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Highway to Hell

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30.03.2011
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Highway to Hell

Der Wagen sprang nicht an. Das krächzende Geräusch der Zündung klang in Michaels Ohren wie das Kreischen einer hysterischen Frau. Nach dem zehnten Versuch gab er auf. Er würde wohl oder übel den Bus nehmen müssen, wollte er noch rechtzeitig zur Präsentation erscheinen. Wahrscheinlicher war allerdings, dass er zu spät kommen würde. Warum passierte so etwas immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Hätte sein Wagen nicht bis morgen damit warten können den Geist aufzugeben? Michael konnte sich deutlich vor Augen führen wie Maier, sein Projektpartner, vor versammelter Belegschaft, seine Ideen als die Eigenen ausgab.
Man würde applaudieren und Köpfe würden zustimmend nicken. Maier bekäme ein Lob und ein paar Monate später würde die Beförderung folgen. Wie er diesen schleimigen Arschkriecher verabscheute. Sein aufgesetztes Lächeln, die teuren Maßanzüge und vor allem sein Talent. Dabei war Maier noch nicht einmal geboren, da hatte er schon Werbetexte geschrieben die heute jeder kannte.
Er griff nach dem Aktenkoffer auf dem Beifahrersitz und stieg aus. Eigentlich hätte Michael den Koffer ebenso gut im Wagen liegen lassen können. Sein Inhalt hätte problemlos in die Innentasche seines Jacketts gepasst. Außer einem lieblos belegten Pausenbrot und einem welken Apfel, befand sich nichts weiter Wichtiges darin, aber Michael liebte die Illusion die dieser Koffer auf andere ausübte. Damit sah er wichtig aus.

Es hatte angefangen zu regnen und als Michael die Bushaltestelle erreichte, war nicht nur der Bus quasi vor seiner Nase abgefahren, nein, er war auch bis auf die Knochen durchnässt.
Das kleine Wartehäuschen bot nur wenig Schutz gegen den immer stärker werdenden Regen, so dass sich Michael bis in die hinterste Ecke, der mit unzähligen Kritzeleien besudelten Baracke, den mehr war es nicht, zurückzog. Ein rotes Graffiti, zwischen den obligatorischen Liebesbekundungen junger Heranwachsender, fiel ihm auf. In verschnörkelter Kinderschrift standen die englischen Worte: - Highway to Hell - in dicken Lettern an der Wand.
Wenn jetzt schon Vorschulkinder AC/DC hörten, ging diese Welt eindeutig den Bach hinunter, dachte Michael. Er hasste diese Art von Musik. Für ihn waren alle Rockmusiker Heroinjunkies, die auf verzerrten Gitarren, Lobeshymnen auf den Teufel spielten.
Vor hundert Jahren, so kam es ihm vor, hatte er eine Zeit lang die Rolling Stones gehört, aber auch nur, weil der Großteil seiner damaligen Freunde sie hörten. Musik hatte nie eine Rolle in seinem Leben gespielt, ebenso wenig wie andere Formen freier Kreativität. Zeitlebens war Michael ein nüchterner, bürokratischer, stocksteifer Einzelgänger gewesen und er gefiel sich sehr in dieser, scheinbar eigens für ihn geschaffenen Rolle. Eine Frau mit Kinderwagen kam um die Ecke gefahren um ebenfalls Schutz unter der löchrigen Holzverkleidung des Häuschens zu suchen. Michael sah sie kurz abschätzend an, blieb aber stumm, als die Frau im einen guten Morgen wünschte.
Was war an diesen Morgen gut? Sicher nicht das Wetter, ganz zu schweigen von seiner Laune. Die Frau hatte sich mittlerweile ihrem Sprössling zugewendet und redete in kindlichem Kauderwelsch auf ihn ein.
„Wat had du dada“
Sollte das Kind etwa auf diese Art und Weise der deutschen Sprache mächtig werden? Michael zweifelte stark daran. Ein Junge kam eilig zu ihnen in das Häuschen gerannt. Sein breiter Schulranzen stieß Michael in die Seite und dieser wich ärgerlich zurück.
„Kannst du nicht aufpassen?“
Der Junge zeigte keine Reaktion, höchstwahrscheinlich hatte er nicht einmal bemerkt dass er ihn gestoßen hatte. Michael wollte seine Frage wiederholen, diesmal mit etwas Nachdruck, bemerkte dann aber das der Junge weiße Kopfhörer in seinen Ohren stecken hatte und ließ es bleiben.

