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Herr Brunner geht spazieren

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23.10.2016
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Herr Brunner geht spazieren

Es war einer dieser typischen Diensttage, wegen denen er die Diensttage hasste. Die Woche hatte eigentlich gerade erst begonnen und schon schien es nicht mehr möglich zu sein, das Arbeitspensum bis zum Freitagabend zu schaffen. Man musste anfangen, Prioritäten zu setzen. Wenn er es zum Beispiel irgendwie hinbekommen würde, den Lunch mit den Beratern von Behrendt & Partner am Donnerstag zu umgehen, könnte er da schon über Mittag die Präsentation für Montag vorbereiten und würde es dann vielleicht am Freitag sogar halbwegs pünktlich zum Grillen bei Meiers schaffen. Obwohl, da wollte er eigentlich sowieso nicht hin. Er kannte den Verlauf des Abends ja eh schon: Hubert würde ununterbrochen mit seiner neuesten Neuerwerbung prahlen, einem Auto wahrscheinlich, und Regula und Gitte würden sich in die Küche zurückziehen, nur um nach ein paar Gläsern Prosecco kichernd wieder herauszukommen und zu verkünden, dass sie sich schon ewig nicht mehr so amüsiert hätten. Am Schluss würden Hubert und er alleine mit einem sündhaft teuren, aber trotzdem schlechten Cognac auf der ungemütlichen Terrasse sitzen und über die kommenden Entwicklungen an der Börse spekulieren – das einzige Thema, für das sie sich beide erwärmen konnten. Dann doch lieber höflicher Small Talk mit Dr. Behrend am Donnerstag und Arbeiten bis Freitagnacht – am besten sorgte er dafür, dass er erst heimkam, wenn Regula schon schlief, denn wenn sie angetrunken war, überkam sie oft eine irrationale Lust, mit ihm zu schlafen – und das konnte er nach so einer Woche wirklich nicht gebrauchen.

Auch wenn er gerne auf das fettige Grillfleisch und Regulas peinliche Wollust am Freitagabend verzichtete, jetzt war erst Dienstag, einer dieser typischen Dienstage, und er musste etwas essen. Müde sah er auf die runde Uhr an der grauen Wand und entschied, dass es zwar noch etwas früh für eine verdiente Pause war, aber dass er trotzdem mal hier raus musste. Umständlich klaubte er sein Jacket von seinem ledernen Bürosessel, schlüpfte noch umständlicher hinein und machte sich auf den Weg zum Ristorante Conti am Ufer des Zürichsees – wie jeden Dienstag.

Doch an diesem Dienstag war etwas anders. Herr Brunner merkte es erst spät, weil er an die Präsentation und an Freitagabend dachte, aber noch während dieser Überlegungen sah er ihn. Er hockte auf dem Asphalt. Genauer gesagt auf dem asphaltierten Platz vor dem Züricher Opernhaus, also genau gegenüber vom Conti. Da hatte doch noch nie einer gehockt. Und schon gar nicht Urs Zimmermann. Bevor er sich abwenden und wie gewohnt auf die holzvertäfelte Eingangstür des Conti zusteuern konnte, hatte Urs Zimmermann ihn schon entdeckt. Er sprang aus der Hocke direkt in den Stand, warf dabei beinahe eines seiner gerahmten Bilder um, die er auf der wildgemusterten Decke mitten vorm Opernhaus mit Hilfe von Ziegelsteinen aufgebahrt hatte und rief: “Der Brunner! Das gibt´s doch nicht! Wie lange ist das her?“ Herr Brunner wusste es genau, er hatte Urs Zimmermann zuletzt auf dem Klassentreffen vor drei Jahren gesehen, da hatte er auch schon etwas ungepflegt gewirkt und Herrn Brunner hatte darauf verzichtet, mit ihm zu sprechen. Dass aus dem nichts geworden war, das sah er auch so, das konnte ja jeder sehen, mit bloßem Auge. „Ewig!“ sagte er stattdessen, „Was für eine Überraschung, schön dich zu sehen!“ rief er weiter und zwang sich zu einem Lächeln, das wie echte Wiedersehensfreude aussehen sollte. Es gelang nicht. „Ach komm, Brunner, tu nicht so, du hast schon beim Klassentreffen nicht mit mir reden wollen. Aber egal, hey guck mal, ich male jetzt!“ Er machte eine ausladende Geste in Richtung Wildblumendecke. „Impressionismus, inspiriert von Monet, aber doch ganz mein eigener Stil. Es läuft ziemlich gut an, gestern stand ich am Bahnhof und habe einen Sonnenuntergang an einen Japaner verkauft.“ Er strahlte über das ganze Gesicht und schaute Herrn Brunner erwartungsvoll an. Doch der hatte vor allem eine Frage: „Am Bahnhof? Und jetzt vorm Opernhaus? Hast du denn die notwendige amtliche Erlaubnis zur Ausübung einer gewerblichen Tätigkeit im öffentlichen Raum?“ fragte er spitz und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Haha, Brunner, ganz der Alte – so warst du schon in der Schule, immer auf Recht und Ordnung aus und nie vom Weg abweichen!“ war die amüsierte Antwort von Urs Zimmermann. Eine amtliche Erlaubnis hatte er natürlich nicht. Aber bislang immer Glück gehabt. Herr Brunner zupfte unterdessen nervös an seinen Manschettenknöpfen – die Richtung, die das Gespräch nahm, gefiel ihm nicht. „Und was machst du, die gleiche Beamtenlaufbahn wie Herr Papa eingeschlagen? Oder stößt du dir in der freien Wirtschaft die Hörner ab?“ lachte Urs Zimmermann. „Es sind die Hörner. Also, äh, die Wirtschaft. Ich bin als Unternehmensberater tätig. In einer großen Gesellschaft. Also Beratungsgesellschaft. Ich müsste dann auch mal wieder …“ Herr Brunner räusperte sich, nahm seinen Schirm – denn es konnte gut sein, dass es noch regnen würde, es regnete meistens dienstags – und wandte sich zum Gehen.

