Hexenmechanik
Der Schlüssel passte gar nicht. Vielleicht sollte er ihn umdrehen? Viel besser.
Hinter ihm viel die Tür ins Schloss, erst jetzt sah er wie seine Suite aussah.
„Meine Güte.“
Was war hier passiert? Das Zimmer war total verwüstet, als wäre ein Bulldozer einfach durch die Räume gefahren und hatte alles was ihm im weg war platt gedrückt. Ein Geräusch auf der Terrasse lies ihn herumfahren. Da eine Bewegung. Reflexartig lief er auf die Terrasse hinaus um nach zu sehen was dort draußen war.
An der Wand war eine Feuerleiter angebracht. Zwei Gestalten kletterten hinauf.
„Hey, stehen bleiben ihr Vandalen. Ich informiere die Rezeption.“
Er folgte ihnen sogar ein paar Meter, bis er nach unten sah.
OH GOTT! Warum war er hier hinauf geklettert? Musste am Alkohol liegen.
Alles fing an sich zu drehen, ohne dass er es wollte verkrampften sich seine Hände um die Leiter und er war wieder in der dritten Klasse.
Deutlich hörte er die Stimme von Todd wie sie flüsterte: „Los schafft das Schwein aufs Dach hinauf. Wollen doch mal sehen was der Hosenschisser alles kann.“
Die Jungs schuppsten und zerrten ihn lachend die Treppen hinauf und alles weinen und flehen half ihm nichts, eher stachelte es sie in ihrem Vorhaben noch weiter an. Oben angekommen hielten sie ihn lachend über die Kante des Daches.
„Tibi! Wie wär´s wenn du uns heute mal zeigen könntest wie das mit dem Fliegen war, was uns Herr Thomson erklärte? Ich hab es nicht ganz verstanden.“
Das Grinsen Todds war an diesem Tag noch fieser gewesen und nacktes entsetzen hatte seine Kehle zugeschnürt.
„Jungs, lasst ihn los. Ich will sehen wie das Arschloch fliegen kann.“
Als er nach unten stürzte, löste sich die Starre und ein Mark durchdringender Schrei hallte über den unter ihm liegenden Schulhof.
An die Schmerzen konnte er sich nur noch wage erinnern, doch die Ärzte sprachen von einem Wunder. Er hörte wie sie mit seinem Vater sprachen.
„Warum bremste ihr Sohn den Fall nicht ab?“
„Er besitzt keine Magie!“
Nie mehr, hatte er sich mehr geschämt als in diesem Augenblick. Er wünschte sich mehr als einmal an diesem Tag gestorben zu sein.
Wenige Minuten später fanden ihn die Bediensteten so vor. Mehrere waren nötig um den schreienden Herrn Glück von dort herunter zu holen.
„Mann Tib, was machst du für Sachen?“
„Ulf, mein Freund! Gott sein dank bist du da, es waren zwei Männer in meinem Zimmer.“
„Ja, ruh dich erst mal aus. Sie haben dich in eine andere Suite gegeben. Sie haben auf dem Dach eine Leiche gefunden!“
Seltsam unzusammenhängend erschienen ihm die Worte seines Freundes und Schwärze umschloss ihn wieder.
Verdächtigungen
„Was bin ich?“, Entsetzen schwang deutlich in seiner Stimme.
„Ich muss sie bitten, in den nächsten Tagen Teufelsdorf nicht zu verlassen Herr Glück!“
Die Stimme des Hexenkommissars klang kalt, gefühllos, mit dieser gewissen professionellen Distanz, die allen Beamten zu Eigen scheint.
„..aber, aber, ich versteh das nicht. Mein Zimmer wurde verwüstet, es hätte noch viel schlimmer kommen können und nun stehe ich unter Mordverdacht?“
Gelassen schnippte der Kommissar die Asche seiner Zigarette auf den Boden.
