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Herzschmerz
Der Abschiedskuss fiel wie immer mit voller Hingabe aus. So stieg er in sein Auto und ich in das Auto, das mich nach Frankfurt bringen sollte. Ein Wochenende voller Familie stand mir bevor. Er würde zu einem Freund fahren. Unbekümmert gingen die Tage vorüber, doch als ich wieder zu Hause war, war alles anders. Wir hatten einen Streit, da er durch seinen Freund veranlasst einen Tag länger bleiben wollte und es kränkte mich, dass er ihm nicht einmal seine Meinung sagen konnte, wo er es bei mir doch jeder Zeit tat. Somit kochten die Emotionen, von Sehnsucht und Enttäuschung geprägt, über und am Ende zog er einen Schlussstrich. Ich konnte es nicht glauben, war wie starr bis ich realisierte was das alles zu bedeuten hatte. Ich war allein, von dem einen auf den anderen Moment. Mein Herz fühlte sich komisch eingeengt an und mir wurde übel. Ich versuchte ihn zu erreichen, schrieb und rief an, doch er antwortete nicht im geringstem. Stieß mich mit voller Kraft von sich und nichts konnte mich auffangen. Ich hörte auf zu essen, zu trinken und weinte durchgehend. Trost fand ich jedoch bei meinen Eltern und vor allem bei meinen Freunden. Als ich es einer ersten Freundin mitteilte, kam sie sofort vorbei um bei mir zu sein. Ich lag einfach nur da und weinte und sie saß einfach nur daneben und war da. Ich wollte verstehen, warum, aber es gab keine Antworten. Fühlte mich hilflos und aufgeschmissen, bis in die letzte Faser meines Körpers war die Trauer gedrungen. Ich wollte ihn unbedingt wieder sehn, wollte nicht glauben, dass dies das Ende sein sollte. Somit ging ich die halbe Nacht und den ganzen Tag ein fiktives Gespräch mit ihm durch, alle Worte die ich ihm sagen wollte. Liebte er mich denn nicht mehr? So viele Fragen auf die nur er die Antworten wusste. Nachdem ich es einer zweiten Freundin erzählt hatte kam auch diese sofort vorbei um mich zu trösten. Ich erinnere mich noch schwach wie sie unbedingt mit mir Schokoladenpudding machen wollte - ich war jedoch nicht wirklich anwesend. Somit erzählte ich erneut die komplette Geschichte und hinterließ genauso viele Fragen wie er bei mir. Das einzige, das mir immer wieder Hoffnung gab, war der Gedanke an ein letztes Gespräch in dem ich noch einmal alles versuchen konnte und musste. Somit kreisten meine Gedanken immer und immer wieder um dieselben Fragen, ich ging jegliche Szenarien durch wie es verlaufen könnte und stellte ihm in meinem Kopf immer wieder die Fragen die mich beschäftigten. An ein Leben ohne ihn wollte ich nicht denken, konnte ich nicht, alles hat mich an ihn erinnert, alle möglichen Gegenstände verband ich mit Gefühlen und Erinnerungen an ihn. Somit war ich nur nach wenigen Stunden zu einem körperlichen und nervlichen Wrack geworden. Am Abend wäre ich eigentlich mit einer dritten Freundin verabredet gewesen, sagte jedoch ab mit den Worten: Ich fühle mich nicht wohl. Jedoch ignorierte sie dies und kam trotzdem vorbei. Somit erzählte ich erneut die Geschichte und hinterließ Fragen über Fragen. Doch eine Sache war diesmal anders. Sie wollte mich zu ihm fahren und dass sobald es geht. Also saßen wir kurz darauf in ihrem Auto und mir war noch schlechter vor lauter Nervosität. Seit wir uns das letzte Mal so unbeschwert verabschiedet haben, hatte ich ihn nicht mehr vor mir gehabt. Ich hatte Angst vor dem was mich erwartete, aber war so voller Entschlossenheit, dass die Tränen der letzten Stunden versiegten und ich bereit war den Kampf zu beginnen. Da stand er nun, eiskalt, als wären wir nicht seit Monaten ein Liebespaar. Ich versuchte dies alles zu ignorieren und begann ihm die Fragen zu stellen die mich seit dem Moment beschäftigen. Er wich mir aus und gleichzeitig provozierte er mich mit seinen Worten. Er verletzte mich und ich konnte nichts dagegen tun. Ich wollte ihn nicht verlieren und somit nahm ich alles schmerzvoll hin. Bettelte und flehte ihn an mir eine allerletzte Chance zu geben. Er blieb kalt. Zu kalt für meinen Geschmack. Es war als würde ich gegen eine Wand aus Eisen sprechen. Ich nahm seine Hand, wollte dass er etwas empfindet, sich etwas in ihm regt. Die Verbundenheit spürt. Vielleicht ein Hauch von einem Lächeln. Vielleicht doch nur reine Einbildung. Vielleicht Mitleid. Vielleicht war es aber auch einfach nichts. Ich sagte, dass es nun an ihm läge wie er sich entscheidet. Für ein Leben mit mir oder ohne mich. Schnellen Schrittes ging ich zurück zum Auto und verschwand in die Dunkelheit.