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Herrenrunde

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02.11.2001
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Herrenrunde

Pokorny ist früher dran. Wie immer. Sein Bierkrug ist halb voll. Manchmal sagt Pokorny halb leer dazu. Pokorny telefoniert mit der Mutter. Seine Mutter wohnt in einem Altbau ohne Lift. Wie komme ich hinunter, fragt Pokornys Mutter ihren Buben dann. Niemand hilft. Er sei ein schlechter Bub, sagt seine Mutter. Doch das hört nur Pokorny. Pokorny spricht in ein Handy, das ihm seine Firma zur Verfügung stellt. Oft schreit seine Mutter. Auch das hört nur Pokorny. Pokorny legt in diesem Fall wie immer auf. An einem Tag kann es passieren, dass Pokornys Mutter oftmals anruft. Pokornys Telefongebühren übernimmt aber die Firma. Daher sagt Pokorny dann , dass er rückruft. Dann schreit seine Mutter gratis mit Pokorny, weil Pokornys Firma eben diese Kosten übernimmt. Manchmal kann die Mutter nicht abwarten und ruft vorher an. Ich rufe dich zurück, schreit dann Pokorny fast und legt auf. Alles ist also aufs Anschreien reduziert. Ob Pokorny seinen Vater mehr geliebt hat, steht nicht fest. Wenn es passte, hatte Pokorny mit seinem Vater Rotwein getrunken. Pokorny stottert, wenn er wütend ist. Pokorny ist öfter wütend. Pokorny stottert dann nicht schlecht.
Pokornys Wohnung ist nicht schlecht.

Es ist neunzehn Uhr. Puffmann betritt das Lokal, geht zum Tisch Pokornys.
Schon bestellt, Pokorny? Fragt Puffmann, ordert ein Bier und rückt sich den Sessel zurecht.
Pokorny raucht seine fünfte Zigarette, blättert in der Speisekarte. Pokorny wird so wie immer bestellen. Trotzdem blättert er darin und sucht das, das er immer hier isst. Puffmann hat schon zu Hause gegessen. So wie immer. Puffmann ist verheiratet. Puffmann hat Kinder. Puffmann arbeitet bei der Post. Manchmal sagt Puffmann, dass ihn alle am Arsch lecken können. So sagt Puffmann und Pokorny bestätigt alles.
Nicht so gilt es für Pokorny, obwohl er bestätigt. Der will nicht am Arsch geleckt werden. Der sucht eine Frau. Pokorny wird Fünfzig. Im Winter geht Pokorny an den Sonntagen aufs Eis laufen und borgt sich von einem Bekannten die gelbe Wollmütze aus. Pokorny hat anfällige Ohren, sagt er. Wenn Pokorny am Eis läuft, sitzt Puffmann mit seinen beiden Kindern im Kino. In der Steiermark kennt Puffmann Pilzplätze, die er geheim hält. Manchmal redet Puffmann darüber. Meistens im Spätherbst, wenn es mit den Pilzen vorbei ist.
Puffmanns Bier wird gebracht. Pokorny und Puffmann stoßen an.
Auf der Seite Pokornys ist das Tischtuch mit Asche beschmutzt. Pokorny gestikuliert mit beiden Händen, wenn er raucht. Weil Pokorny, wenn er redet, ausschließlich von seinen Händen Gebrauch macht. Weil Pokorny sich dadurch sicher fühlt. Wie auch Pokorny trotzdem Sicherheit nicht definieren kann und dadurch von Puffmann einzuordnen ist. Oft nimmt Pokorny Worte in den Mund, denen Puffmann entgegenhalten kann.
Wenn er will, fährt Pokorny mit dem Rad zur Herrenrunde und mit dem Motorrad in die Firma. Wenn es Puffmann nicht in den Kram passt, kommt er gar nicht. Dann wartet Pokorny und ist der einzige Herr am Tisch, denn Puffmann sagt nicht, dass er nicht kommt.
Prost, sagt Pokorny. Puffmann trinkt bereits. Pokornys Telefon läutet.
Wieder die Mutter? fragt Puffmann. Pokorny kratzt sich die Kopfhaut. Hautschuppen von Pokorny rieseln.
Das Übliche, sagt Pokorny. Puffmann schüttelt den Kopf. Was weiß ich, sagt Pokorny.
Dann schimpft Pokorny. Pokorny kennt Ausdrücke, denkt Puffmann. Aber das weiß er ja. Pokorny scheint dann ausgeglichener. So wie immer.