„Herr Glück, lassen sie mich das so formulieren. Nach gründlichen und erschöpfenden Untersuchungen der Hexenspürer sind im Moment sie der einzige Tatverdächtige in diesem Mordfall. Es entspricht dem üblichen Verfahren sie am Ort der Tat festzuhalten, bis der zuständige Obermagister aus Magierstadt eingetroffen ist. Das wird morgen sein. Wenn sie nun so freundlich wären dieses Sicherungselexier einzunehmen.“
Das Fläschchen, das er ihm unter die Nase hielt schimmerte in einem ekligen Spinatgrün. Er hörte sich bereits mit seiner Mutter kämpfen.
„Ich will das nicht essen Mum.“
„Doch du willst. Jetzt ess´ endlich, es ist gesund!“
„Ich kann das nicht trinken! Was ist das?“
„Das kennt doch jedes Kind. Das Sicherungselixier verhindert nur, dass sie diesen Ort verlassen können. Absolut ungefährlich, ohne Nebenwirkungen. Also wenn sie jetzt die Güte hätten, ich habe noch zu tun.“
Mit einem lauten –plopp- entkorkte der Beamte das Fläschchen und ein Geruch nach alten Autoreifen breitete sich aus. Voller Abscheu nahm er das Elixier entgegen und blickte in das ausdruckslose Beamtengesicht. Er wollte gerade einen erneuten Protestversuch wagen, als sich eine bedrohlich wirkende Zornesfalte auf der Stirn des Hexers zeigte.
Den letzten Widerstand vergessend schluckte er die Flüssigkeit hinunter. Zäh, rann das Zeug seine Kehle hinunter und erinnerte ihn stark an diesen Drink seines Bruders -Green Bull- oder so hieß er.
Der Kommissar schien zufrieden und verkorkte das Fläschchen sorgfältig.
„Sie werden sich zur Verfügung halten Herr Glück. Der Obermagister wird sie dann sprechen wollen. Einen schönen Tag noch.“
Der Beamte verschwand einfach aus seinem Hotelzimmer und lies einen sehr verwirrten und ratlosen Herrn Glück zurück. Er musste unbedingt mit Ulf darüber sprechen.
Der Scharlatan
„Ulf, das ist doch total absurd. Wie soll ich einen auf dem Dach ermordet haben?“
„Ich weis Tib, aber den Beamten kannst du hier nicht mit deiner Höhenangst kommen. Du hättest das sehen sollen. Diese Hexenspürer sind wirklich unheimlich. Wo die Hinblicken gefriert das Wasser, dass kann ich dir sagen.“
Frustriert lief er auf und ab. Ulf lümmelte dagegen in einem Sessel und hatte seine Beine über eine Armlehne geworfen.
„Wenn du mich fragen würdest, würde ich dir sagen, dass wir auf den Obermagister warten sollten. Dürfte das vernünftigste sein.“
„Ulf! Ich bin des Mordes angeklagt. Glaubst du tatsächlich ich würde hier herum sitzen und auf das Urteil warten?“
„Reg dich ab, war doch nur ein Vorschlag. Du hast selbst gesehen, dass die absolut keine Informationen rausrücken.“
„Vielleicht sollte ich meinen Anwalt einschalten?“
„Das ist bestimmt das vernünftigste was du heute gesagt hast.“
Ein forderndes Klopfen unterbrach die beiden. Verständnislos blickte Tibernius Glück seinen Freund an, der zuckte allerdings nur mit den Schultern.
„Ja?“, selbst in seinen Ohren klang seine Stimme wie das Wimmern eines Schuldigen.
„Mein Name ist Morgen und ich würde gerne zu Herrn Glück. Dies ist doch sein Suite?“
„Äh, ja. Um was geht es?“
„Ich würde mich gerne mit ihnen wegen ihres Problems unterhalten.“
„Ich gebe keine Interviews.“
„Oh, da haben sie mich falsch verstanden ich bin kein Reporter, sondern der ortsansässige Scharlatan.“
Nun siegte die Neugierde über die Angst und er öffnete die Türe einen Spaltbreit. Ein großer Fleischberg stand dort vor ihm. Hatte einen dieser alten Hüte auf und einen dazu passenden alles verbergenden Mantel. In seinem Mundwinkel flitzte ein Streichholz hin und her.