Der Bus kam. Die Frau hatte sich an die Hintertür des Busses begeben und versuchte nun umständlich den klobigen Kinderwagen in das Fahrzeug zu hieven. Hilfesuchend sah sie sich um.
Michael wusste was jetzt kommen würde und drängte sich schnell hinter dem Jungen in den Bus. Er wollte der Frau nicht helfen, es war ihr Kind, nicht seines.
Er nannte sein Fahrziel, kramte ein paar Münzen aus seiner Manteltasche und gab sie dem Fahrer, dann hob er den Kopf, um nach einem freien Sitzplatz aus schau zu halten. Der Bus war gnadenlos überfüllt. Deswegen mochte er es nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Immer diese vielen Menschen. Er mochte es auch nicht wie die Leute ihn immer ansahen. Auch jetzt spürte er ihre Blicke auf sich lasten. Die Leute sahen niemals aus dem Fenster wenn der Bus hielt, immer mussten sie ihre neugierigen Blicke auf die neu zugestiegenen Passagiere werfen.

Wie jedes mal, wenn Michael in einen Bus oder ein Zugabteil stieg, hatte er das Gefühl, in eine bereits seit geraumer Zeit existierende Gemeinschaft von Menschen zu stoßen, und diese Gemeinschaft war ihm nicht wohlgesonnen. Manchmal glaubte er dann, dass sich alle Passagiere untereinander kannten und er der einzige Fremde unter ihnen war. Der Fahrer gab ihm das Ticket und Michael lief den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen entlang. Eine Puppe fiel ihm vor die Füße. Ein kleines blondes Mädchen, mit schiefem Lächeln und nur wenigen Zähnen, trat ihm in den Weg um sie wieder aufzuheben. Michael schluckte den Fluch, der ihm auf den Lippen lag und drückte sich an die Sitzreihen gelehnt an ihr vorbei. Dabei hatte er einer dicken, in einen Jogginganzug gekleideten Frau, die Bildzeitung aus der Hand befördert, allerdings blieb Michael nicht lange genug stehen um deren Reaktion darauf abzuwarten. Die Frau mit dem Kinderwagen kam ihm entgegen und bedachte ihn mit einem bösen Blick. Michael tat so als bemerke er ihn nicht.
Er entdeckte einen Platz nahe der hinteren Flügeltür. Leider war es einer dieser Vierersitzgruppen die er am wenigsten mochte, doch glücklicherweise saß nur eine alte Frau in entgegengesetzter Fahrtrichtung darin.
Michael setzte sich und belegte den Platz neben sich mit seinem Aktenkoffer.
Die Alte schenkte ihm ein zahnloses Grinsen und zog dann aus ihrer Tasche zwei Stricknadeln.