Leitl betritt das Lokal, geht zum Tisch, wo schon Pokorny und Puffmann sitzen.
Leitl trägt Bücher unter dem Arm. Hallo, sagt Leitl. So wie immer. Er bestellt Orangensaft und einen Kaffee mit mehr Milch. Der Kellner weiß Bescheid. Es ist immer dasselbe mit Leitl. Der Kellner weiß aber nicht, dass der Leitl heißt, von dem er das denkt. Leitl trinkt nicht, seit er den Magen ausgepumpt bekam. Leitl hat früher in Schnaps gebadet. Dann hat sich Leitl an den Abenden in die Schule gesetzt und das Abitur gemacht. Leitl trinkt nicht mehr. Leitl kifft jetzt. In den Büchern Leitls ist von ein paar Universen jenseits der Milchstraße die Rede. Leitl ist Frühpensionist. Seine Mutter wäscht ihm das Haar. Pokorny und Puffmann streiten manchmal darüber, was Leitl nach dem Ableben seiner Mutter machen wird. Ich will Leitl dann nicht das Haar waschen, sagt Pokorny. Wo käme ich da hin, sagt Pokorny dann und schrubbt sich über die Kopfhaut. Puffmann lacht dazu. Ich auch nicht, sagt dann Puffmann. Leitl liebt die beiden Kinder Puffmanns, weil er vor Zeiten in deren Mutter verliebt war. Pokorny, Puffmann und Leitl kennen sich schon Jahre.
Pokorny hatte sich damals auch Chancen ausgerechnet. Leitl war auch knapp daran. Puffmann hat dann das Los gezogen.
Pokorny bekommt sein Gulasch hingestellt. So wie immer. Er isst eine Semmel dazu. Es ist nicht anders als sonst auch, denkt der Kellner. Er kennt nicht den Namen Pokornys, aber er meint ihn, während er das Gulasch vor Pokorny hinstellt.
Wie geht’s den Kindern? fragt Leitl Puffmann, und Pokorny hört auf zu kauen. Gut, sagt Puffmann hinter dem Qualm seiner Zigarre. Pokorny isst weiter. Ich muss dich was fragen, sagt Leitl zu Pokorny. Was? Sagt Pokorny und schaufelt sein Gulasch. Neben den Ascheresten sind nun auch Gulaschflecken auf der Seite Pokornys am Tischtuch. Leitl hat die Frage vergessen und blickt ins Leere. Was ist, sagt Pokorny, doch Leitl ist in eines seiner Universen abgetaucht. Ja, sagt Pokorny, als der Kellner den Teller abräumt. Dann raucht Pokorny wieder. So wie immer.
Pokorny will den Wagen verkaufen. Manchmal will Pokorny anders unterwegs sein. Das sagt er dann auch und hustet. Pokorny kann sich vorstellen, einen anderen zu fahren. Sagt Pokorny. Doch Pokorny will sich auch rechtfertigen. Weil sich Pokorny als beamtet sieht und auf die Reifengröße achtet. Puffmann berät ihn. Sie reden über Verbrauchswerte. So wie immer. Pokorny und Puffmann bestellen wieder Bier. Leitl hört vielleicht zu. Leitl hat eine Strickweste an. Manchmal trägt Leitl eine Lederjacke.
Manchmal beginnt Leitl zu politisieren. Dann sind Pokorny und Puffmann gegen Leitl.
Leitl ist Monarchist und Puffmann mit einer Frau aus dem Iran verheiratet.
Pokorny sucht noch eine Frau. Aber keiner weiß es genau. Auch nicht Pokorny.
Pokorny geht auch in die städtische Bibliothek. Diese verleiht ihm Kompaktdisketten. Diese überspielt Pokorny daheim auf Rohlinge. So nennt er die Disketten, die er im Supermarkt einkauft. Pokorny erweitert ständig seine Sammlung. Pokorny weiß nicht, was er schon alles auf den Rohlingen gespeichert hat. Manchmal borgen ihm Bekannte was, das er gleich aufnimmt. Oft findet Pokorny das Aufgenommene selten gleich, wenn ihn wer darauf anspricht, es zu suchen. Oft spricht Pokorny über Frequenzbereiche. Pokorny hat Musikboxen der Firma JBL. Pokornys Ansicht darüber ist klar. Geschirr wäscht er tagelang nicht. So wie immer trägt Pokorny heute Abend ein T- Shirt aus Ägypten. Der Eine von Pokornys Zebrafinken ist gestern gestorben. Der Andere hat ihn schlussendlich zerpickt.

