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- 06.03.2019
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- Anmerkungen zum Text
Dies ist mein erster Text. Ich habe ihn recht schnell verfasst und er basiert überdies auf einer wahren Geschichte. Haltet euch bitte nicht mit der Kritik zurück.
Herzensgut
Er betrat ihre Wohnung.
Wie immer setzte er sich zu Tisch um mit ihr zu sprechen. Heute war jedoch etwas anders. Er spürte es schon die letzten Tage. Ein komisches Gefühl, welches er aber ignorierte. Doch eben an diesem Abend war es besonders stark. Er versuchte es zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Es schien ihm, als wäre sie plötzlich ein fremder Mensch. Als wäre eine dicke Kluft zwischen ihnen, wo sie sich doch so nahe-standen.
Sie begann endlich zu sprechen. Zuerst über die Dinge des Alltags, doch dann ganz allmählich liefen erste Tränen über ihre blassen Wangen.
„Ich kann nicht mehr. Schon seit Wochen plagen mich Gedanken. Glaub mir, es war keine leichte Entscheidung. Du bist ein herzensguter Mensch und es bricht mir mein Herz es dir zu sagen müssen, aber ich liebe dich nicht mehr. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich dich je wirklich geliebt habe. Ob ich überhaupt wirklich weiß, was es heißt zu lieben. Du gibst mir so viel. Ich sehe wie dich meine Art verletzt und du doch nichts sagst. Ich weiß, wie es dir geht und daher, so weh es mir auch tut, muss ich es zwischen uns beenden.“
Je länger sie sprach, desto mehr verwandelte sich das leise Schluchzen des Mannes in ein bitterliches Weinen. Sein anfänglich leises Gefühl schlug um in ein lautes inneres Schreien, welches in jeder Region seines Körpers zu fühlen war. Unter Tränen sprach er.
„Ist das wirklich dein Wunsch? Bitte, lass mich doch nicht allein. Ich weiß, es ist hoffnungslos dich jetzt überzeugen zu wollen, aber bitte, ich möchte es versuchen. Du bist der erste Mensch, für den ich Liebe empfinde. Ich will nicht wieder zurück in die große Leere da draußen, welche mich abermals verschlingen wird. Ich will nicht wieder zahlreiche bedeutungslose Beziehungen mit Menschen führen, welche wahre Gefühle nicht schätzen. Ohne dich werde ich wieder so wie früher. Leer, betäubt und ohne Sinn. Ich flehe dich nochmals an, lass mich hier nicht allein.“
Sie sahen sich tief in die Augen. Er erinnerte sich an die Nacht in der er sie getroffen hatte.
Es war ein Schulball. Er sprach sie damals an, bereits im Wissen, dass sie ihm mehr bedeuten würde, als die meisten Anderen. Sie verbrachten den ganzen Ball gemeinsam und kamen sich somit näher.
Das wahre Lieben begann jedoch erst bei ihrem ersten Treffen in ihrer Wohnung. Eben dort, wo er und sie sich heute trennten begann auch erst ihre Beziehung. An diesem Platz küssten sie sich das erste Mal und auch dort beschlossen er und sie zusammen zu kommen.
Mit diesem Gedankengang erwachte er wieder aus seiner Reise, in die ihm so geliebte Vergangenheit und er war wieder an dem Ort, wo seine Beziehung heute beendet wird.
Sie brach die eiserne Stille zwischen ihnen und sprach mit zitternder Stimme.
„Ich kann nicht weitermachen. Verstehst du? Ich bin unglücklich und ich weiß, dass es du auch bist. Bemerkst du die Einseitigkeit nicht? Ich kann dir nicht geben, was du willst und verdienst. Auch wenn du immer behauptest du bräuchtest keine Komplimente, oder irgendwelche anderen Formen der Bestätigung von mir, ist mir bewusst, dass es doch einen Teil in dir gibt, welcher sich eben solche liebevollen Aussagen von mir wünscht. Diese kann ich dir nicht geben. Du wirst mit mir nie erfüllt sein.“
Abermals flossen Tränen über seine Wangen. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, so hatte sie doch einen gewissen wunden Punkt in ihm getroffen. Er konnte es sich nicht eingestehen, aber tief in ihm gab es doch das Bedürfnis nach diesen liebevollen Wörtern, welche ihm bisher verwehrt geblieben sind.
Schluchzend versuchte er nach einer kurzen Pause etwas zu erwidern.
„Das stimmt doch alles nicht. Es war so schön. Ich-“
Sie schüttelte den Kopf und seine Stimme versagte ihm. Er erkannte, dass die Lage doch ganz und gar aussichtslos war. Er dachte oft über ihre gemeinsame Zukunft nach, aber diese Überlegungen, Hoffnungen und Träume starben an diesen Tag.
Es gab nicht mehr viel zu reden. Weinend begleitete sie ihn noch bis zu ihrer Wohnungstür, verabschiedete sich leise und verschloss die Tür hinter sich.
Es zerriss ihm seine Seele zu wissen, dass er das letzte Mal in diese Wohnung sehen würde. Langsam ging er die Treppe hinab. Jeder Schritt war wie ein Dolchstoß in sein Herz. Als er draußen ankam, wurde er von einem tiefen Unbehagen erfüllt, welches sein Herz erdrückte. Seine Gedanken wurden überflutet von Sinnesempfindungen und Erinnerungen. Diese betäubten ihn für seine Umgebung und somit war er auf seinem Heimweg sehr in sich gekehrt. Er bemerkte keine Autos, Straßenbahnen oder andere Fußgänger. Sein Fokus lag nur in der lähmenden Trauer, welche ihn immer mehr umschloss.
Alsdann kam er in seiner Wohnung an. Die Leere in ihm hatte nun alles verschlungen.
Er legte sich ins Bett und weinte bitterlich.