Der Bus fuhr an. Seine Fahrt würde mindestens fünfundzwanzig Minuten dauern, eine Ewigkeit.
An seinem Fenster zogen die grauen Häuserfassaden seiner Stadt vorbei.
Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Ameisen in Anzügen. Krawattensklaven.
Dass er selbst zu dieser Sorte von Menschen gehörte, änderte nichts daran, sie als solche zu beschimpfen. Der Bus hielt und ein, nach dem aussehen zu urteilen, türkisch oder arabisch stämmiger Mann stieg ein. Ein potenzieller Attentäter. Ein weiterer Grund nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Mit zusammen zugekniffenen Augen, musterte er den Fremden.
Möglicherweise befand sich ja eine Bombe in dem Rucksack, den er bei sich trug. Michael war sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Terroristen, Deutschland als nächstes Angriffsziel ins Visier nahmen.
Die Bundesregierung bot genug Angriffsfläche für die Fundamentalisten, wie Michael fand.
Ein stechender Kopfschmerz bohrte sich plötzlich in seinen Kopf. Er zog scharf die Luft ein und versuchte durch Kopfschütteln, den plötzlichen Migräneanfall fort zu treiben. Es gelang, jedoch trat an dessen stelle jetzt eine Müdigkeit, die seinen ganzen Körper einzunehmen schien.
Michael gähnte laut und schloss für einen Moment die Augen.
.
Die alte Frau vor ihm fing an zu husten und Michael schreckte hoch. Sie hatte schon wieder angefangen zu stricken und er glaubte für einen Moment, keine rote Wolle zwischen ihren Nadeln zu erkennen, sondern blutige Hautfetzen die sie in einander webte. Dann war die Vision auch schon verschwunden und Michael erkannte das kleine rote Söckchen, welches sie wahrscheinlich für einen ihrer Neffen anfertigte. Er war nervös und übermüdet, eine Kombination aus der bevorstehenden Präsentation und des wenigen Schlafes den er in der Nacht gefunden hatte. Der plötzliche Schmerz war nicht wieder gekehrt, konnte jedoch ebenfalls der Grund für das grausige Trugbild gewesen sein. Wohlmöglich hatte er einen Gehirntumor?