Puffmann erzählt derweil von Urlaubsplänen und Postenabbau.
Pokorny und Puffmann reden und trinken. Leitl könnte aber auch.
Leitl hat daheim Hochglanzmagazine gestapelt und geht zu Nutten. Davor kifft Leitl.
Sein Vater trägt auch auf der Straße Jogginghosen. Leitl hat noch mit sechzehn Jahren bei der Großmutter im Bett geschlafen. Das Studium hat Leitl abgebrochen.
Pokorny hat den Thermostat seines Kühlschranks selbst repariert. Darauf ist Pokorny stolz.
Leitl kann dafür keinen Nagel einschlagen und frühstückt jeden Tag im Kaffeehaus.
Es gab Zeiten, da wäre Puffmann fast geschieden gewesen. Dann hat er eine andere Wohnung gekauft und seine Frau ist bei ihm geblieben. Puffmann lacht öfter als Leitl. Vielleicht, weil Puffmann eine Frau hat. Und Kinder. Manchmal nimmt Puffmann seinen Vater mit. Heute nicht. Heute ist Puffmann alleine hier. Dann trinkt Puffmann weniger.
Leitl würde jetzt gerne politisieren, aber Pokorny und Puffmann sind keine Monarchisten.
Pokorny und Puffmann bestellen wieder Bier. Es wird für ein Trinkgeld reichen, denkt der Kellner. Das denkt er immer bei Pokorny und Puffmann. Nicht bei Leitl, denn der trinkt Orangensaft und Kaffee. Er weiß aber nicht, dass die Beiden, die Trinkgeld geben, Pokorny und Puffmann heißen, und der, der keines gibt, Leitl ist. Gestern war Leitl bei einer Nutte. Davor hat ihm die Mutter die Haare gewaschen. Es ging trotzdem nicht, wie er wollte. Daheim hat Leitl masturbiert. Auch das war anstrengend gewesen.
So wie immer.

