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Herzinsolvenz

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08.01.2002
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Herzinsolvenz

Herzinsolvenz

"Ach, du bist es. Waren wir verabredet?" Er zog die Augenbrauen fragend hoch, während er wie eine Absperrung im Türrahmen stand.
"Ja, wir hatten es am Sonntag besprochen, dass ich bei dir vorbeikomme, wenn ich mit dem..."
"Du entschuldige, das hab ich wohl vergessen, aber ich hab auch keine Zeit jetzt, hab grad ein paar Aufträge reinbekommen, sind Terminarbeiten." Sie schluckte. "Wir telefonieren am besten, ich melde mich bei dir." Sie hatte ihr "Ja, gut" noch nicht ganz ausgesprochen, da hatte er bereits die Tür geschlossen.
Wie benebelt stand sie davor, unfähig sich zu bewegen. Seine kalten Worte froren sie ein. Aus der Wohnung drang das verhaltene Kichern einer Frau und kurz darauf etwas deutlicher sein kehliges Lachen.
Sie schwankte zum Treppengeländer und umklammerte es, als sei der Boden unter ihren Füßen in eine Schräglage geraten. Dann stolperte sie mit Beinen, die ihr nicht mehr gehörten, wie auf Glatteis einen Fuß vor den anderen setzend die Treppenstufen hinunter. Drei nicht enden wollende Stockwerke lang.
Ihr Kopf, der seinen Gedankeninhalt irgendwo auf dem Weg nach unten verloren hatte, dröhnte. Der Freiraum füllte sich mit schweren Tränen.
Wie in Trance bewegte sie sich auf ihr geparktes Auto zu, setzte sich hinein, startete und fuhr los.
Mit tränenverschleierten Augen fuhr sie auf einen imaginären Punkt in der Ferne zu, bis sie mit einem ohrenbetäubenden metallischkrachenden Knall fest in den Gurten hängend gegen das Lenkrad gedrückt wurde.

Mit einem Schlag war das Dröhnen in ihrem Kopf verschwunden und Gedankenmaterial ergoss sich in ihr Gehirn. 'Du bist grad aus Unachtsamkeit jemandem mit ziemlicher Wucht hinten reingefahren' vermeldeten Gehirndaten.'Steig jetzt aus und klär das!'
Langsam wie in Zeitlupe stieg sie aus dem Auto.
Ein Mann war herangetreten und besah sich die Aufprallstelle.
"Das ist wohl nicht ihr Tag heute, nicht wahr?" Ein kurzer ironischer Blick traf sie und dann lächelte er so entwaffnend, als habe er gerade ein Kompliment gemacht.
Sie nickte schuldbewußt und hätte ihm gerne in Form eines vollständigen Satzes erwidert, dass es ihr Leid täte, aber sie brachte nur einen heiseren undefinierbaren Ton heraus.
"Ich denke, der Schaden hält sich in Grenzen," beruhigte er sie und blickte nochmals auf die Fahrzeuge. "Es sieht so aus als könnten wir beide mit unseren Wagen weiterfahren. Wir sollten Personalien austauschen, den Rest werden die Versicherungen machen."
Diesesmal hinderte sie ein dicker Kloß im Hals daran, ihm zu antworten, stumm zog sie ihre Handtasche vom Beifahrersitz und nestelte unbeholfen an einem Reißverschluß, um ihm danach ihren daraus hervorgeholten Personalausweis entgegen zu strecken.
Erneut ergossen sich Tränen über ihr Gesicht, wohl noch die ungeweinten Reste ihrer Trauer vom dritten Stock, nun aber aus Dankbarkeit. Hier auf der Straße begegnete ihr ein Unbekannter mit menschlicher Wärme, obwohl sie ihm gerade sein Auto kaputt gefahren hatte. Ihr Freund dagegen hatte sie grad eiskalt abserviert.
Und genau diese Gedanken brachten einen weiteren Schub an Selbstmitleid und ließen sie aufschluchzen.
"Nehmen Sie es nicht so schwer, es ist wirklich nur ein kleiner Blechschaden." Er hatte seinen Kopf etwas zur Seite geneigt und versuchte, ihr in die Augen zu sehen. Dann drückte er ihr einen kleinen Zettel, auf welchem er handschiftlich seinen Namen vermerkt hatte, sowie ihren Personalausweis in die Hand.
Sie nickte energisch, wich seinem Blick jedoch rasch wieder aus, weil sie sich ihrer verweinten Augen schämte und überhaupt wogte in ihr ein Gefühl auf, sich völlig unpassend zu benehmen.
Geschäftig wandte sie sich ihrer Handtasche zu und verstaute umständlich den Zettel und den Ausweis darin.
"Ich bin etwas in Zeitdruck. Kann ich Sie denn nun so aufgelöst zurücklassen? Wird es gehen?" Er klang besorgt und wieder kämpfte sie mit diesem Gefühl der Gegensätze.
"Ja, es wird gehen, danke " hörte sie sich mit bleiernschwerer Zunge sagen, die wie ein Fremdkörper in ihrem Mund sich nicht recht bewegen wollte.
Und während sie sich, als sei ihr ganzer Körper in dicken Gips verpackt, mühselig auf den Fahrersitz drückte, sah sie ihn davon fahren.
Mit angestrengter Aufmerksamkeit gelang es ihr ohne weiteren Unfall nach Hause zu fahren.
Als sie den Schlüssel in das Türschloss ihrer Wohnung steckte, fühlte sie sich erleichtert. Ihre Wohnung war eine warme schützende Höhle, in der sie Unterschlupf fand.
Sie streifte ihre Schuhe ab, goss randvoll Rotwein in ein Glas und schaltete ihren Computer an. 'Ablenken, du musst dich jetzt ablenken,' befahl sie sich.
Nach Herstellung der Online-Verbindung klickte sie auf die Seiten der kurzgeschichten.de, die nun in angenehm sanftes Blau getaucht vor ihren Augen erschienen.
Sie zog die Maustaste auf "Neue Beiträge" und öffnete diese Seite mit einem Klick. Ihre Augen suchten begierig die Titel der neu erschienen Geschichten ab. Ein Titel fiel ihr besonders ins Auge, weshalb sie ihn anklickte. Sie nahm einen großen Schluck Rotwein während sich die Geschichte auf dem Bildschirm aufbaute. Dann legte sie ihre rechte Hand auf die Maus, nahm nochmals einen Schluck und begann zu lesen:

