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Herbsttag

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13.02.2004
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Herbsttag

Herbsttag

Ein sonniger Tag, Licht fiel durch die bunten Blätter der Kastanienbäume, sie schauten über das Wasser, dessen Ufer gesäumt war von Bäumen die noch bunter waren. Bei genauer Betrachtung fiel einem auf, dass diese Bäume in Farben strahlten, die zu beschreiben ein Ding der völligen Unmöglichkeit war, da jedes einzelne Blatt anders gefärbt war, der Baum im ganzen betrachtet, aber nur einen Farbton hatte, der zu den anderen Bäumen starke Kontraste zeigte. So ließ sich dieses Bild der vom Herbst gezeichneten Bäume in zwei verschiedenen Ebenen betrachten: Die Blätter der einzelnen Bäume und die einzelnen Bäume untereinander. Aber in diesem Moment achtete wohl kaum jemand von ihnen darauf.
Nur etwa fünf Stunden vorher hatten sie noch einen heftigen Streit. Warum, konnte im nachhinein keiner so genau sagen, es waren wiedereinmal Kleinigkeiten gewesen, mit denen beide unterschiedlich umgingen. Sie ließ seine Fehler meist durchgehen und versuchte sie zu ignorieren, bis sich alles anstaute und sie wegen einer „Kleinigkeit“ ausrastete. Er dagegen regte sich über alles auf, was sie falsch machte und brachte es, egal in welcher Situation sofort zur Sprache, weshalb sie an diesem Nachmittag besonders stritten. Sie regte sich darüber auf, dass er immer Zahnpasta am Waschbeckenrand kleben ließ und er, weil sie sich immer über „diese Kleinigkeiten“ aufregte.
Nun saßen sie also am Seeufer, sie blickte über das dunkelgrüne Wasser, über dem leichte Nebelschwaden hingen. Die Sonne ging langsam unter und warf orangenes Licht auf den leicht gewellten See. Es wurde kalt. Zum Glück hatte sie die ganze Zeit ihre Jacke an. Sie redeten nicht.
Ein kleines Motorboot rauschte vorbei und fuhr direkt durch den rotgelben Lichtstreifen. Rotgelb, so wie die Bäume, deren Farben nun nicht mehr zu erkennen waren. Es war zu dunkel geworden. Keiner sagte ein Wort.
Sein Kopf lag auf ihrer Schulter und sie hatte den Arm um ihn gelegt. Ihr Vater, der leidenschaftlich und beruflich Jäger war, hatte sie neulich eine altertümliche Pistole aus dem neunzehnten Jahrhundert von der Reparatur abholen lassen. Ein schweres Ding mit langem Lauf, eines der kostbarsten Stücke seiner Sammlung, über die er präzise Buch zu führen pflegte. Er hatte einmal ein Angebot von einem Museum bekommen, das ihm für ein seltenes Gewehr aus dem zweiten Weltkrieg eine Menge Geld anbot. Doch er lehnte dankend ab, in seinem Arbeitszimmer, dessen Wände aus Vitrinen voller Waffen bestanden, sei es besser aufgehoben. Seine Entspannung war es, in diesem Zimmer herumzuschreiten, von einem gläsernen Schrank zum anderen oder auch einmal eines der Stücke herauszunehmen und zu fantasieren, wer wohl damit geschossen hatte oder damit erschossen wurde.
Schweigend saßen sie da.
Weiter draußen fuhr noch mal ein Boot vorbei. Man konnte gerade noch eine kleine wehende Fahne erkennen, die am Bug befestigt war. Schwarz Rot Gold. Deutschland. Sie dachte an ihren Vater. Hätte er einen Krieg miterlebt, wäre er patriotisch für sein Vaterland gestorben. Fast wie die ehemalige Putzfrau, die ihre Mutter jahrelang beschäftigt hatte. Sie kam aus der Türkei. Vielleicht. Jedenfalls trug sie ein Kopftuch und das nicht nur, weil sie Putzfrau war. Irgendwelche Skinheads schlugen sie zusammen und ließen sie liegen. Am nächsten Morgen war sie tot. Erfroren oder verblutet, es hätte beides sein können, aber das wurde nicht mehr untersucht. Sie wurde dann auf einem jüdischen Friedhof beerdigt, weil kein katholischer oder evangelischer sie wollte und die Überführung in ihr Heimatland für die Familie zu teuer gewesen wäre. Ihre Mutter hatte jetzt eine andere Putzfrau, die war zwar teurer, aber deutsch. Hatte ihr Vater so gewollt.
Die Sonne war nun fast untergegangen. Nur noch ein winziger gelber Rand schaute über den Horizont, wie wenn sie sagen wollte: vergesst mich nicht, falls ich morgen doch nicht wieder komme.
Der Streit war irgendwie ausgeartet. Zuerst hatten sie nur diskutiert, dann geschrien und sich beschimpft. Aber sie warfen sich keine Dinge an den Kopf die sie nicht wirklich ernst meinten. Sie wollte diese Dinge sagen und sie meinten sie auch so. Der Unterschied war, dass sie sich im Affekt trauten, die Wahrheit zu sagen. Irgendwann lief er weg. An den See. Sie lief hinterher. Am See stritten sie weiter und er versuchte ruhiger zu werden, doch sie hörte nicht auf, ihn anzuschreien. Bis er sie schlug. Er schlug sie nicht wirklich, er wollte, dass sie zur Besinnung kam und er wusste nicht was er noch sagen sollte. Er schlug sie ins Gesicht und zuckte zurück, weil er sich vor sich selbst erschrocken hatte. Sie verstummte und sah ihn an. Er konnte diesen Blick nicht deuten und sah Tränen in ihren Augen und ihm fiel auf, dass diese schon die ganze Zeit da gewesen waren. Eine davon löste sich nun rann ihre Backe hinunter, die gerötet war, wo seine Hand hingetroffen hatte. Sie sah ihn nicht mehr an und schaute zu Boden. Es tat ihm ja leid. Irgendwo tat ihm alles leid und er versuchte sich ihr zu nähern. Sie spürte in ihrer Jackentasche etwas Kaltes und zog es hervor. Es war die polierte reparierte Pistole ihres Vaters. Sie hielt sie ihm entgegen. Sie funktioniert nicht, sie ist nicht geladen. Deshalb drückte sie ab. Ein lauter Knall ließ sie zusammenfahren und Blut strömte aus seinem Hals in und auf seine beige Wildlederjacke, die ihm ihr Vater geschenkt hatte. Sie wollte ihn festhalten, doch er fiel zu Boden. Sie setzte sich neben ihn und legte seinen Kopf auf ihre Schulter, mit dem linken Arm hielt sie ihn fest. Sie weinte nicht.