Am Tisch nebenan sitzen Damen und schauen zu Pokorny, weil der mit beiden Händen gestikuliert, wenn er raucht. Pokorny hat auch eine laute Stimme. Leitl sagt dann zu Pokorny, dass er nicht schreien müsse. Puffmann sagt gar nichts, solange es bei Leitl nicht politisch wird. Irgendwann ist es einundzwanzig Uhr und Leitl schlüpft im Winter in den Mantel, im Sommer in die Lederjacke. Leitl richtet Grüße an die Kinder Puffmanns und dessen Frau aus und geht. Vorher sagt er ,Bis nächste Woche. Wir hören uns.’
Pokorny versteht nicht, warum Leitl geht und zieht nach Leitls Abgang über Leitl her.
Puffmann sagt zu Pokorny, dass Leitl nie anders gewesen wäre und sich Pokorny damit abfinden müsse. Dann reden Pokorny und Puffmann über das Wetter am Wochenende.
So wie immer.
Um zweiundzwanzig Uhr sagt Puffmann, dass es nun zu gehen wäre für ihn.
Während sie den Bierrest austrinken, redet Puffmann über Led Zeppelin und Pokorny über Frank Zappa. Pokorny meint, dass er alles von Zappa in der städtischen Bibliothek ausleihen und auf Rohlinge überspielen könne. Puffmann schwärmt dann von Led Zeppelin und deren Titel „No Quarter“, allerdings in dessen Originalaufnahme. Dann trinken Pokorny und Puffmann noch ein Kleines. Dann ist Schluss.
Dann zählt der Kellner die Striche auf den Bierdeckeln und Pokorny und Puffmann zahlen.
Wenn er nicht in die Steiermark zum Pilze suchen fährt, kommt er nächste Woche wieder, sagt Puffmann zu Pokorny.
Tschüß, sagt Pokorny zu Puffmann und betont dabei das Ü besonders. Nämlich doppelt.
Puffmann steigt in den Wagen, denn er hat es weiter nach Hause als Pokorny.
Pokorny besteigt sein Fahrrad, weil er näher wohnt, wird in seiner Wohnung noch einen spanischen Rotwein trinken und den Film ,Matrix’ schauen.
In einer Woche ist es wieder soweit.
So wie immer.

 

Hallo Aqua,
nimm mir meine wenigen Worte nicht übel. Wie immer bin ich zu großer Laie um den Inhalt zu bewerten.
Kann wieder nur aus dem Herzen raus:
Veröffentlichen!!!!!!!
Alles Liebe
***merlinwolf*********

 

Einen schönen Morgen, Merlinwolf,

hmm, drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein können, und trotzdem...sich jeden Freitag an ein und denselben Tisch setzen. Die Namen sind zufällig. Ich denke, dass es diese "Herrenrunden", bei denen nichts passiert oder doch so viel, tausendfach gibt.
Warum sitzen die dort?
Einsamkeit, Neugier, Durst, das Gefühl, etwas zu versäumen? Alles scheint zu stimmen, oder...?
Dein Wort vor den vielen Ausrufungszeichen tut gut, ja.
Ich will es versuchen.

Liebe Grüße an dich - Aqua

 

Hei Aq, nun, nun... ich bin äußerst zwiegespalten!

1. Antwort: Die Geschichte hat einen künstlerischen Wert, du drückst die Monotonie auch mit deinem Stil aus, aber ich bin nicht unterhalten worden, es wurde zur Qual.

2. Antwort: ich hab dann ein wenig darüber nachgedacht, und.....ich will auch nicht so wie die Leute leben, sooooooooooooooo langweilig!

Also hör mal, sowas kann man schreiben, wenn man schon bekannt ist, oder aber du findest die Leser, die das Geniale darin erkennen, .....ich bin mir nicht sicher, hierbei!

liebe grüsse stefan

 

Hallo Aqualung!

ich habe während dem Lesen immer mehr festgestellt, dass alle drei doch wenigstens eine Gemeinsamkeit haben: ich kann sie alle drei nicht leiden.
Deine einfachen BEschreibungen sind allerdings wieder spitze, so durcheinander und nebenher wird es erzählt, wie es passiert. Was einen ein bisserl drausbringt, mich zumindest, sind die dauernden Wiederholungen der Namen - aber es passt in diesen Text.
Du stellst selbst die Frage, warum es immer das selbe ist... vielleicht ist es einfach nur eben die Gewohnheit?

schöne Grüße
ANne

 

Einen geflissentlich wunderschönen Abend, Arche,

beide deiner Antworten sind nicht unrichtig. In beiden steckt der Kern, den einige Wahrheit nennen. Es ist eine öde Geschichte, ein schlapper Text - und genauso war er geplant. Ich hab' da wieder was versucht, und wenn's nur ein Beweis war, den ich finden wollte, Arche. Niemand will so leben, doch viele von uns tun es letztendlich genau so. Das ist die schlimme Aussage, die ich dahinter verborgen haben will. Vielleicht bin ich auch so, jetzt schon oder irgendwann.