„Aber Brunner, du hast ja meine Bilder noch gar nicht angesehen! Guck mal das hier“, sagte Urs Zimmermann und reichte ihm ein Bild mit einer üppigen grünen Landschaft und grasenden Pferden. „Das ist mein Neustes. Es macht mir wahnsinnig Spaß, das mit dem Malen. Endlich tue ich etwas, das mich wirklich ausfüllt. Ich hab mich ja auch lange selbst betrogen nach der Matura, weil ich dachte ich müsse was draus machen und studieren. Dann habe ich zig Jobs gemacht, aber alle waren stupide und darauf ausgelegt, dass irgendjemand, der mir vollkommen egal war, seinen Gewinn maximieren konnte.“ Urs Zimmermann legte das Bild zurück und machte sich nun an der Wildblumendecke zu schaffen, strich sie glatt und fixierte sie mit seinen komischen Ziegelsteinen. „Aber vor ein paar Jahren, da hab ich mir gesagt, damit ist jetzt Schluss, ich mache jetzt nur noch das, was mir gut tut. Was meinen eigenen Gewinn maximiert, sozusagen“ sagte er und grinste Herrn Brunner über seine Lesebrille, die ihm schief auf der Nase saß, an.

„Aha“, erwiderte Herr Brunner. „Dein mobiler Kunsthandel wirft also Gewinn ab?“ und konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. „Ich meine nicht den wirtschaftlichen Gewinn, du Kapitalist. Ich meine den Gewinn an Zufriedenheit, an Selbstbestimmung, an Freiheit, falls du davon schon mal was gehört hast.“ Herr Brunner umklammerte den Mahagoni-Griff seines Regenschirms noch fester, es würde gewiss gleich regnen. „Und jetzt entschuldige mich bitte, da hinten kommt eine Kundin, das seh ich auf hundert Meter Entfernung, dass die sich für Kunst interessiert.“ Er dachte plötzlich an Regula, die mochte auch Kunst, aber hatte es aufgegeben, ihn in Ausstellungen zu schleppen, in denen er nur in sein Blackberry starrte. „Also, Brunner, mach´s gut und nimm mal den Stock aus dem Arsch. Vielleicht kommst du dann ja auch auf den Trichter, worauf es wirklich ankommt im Leben“. Er zwinkerte ihm zu, Herr Brunner schaffte es gerade noch, die Hand zu einem stummen Gruß zu heben.

Als er die schwere Tür zum Conti öffnete und ihm die typische Mischung aus murmelnden Tischgesprächen über die Geschäfte von morgen und dem süßen Zigarrenduft der dekadenten Abendgesellschaft von gestern entgegenschlug, dachte er: „Ich gehe am Donnerstag nicht zum Lunch. Und am Freitag nicht zum Grillen. Stattdessen gehe ich sparzieren. Einfach so.“

 

Hallo marielangelund,

und willkommen hier.