Herzinsolvenz

"Ach, du bist es. Waren wir verabredet?" Er zog die Augenbrauen fragend hoch, während er wie eine Absperrung im Türrahmen stand....

 

guten morgen elvira, genau die richtige geschichte zum tagesanfang! was mich an deinen strories immer wieder fasziniert ist deine fähigkeit, worte/ausdrücke/begriffe/sätze zu wählen, die genau mit dem konform gehen, was du deinem leser als gefühl rüberbringen willst. z.b.:

"Du entschuldige, das hab ich wohl vergessen, aber ich hab auch keine Zeit jetzt, hab grad ein paar Aufträge reinbekommen, sind Terminarbeiten." Sie schluckte. "Wir telefonieren am besten, ich melde mich bei dir."
- dieser absolut geschäftliche, unpersönliche, abweisende gesprächston.

Seine kalten Worte froren sie ein.
- und zwar alles an ihr: körper und seele.

Der Freiraum füllte sich mit schweren Tränen.
- diese formulierung gefällt mir, weil sie so ungewöhnlich ist. wir sprechen sonst immer von tränen, die außen an den augen/am gesicht sind. aber natürlich bilden sich die tränen im kopf.

um ihm danach fast wie eine Bettlerin mit aufgehaltener Hand ihren Personalausweis entgegen zu strecken.
- die typische haltung einer bittenden.

"Ich bin etwas in Zeitdruck. Kann ich Sie denn nun so aufgelöst zurücklassen? Wird es gehen?"
- schön, wie du da im prinzip die gleiche situation (zeitdruck) hast entstehen lassen, wie am anfang der geschichte - nur eben mit umgekehrtem vorzeichen.

Die Idee mit kg.de ist natürlich nett - ich hoffe, dass der blechschaden nicht DIR passiert ist, nachdem du eine so eifrige autorin/kritikerin in diesem forum bist!

noch einige wenige kritische anmerkungen:

- gefühlsmässig fehlen einige beistriche. aber häferl wird dir bestimmt einen sack voll nach hamburg schicken!