Maus, Maus, ich wünsch' einen kuscheligen Abend auch dir,

ja, die Gewohnheit. Alles erstickt daran und frisst sich darin fest. Auch Freundschaften oder auch nur Themen, die durch ihr immer wieder aufbereitet Werden ihre Inhalte verlieren. Eine öde Sache, das alles. Puffmann würdest du leiden können, unbedingt. Zum Rest geb' ich dir recht. Es ist vielleicht manchmal schwieriger mit Pokorny und Leitl......

Ich wünsch' euch Beiden was Schönes und sag' danke fürs Lesen und fürs darüber Nachdenken.

Liebe Grüße - Aqua

 

hi aqua,

das erste, was mir in den sinn kam, war der ausdruck: subtile kunst.
du hast nicht unschön die darstellung des abends in eine sehr subtilen sprache gebracht, die anfänglichst sogar ansprechend war.
leider nur anfänglichst, denn ich musste als dein leser feststellen, dass mir das nach einer zeit auf den keks ging. das lesen wurde stressig und ich ... *seufz* schielte bereits zum ende. fakt ist also - die geschichte ist eindeutig zu lang geraten.
das andere, was ja deinen typischen stil entspricht, es fehlt wieder der paukenschlag, der lange texte rechtfertigt.
meiner meinung nach ist die idee soweit reizend, die umsetzung aber ist zu umfangreich geworden.
inhaltlich ist es nicht unbedingt ein neues aber dennoch gerngelesenes thema. fatalismus und monotonie. so kann ich maus empfindungen nachvollziehen, wenn sie die charakter nicht leiden kann - genaugenommen haben wir eine furcht vor dieser art thematik. der gedanke, so zu sein und so ein leben wie sie zu führen, ist für uns abschreckend. die beschreibung dieser besonderen thematik ist die stärke in dieser geschichte.

meine lieblingsstellen sind:

Daher sagt Pokorny dann , dass er rückruft. Dann schreit seine Mutter gratis mit Pokorny, weil Pokornys Firma eben diese Kosten übernimmt.

*einfach köstlich*

Leitl trinkt nicht, seit er den Magen ausgepumpt bekam. Leitl hat früher in Schnaps gebadet. Dann hat sich Leitl an den Abenden in die Schule gesetzt und das Abitur gemacht. Leitl trinkt nicht mehr. Leitl kifft jetzt.

*hehe* unglaublich!

bis dann

barde

anhang:


Pokorny kann sich vorstellen, einen Anderen zu fahren.

einen anderen Wagen? wenn es sich auf Wagen bezieht, dann "Anderen" klein, oder?

Er weiß aber nicht, dass die Beiden, die Trinkgeld geben, Pokorny und Puffmann heißen

"Beiden" klein

 

Hallo Barde,

ja, die Furcht vor dieser Art von Thematik hat's schon in sich. Monotonie, Wiederholungen, die keiner will, in denen aber auch die, die es durchschaut haben, weiterhin ihre trostlose Rolle spielen.
Angst vor dem alleine Sein, Angst, aktuelle Ist-Zustände nicht zeitnah mitzubekommen? Warum treffen sich die unterschiedlichsten Charaktere immer wieder, immer gleich, immer fort? Warum dieses Ritual?

In diesem Text tut seine Länge bald weh, das stimmt.
Trotzdem und deshalb keine Kürzung.
Es fehlen hier die Adjektive, die alles eine Spur lieblicher machen würden. Ich denke, das ist gut so.

Liebe Grüße an dich - Aqua

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Aqualung!