Erster Punkt, ganz wichtig: Bei Sprecherwechsel immer ein Absatz. Ist sonst zu unübersichtlich und macht keinen Spaß zu lesen.

Hab mich jetzt trotzdem mal durch den Text gekämpft, kann aber nur wenig zu sagen. Ist halt keine große Sache, eine nette Anekdote vielleicht, mehr nicht. Geld, Kapitalismus scheiße, eigenes selbst finden, Freiheit leben yay. Kommt recht platt daher, nicht differenziert. Kann man machen, entlockt mir aber nicht mehr als ein müdes Lächeln.

Sprachlich ist der Text okay, da hab ich nichts großartiges zu meckern. Zuweilen vielleicht etwas zu umgangssprachlich für mein Gefühl und etwas zu umständlich, nichts schlimmes aber.

Vielleicht versuchst du dich mal an etwas mit mehr Figurenzeichnung und vor allem mit mehr Handlung. Wie gesagt, dein Text entspricht eher einer kleinen Anekdote. Damit fesselst du mich nicht gerade.

Viele Grüße
Mix

 

Hallo marielangelund,

von mir ebenfalls ein herzliches Willkommen bei den Wortkriegern.

Dein Text beginnt vielversprechend, lässt dann aber nach und endet leider weniger gut. Die erste Szene, in der ein vollkommen in den Arbeits- und Gesellschaftsalltag eingebundener Mann beschrieben wird, gefällt mir gut. Das wirkt echt und ich kann mich damit identifizieren.

Als er seinen alten Schulkameraden trifft, der sich jetzt ja selbst verwirklicht und ja ein ach so viel glücklicheres Leben führt, wird es leider platt. Das sind einfach zu viele Stereotypen. Der reiche aber unglückliche Workaholic gegen den armen aber glücklichen Künstler. Das sind zwei sehr abgenutzte Bilder. Mich persönlich würde mehr interessieren, wie der arme aber glückliche Künstler seine Miete zahlt und sich seinen Ruhestand vorstellt ...

Das Ende dann ist zu kurz, zu einfach. Es gibt keinen Konflikt. Brunner ringt nicht mit sich, sondern entscheidet sich einfach dazu, etwas zu ändern und dann auch noch so etwas Banales, wie Spazierengehen. Kein radikaler Schnitt. Kein dem Chef-alles-vor-die-Füßewerfen. Das ist zu zahm, zu langweilig.

Dein Schreibstil ist in Ordnung. Liest sich flüssig. Du beschreibst detailliert. Aber es finden sich eine Reihe formaler Fehler. Aber keine Bange, das kann man lernen ;-)

Die fehlenden Absätze immer dann, wenn jemand neues spricht, hat dir Mix ja schon genannt. Hier noch einige andere Fehler:


Herr Brunner wusste es genau, er hatte Urs Zimmermann zuletzt auf dem Klassentreffen vor drei Jahren [...]
Ich würde ihn nicht ständig "Herr Brunner" nennen. Das wirkt wie bei einer Geschichte für kleine Kinder. Beim Titel dachte ich auch erst, es sei eine Kindergeschichte.

„Ewig!“[KOMMA] sagte er stattdessen, „Was für eine Überraschung, schön dich zu sehen!“[KOMMA] rief er weiter und zwang sich zu einem Lächeln, das wie echte Wiedersehensfreude aussehen sollte.
Was ==> was. Nach Komma klein weiter schreiben.

„Am Bahnhof? Und jetzt vorm Opernhaus? Hast du denn die notwendige amtliche Erlaubnis zur Ausübung einer gewerblichen Tätigkeit im öffentlichen Raum?“[KOMMA] fragte er spitz und verschränkte die Arme vor der Brust.


„Haha, Brunner, ganz der Alte – so warst du schon in der Schule, immer auf Recht und Ordnung aus und nie vom Weg abweichen!“[KOMMA] war die amüsierte Antwort von Urs Zimmermann.


