Wahrscheinlicher finde ich, dass sie die Blumen an seinem Grab niederlegt. Dies allerdings würde bedeuten, dass der Antagonist entweder ein Hirngespinst oder auch ein Geist ist. Ein Gedanke wäre, dass es sich um einen Geist handelt, der jährlich in der Zeit des Rhamadan wiederkehrt. Möglicherweise als eine Art Erinnerung oder Gedenken, verbunden mit dem Mond.

Komisch, dass wir lachen können. Komisch, dass sie uns lachen lassen. Sie sehen es doch und wissen es. Warum lassen sie uns gewähren? Er sorgt dafür, dass ich mich nicht lange fürchte.

"Sie" sind höhere Wesen. Götter? Und die Protagonistin fürchtet sich vor ihnen. Oder bezeichnest du hier eine Gruppe von Menschen?

Ich trage ein weißes Sommerkleid mit roter Schleife.
An dieser Stelle wittere ich einen Parallelismus zur erdfarbenen Cordjacke. Nur was bedeutet er? Die Unterschiedlichkeit der Gefühle von dem einen Tag auf den anderen?

Ja, er muss nun gehen. Es liegt in seiner Natur. Aber er hat seine Bahn. Und kommt wieder. Er ist eben ein Reisender mit zwölf Betten. Ich schlafe so lange. Denn ich habe keine Alpträume mehr. Und warte darauf, dass du mich wachküsst.
Das Finale. Und ich interpretiere hinein, dass der Antagonist definitiv kein Mond ist. Du vergleichst lediglich. er ist ja schließlich auch nur der "Sohn des Mondes". Was aber soll der wiederkehrende Charakter bedeuten? Ist er, wie oben schon angesprochen, ein übersinnliches Wesen, das in der Erinnerung jährlich wiedererwacht? Aber erwacht er wieder? Die zwölf Betten müssen nicht für "Schlaf" stehen. Vielmehr ließe sich ein sprunghafter Liebhaber hineindeuten, was in meinen Augen jedoch weder logisch, noch passend, noch zufriedenstellend für den Aufwand der Geschichte wäre.

Was lässt sich zur Protagonistin sagen:
Fest steht, dass sie die Eigenschaften "Schüchternheit, (...) Zurückhaltung und (...) Überlegenheit", sowie "Zynismus" besaß (wobei der Zynismus betont wird), sie jedoch aufgegeben hat. Nicht wirklich freiwillig, dass man sagen könnte, sie hätte aus Liebe gehandelt, sondern die Liebe (evtl. auch nur die Leidenschaft) ließ sie handeln (--> Bermudadreieck). Sie ist sehr kindisch, kritisiert das selbst an sich, scheint jedoch immer noch sehr verbunden damit zu sein. Dafür sprechen die zwei Retroperspektiven. Überwältigt ist sie von dem Antagonisten, weil er ihr eigentlich jeden Wunsch von den Augen ließt und sie so nimmt, wie sie ist. Es kommt ganz klar durch, dass sich die beiden Charaktere absolut ergänzen.

Nun zum Antagonisten:
Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob er nicht vielleicht doch der Mond ist. An einigen Stellen passt es, z.B. im gesamten letzten Abschnitt. Aber nein, das würde insgesamt keinen Sinn erbringen. Nungut, was weiß man über ihn? Nicht viel. Er ist eine Person, von der aus wenig leidenschaftliche Gefühle ausgehen. Was ein Trugschluss sein kann. Dennoch kommt es an den Stellen, an welchen Emotionen auftreten, eher so rüber, als ob eben diese hauptsächlich von der Protagonistin ausgehen. Der Sohn des Mondes hat eine stetige Bewegung. Die zwölf Betten deuten, so finde ich, unmissverständlich auf die zwölf Monate hin. Hier stellt sich die Frage: Warum ist er dann -für gewöhnlich- nur an einem Tag anwesend. Mehrere Vergleiche ordnen ihm Charakteristika des Mondes zu. Bedeutung hat es, wie ich glaube, lediglich für das Stimmungsbild. Vielleicht soll er eine Art Wegweiser darstellen, oder Geborgenheit ausdrücken. Oder die Protagonistin verbindet bestimmte Gefühle mit dem Mond und überträgt sie auf ihren Gegenpart.