-

Erneut ergossen sich Tränen über ihr Gesicht, wohl noch die ungeweinten Reste ihrer Trauer vom dritten Stock, nun betrieben aus dem Motiv der Dankbarkeit.
- ist "betrieben" hier richtig? "hervorgerufen durch Dankbarkeit", schlage ich vor.

-

"Ich denke, der Schaden hält sich in Grenzen." beruhigte er sie und blickte nochmals abschätzend auf die Fahrzeuge.
- "und blickte nochmals, den Schaden abschätzend, auf die Fahrzeuge". "abschätzend" könnte als "abwertend" verstanden werden.

Herzliche grüße - und ich freue mich auf den 27.02.03!
ernst

 

Hallo Existence, hallo Ernst,

ich freue mich sehr, dass ihr beide diese ansich ja arschlangweilige Geschichte gelesen und sogar für gut befunden habt. Vielen Dank!

Um es vorweg zu sagen: Protagonistin und Schreiberin sind hier nicht identisch, ich leide weder an Herzinsolvenz noch an unfallträchtigem Verhalten (dreimal Holz klopf! ;), obwohl ich eine Frau bin.
Ich leide vielleicht an Herzermüdung innerhalb meiner bisher seit beinahe 30 Jahren bestehenden Beziehung, aber das ergäbe dann eine andere Geschichte. :D

Ich habe diesen Text ganz bewußt versucht nach dem Prinzip zu gestalten, dass der Leser Bilder dargestellt bekommt und keine Wertungen. Ich habe versucht, keine Adjektive zu benutzen, die bereits Vorgaben sind, wie z.B. sich elend fühlen, jemanden sympathisch finden, sich schlecht fühlen, glücklich sein. Ich fand das sehr schwer und denke, es ist mir auch nicht vollständig gelungen, aber ich übe ja noch.

Die von dir Ernst angesprochenen Beistriche werd ich mir von Häferl ausleihen und dann noch einfügen.

Deine beiden Kritikpunkte wegen der Formulierungen habe ich geändert, weil ich dir da zustimme. Und dann hab ich noch einen kleinen Satz, dass sie sich ablenken möchte, hinzugefügt, weil ich ebenfalls wie du denke, dass es noch dazugehören könnte, um den Rest der Geschichte runder zu machen. Vielleicht fallen mir ja noch mehr Verbesserungen ein oder ich erhalte diesbezügliche Anregungen.

Auf jeden Fall euch beiden lieben Dank.

Liebe Grüße
lakita

 

Liebe Elvira,

etwas langweilig kam mir die Geschichte beim Lesen schon vor. Doch dein Bemühen, mit Adjektiven zu sparen, hat mich zu Ende lesen lassen, obwohl von deiner Mühe wenig zu erkennen ist.
Das Erwischen des Partners beim Fremdgehen ist ein immer wiederkehrendes Thema. Die Aufbereitung desselben erfordert neue Verpackungsideen, die du hier nicht eingebracht hast. Ich hätte mehr aus dem Blechschaden und dem Mann, den sie dabei kennenlernt, gemacht.
Für diesen Text mein Daumen diesmal nach unten.
Fühl dich trotzdem gebusselt.

Liebe Grüße an dich - Aqua

 

@ Aqua:heul:

wenigstens werd ich von dir zum Trost gebusselt,
:shy:
unverdienterweise, denn du hast vollkommen gerechtfertigt, auf die Schwächen dieser Geschichte hingewiesen.
Sie enthält weder eine interessante Umsetzung eines altbekannten Themas, noch einen Spannungsbogen, noch neue Erkenntnisse. Eben, wie ich es schon in einer Antwort geschrieben hab: arschlangweilig.

Seh ich ein und gelobe Besserung.

Ich danke dir daher für deine Kritik. Dein Verriß bringt mich weiter, spornt an. Ehrlichen Dank dafür.

Gestehe aber auch, dass ich bei dieser Geschichte ausschließlich auf die Darstellung geachtet hab und den Rest habe brach liegen lassen. Ich hoffe, mir nimmt es kein Leser übel.