Herr Brunner räusperte sich, nahm seinen Schirm – denn es konnte gut sein, dass es noch regnen würde, es regnete meistens dienstags – und wandte sich zum Gehen.
Das ist doch gelinde gesagt Blödsinn. Es regnet doch nicht meistens an den gleichen Wochentagen. Das wäre ja eine meteorologische Sensation ... :-)

„Aber Brunner, du hast ja meine Bilder noch gar nicht angesehen! Guck mal das hier“, sagte Urs Zimmermann und reichte ihm ein Bild mit einer üppigen grünen Landschaft und grasenden Pferden.
Den vollen Namen zu nennen, klingt ein wenig hölzern. Genauso wie bei "Herr Brunner". Schreib doch lieber nur "Zimmermann" oder "der Künstler" oder so.

„Es macht mir wahnsinnig Spaß, das mit dem Malen. Endlich tue ich etwas, das mich wirklich ausfüllt. Ich hab mich ja auch lange selbst betrogen nach dem Abi, weil ich dachte ich müsse was draus machen und studieren. Dann habe ich zig Jobs gemacht, aber alle waren stupide und darauf ausgelegt, dass irgendjemand, der mir vollkommen egal war, seinen Gewinn maximieren konnte.“
Das ist zu schnell und wirkt dadurch platt, der Dialog dadurch hölzern. Die Erkenntnis, dass er nun - nach langem Rumprobieren - endlich glücklich ist, ergibt sich bei einem wahren Gespräch doch erst nach und nach. Lass die beiden doch zusammen Kaffee trinken gehen und einen längeren Dialog führen, aus dem diese Erkenntnis dann hervorgeht.

Grundregel: Sobald ein Dialog dem Leser etwas direkt erklärt, wirkt er meist hölzern. Ich nenne das Erklärbärdialoge.

„Aber vor ein paar Jahren, da hab ich mir gesagt, damit ist jetzt Schluss, ich mache jetzt nur noch das, was mir gut tut. Was meinen eigenen Gewinn maximiert, sozusagen“[KOMMA] sagte er und grinste Herrn Brunner über seine Lesebrille, die ihm schief auf der Nase saß, an.


„Aha“, erwiderte Herr Brunner. „Dein mobiler Kunsthandel wirft also Gewinn ab?“[KOMMA] und konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen.


„Ich gehe am Donnerstag nicht zum Lunch. Und am Freitag nicht zum Grillen. Stattdessen gehe ich sparzieren. Einfach so.“
spazieren

 
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Hola Marielangelund,

ich habe meine Kriegsbemalung für heute schon abgeschminkt – aber willkommen bei den Wortkriegern!
Leider lese ich die zwei Kommentare vor mir erst jetzt – nachdem mein Brieflein an Dich schon fertig ist. Das könnte ich jetzt wegwerfen. Also: Bitte übersieh alles, was sich doppelt.
Ich schicke Dir meinen Post trotzdem, vielleicht verdeutlicht dreimal der beinahe gleiche Text die Situation: Diese KG genügt nicht.
In Deinem Profil lese ich:

In meinen Träumen sehe ich mich als Romanautorin in einem Haus am See in Schweden, ...
Dem entnehme ich, dass Du eine junge Frau bist (die träumt;).
Und sehr kühn:
... die dort nicht viel anderes macht als schreiben ...
Das ist hoher Anspruch! Einfach wird das nicht mMn.
Denn es ist zu lesen:
zum Grillen bei Meiers
Aha – bei Meiers. Dachte schon, die grillen bei Müllers:D.
Nein, ganz ernsthaft: Den simplen Titel verstand ich als Gag – kommt flach daher, aber später dann kommt’s dicke. Nee, leider kam nix.
Ich empfinde diesen Text als lapidar heruntergeschrieben und klischeebeladen. Zu einfach gestrickt. Für Deine nächste KG müsstest Du eine weniger ausgeleierte Idee als Basis nehmen, denn was der Urs hier palavert, geht auf keine Kuhhaut. Es muss nichts Kompliziertes sein, Geschichten aus dem Alltag können sehr anspruchsvoll präsentiert werden. Bestimmt kannst Du im Forum viel lernen, und dann passt es schon, denn Du schreibst:
Ich möchte hier meine Kurzgeschichten erstmals einer Öffentlichkeit vorstellen und bin gespannt auf konstruktive Kritik.
Ein erster Schritt zum rot lackierten Häuschen am See? Meine besten Wünsche hast Du.

Noch ein bisschen Kleinkram, der aber wichtig ist:

Diensttage
Dienstage, es sei denn, er hat an diesem Tag Dienst.

Müde sah er auf die runde Uhr an der grauen Wand ...
Geschwätzigkeit kann amüsant sein, doch ‚rund’ zu Uhr und ‚grau’ zu Wand bringen dem Text nichts – im Gegenteil, er wird uninteressant.

