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Herr Monkli

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25.08.2012
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Herr Monkli

Das ist Herr Monkli. Der Mann, der da steht und den Kindern Blumen aus seinem Garten schenkt. Der mit dem großen, lachenden Mund und den kleinen Augen. Und der viel zu großen Brille, die er sich immer mit beiden Händen zurechtrücken muss, wenn sie runterrutscht. Er ist schon ganz alt und klein und schrumpelig und seine Augen sind sehr schlecht. Wenn er morgens aufsteht, dann setzt er sich zu seiner Frau an den Tisch. Er frühstückt nie, aber er sieht ihr so gern zu, wenn die Sonne durch die milchigen alten Fenster scheint, in die braune Küche mit den kleinen Holzschränken, und wenn seine Frau dann ganz langsam ihr Brot isst und ihn fragt, ob er gut geschlafen habe, dann fühlt er sich gut. Er fühlt sich zu Hause.
Ein ganz warmes Gefühl. Und abends, wenn er sich zu seiner Frau in das knarrende Bett legt, auf die 20 Jahre alte Matratze, dann schaut er an die graue Decke und lächelt, weil sein Leben so schön ist. Und er wartet, bis der Atem seiner Frau ganz langsam und ruhig wird. Erst dann schläft er ein. Mit einem Lächeln.
Er lächelt immer. Und er grüßt jeden. Er kennt alle Leute in der Stadt und alle Leute kennen ihn. Wenn man mal Hilfe braucht, dann kann man sich auf ihn verlassen, denn er verschenkt seine Zeit an Menschen, die sie brauchen. Weil er Menschen liebt.
Und wenn die Kinder Reime mit seinem Namen machen, dann wird er nicht böse und scheucht sie nicht weg, sondern er lacht ganz laut und warm, und dann tanzt und klatscht er zusammen mit den Kindern, sodass es jeder hört, und jeder weiß, Herr Monkli ist wieder da.
Er hat kein Auto, er geht immer zu Fuß, und wenn auf seinem Weg eine Schnecke liegt, dann tritt er nicht auf sie, sondern er hebt sie hoch und setzt sie in eine Hecke. Und er weiß, dass die Schnecke es ihm dankt, denn seine Blumen sind nie zerfressen, sondern immer groß und schön und leuchten in allen Farben.
Das ist Herr Monkli. Der Mann, der dem ganz kleinen Mädchen ein Pflaster aus dem Haus holt, weil es hingefallen ist. Der Mann, der dem Mädchen die größte Sonnenblume mitgibt und das Kind wieder zum Lachen bringt. Und dann lacht er mit, ganz laut mit seinem großen Mund und seinen kleinen feuchten Augen. Jeder lacht mit, sein Lachen ist nämlich ansteckend, und man wird glücklich, wenn er glücklich ist. Jeder liebt es, wenn Herr Monkli lacht.


Nachts ist es schwarz und der Boden ist grau. Sein Garten besteht nur aus Erde, er hat alle Blumen verschenkt und die Büsche ausgerissen und das Gras zertreten. Er ist jetzt ganz allein. Herr Monkli schläft nicht mehr, weil er seine Frau nicht mehr atmen hört. Wir haben sie alle lange nicht mehr gesehen und wir wissen nicht, wo sie ist, das weiß nur Herr Monkli. Nur er weiß, dass sie noch im Bett liegt. Aber wenn es morgens wird, dann sitzt sie nicht am Tisch und isst ganz langsam ihr Brot. Dann fragt niemand mehr und dann lächelt auch niemand mehr. Sie liegt nur noch im Bett und atmet nicht. Herr Monkli sitzt dann neben ihr, und schaut ihr in das weiße Gesicht und wartet. Die große alte Standuhr im Zimmer tickt dann viel lauter als früher. So schrecklich laut. Und es ist so schrecklich still in dem großen Haus.
Herr Monkli hat eine ganz großen dünnen Mund und ganz kleine traurige Augen. Und seine Brille ist zersprungen und viel zu groß. Sie ist ihm von der Nase gefallen, als sich die Schlinge zusammen gezogen hat.
Wie ein Klatschen.