„Herr Glück?“
Als er nicht reagierte. Stellte der Berg von einem Mann einen massiven Koffer zu Boden. Ein leichtes vibrieren schien sich durch den Boden auszubreiten.
Seine rechte Pranke schoss vor und fand seine Hand.
„Wenn ich mich erst einmal richtig vorstellen dürfte. Mein Name ist Ray T. Morgen und ich bin hier der Scharlatan am Ort.“
Eine schlichte Visitenkarte wanderte in seine Hand. Darauf stand:
Dr. Ray T. Morgen
Staatlich anerkannter Scharlatan und Detektiv
Sie haben ein Problem, dass sie nicht mit Magie
lösen können? Ich helfe ihnen mit Logik und
Mechanik in allen Lebenslagen! Sie können mich
jederzeit unter 04Logik-9090mech erreichen.
„Wie ich hörte haben sie magische Probleme, die sich nicht einfach so in Wohlgefallen auflösen werden. Schenken sie mir einen kurzen Moment ihrer Zeit und urteilen sie selbst, ob sie meine Dienste benötigen.“ Seine Pranke lies seine Hand los und verblüfft bemerkte er, dass sie nicht zerquetscht war.
Ulf tauchte an der Türe auf und blickte auf die Visitenkarte.
„Verschwinden sie! Wir haben andere Sorgen als uns das Geschwätz eines Verrückten anzuhören.“
Krachend schlug die Türe ins Schloss.
„Leute gibt’s, die gibt es gar nicht.“
Doch Tib blickte auf die Visitenkarte, die nun auf dem Boden lag. Logik und Mechanik. Die beiden Worte brannten wie zwei Lavabecken in seinem Verstand. Vielleicht doch nicht das falsche?
Er öffnete die Türe wieder.
„Herr Morgen? Entschuldigen sie, kommen sie doch herein.“
Der Riese grinste freundlich und hob seinen Koffer auf, als ob es nur ein Paar Tennisschuhe wären. Erstaunlich!
Die Couch stöhnte protestierend auf, als sich der Scharlatan darauf setzte.
„Etwas zu trinken?“
„Nein danke.“
„Um es kurz zu machen Herr Glück. Durch gewisse Kontakte habe ich von ihrem – sagen wir - „Problem“ gehört und ich denke ich könnte ihnen helfen herauszufinden was genau an diesem Abend passiert ist.“
„Ach Tib, schmeiß diesen Penner raus, der erzählt doch nur mist.“
„Nein, ich bin sehr daran interessiert was Herr Morgen zu sagen hat. Immerhin wartet ein Verfahren auf mich und noch ist uns nichts Brauchbares eingefallen. Bitte fahren sie fort.“
Die Augen des Scharlatans glitten von Ulf zu Tib und wieder zurück.
„Nun gut. Vielleicht sind sie mit den Elementen der Magie – Chaos, Unberechenbarkeit und Eitelkeit vertraut.“ Er lachte über seinen eigenen Witz.
„Entschuldigen sie, manchmal geht es mit mir einfach durch. Der Punkt ist nun, dass ich eine Maschine gebaut habe, die es versteht die magischen Elemente zu erkennen und zu analysieren. Ich erspare ihnen hier die Details, möchte ihnen allerdings soviel verraten, dass ich mich auf der Wertmaierskala im n-magischen Bereich bewege.“
„Ja, ja und ich bin der König der Todesmagier.“
„Ulf, wärst du bitte ruhig! Deine ständigen Spitzen sind unnötig und nerven.“
Ulf setzte sich in seinem Sessel auf.
„Wir sind Freunde und ich will dich doch nur von dieser Zeitverschwendung abhalten. Rufen wir lieber deinen Anwalt an, der kann uns bestimmt mehr sagen, als dieser Typ!“
„Ich möchte ihm weiter zuhören Ulf, - verstehst du dass?“
„Nein, versteh ich nicht. Der erzählt nur Scheiße Tib. Absolute, durchgequirllte Scheiße. Wie willst du mit einer Maschine Magie erklären können? Das geht nicht, das weiß jedes Schulkind. Und das solltest du auch wissen.“ Mit hochrotem Kopf blickte er Tib an, wie immer wenn er sich aufregte. Wie jedes Mal lief er zu einer roten, Blankpolierten Billardkugel hinaus.