... einer dieser typischen Diensttage, wegen denen er die Diensttage hasste.
Ja, das habe ich gelesen. Aber jetzt kommt:

Er machte sich auf den Weg zum Ristorante Conti am Ufer des Zürichsees – wie jeden Dienstag.
Kochen die dort so schlecht oder warum hasst er den dienstäglichen Restaurantbesuch?

und Herrn Brunner hatte darauf verzichtet, ...

und Arbeiten bis Freitagnacht

„Und w
as machst du, die gleiche Beamtenlaufbahn wie Herr Papa eingeschlagen? Oder stößt du dir in der freien Wirtschaft die Hörner ab?“K lachte Urs Zimmermann. „Es sind die Hörner. Also, äh, die Wirtschaft. Ich bin als Unternehmensberater tätig. In einer großen Gesellschaft. Also Beratungsgesellschaft. Ich müsste dann auch mal wieder …“
Zeilenwechsel bei Sprecherwechsel macht den Text besser lesbar - und das Komma
fehlt auch an anderen Stellen. ( ... nie vom Weg abweichen!“K war die amüsierte Antwort ...)

mein Neustes
klein, weil Adjektiv zu Bild

Fertig! Nimm’s nicht krumm. Wir haben alle schon kräftig was auf die Mütze gekriegt (und kriegen es heute noch). Nur gut, dass wir beinahe schmerzfrei sind (ich hoffe, Du auch:)). Vielleicht findest Du Freunde im Forum und lädst die nach Deinem ersten Bestseller mal zum Eisschwimmen ein.

José

Das darf ich auf keinen Fall vergessen: Dein Text ist besser, als ihn mein Kommentar erscheinen lässt. Angenehmer Humor ist auch dabei, und so wahnsinnig viele Fehler konnte ich auch nicht finden.
Ich hatte nur Bedenken, dass das Haus am See näher vermutet wird, als es wahrscheinlich ist.
Aber als Fernziel große Klasse!

 
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Hallo Mix,

vielen Dank für dein Feedback.

Bei Sprecherwechsel immer ein Absatz. Ist sonst zu unübersichtlich und macht keinen Spaß zu lesen.

Das stimmt natürlich - du meinst aber einen Zeilenumbruch und nicht einen ganzen Absatz, oder? Klar, liest sich dann wesentlich angenehmer. Danke für diesen einfachen und leicht zu beherzigen Tipp.

Ist halt keine große Sache, eine nette Anekdote vielleicht, mehr nicht. Geld, Kapitalismus scheiße, eigenes selbst finden, Freiheit leben yay. Kommt recht platt daher, nicht differenziert. Kann man machen, entlockt mir aber nicht mehr als ein müdes Lächeln.

Schade, dass dich der Text nicht erreicht hat. Mir persönlich liegt das Thema (Freiheit im Allgemeinen, in diesem Fall berufliche/kreative Freiheit) nämlich ziemlich am Herzen. Aber wahrscheinlich habe ich es echt zu platt vermittelt. Daran werde ich arbeiten. ;)

Vielleicht versuchst du dich mal an etwas mit mehr Figurenzeichnung und vor allem mit mehr Handlung.

Aus meiner Sicht muss eine Kurzgeschichte nicht unbedigt mehr Handlung haben und kann sogar nur an einem einzigen Ort und in einer Situation spielen. Der Figurenzeichnung des Protagonisten Herrn Brunner habe ich versucht, durch so Dinge wie seinen Regenschirm, an dem er sich festkralllt, seine inneren Dialoge und seine Wahrnehmnung von Dienstagen und all ihren Verpflichtungen nachzukommen. Oder meinst du, ich sollte ihn optisch mehr beschreiben, damit er greifbarer wird?

Beste Grüße
marielangelund

 
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Hallo HSB,

herzlichen Dank für dein ausführliches Feedback! Insbesondere deinen Hinweis zu den Erklärbärdialogen finde ich sehr hilfreich. :)

Das Ende dann ist zu kurz, zu einfach. Es gibt keinen Konflikt. Brunner ringt nicht mit sich, sondern entscheidet sich einfach dazu, etwas zu ändern und dann auch noch so etwas Banales, wie Spazierengehen. Kein radikaler Schnitt. Kein dem Chef-alles-vor-die-Füßewerfen. Das ist zu zahm, zu langweilig.