Um sich abzulenken sah er aus dem Fenster. Michael kannte diese Gegend nicht.
Zerfallene Häuser, zwischen denen bereits dichtes Gestrüpp wuchs, säumte nun den Weg.
Er glaubte im vorbeifahren sogar einen toten Hund am Straßenrand gesehen zu haben.
Und wann hatte es aufgehört zu regnen? Der Boden schien staubtrocken zu sein. Vielleicht hatte er in Gedanken versunken, vergessen an der richtigen Haltestelle auszusteigen? Er wollte aufstehen, den Fahrer fragen wo in Gottesnamen sie eigentlich sind. Dann bemerkte er den Blick der Alten.
Durchdringend sah sie ihn an, während das Grinsen auf ihrem Gesicht immer breiter wurde.
Kleine, durchsichtige Speichelfäden liefen an ihrem Kinn entlang.
„Was gucken sie ..“. Seine Worte blieben ihm im Halse stecken.
Sie sahen ihn alle an.
Alle.
Die gesamte Belegschaft des Busses starrte auf ihn. In ihren Blicken lag ein Ausdruck, den er nur schwer deuten konnte.
Nur der Busfahrer fuhr unbeirrt weiter.
„Was zum Teufel...“ Michael stockte erneut mitten im Satz, den das kleine Mädchen von vorhin war aufgestanden und kam jetzt auf ihn zu gelaufen. Aber irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
Ihr Gesicht hatte sich verändert. Alles Kindliche war daraus gewichen und hatte einer Fratze platz gemacht, die Michael mehr an eine Hyäne erinnerte, als an ein kleines Mädchen.
Auf halbem Weg blieb sie plötzlich stehen, hob eines ihrer dünnen Ärmchen und deutete mit dem Zeigefinger in seine Richtung.
Es war unmissverständlich das sie ihn meinte. Jetzt veränderte sich schlagartig auch in den Blicken der anderen Passagiere etwas. Konnte er sie vorher nicht deuten, so fiel es ihm jetzt umso leichter. Es war Gier. Mit dieser Erkenntnis ging eine weitere Veränderung einher. Ihre Gesichter veränderten sich. Manchen wuchsen innerhalb von nur einem Augenblick, groteske Fangzähne, andere waren plötzlich Nackt und von unzähligen eitrigen Wunden übersät.
Er hörte einen Schrei, doch es dauerte einen Moment bis er ihn als seinen Eigenen erkannte. Er musste aus diesem Bus, doch er war wie gefesselt, unfähig sich zu bewegen, verdammt dazu mitzuerleben was geschah.
Michael sah die Frau mit dem Kinderwagen heulend auf dem Boden sitzen. Trotz der Tränen hatte sie ein irres Grinsen auf den Lippen. Sie hatte den Säugling aus dem Wagen genommen und ließ ihn nun auf den Boden fallen. Als wäre es aus Porzellan, zersprang das Kind in tausend Teile. Das alles geschah nur wenige Meter vor Michaels Augen und doch konnte er es nicht glauben, nein, wollte es nicht glauben, zu alptraumhaft, zu schrecklich waren die Bilder.
Wo er auch hinsah, das pure Grauen hatte ihn umzingelt. Es war wie in einer Geisterbahn, die sich der Teufel höchst persönlich erdacht hatte.
Ein Zischen, wie wenn man aus einem Reifen die Luft ablässt, drang in Michaels Ohr. Er konnte nicht anders, er musste den Blick auf den Ursprungsort des Geräusches lenken. Die Alte war gerade dabei eine Stricknadeln langsam, ja fast genüsslich, in eine ihrer Augenhöhlen zu bohren. Geleeartiger Eiter spritze hervor und landete Michael auf den Schuhen. Am schlimmsten war jedoch, dass sie dabei lächelte.
Michaels Erstarrung löste sich mit einem mal und er flüchtete in die letzte Sitzreihe des Busses, die jetzt leer war.
Ganz fest drückte er sich in den Sitz, schloss die Augen und bettete zu einem Gott, an den er nicht glaubte.
Was geschah hier? War das ein Alptraum? Es musste einer sein, so etwas geschah im wirklichen Leben nicht. Michael versuchte aufzuwachen. Fest kniff er sich in die weiche Haut an seinem Unterarm.
Sein Sitz fühlte sich plötzlich weich und nachgiebig an, irgendwie lebendig. Ein warmer und feuchter Hauch in seinem Nacken, ließ ihn endgültig hochfahren.
Er öffnete seine Augen und sah das er nicht mehr auf einem der Sitze, sondern auf dem weißen Schoß der dicken Frau saß, welche er vorhin angerempelt hatte. Sie schloss die Arme um ihn und drückte Michael in die unzähligen Hautfalten ihres nackten Körpers, wobei sie ein hysterisches Kichern von sich gab. Immer wieder bedeckte sie seinen Hals mit feuchten Küssen. Angewidert stieß er sich von ihr ab und stolperte zu Boden. Er musste hier raus. Auf allen Vieren kroch Michael zur Hintertür des Busses, wobei er tunlichst vermied, irgendeine der Gestalten um ihn herum anzusehen. Noch hatte sich, bis auf das Mädchen, keines der Monster von seinen Plätzen erhoben und diesen Umstand wollte er ausnutzen.
Verzweifelt warf er sich gegen die Tür, die jedoch unnachgiebig jeder Attacke stand hielt. Draußen zog jetzt eine Straße vorbei die er kannte. Ein paar Ecken weiter befand sich sein Büro.
Alles sah aus wie immer. Sehnsüchtig blickte er hinaus.
Hinter ihm hatten sich jetzt die Passagiere erhoben und drängten nun auf ihn zu.
Wie Zombies steckten sie die Arme aus um nach ihm zu greifen.
Einige von ihnen murmelten Sätze wie: „Bleib bei uns“ oder „Du gehörst hierher.“
Sie rissen ihm die Jacke von den Schultern und zwickten ihm in das Fleisch. Ihre Hände fühlten sich kalt und tot auf seiner Haut an. Die Tür würde nicht nachgeben, er musste es vorne versuchen.
Aber er brauchte seinen Aktenkoffer, vielleicht könnte er ihn als Waffe benutzen.
Er stieß einen Mann beiseite, dieser taumelte rückwärts und riss einen weiteren mit sich an den Boden. Michael stieg über sie hinweg und eilte zu seinem Platz.
Die Alte saß noch immer dort, nur hatte sie sich mittlerweile die zweite Stricknadel in das andere Auge gerammt. Sie hielt beide fest umklammert und rührte in ihren Höhlen wie in einem Kochtopf.
Mit einer Mischung aus Ekel und schlichtem Entsetzen, wendete er den Blick ab und griff nach seinem Koffer.
Wie einen Rammbock vor sich haltend nahm er den wenigen Anlauf den er zur Verfügung hatte, und stürzte Koffer voran in die schier unüberwindbare Masse an Leuten.
Doch er hatte keine Chance. Ein paar wenige stürzten zu Boden oder fielen auf die Sitze zurück von denen sie aufgestanden waren, die meisten aber blieben stehen und versuchten ihn an sich zu ziehen. Von allen Seiten drängten sie nun auf ihn ein, zerrten an ihm, nahmen ihm die Luft.
Er schrie und wie auf sein Kommando warfen sie ihn zu Boden. Michael sah das kleine Mädchen unter ihnen, ihr Hyänengesicht grinste.
Sein Arm wurde gepackt. Etwas großes, dessen Gesicht scheinbar nur aus einem mit Reißzähnen besetzten Maul zu bestehen schien, biss in seine Hand. Dann verschwand sie ganz in seinem Schlund und wurde abgetrennt. Eine Fontäne Blut spritzte ihm ins Gesicht. Der Schmerz war überwältigend.
Das Wesen kaute auf seiner Hand herum wie ein Hund an einem alten Knochen.
Blut lief ihm in Strömen die Mundwinkel hinab und sammelte sich in einer großen Lache unter ihm. Es würgte und röchelte bei dem Versuch sie hinunter zu schlucken
Michael wollte ohnmächtig werden, dem Schmerz und dem Grauen entfliehen, doch diese Gnade wurde ihm nicht zuteil.
Der Araber, der jetzt tatsächlich einen Sprengstoffgürtel trug, verbiss sich in seinen Unterschenkel und riss große Fleischstücke heraus. Michael schrie auf und wollte nach ihm treten, musste aber erkennen das die dicke nackte Frau auf seinem Bein saß und es festhielt.
Sie sah jetzt aus wie eine weiße, überdimensionale Schlange die ihre Kiefer ausgerenkt hatte, um so seine Beute besser hinunter schlucken zu können. Michaels Wahnsinn steigerte sich ins Unermessliche.
Dann auf einmal wurde für einen kurzen Moment alles schwarz um ihn herum und Michael hoffte nun endlich doch noch Ohnmächtig zu werden. Sein Wunsch wurde zwar nicht erfüllt, jedoch ließ der Schmerz für einen Moment nach und er hatte das Gefühl zu schweben. Es wurde wieder hell.