„Ok, wenn das deine Meinung ist. Gut! Dann bitte ich dich jetzt mein Apartment zu verlassen. Wir sehen uns dann später.“
„Das ist nicht dein ernst?“
„Absolut!“
Unangenehmes schweigen lag im Raum, die durch Ulfs Schritte unterbrochen wurden. Das donnernde zuschlagen der Türe, hallte in Tib wie ein Schlag in die Magengegend wieder. Sie waren doch Freunde!
„Es tut mir leid er Morgen, sie können nichts dafür. Er ist manchmal einfach ein Arsch.“
„Kein Problem. Hab ein dickes Fell.“ Das grinsen des Scharlatans war fast unheimlicher als seine Größe. Wie konnte ein Mensch nur so weit den Mund aufreißen? Unglaublich!
„Dann lassen sie uns zum geschäftlichen kommen. Es hilft ihnen nicht wenn wir hier reden und nichts herausfinden. Ich denke, es macht am meisten Sinn sie sehen einfach mal meine Maschine in Aktion, dann können sie besser beurteilen ob sie mich engagieren wollen oder nicht.“
Mit einem flüssigen Ruck. Stand er auf und blickte sich um.
„Ich nehme nicht an, dass dies ihr ursprüngliches Apartment ist?“
„Nein, das Hotel hat mir dieses zugeteilt, da meins völlig verwüstet war und es von der Polizei für die Ermittlungen gesperrt wurde.“
„Mmmmhh!“ Das klang wie das Grollen eines Bären, der in seinem Winterschlaf gestört wurde.
„Nicht gut, aber kein Problem, dann beginnen wir auf dem Dach!“
„Mit was denn?“
„Das zeige ich ihnen dann.“
Mein Gott dieses Grinsen, war beängstigend!
Spuren
Herr Morgen führte sie zielsicher um mehrere Schornsteine, Abgasleitungen und Kühlrippen herum, bis sie an einem abgesperrten Areal stehen blieben. Sein Blick kontrollierte die Umgebung, bevor er die Absperrung überwand.
Herr Morgen stellte den riesigen Koffer auf den Boden und winkte ihn heran.
„Die Polizei hat eine sehr genaue Vorstellung über den Tathergang. Das Opfer soll die Feuerleiter dort heraufgekommen sein“, dabei zeigte auf den südlichen Dachrand. „Die Türen nach unten waren mit magischen Sicherungen verschlossen, er konnte also nicht nach unten und wurde hier oben von ihnen gestellt und auf abscheuliche Weise ermordet. So zumindest laut den Polizeiakten. Wir sind nun hier um zu sehen, ob sie unschuldig sind. Wie sie ja sagen.“
„Und wie soll das gehen?“
„Lassen sie mich machen.“
Die Kofferschlösser schnappten hörbar auf und seltsame Gerätschaften kamen ans Tageslicht.
Schon bald verlor er jeglichen Überblick, was Herr Morgen auf dem Dach aufbaute. Es erschien ihm wie eine Ansammlung Altmetall, gemischt mit Spiegeln und Schläuchen. Herr Glück erkundete in der Zwischenzeit die Umgebung, vermied aber dem Dachrand zu nahe zu kommen.
„Ich bin fertig!“
„Und was genau haben sie damit nun vor?“
Sein Blick glitt über unzählige Rohre, Spiegel, zischende Räder und quietschendes Räderwerk. Besonders vertrauenserweckend wirkte es ja nicht gerade.
Herr Morgens Hand strich liebevoll über die Kontrollpanele.
„Sie ist den Hexenspürern nachempfunden, funktioniert aber rein mechanisch. Nichts magisches an dem guten Stück. Sie beruht auf der reinen Logik. Sehen sie hier.“
Er wies auf ein besonders seltsam geformtes Teil der Maschine, das in seinen Augen wie ein zerquetschtes Fahrrad aussah.