Wie du siehst, ich schreibe und schreibe und letztlich bin ich dennoch kein Fünkchen schlauer. Ich finde wirklich, dass die Geschichte sehr schön geschrieben ist und ich achte auch deinen Stil, Aussagen in Texten zu chiffrieren. Dennoch muss ich sagen, dass der Text zu abstrakt wird. Ein Puzzle, dass man versucht zusammenzulegen, bei dem einem jedoch Teile fehlen, die nur der Autor besitzt. Du sagst die Geschichte ist für "uns" geschrieben. Dann, finde ich, solltest du ebenso versuchen, sie uns zugänglich zu machen.

Liebe Grüße
Frederik

 

Hallo Zaza,

Für mich schmeckt die Geschichte wie ein Cocktail oder ein Gericht das ich noch nicht kenne. Einfache Zutaten, raffiniert und gekonnt zusammengegeben zu einem berauschend schönen Text mit Tiefgang. Und einer Ausdrucksweite, die mir nach dem zweiten Lesen immer noch den Atem verschlägt. Genial!

Mein persönliches Fazit: 9 von 10 Rauchwolken.

Regards,
Ryu - ki
(Koro no Ryu)

 

Moin Za!

Scheint ja bei dir immer der Fall zu sein, dass man bei Geschichten viel denken/interpretieren muss - hmm, vielleicht sollte man mal ein paar Deutschlehrern deine Texte vorschlagen, würde den Unterricht mal beleben, ergo: neue Impulse geben.

Zum Text selber: stilistisch fand ich die Story echt gut, es hat den Anschein, dass alles genau da ist, wo es hingehört und nirgends anders sein sollte (so etwas in der Art sagte Abra ja schon).

Vom Inhalt her: nach dem ersten Lesen hatte ich den Gedanken, dass es sich um eine Beziehung Mensch <=> Mond handelt. Dann hab ich die Postings gelesen, noch ein wenig nachgedacht und diese Meinung in den Rhein geworfen. Zum größten Teil lag es an dieser Aussage deinerseits, und zwar dass Ramadha für dich weiblich sei. Jetzt weiß ich momentan nicht, wie ich die ganze Geschichte sehn soll. Müsste ich unter Umständen die Tage noch mal lesen, aber ich denke nicht, dass mir dann noch was neues dazu einfällt.

Aber dennoch hat mir deine Geschichte gefallen!

Liebe Grüße
Al

 

Ich bin noch etwas kaputt vom Tag. Habe gerade auf "Antwort abschicken" geklickt und da teilte mir ein freundlich-graues Fensterlein mit, dass ich doch zuerst was schreiben sollte...

Natürlich steckt in dem Text eine Aussage, jedoch habe ich den Text nicht mit der Absicht geschrieben, diese Aussage zu vermitteln. Oder besser: Das stand nicht im Vordergrund, war also nicht oberstes Kriterium wie z.b. beim Text "Stabiles Sein". Es ging mehr darum ein Gefühl zu vermitteln. Etwas Schönes zu schaffen, das dieses Gefühl in sich trägt/beim Leser weckt.

Zu den beiden Protagonisten: Es wird immer gerätselt, wer er denn sei. Sie bleibt völlig außen vor. Sie sind beide nicht menschlich. Das beantwortet sicher einige Deiner/Eurer Fragen (z.B. zum Thema Fastenzeit brechen), oder schafft Neue...
Verzeiht, aber ich gebe ungern ihre Identität preis. Ungern öffentlich.

Zu den Charakterisierungen von Fred:

Schön, dass Du Dir die Mühe gemacht hast! Kleidungsbeschreibungen dienen lediglich zur Charakterisierung der Protagonistin (Cordjacke, Kleid mit Schleife). Ansonsten hast Du das schon alles gut erkannt. Sie ist sehr menschlich gezeichnet. Das ist auch ok so. Muss eben überdenken, ob ihre Eigenschaften gut/passend gewählt sind.

Ja, er ist ein Rätsel. Doch eigentlich habe ich im ersten Abschnitt der Geschichte schon gesagt, wer beide sind. Weiß jemand, was es mit aschgrauem Licht auf sich hat?

Und ja, ich habe mir keine Mühe gegeben, ihm einen besonderen Charakter zu geben. An einigen Stellen gebe ich ihm eine Erscheinung. Wie er aussehen, wie er auftreten kann. Das alles bleibt undeutlich. Der Mond, der wandelnde unbeständige Mond, Objekt tausender Poeten, ist hier ein Bild. Und ob es nun der Mond oder sein Sohn ist, macht keinen Unterschied. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Jetzt bin ich etwas abgedriftet. Hoffe aber, dass sich einiges klären konnte.

Danke!

 

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