Michael beobachtete eine Szenerie von oben, schwebte darüber. Er befand sich wieder in dem Bus. Er sah die Köpfe der Leute und erkannte die Frau mit dem Baby. Auch die Alte war unter ihnen. Sie alle beugten sich über einen Mann.
Jetzt endlich konnte er das Gesicht sehen.
Der Mann, der zusammen gesunken zwischen den Sitzreihen lag, war er. Jemand schlug rhythmisch auf seinen Brustkorb ein, trat dann zurück und schüttelte den Kopf.
Ein anderer Passagier bedeckte das Gesicht der Leiche mit seiner Jacke.
Michael hatte seinen eigenen Tod gesehen.

Die Szene verschwamm, Dunkelheit umfing ihn.
Dann wurde es wieder heller, wenn auch nicht viel.
Er lag wieder am Boden, umzingelt von den Schreckensgestalten denen er wohl nur für den kurzen Moment der Erkenntnis entkommen war. Jetzt würde auch der Schmerz zurückkehren. Michael schloss die Augen und biss die Zähne fest zusammen. Als dieser jedoch ausblieb, riss er die Augen auf und erkannte zu seiner Erleichterung das seine schrecklichen Verletzungen nun nicht mehr existent waren. Ein kleiner Funken Hoffnung keimte in ihm auf, der jedoch umgehend wieder zerstört wurde als aus den Boxen des Busses die Stimme des Busfahrers erklang:
„Herzlich Willkommen auf unserer Reise in die Hölle, in kürze werden wir die Route 666 verlassen und auf den Highway to Hell abbiegen, ich wünsche eine angenehme Reise.“
„Es ist eine lange Fahrt musst du wissen, uns bleibt unendlich viel Zeit. Eine Ewigkeit“, sagte das unförmige Ding, das früher einmal ein Mädchen gewesen war.
Im nächsten Moment war es über ihm und biss ihm die Nase ab. Michael schrie vor Schmerzen.