Lieber Aqua,
wäre es dir möglich, mir ein paar der Stellen aufzuzeigen, wo ich etwas mit den Adjektiven ändern könnte? Ich habe selbst schon mal geschaut, ob ich nicht einfach ein paar ersatzlos streiche, aber bei allen geht es nicht.
Ich hoffe, du hältst mich jetzt nicht für die Raupe Nimmersatt, weil ich dich zur weiteren Auseinandesetzung mit meinem Text auffordere. Ich möchte gerne lernen.

Lieben Gruß
elvira

 

Hi Elvi,

frage mich dauernd, ob du Herzinsuffizienz gemeint hast oder ob der Titel Absicht ist.

Aber davon abgesehen, gefällt mir die Geschichte weil die Gedanken-, Gefühlswelt der Protagonistin so gut nachvollziehbar geschildert wird. (wobei ich den Zustand der jungen Frau in den Absätzen drei bis sechs nicht in Verbindung mit der Aussage des jungen Mannes zu bringen vermag. Meinen Erfahrungen zufolge ist das ein weiblicher Dauerzustand :D :D )

Spaß beiseite: gelungen!

Damit es nicht so aussieht, dass ich dich immer nur lobe, muss ich auch mal was zu meckern haben:

um ihm danach fast wie eine Bettlerin mit aufgehaltener Hand ihren Personalausweis entgegen zu strecken.
gefiel wohl Ernst Clemens, hat mich jedoch deutlich gestört. Du schilderst / verbindest hier zwei völlig gegensätzliche Bilder -> ihre gebende Geste einerseits mit dem Bild einer nehmenden Geste (Bettlerin). Mich persönlich hat das aus dem Textfluß gerissen.

Das Lesen der eigenen Geschichte auf KG soll dem Leser die nahezu beliebige Wiederholung und Häufigkeit einer solchen Situation klar machen? Oder? irgendwie ist man sich da nicht so sicher. Empfinde es, wenn es so sein sollte, sogar als ein bißchen zu stark verallgemeinert. Es entsteht dadurch der pauschale Eindruck: so sind Männer. Vielleicht kannst du es irgendwie abschwächen?
Solltest du es anders meinen, fehlt ein Hinweis, erklärender Satz.

Auch wenn hier quantitativ mehr Kritik als Lob steht, es dominiert aber eindeutig das Positive.

Von einem anonymen querköppischen Meckerheini :D

 

Hiho Meckermaris, :D

nee ist schon gut, dass du auch mal was zu bemängeln hast an meinem Text. Hab mir extra Mühe gegeben, damit ich das auch noch mal erleb. :lol:

Ich bin zwar blond, aber ich weiß wohl, dass ich nicht Herzinsuffizienz gemeint hab. Das hätte nicht gepaßt.
Die Herzinsolvenz soll (ich hab das Patent auf diesen Begriff, denn ich hab ihn erfunden ;)) das Ende einer Liebesbeziehung darstellen, das Herz geht in Konkurs. Nur, dass Herzkonkurs nicht annähernd so gut klingt, wie Herzinsolvenz, weil eben ja jeder an die, wenn man es nuschelig ausspricht, gleichlautende Herzinsuffizienz denkt.

Auf diesen Einwand, dass die Äußerungen des Mannes im dritten Stock und das, was die Protagonistin daraus sieht sehr wohl auch ein gehöriges Mißverständnis sein könnten,hab ich geradezu gewartet. Kann dem auch nichts entgegensetzen. Klar könnte es auch hier so sein. Gewöhn dich dran, Maris, Weiber sind so. :D
Sie spüren jedes nur erdenkliche Mißverständnis auf, um es für ihre ausgefeilte Problemgestaltung zu nutzen.;) So auch die böse, böse Protagonistin.

Ähm...danke für das "gelungen", aber wieso ohne Spaß? ;)

Deine Kritik mit dem Bettlersatz nehm ich ernst, ich werd ihn ändern. Hoffe, mir fällt bald was anderes dazu ein.

Das Lesen auf kg war
1.) ein Schluß, der mir einfiel und der praktischer Natur war, weil ich nicht lange dran rumschreiben mußte,
2.) fand ich diese Art Zeitschleife reizvoll(und dachte dabei an "Und täglich grüßt das Murmeltier")
3.) und von mir aus, kannst du mir noch tausend Sachen dahinein interpretieren, sind alle genehmigt.
4.) mir ist kein besserer Schluß eingefallen.