 

Hallo Bubbly

Mit deiner Ersten legst du da ja eine märchenhafte Geschichte im Alltag vor, dabei werden einige Leser das Ende wohl etwas gruselig finden. Mich hat es erheitert, es erinnerte mich an eine meiner eigenen Geschichten, auch wenn es für Herrn Monkli natürlich traurig ist.

Er Frühstückt nie, aber er sieht ihr so gern zu, wenn die Sonne durch die milchigen alten Fenster scheint, in die braune Küche mit den kleinen Holzschränken, und wenn seine Frau dann ganz langsam ihr Brot ist und ihn fragt, ob er gut geschlafen hat, dann fühlt er sich gut.

Auch in einem Bandwurmsatz, der man lesbarer gestalten könnte, muss es lauten: Er frühstückt nie … sowie … ihr Brot isst

Vom Stil her hatte ich eine Zeit lang – obwohl sie kurz ist - das Gefühl, eine Kindergeschichte zu lesen, da sie doch einfach gestrickt ist. Dennoch habe ich sie gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,
oha die Fehler sind peinlich. Das werde ich mal schnell verbessern ;)
Danke für die Kritik und das Lob!
Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine menge deutlich anspruchsvollerer Texte gibt, aber es freut mich, dass dir die kurze Geschichte trotzdem gefallen hat.

Schöne Grüße
Bubbly

 

Hey Bubbly,

hab deine Geschichte gerne gelesen. Ich muss gestehen, ich dachte (bis zum letzten Absatz), dass der Clou ist, dass der Kerl ein klischeehafter pädophiler oder sowas ist, irgendwie stell ich mir die Typen genauso vor wie den Herr Monkli. Aber ich war froh, als er dann zum Schluss keiner war, das wäre mir zu billig gewesen, so hat mir das Ende gut gefallen :)
Obwohl der Text vergleichsmäßig sehr kurz ist, erzählt er doch ne Menge. Mir hat die schöne-Welt-Erzählweise im ersten Absatz gut gefallen, im Kontrast zum düsteren Schlussteil. Auch die Beispiele, was Herr Monkli so macht, charakterisieren ihn gut. Irgendwie vermiss ich da auch keinen weiteren Plot.

bei zwei Dingern bin ich mir unsicher:

Dann fragt Niemand mehr und dann lächelt auch Niemand mehr.
Schreibt man da nicht "Niemand" klein?

Wie haben sie alle lange nicht mehr gesehen und wir wissen nicht wo sie ist, dass weiß nur Herr Monkli.
Wie = Wir? Oder wars so gewollt?

grüßegrüße
zigga!

 

Als wären nachts nicht alle Katzen grau, steht hier als zentraler Satz

Nachts ist es schwarz und der Boden ist grau.
Aber das Böse lauert nicht erst seit Hannah Arendt im Banalen, und darum zunächst ein

Hallo und herzlich willkommen hierselbst,
Bubbly!

Da hastu uns aber mit trockenstem Humor ein schwarzes Tragikomödchen dargeboten um den liebenswerten Herrn Monkli, der durch die Verniedlichung vom Klang her mich weniger an die blödsinnige amerikanische Seriengestalt, als vielmehr an drei Affen erinnert, schließlich kann ein Dauerlächeln einerseits Freundlichkeit und andererseits eine gewisse Beschränktheit bedeuten. Erstaunlich aber, wie viel Schnitzer auf einer Manuskriptseite Platz finden, meine Vorredner haben schon auf einzelne Stellen hingewiesen – aber der größte Schnupfen findet ja auch im kleinsten Näschen Platz:

Zeichensetzung

Der mit dem großen[,] lachenden Mund und den kleinen Augen.
Reine Aufzählung gleichwertiger Adjektive.