 

Hallo youngshadow

Deine Geschichte las ich flüssig, aber ohne dass sie mich in den Bann ziehen konnte. Ein griesgrämiger Protagonist, der an einem Morgen mit dem linken Fuss aufgestanden war. Infolge einiger Unpässlichkeiten hadert er mehr oder weniger darüber, warum er nicht an einen Gott glaubt, fragt sich aber zugleich ob dieser ihn ärgern will. Im Bus erlebt er dann eine Mixtur von Halluzinationen, welchem als Auslöser vermutlich eine der Infarktarten zugrunde gelegt wird.

Die Geschichte gibt mir zu wenig Sinn und ein zu viel an Ungereimtheiten. Es scheint mir etwas ein Sammelsurium ohne logische und damit auch plausible Abhandlungen. Den Exkurs über Gott fand ich platt, wenn schon, sollte so etwas treffend und durchdacht dargelegt sein. Doch für die Handlung macht es auch wenig Sinn. Die Horrorszenen im Bus kitzeln leicht am Grusel, wie auf einer Geisterbahn auf dem Jahrmarkt. Hier näherst du dich einen Moment an Szenen, die mich an alte Fellini-Filme erinnern, was mir zumindest einen Moment positive Aufmerksamkeit gab. Doch solcherart Fantasien aufgrund eines Infarkts sind mir nicht plausibel.

Hier noch einige Vertipper, die mir beim Lesen nebenbei aufgefallen sind:

Ein rotes Graffiti, zwischen den obligatorischen Liebesbekundungen junger Heranwachsender, fiel im ins Auge.

… fiel ihm ins Auge.
Allerdings ein etwas unzutreffender Ausdruck, da das Auge eigentlich wahrnimmt.

Wohl möglich hatte er einen Gehirntumor?

Womöglich hatte …

Die Alte war gerade dabei eine Stricknadeln langsam, ja fast genüsslich,

… eine Stricknadel langsam …

Mir würde es Sinn machen, wenn eine spannende Handlung zugrunde gelegt, die wenn auch fantastisch so doch von einem gehobenen Unterhaltungswert geprägt wäre, und die Eckpunkte auf plausibel nachvollziehbaren Pfeilern ruhen. Vielleicht gibt dies dir ja Anregung, nochmals die Arbeit daran aufzunehmen. Wer Meister werden will, muss üben, üben, üben … Viel Glück.

Gruss

Anakreon

 

Hallo youngshadow

Herzlich willkommen in der Hölle!

Tja, Anakreon hat es bereits gut im Schlusssatz zusammengefasst und ich möchte zwei Attribute hervorheben

Anakreon schrieb:
Mir würde es Sinn machen, wenn eine spannende Handlung zugrunde gelegt, die wenn auch fantastisch so doch von einem gehobenen Unterhaltungswert geprägt wäre, und die Eckpunkte auf plausibel nachvollziehbaren Pfeilern ruhen.

Denn was mich stutzig machte: Warum empfindet Michael keinen Schmerz? So wirkt das ganze wie eine Splatterszene hinter einer Milchglasscheibe.

Ich behaupte mal, du hast den Text in einem Rutsch runtergeschrieben und ohne grosses Gegenlesen eingestellt. Gegen Ende häufen sich denn auch die Fehler bezüglich RS und Zeichensetzung.

Beispiel:

Wie einen Rammbock vor sich halten[d], nahm er den wenigenkurzen Anlauf[Komma] den er zur Verfügung hatte[Komma] und stürzte Koffer voran[Keinkomma,] in die schier unüberwindbare Masse an Leuten.
„Ab jetzt wird es weh tun“[Komma] sagte das kleine Mädchen.