Lieben Gruß und danke für deine Kritik und dein Lob
:kuss:
elvi

 

Liebe Elvira!

Die Idee ist originell, wie Du die Geschichte wieder am Anfang der Geschichte enden läßt. :D

Der Inhalt freilich ist weniger schön, derart abserviert zu werden kann einem gewiß für Momente sämtliche Sinne rauben. Daß sie dann unaufmerksamer fährt, ist nachvollziehbar und daß sie dabei einen Unfall verursacht, ist noch ein bisschen Pech dazu.
Ich finde auch, daß Du die Situation mit dem anderen Autofahrer noch ein bisschen ausbauen könntest. Vielleicht fragt er sie, ob sie mit ihm auf einen Kaffee gehen will, sie lehnt ab, aber er gibt ihr seine Telefonnummer...? ;)

Ob sich Deine Protagonistin aber gerade bei dieser Geschichte so entspannen würde, möchte ich in Frage stellen. Sicher, originiell ist es, das sagte ich ja schon, wie Du die Geschichte wieder zum Anfang führst. Aber dann müßte die Geschichte irgendwie einen anderen - entspannenden - Inhalt haben, meinst Du nicht? Ich stell es mir jedenfalls wenig entspannend vor, von einem derartigen Korb und anschließendem Unfall eine Geschichte über eben dieses zu lesen... ;)

Wie ich hier las, wartest Du ja schon auf mich... :D , also:

"der Boden unter ihren Füssen"
- Füßen

"Dann stolperte sie mit Beinen, die ihr nicht mehr gehörten wie auf Glatteis"
- gehörten, wie

"fuhr sie auf einen imaginären Punkt in der Ferne zu bis sie mit einem ohrenbetäubenden metallischkrachendem Knall"
- zu, bis sie mit einem ohrenbetäubenden metallischen Knall

"Gedankenmaterial ergoß sich in ihr Gehirn"
- ergoss

"sie brachte nur einen heiseren undefinieren Ton heraus"
- undefinierten (oder undefinierbaren?) Ton

"hält sich in Grenzen." beruhigte er sie"
- Grenzen", beruhigte

"stumm uog sie ihre Handtasche vom Beifahrersitz"
- zog

"versuchte ihr in die Augen zu sehen"
- hier würde ich einen Beistrich machen: versuchte, ihr

"Dann drückte er ihr einen kleinen Zettel, auf welchem er handschiftlich seinen Namen vermerkt hatte sowie"
- hier gehört ein Beistrich: vermerkt hatte, sowie ...

"Und während sie sich als sei ihr ganzer Körper in dicken Gips verpackt mühselig auf den Fahrersitz drückte"
- hier würde ich ebenfalls zwei Beistriche setzen: Und während sie sich, ..., mühselig auf den Fahrersitz drückte

"Als sie den Schlüssel in das Türschloß ihrer Wohnung steckte"
- Türschloss

"goß randvoll Rotwein"
- goss

"an.'Ablenken, du mußt dich jetzt ablenken.'befahl sie sich."
- an.'(Abstand)Ablenken, du musst ... ablenken', befahl

Alles liebe,
Susi

 

Hallo lakita,

Du hast Dir da eine schwierige Thematik vorgenommen. Ähnlich wie bei den `Zeitreisen` in SF kommt mir der Plot Deiner Geschichte schon bekannt vor.
Trotzdem - wenn Du da noch die vorgeschlagenen Änderungen berücksichtigst, ist die Geschichte doch o.k. Eine Änderung möchte ich noch vorschlagen: „Gedankenmaterial ergoß sich“ - da es um einen Unfall geht, kommt mir das wie `Gehirnmaterial´ ergoß sich vor... (ist nur eine fehlgeleitete Fantasie).

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Liebe lak,

sehr gerne möchte ich dir ein paar Stellen in deinem Text aufzeigen, an denen nach meiner Meinung kleine Änderungen vorgenommen werden könnten. Ich maße mir jedoch nicht an, damit richtig zu liegen. Es ist nur mein Gefühl.