Das habe ich bewusst so zahm gehalten, weil Brunner selbst ein zahmer Typ ist. Gleich alles hinzuschmeißen würde nicht zu ihm passen. Aber ein Spaziergang ist ein Anfang. Und bedeutet ja, dass er alle anderen Verpflichtungen sausen lässt - und das ist für Brunner schon echt ein großer Schritt. Aber gut, das scheint nicht ganz rüberzukommen. Vielleicht weil man Herrn Brunner noch nicht gut genug kennt (wie das bei einer Romanfigur möglich wäre)?

Ich würde ihn nicht ständig "Herr Brunner" nennen. Das wirkt wie bei einer Geschichte für kleine Kinder.

Auch das habe ich bewusst so konsequent durchgezogen, um die Anonymität seines Arbeitsalltags und seine Steifheit zu betonen. Man kennt ihn in seinem Arbeitsumfeld nur als Herrn Brunner und über dieses Umfeld definiert er sich sehr stark.

Den vollen Namen zu nennen, klingt ein wenig hölzern. Genauso wie bei "Herr Brunner". Schreib doch lieber nur "Zimmermann" oder "der Künstler" oder so.

Auch das hat einen Grund: Weil die ganze Geschichte aus der Perspektive von Herrn Brunner erzählt wird und er seinen alten Schulfreund unter dem vollen Namen abgespeichert hat. Schließlich hatte er nie ein enges Verhältnis zu ihm und das wahrt die Distanz, die er während der gesamten Begenung ihm gegenüber zeigt. "Künstler" würde Herrn Brunner sicher nicht über die Lippen kommen! :)

Das ist doch gelinde gesagt Blödsinn. Es regnet doch nicht meistens an den gleichen Wochentagen. Das wäre ja eine meteorologische Sensation ... :-)

Auch mit diesem Detail wollte ich Herr Brunners Wahrnehmung seines tristen Arbeitsalltags verdeutlichen. Wenn man schlechte Laune hat und sich schon am Dienstag durch die Woche quält, können einem solche (nüchtern betrachtet abwegigen) Gedanken och ddurchaus kommen ...

Grundregel: Sobald ein Dialog dem Leser etwas direkt erklärt, wirkt er meist hölzern. Ich nenne das Erklärbärdialoge.

Wie schon oben erwähnt, ist das ein sehr wertvoller Hinweis. Du hast absolut recht. Hier sollte ich mir mehr Zeit lassen und nicht die ganze Aussage direkt in Urs Zimmermanns mündliche Rede quetschen.

Kommasetzung nach mündlicher Rede/Zitaten und das Fehlerchen bei "spazieren" stimmen natürlich auch, danke.

Ich hoffe, durch meine Rückmeldung ist deutlich geworden, dass viele (für dich seltsam wirkende) Details in der Geschichte dafür da sind, um Herrn Brunner zu charakterisieren. Aber wenn man das erst erklären muss und es sich dem Leser nicht von selbst erschließt, ist das natürlich nicht gut. :(

Vielen Dank für deine Zeit!

Beste Grüße
marielangelund

 
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Hallo josefelipe,

vielen Dank für deine ehrliche Rückmeldung.

Ein erster Schritt zum rot lackierten Häuschen am See? Meine besten Wünsche hast Du.

Danke für die besten Wünsche und ja, genau das soll es hier für mich sein: Ein erster Schritt. Wie beschrieben ist das rote Häuschen am See mit dem ganzen Klischee drumherum ein Traumbild, das mir als Fernziel dienen soll, damit ich auf dem langen Weg dahin nicht aufgebe. :)

Noch ein bisschen Kleinkram, der aber wichtig ist:
Diensttage
Dienstage, es sei denn, er hat an diesem Tag Dienst.

Das habe ich extra so geschrieben, denn er er hat tatsächlich Dienst im wahren Sinne des Wortes (und im Sinne von "Dienst nach Vorschrift") und empfindet das auch so. Aber diese Doppeldeutigkeit verlangt dem Leser (gerade ganz am Anfang des Textes) vermutlich zu viel ab und man nimmt das nur als Rechtschreibfehler wahr.

Geschwätzigkeit kann amüsant sein, doch ‚rund’ zu Uhr und ‚grau’ zu Wand bringen dem Text nichts – im Gegenteil, er wird uninteressant.