„Hier werden die Informationen verarbeitet, die ich über Sensoren sammele. Das Ergebnis wird dann hier ausgegeben.“
Selbst für das Hexenreich war dieser Monitor mit weißer Schrift auf schwarzen Grund eine Antiquität.
„Also dann wollen wir mal.“
Herr Morgen drückte ein paar Tasten und drehte an Knöpfen und die Maschine fing brummend zum arbeiten an. Zumindest hoffte Herr Glück dies, denn bei all den Bewegungen lies sich dies nicht so genau erkennen.
„Das dauert jetzt ein bisschen.“
„Was machen wir so lange?“
„Ich werde mir nun ihr altes Apartment anschauen. Es ist immer gut den Ort des Verbrechens bis aufs kleinste Detail zu kennen.“
Er wartete auf den Scharlatan und beobachtete das tuten und zischen der Maschine. Gewaltige Schritte ließen ihn aufblicken.
„Der Teil, ist von unten kaum einzusehen, also kaum eine Chance, dass jemand etwas gesehen haben könnte.“
Mit einem Dampfkonzert, der besonderen Art, kehrte Ruhe in die Maschine ein.
„Oh, schon fertig. Wunderbar.“
Unverständliche Zeichenkolonnen erschienen auf dem Bildschirm und ein langer Papierstreifen wurde seitlich ausgespuckt. Nickend lies Herr Morgen den Papierstreifen durch seine grobschlächtigen Hände wandern.
„Sehr interessant“
„Ja was denn, sagen sie schon.“
„Die magischen Elemente wurden hier massiv manipuliert.“
„Ist das gut oder schlecht?“
„Ja, wenn ich das wüsste! Es ist auf jeden Fall ungewöhnlich. Sehen sie hier auf diese Zahlenreihe.“
Sein Zeigefinger tippte dabei auf den Bildschirm.
„Alle Werte sind Null oder negativ. Was es überhaupt nicht geben dürfte. Ein Hexer würde sagen – unmöglich. Es gibt keine negative Lebensenergie, das ist total verrückt und hier die Werte des magischen Flusses. Völlig absurd anzunehmen sie könnten alle 6 Richtungen zur selben Zeit einnehmen, was ein absinken auf Null bedeutet und das ist unmöglich.“
Diese fachlichen Erklärungen waren ja wunderbar.
„Und was bedeutet dies Konkret?“
„Hier wurde extrem in die natürlichen Werte eingegriffen. So etwas hab ich noch nie gesehen. Diese Strahlungslinie der Betamagie ist völlig abwegig. Schauen sie sich das nur an.“
Der Scharlatan schien in seinem Element zu sein. Er verglich, überprüfte und stellte Spekulationen an, für ihn war es mehr als langweilig. Was bedeutete dies für ihn? Lies sich damit seine Unschuld beweisen?
„Herr Morgen dies ist bestimmt interessant, aber kann ich damit nun meine Unschuld beweisen?
„Und ob, und ob!“
Er kramte in seinen Taschen herum und förderte eine Zigarette hervor, die er an einer Flamme ansteckte, die aus einem Rohr seiner Maschine leckte.
„Wir haben Glück, ich habe erst vor wenigen Wochen die Zertifizierung des Hexenrates erhalten. Die Ergebnisse sind Beweiskräftig. Ich benötige nur ihre magische Resonanzwerte und schon können wir die Daten genauer analysieren. Dürfte nicht das Problem sein. Ich würde meinen Koffer dafür verwetten, dass wir ihre Werte in den Ergebnissen finden werden.“
„Aber das wäre doch schlecht?“
„Im Normalfall schon, allerdings wurden die Werte hier manipuliert, dies konnte ich schon mit dieser kurzen Analyse herausfinden. Ich bin sicher wir können sogar herausfinden, wie es gemacht wurde.“
Verwirrend und unverständlich waren die Worte.