,Wie benebelt stand sie davor, unfähig sich zu bewegen. Seine kalten Worte froren sie ein. Aus der Wohnung drang das verhaltene Kichern einer Frau und kurz darauf etwas deutlicher sein kehliges Lachen.'
Eine bessere Formulierung wäre:
,Sie stand da und seine Worte waren eisiges Neuland für sie, so wie er diese sagte.
Aus der Wohnung drang das Kichern einer Frau und auch sein Lachen hörte sie. Da wusste sie es.' Statt der sechs Adjektive davor, ist dann eines über.

,Mit tränenverschleierten Augen fuhr sie auf einen imaginären Punkt in der Ferne zu, bis sie mit einem ohrenbetäubenden metallischkrachenden Knall fest in den Gurten hängend gegen das Lenkrad gedrückt wurde.'
Eine bessere Formulierung wäre:
,Jetzt kamen auch die Tränen und sie versuchte mit nassen Wangen, einen Punkt in der Ferne anzusteuern. Dann ging es schnell. Metall krachte auf Metall und sie wurde, in den Gurten hängend, gegen das Lenkrad gedrückt.' Statt fünf Adjektive nun zwei.

,Sie nickte schuldbewußt und hätte ihm gerne in Form eines vollständigen Satzes erwidert, dass es ihr Leid täte, aber sie brachte nur einen heiseren undefinierbaren Ton heraus.'
Eine bessere Formulierung wäre:
,Sie nickte, konnte nichts sagen und nichts dagegen tun. Es tat ihr leid, alles tat ihr leid, ja, doch sie war noch im eisigen Neuland, dass sie heute kennenlernen musste.' Statt vier Adjektive nun eines.

,Diesesmal hinderte sie ein dicker Kloß im Hals daran, ihm zu antworten, stumm zog sie ihre Handtasche vom Beifahrersitz und nestelte unbeholfen an einem Reißverschluß, um ihm danach ihren daraus hervorgeholten Personalausweis entgegen zu strecken.'
Viel zu kompliziert, lak.
Besser wäre:
,Ein Kloß im Hals hinderte sie zu antworten. Sie zog mit zitternden Händen ihren Ausweis aus der Handtasche. Bitte, flüsterte sie.' Damit ist viel mehr gesagt, lak.

,Ihr Freund dagegen hatte sie grad eiskalt abserviert.' Diesen Satz würde ich entfernen. Er paßt nicht.

,Geschäftig wandte sie sich ihrer Handtasche zu und verstaute umständlich den Zettel und den Ausweis darin.' Weg damit, lak. Was du hier sagen möchtest, muss nicht extra erwähnt werden. Es erscheint logisch, dass sie das tun würde.

,Kann ich Sie denn nun so aufgelöst zurücklassen?' Ein verbaler Stolperstein, wenn du es laut liest. Einfacher wäre: ,Kann ich sie alleine lassen?'

"Ja, es wird gehen, danke " hörte sie sich mit bleiernschwerer Zunge sagen, die wie ein Fremdkörper in ihrem Mund sich nicht recht bewegen wollte.
Schöner wäre:
,Ich glaube schon, danke.' Sie hatte Mühe mit den Worten, doch es ging wieder.

Wenn du diese Textpassagen reduzierst, kommen andere Sätze, in denen du mit Adjektiven auf eine gewisse Stimmung hinweist, viel besser zur Geltung.
Danke, dass du mich gebeten hast, Verbesserungsvorschläge zu machen, lak.
Vielleicht ist der eine oder andere interessante für dich dabei.

Liebe Grüße - Aqua

 

Hallo Lakita, lass mich dich mal eben kurz ärgern!
"hey, du bist doch blond, hast wohl bestimmt herzinsuffizienz gemeint?"

Die Story ist eine "Daumen im 55Grad-Winkel-Story"
Sie ist eigentlich nichts besonderers, doch möchte man der Schreiberin ein wenig über den Kopf streicheln. (Will Mauss bei mir auch, ...und Alexandra wollte das auch schon) Okay, unwichtig. Aber, ich finde du hast das betäubende Gefühl des Betrogenwerdens recht gut dargestellt. Und einen Unfall danach bauen, halte ich für sehr realistisch. Auch der Übergang, oder der kleine Gag, wie du zu deiner Story kommst, verdient den Daumen über die 45Grad-Grenze. Also, meinetwegen darfst du hier weiterschreiben:D ;)

Ganz liebe Grüsse Stefan

 

Liebe Susi!