Jeder lacht mit, sein Lachen ist nämlich ansteckend[,] und man wird glücklich, wenn er glücklich ist.
Nachgeschobenes erläuterndes Attribut.

Modus

… und ihn fragt, ob er gut geschlafen hat, …
Besser Konjunktiv I bei indirekter Rede
…, , ob er gut geschlafen ha[be], …

Flüchtigkeit und/oder Verwechslung gleichklingender Vokabeln:

Essen ist zwar nix ohne sein. Aber das Sein ist auch ohne was zu essen, und selbst wenn Anakreon auf den ersten Missgriff hingewiesen hat, hier ist der zwote:

..., dann sitzt sie nicht am Tisch und ist ganz langsam ihr Brot.

Da könnt' was verschütt’ gegangen sein:

…, dann wird er nicht böse und scheucht sie weg, sondern er lacht ganz laut und warm, …
Besser vor dem wegscheuchen noch ein „nicht“, sonst könnte es missverstanden werden.

Da wird das Geschlecht vertauscht:

Der Mann, der dem ganz kleinen Mädchen ein Pflaster aus dem Haus holt, weil sie hingefallen ist.
Das Mädchen – „es“ ist hingefallen. Geschähe es einem Knäblein, wäre auch „es“ und nicht „er“ hingefallen.

Sollte beim folgenden Satz schon die Konzentration verflogen sein?

Wie haben sie alle lange nicht mehr gesehen und wir wissen nicht wo sie ist, dass weiß nur Herr Monkli.
Korrekt wäre wohl
Wi[r] haben sie alle lange nicht mehr gesehen und wir wissen nicht[,] wo sie ist, das[…] weiß nur Herr Monkli.

Aber wenn es morgens wird, …
Warum das Genitiv-s? Es will mir entbehrlich erscheinen.

Dann fragt Niemand mehr und dann lächelt auch Niemand mehr.
Warum ist „niemand“ kein Substantiv? Zigga hat schon eine ähnliche Anfrage gestellt.

Und dann glaub ich die Lösung im Namen zu finden: Monkli = Mönchlein = Einsiedler. Da stört ein Hausdrachen nur ...

Gern gerätselt!

Gruß

Friedel

 
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hallo zigga,
haha das mit dem Pädophilen war tatsächlich meine erste Idee, aber ich bin bei dem Thema nicht so gut informiert und wollte mir da jetzt nicht irgendeine Horrorgeschichte aus den Fingern saugen.... das wäre wohl nicht gut gegangen ;)
Vielen Dank für das Lob!!

alles Gute
Bubbly

Hallo Friedrichard,
meine Güte, so viele Fehler. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, den ganzen Haufen hier aufzulisten. Da werde ich mich drum kümmern!
Aber ich habe selbstverständlich auch eine Ausrede parat: Ich spreche noch nicht so lange deutsch, also darf ich so einen Mist zusammenschreiben ;)

Nochmal vielen Dank! Das wird jetzt erstmal alles verbessert.

liebe Grüße
Bubbly

 

Das mit der Ausrede ist gut, aber mir war nicht ansatzweise die Ähnlichkeit mit dem ersten englischen Satz des kleinen Friedel aufgefallen. Da stand doch wahrhaftig in seinem ersten Englischbuchwie bei Dir,

lieber Bubbly,

Das ist Herr Monkli.
"This is Mister Pig." (in der Folge wurde natürlich die ganze Familie vorgestellt. Sollte Deine Muttersprache dieses Lautgemälde verursacht haben, dann wäre die Wortspielerei mit Aff' und Mönch unbewusst richtig verlaufen. Und zudem ist die Zeichensetzung gegenüber den meisten Muttersprachlern hierorts keineswegs schlechter ...

Die Welt ist'n Dorf!

Gruß

Friedel

 

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