Du hast es vortrefflich hingekriegt die Monotonie einer in Routine vor sich hin verwesenden Freundschaft zu beschreiben. Da diese Herrenrunde sich ab und an, vor allem in Schanigartenzeit auch um versprengte Damen erweitert, gebe ich ungefragt aber herzlich meinen Vorstadtbeislsenf dazu. ;)

Drei Menschen am Tisch, einer als Betrachter. Wo schaut er hin? Auf das Öde an diesen Menschen, das Widerliche, das Launige das sie alle miteinander verbindet und gleichzeitig trennt. Das hat er sehr gut und präzise gemacht, man spürt die Fadesse.

Es könnte aber auch zu erzählen, dass Puffmann vielleicht einen Traum hatte. Er wollte mit dem Motorrad und mit Frank Zappa und Hendrix im Herzen die amerikanischen Highways mit dem Motorrad befahren. Den Wind der Freiheit spüren. Jetzt hat er zwei Jungs. Seinen großen Traum hat er am Weg verloren. Der gesicherten und dennoch möglichst freien Zukunft seiner Kindern widmet er seinen neuen.
Pokorny kann vielleicht zuhören. Er lässt, wie in seinem, ihn durchs Leben begleitenden Aikido, oftmals auch die Gespräche der Menschen mit einer kleinen philosophischen Bemerkung in eine seltsame Leere entgleiten und ermöglicht es die eigenen Gedanken zu vertiefen. Seiner Mutter ist er vielleicht aus Schuld unterlegen, ihr ein leichtes Opfer, weil er zum Tod des Vaters zu spät ans Telefon gegangen ist.
So wie Leitl möglicherweise immer um Gerechtigkeit und Ehrlichkeit bemüht ist und eigentlich nur den Lebenswunsch hatte, ein eigenes Baby im Arm zu wiegen.

Deine Geschichte ist aus einem frontalen Blickwinkel sehr aufmerksam beobachtet und schonungslos. Sie ist gut in dem was sie ausdrücken wollte. Vielleicht verändert es die Wahrnehmung des Betrachters der Szenerie, wenn er das, was diese Menschen ausmacht, miteinbezieht. So wie seine eigene Alltagsmonotonie noch ganz andere, bunte und lebendige Facetten hat, die bei einem nur auf Trostlosigkeit gerichteten Blickwinkel verloren ginge. Es gibt nicht das eine und das andere, es gibt immer nur das Ganze.

Alles Liebe für dich - Eva

 

Hallo Aqua

ja, das nenn ich alltag. leider (zu oft?) realität.

naja, ganz so real wohl doch nicht, nachdem ich den pokorny in echt kennengelernt habe ;)

Porcupine

 

Hallo Eulchen, hallo porcupine,

ich wollte den Alltag knapp und schonungslos beschreiben. Dazu habe ich die Situation einer wöchentlich wiederkehrenden Herrenrunde heraufbeschworen. Zum Zeitpunkt des Schreibens fand ich dafür keine anderen Worte. Wenn ich zu einer anderen Zeit darüber geschrieben hätte, wäre die Geschichte wahrscheinlich anders geworden.
Die Idee dahinter war es, die Monotonie des immer Wiederkehrenden in Worte zu fassen.

Danke, dass ihr den Text gelesen und beurteilt habt.

Liebe Grüße - Aqua

 

Monotonie des immer Wiederkehrenden, ja. In deinem unverwechselbaren Stil in Worte gekleidet. Irgendwann in den nächsten Wochen wird die Monotonie unterbrochen werden und zwar dann, wenn wir im Prater sitzen und sich die Runde erweitert und ein paar weitere Nachnamen dazukommen. Richte Ricky schöne Grüße von mir aus, Bruder.

Liebe Grüße
Liz

 

Mach' ich doch, Schwester Liz. Wahrscheinlich wirst du auch Puffmann und Leitl mögen. Jeder ist ein kleines Biotop, eine Rarität, ein Individuum. Jeder schleppt seinen großen Traum vom Glück mit sich herum. Eben so, wie wir alle es tun, Lizzy.

Liebe Grüße - Aqua

 

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