:kuss:
Peinlich, dass ich deine Hilfe hab in Anspruch nehmen müssen, eigentlich alles Fehler, die ich hätte vermeiden können, wenn ich mich mehr angestrengt hätte.

Lieben Dank für deine Mühe, habe die Fehler selbstverständlich korrigiert und gelobe Besserung.

Und danke für deine Kritik mitsamt ihren Verbesserungsvorschlägen.


Lieber Woltochinon,

auch dir lieben Dank für deine aufmunternden Worte. Ich werde mir deinen Hinweis wegen des Gedankenmaterials durch den Kopf gehen lassen und es wahrscheinlich ändern.


Lieber Robert!

Dir ganz, ganz herzlichen Dank für die große Mühe, die du dir gegeben hast, um mir aufzuzeigen, wo überall andere Formulierungen stehen könnten.
Jetzt versteh ich es sehr gut, was du gemeint hast.

Ich bin erstaunt, wie unterschiedlich wir an diesen Text herangehen und glaube fast, dass ich die Frage der Verwendung von Adjektiven nochmals gründlichst überdenken muß. Ich merke, ich bin noch nicht so weit, dass ich mich in Freuden von allen diesen Adjektiven trennen mag. Die Sprache kommt mir dann zu karg vor.
Aber genau darüber, möchte ich in Ruhe nachdenken und deine Anregungen und Beispiele sacken lassen.

Daher sei mir bitte nicht gram, wenn ich deine Vorschläge nicht (zunächst nicht) verarbeite.

Im Moment übe ich mich lediglich darin, keine Adjektive zu verwenden, die inhaltlich wertlos sind.
Ich finde ´die Begriffe:
verhaltenes Kichern
kehliges Lachen
tränenverschleierte Augen
ohrenbetäubend
metallischkrachenden Knall
heiserer Ton
stumm
nestelte unbeholfen

gar nicht so unklar. Aber vielleicht wächst bei mir ja mit der Zeit die Einsicht. Mir ist schon klar, dass grundsätzlich eine Geschichte nur gut ist, wenn dem Leser etwas bildlich dargestellt wird, nicht, wenn ihm Wertungen vorgetragen werden. Ich finde jedoch, dass die obigen Begriffe, keine Wertungen sind bzw. wenigstens Wertungen mit Darstellungen sind.

Aber du siehst, lieber Robert, es ist alles im Fluß bei mir und vor einem Jahr hätte ich deinen Einwand inhaltlich gar nicht verstanden, weil ich da in einem noch dunkleren Wald der Ahnungslosigkeit war. ;)
Der Weg zur Lichtung ist noch weit, ist mir bewußt.


Lieber Stefan,

jetzt hab ich's endlich schriftlich :bounce: ich darf weiterschreiben! Danke dir. :)

Lieben Gruß an alle und habt vielen Dank!

elvira

 

Salve, Elvira!

In dieser Geschichte verknüpfst Du zwei Vorkommnisse miteinander, die, jedes für sich, schon schlimm genug sind, in der beschriebenen Kombination jedoch einen Tag zum Albtraum werden lassen. Meiner Meinung nach vermittelt der Schreibstil recht gut die Verbitterung der Protagonistin über die Abfuhr bei ihrem Freund und die sich daraus ergebende Unachtsamkeit, die zu dem Unfall führt. Ein durchaus nachvollziehbarer Ablauf der Handlung und der Gefühle, der ausgebaut werden könnte.

Kein "großer" Text, aber ein feines Häppchen zwischen zwei "Mahlzeiten".


Lieben Gruß
Antonia

 

Liebe Antonia,

vielen Dank für deine lobenden Worte. Ja, es ging mir um die Verknüpfung zweier Ereignisse, die ansich etwas miteinander zu tun haben und doch wieder nicht.
Und ich wollte bei dieser eher als Kúrzgeschichtenprobe gedachten Geschichte probieren, wie es aussieht, wenn ich versuche, nur Bilder zu zeigen. Also mehr eine Geschichte als Übung.

Lieben Gruß
lakita

 

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