Diese sehr einfache Beschreibung habe ich bewusst gewählt, weil sie Herrn Brunners Wahrnehmung seiner tristen Arbeitsumgebung verdeutlichen soll. Schließlich wird aus seiner Perspektive erzählt, wie er da wie an jedem Arbeitstag auf diese Uhr starrt und nichts als Monotonie empfindet

Kochen die dort so schlecht oder warum hasst er den dienstäglichen Restaurantbesuch?

:) Nein, sicher nicht deshalb - das Conti gibt es wirklich und scheint eher für seine gehobene und wahrscheinlich auch gute Küche bekannt zu sein. Aber Herr Brunner ist eben ein Mensch der Gewohnheiten und Routinen - die er eigentlich hasst, aber aus denen er es nicht schafft, auszubrechen. Deshalb hasst er auch den Restaurantbesuch im Conti.

Zeilenwechsel bei Sprecherwechsel macht den Text besser lesbar - und das Komma
fehlt auch an anderen Stellen. ( ... nie vom Weg abweichen!“K war die amüsierte Antwort ...)

Danke auch für diese und die weiteren Hinweise auf formale Fehler. Ich bin mir allerdings sicher, dass in diesem Fall oben kein Komma hingehört. Denn wenn eine wörtliche Rede selbst ein Satzzeichen am Ende hat (wie hier das Ausrufezeichen), dann braucht es das Komma nach den Anführungsstrichen hinten nicht (sondern nur, wenn der letzte Satz der mündlichen Rede kein Satzzeichen hat).

Das darf ich auf keinen Fall vergessen: Dein Text ist besser, als ihn mein Kommentar erscheinen lässt. Angenehmer Humor ist auch dabei, und so wahnsinnig viele Fehler konnte ich auch nicht finden.

Danke auch dafür. Bei all der für mich noch ungewohnten Kritik, die ich hier jetzt innerhalb weniger Stunden erhalten habe, tun ein paar nette Worte auch mal gut. :) Aber im Ernst, ich denke, dass mir euer kritisches Feedback sicher mehr helfen wird als die wohlwollenden Rückmeldungen von Freunden und Verwandten, die ja doch irgendwie befangen sind ...

In diesem Sinne: Danke und bis bald
marielangelund

 

marielangelund schrieb:
Oder meinst du, ich sollte ihn optisch mehr beschreiben, damit er greifbarer wird?

Nein, dann hättest du ja noch mehr Exposition in deinem Text, dabei ist er in der Hinsicht schon recht üppig. Nein, ich meine, du brauchst einfach mehr Substanz. Ich sagte es schon: Dein Text kommt über den Status einer kleinen Anekdote nicht hinaus. Da ist nichts, das mich packt, nichts, das mich mitreißt, dafür ist die Geschichte viel zu banal.

Was dir fehlt, ist ein Konflikt. Natürlich kann eine Kurzgeschichte an einem einzigen Ort oder in einer einzigen Situation spielen, aber du brauchst einen Konflikt (das meinte ich mit "mehr Handlung"). Dann passiert automatisch mehr, dann stehen deine Chancen viel besser, den Leser in den Text zu ziehen.
HSB hat das angesprochen. Dein Protagonist ringt gar nicht mit sich. Er entschließt sich nach der Begegnung mit seinem alten Schulkollegen, einfach mal einen Spaziergang zu machen. Schön, aber das packt mich nicht. Mach daraus den zentralen Konflikt der Geschichte, stell ihn in den Mittelpunkt. Fällt es Brunner schwer, aus seinem alten Lebenstrott rauszukommen? Wenn ja, wieso? Wenn er es schafft, was erhofft er sich dadurch? Welche Nachteile könnten daraus entstehen? usw. usf.

Du aber servierst uns die Lösung auf dem Silbertablett. Du denkst nur an deine message. Und die kommt durch die Einfachheit der Geschichte nunmal sehr platt daher. Denn jedem Leser ist sofort klar: So einfach, wie du es uns hier weismachen willst, ist es nicht.

Versuch stattdessen, das Thema auszuloten. Das kriegst du am besten hin mit einem Konflikt.

Liebe Grüße
Mix

 

Hallo marielangelund!