Eigentlich könntest du deine Story hier beginnen,
"Der Wagen sprang nicht an. ..."
denn der erste Abschnitt ist sehr langatmig, zahm und ohne grossen Informationsgehalt. Da kam bereits Langeweile auf und ich musste mich zwingen, weiter zu lesen.
Von
Der Tag fing nicht gut an.
bis
"...
Er könnte sich auch am nächsten Tag noch rasieren, für heute würde es auch ohne gehen."
passiert nix.
Klar, du möchtest Michael als Looser einführen, aber wie er hier seiner Ex (nicht) nachtrauert, über die Existenz von Gott labert und sich gehen lässt - Rasieren ist morgen - ist für die nachfolgende Geschichte irrelevant. Also: Kürzen, kürzen, kürzen.

Hoffe, es hilft. Viel Spass beim Überarbeiten.
Gruss dot.

 
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Hey!
Danke für die konstruktive Kritik, werde sie mir zu Herzen nehmen und die Geschichte wenn ich Zeit finde nochmals überarbeiten.
Ich dachte es mir so: Zuerst empfindet er keinen Schmerz, muss aber ansehen wie er zerfleischt wird, als er später dann zurückkehrt geht es von vorne los, diesmal empfindet er den Schmerz. Also hat er den doppelten! Zuerst nur psychologisch und später kommt noch das körperliche.
Gruß YS

:)

 

Aus Horror
...........

Moi youngshadow,

auch von mir ein herzliches Wilkommen! :)

da dieser Text eine sehr phantasievolle Kommasetzung und einige fiese Tipper aufweist, habe ich ihn zu deiner Hilfe ins Korrekturcenter verschoben. Hinweise zu Rechtschreibung und Zeichensetzung findest Du in den Hilfethreads. Wenn Du die Korrektur beendet hast, schicke bitte Tserk oder Makita eine PN, dann wird der Text nach Prüfung wieder in die Ursprungsrubrik verschoben. Ohne Bearbeitung wird er in vier Wochen gelöscht werden.

Vor und nach ... kommt jeweils ein Leerzeichen.
Zahlen werden in literarischen Texten bis mind. zwölf, besser solange gut lesbar, ausgeschrieben (auch Uhrzeiten: neun Uhr dreißig, z.B.).

Unvollständig, guck mal nach sowas:

die auf verzehrten Gitarren,
War's lecker? ;)
Vermutlich hielt es sich dabei um den
War sicher mal ein 'hielt er', jetzt aber: handelte es sich
überdimensionierte Schlange
~dimensionale
ein ekelhaftes platschen hören.
dem grauen Vlies des Ganges hinter ihr.
Das Goldene Vlies, aber der Stoff ist Fleece.

Für mein Geschmack sind hier zu viele Klischess und Phrasen verarbeitet worden, und dadurch, daß der Prot zu tumb und spießig ist, wird natürlich schnell klar, das es mit ihm kein gutes Ende nimmt.

Das mit dem Schmerz leuchtet mir auch nicht ganz ein - ein bissl hab ich den Eindruck, Du versuchst Dich mit dem 'ist es ein Traum oder nun doch nicht' aus der Affäre zu ziehen, was eine plausible Gesichte angeht.

Steck beim Überarbeiten doch noch ein paar eigene Ideen rein, und feile am plot, das hast Du ja schonmal einen ersten Versuch hinter Dir. :)

Viel Erfolg & viel Spaß noch hier,
Katla

 

Danke für die hilfreichen Tipps.
Werd mich nochmals daran versuchen!
Das mit den Klischees war schon so beabsichtigt, ..kommt aber scheinbar nicht so gut an:)
Es sollte auch kein Traum sein, Michael landet tatsächlich in der Hölle.
In meiner Fantasie machte das irgendwie Sinn solch einen klischeebehafteten Menschen dort hin zu schicken :D
Gruß YS

 

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