„Ich sehe schon, ich muss es ihnen genauer erklären. Wir finden ihre Resonanz hier oben nur, weil sie durch die Manipulation imitiert wurde. Stellen sie sich einfach vor, man hätte ihren Geruch eingefangen und hier oben verstreut. Jeder Hund würde ihre Witterung sofort wahrnehmen. Der Vergleich hinkt etwas, stimmt aber ansonsten.“
„Gut, so weit kann ich ja noch folgen, aber warum konnten dies die Hexenspürer nicht feststellen?“
„Ganz einfach. Nehmen wir den Hund wieder. Er kann ihnen nicht sagen ob der Duft den er wahrnimmt auch hier oben entstanden ist, er kann sie nur dorthin führen wohin ihn seine Nase führt.“
So langsam kam er hinter alles. Doch was jetzt tun?
Klatschen unterbrach das Gespräch der Beiden und sie drehten sich herum. Ulf stand vor ihnen und hatte wieder sein verächtliches Lächeln auf dem Gesicht.
„Sehr gut Herr Morgen, damit hatte ich nicht gerechnet. Was sehr bedauerlich ist, denn nun werden wir den Plan etwas ändern müssen. Wenn sie bitte so freundlich wären und von ihrer Maschine zurück treten würden und ich möchte eure Hände gut sichtbar sehen. Gut so!“
Er stellte sich zwischen sie und die Maschine. In seinem Kopf drehte sich alles. Ulf?? Konnte das sein? Aber weshalb?
„Und nun Herr Morgen würde ich sie bitten dieses Vergessenselixier zu trinken, dann werden sie diesen Ort hier lebend verlassen können. Bei dir alter Freund wird es leider nicht so ausgehen können.“
„Was hast du vor? Mich zu töten? Aber warum?“
„Ach Tib, mein alter Freund, du verstehst immer noch nicht. Ich liebe deine Frau, oder besser gesagt deine Verlobte. Ich muss eure Heirat verhindern. Ich wollte dich nicht töten, aber nun bleibt mir keine Alternative mehr übrig.“
Entsetzt blickte er ihn an. Das konnte nicht die Wahrheit sein.
„Du weißt selber einmal im Hexenreich verheiratet – immer verheiratet. Das durfte ich nicht zulassen. Ich wollte dich für ein paar Jahre beseitigen, aber nun gut, nun halt für immer. Ich hab dich gebeten ihn weg zu schicken, aber du wolltest nicht auf mich hören. Das hat alles etwas verkompliziert. Hier ihr Elixier.“
Herr Morgen blickte zu ihm, seine Augen schienen um Verzeihung zu bitten.
„..tut mir leid Herr Glück, aber dies ist nur ein Job und dafür zu sterben…“
Er schluckte das Elixier und seine Augen schwärzten sich für einen Moment.
„Gut so! Packen sie ihre Maschine zusammen und vergessen sie den heutigen Tag, sie haben einen schrecklichen Kater von ihrer Sauftour gestern Abend gehabt.“
Die ersten Teile begannen bereits in dem Koffer zu verschwinden.
„Und Tib, mach bitte keine Dummheiten. Du kennst meine Fähigkeiten und ich deine Nichtvorhanden.“
Das Grinsen war das von Todd aus der sechsten Klasser und ihm fröstelte. Ulfs Hand wies ihn bestimmend an den Rand des Daches.
„Es wird wie ein einfacher Selbstmord aussehen. Begangen aus Verzweiflung. Keiner wird Fragen stellen und ich, der trauernde Freund, werde mein möglichstes tun, damit du deine wohlverdiente Ruhe erhältst.
Er blieb mit den Fußspitzen am Rand stehen. Er hätte Wut oder Hass erwartet, doch nichts dergleichen fühlte er. Nur diese Leere in ihm war beängstigend.
„Tib! Ich wünsch dir einen guten Flug und grüsse mir die Andere Seite!“
Der Stoss war nicht stark. Dreizehn Stockwerke waren doch nicht zuviel oder? Er hatte schon einmal einen Sturz von einem Dach überlebt.
Warum nicht auch dieses Mal?
Er öffnete die Augen und wusste was er tun musste. Er schrie um sein Leben!