Nach dem Lesen deiner Geschichte stelle ich fest, dass du deinen Traum vom Schreiberdasein in Schweden mit'm Haus am See scheinbar auf den Herrn Brunner und seine Situation sowie Urs Zimmermann übertragen hast, nicht wahr?;)
"Weg mit dem Müll, der dich nur kaputt macht - lebe endlich dein Leben", "Träume nicht dein Leben...", "Lieber arm und glücklich, als ...." - sorry, aber ich schließe mich HSB's Kommentar bzgl. der Klischees, Platitüden und Allgemeinplätze an - abgedroschen, angestaubt und sehr ausgelutscht.
Obgleich die Aussage der Geschichte ja durchaus ihre Berechtigung hat, finde ich solche "Botschaften" ehrlich gesagt mehr oder weniger zum ... weghören! Jedenfalls dann, wenn sie so verallgemeinernd platt und plakativ rüberkommen.
Denn ob's jetzt der Spaziergang am Freitag, das Grillfest bei Meiers oder auch die Hütte am See in Schweden ist - das alles wird nicht funzen, wenn man hat keine Penunzen!
Ich kenne da nämlich auch so ein abgenudeltes Klischee - Work sucks, but you need the bucks!
Und wenn man den anti-kapitalisitschen, nihilistischen, hedonistischen Dalai-Lama-Egotrip abzieht, wird man wohl ziemlich schnell feststellen, dass es sicher ganz witzig ist, den ganzen Tag Bilder zu malen, aber der Spaß ziemlich schnell aufhört, spaßig zu sein, wenn man kein Dach über'm Kopp hat. Oder kein Handy. Oder kein Auto. Und auch kein Urlaub drin ist. Oder mal ein schickes Abendessen, das nicht aus fettigem Grillfleisch besteht. Oder mal ein Theaterbesuch. Oder eine schöne Blueray. Oder oder oder ...
Es gab da mal so ne Spaß-Punker-Asozialen-Deppen-Partei in Deutschland - die nannten sich APPD. Und die hatten ein "prima" Wahlmotto - "Saufen, saufen, den ganzen Tag nur saufen" und "Arbeit ist scheiße!"
Nimm's mir bitte nicht übel, aber diese Assoziation hatte ich so ziemlich klar vor Augen, als ich deine Geschichte gelesen habe - und das teile ich nun einmal nicht!

Grüße vom EISENMANN ... Mann, wo ist eigentlich der Schalter, um meinen "Brutalo-Kommentar-Modus" zu deaktivieren?!;)

 

Hallo Eisenmann,

ich hoffe, dein Brutalo-Modus hat sich mittlerweile etwas gelegt? ;)

Interessant, was für eine Aufregung meine kleine "Anekdote" bei dir auslöst. Ein antikapitalistisches Manifest soll meine Geschichte sicher nicht sein und von dem genannten Wahlmotto halte ich ebenfalls nichts - ich arbeite gern und das sogar gegen Bezahlung. :)

Es ging mir eigentlich überhaupt nicht so sehr um den monetären Aspekt, sondern eher darum zu zeigen, dass es sich lohnt, aus seinem ungeliebten Trott auszubrechen und mutig zu sein, etwas Neues zu wagen (oder zumindest einmal zu reflektieren, ob ein anderer Lebensweg nicht viel erfüllender sein könnte, wenn man sich nur trauen würde, gewisse Sicherheiten aufzugeben).

Aber ich habe wohl tatsächlich zu sehr in die Klischeekiste gegriffen, sodass meine Botschaft viel zu platt rüberkam ... Werde in Zukunft darauf achten, Aussagen dezenter und mit mehr Zwischentönen zu verpacken.

Und Leute: Nehmt das mit dem Haus am See in Schweden bitte nicht so ernst (bisher nahmen fast alle Kommentare darauf Bezug) - das soll eher ein Sinnbild dafür sein, dass mir das Schreiben wichtig ist und es nicht nur ein kleines Hobby für mich ist bzw. bleiben soll ... ;)

Viele Grüße
marielangelund

 

Hallo Mix,

danke nochmal für diese Erläuterung. Stimmt, ein Konflikt sollte zentraler Bestandteil jeder Geschichte sein. Das habe ich in der Theorie schon mal gelernt - aber konnte es hier nicht richtig umsetzen. Ich hatte angenommen, die Begegnung der beiden konträren Figuren wäre Konflikt genug - aber du hast recht, die Wandlung des Protagonisten fehlt (bzw. sein Entschluss, spazieren zu gehen statt seinen vermeintlichen Verpflichtungen nach zu kommen, ist zu schwach).

Gut, dass du mir das nochmal so klar gemacht hast.

Beste Grüße
marielangelund

 

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