 

Hallo silent_truth, in deiner Gesc...inen lieben Gruß und herzlich willkommen. sim

 

Hi sim!
Vielen Dank für die Bemühung, das sind wirklich viele Fehler, die mir nicht aufgefallen sind...
Die Wiederholung von "Kleinigkeiten" war allerdings beabsichtigt.
"Orangenes Licht" wollte ich auch schreiben, es wurde mir aber in der Rechtschreibprüfung als falsch angezeigt und ich habe mal dem Computer vertraut. Jetzt bin ich froh, dass da noch jemand meiner Meinung ist.
Zur doppelten Verneinung: das war so gemeint, ist aber falsch rüber gekommen. Ich dachte dabei an das typische Nach-dem-Streit-Gespräch: "Ich hab das doch alles nicht ernst gemeint!". Ich wollte sagen, dass die beiden Protagonisten eben schon ernst meinen was sie sagen und sie trauen es sich aus dem Affekt heraus.
Die Kommasetzung ist anscheinend wirklich nicht meine Stärke (hab heute eine Deutscharbeit zurück bekommen, nur Kommafehler...), ich werde versuchen mich zu bessern!
Danke nochmal
Viele Grüße silent

 

hi silent,

ich bin hin und her gerissen von deiner geschichte. die einleitung ist zu lang, da stimme ich mit sim überein. der übergang von einleitung zur geschichte sieht im augenblick aus wie ein filmriss. du hast versucht, ein schillernde einführung zu kreieren. leider konntest du dabei die wahlreichen wortwiederholungen nicht vermeiden, so dass es leider doch nicht so gut klingt.
bei einer alten waffe, so wie du sie beschrieben hast, gehe ich erstmal, genauso so wie du es geschrieben hast, davon aus, dass sie funktionsuntüchtig ist und wenn dann sicherlich nicht geladen. erst recht nicht, wenn sie von der restauration abgeholt wird. wenn sie dann doch geladen war, und wenn die schützin gar nicht überrascht war, dann war es geplanter mord. sie hat selbst schwarzpulver in die pistole geschüttet, eine kleine bleikugel hinterher, die mischung gepresst, pulver nachgeschüttet und wieder gepresst, und diese geladene waffe mitgenommen, um ihren partner zu töten. das ist die einzige erklärung, die nachvollziehbar ist. wenn es so sein sollte, dann ist der mann nicht abscheulich genug. ein gewohnheitsmässiger ehefrauschlager wäre ein besseres opfer. zwar ist das ende noch ziemlich ungereimt, aber wenn meine überlegungen zuträfen, konnte man aus der geschichte echt was machen. so ist sie leider nicht sonderlich gelungen. du verlierst dich in unwesentlichen dingen. dass der vater eine waffensammlung hat, das ist eine wichtige erklärung zu der pistole. aber was hat die sache mit dem gewehr aus dem 2. weltkrieg damit zu tun? solche wegverirrungen gibt es oft in deiner geschichte. auch die putzfrau, die opfer von ausländerhass geworden war, hat nichts mit dem kernproblem zu tun.
der erzählstil ist solide und angemessen.
im detail:

Bei genauer Betrachtung fiel einem auf, dass diese Bäume in Farben strahlten, die zu beschreiben ein Ding der völligen Unmöglichkeit war, da jedes einzelne Blatt anders gefärbt war, der Baum im ganzen betrachtet, aber nur einen Farbton hatte, der zu den anderen Bäumen starke Kontraste zeigte.

uih - ein mammutsatz
3 mal "Baum"
3 mal "Farbe"
"ein Ding der völligen Unmöglichkeit" passt nicht zu deinem schreibstil
"ganzen" gross
ich versuche mich mal an einer variante: Bei genauer Betrachtung fiel auf, dass diese Kronen in unbeschreibbaren Farben strahlten, jedes Blatt unterschied sich vom anderen, wobei der Baum im Ganzem betrachtet eine leuchtende Einheit bildete und dabei sich jeweils von dem anderen abhob. (nur eine idee!)

So ließ sich dieses Bild der vom Herbst gezeichneten Bäume in zwei verschiedenen Ebenen betrachten: Die Blätter der einzelnen Bäume und die einzelnen Bäume untereinander.

hier kommen noch 3 "Bäume" dazu. dazu keinen vorschlag mehr, sonst verändere ich ja den persönlichen charakter der geschichte *smile*!

es waren wiedereinmal Kleinigkeiten gewesen, mit denen beide unterschiedlich umgingen. Sie ließ seine Fehler meist durchgehen und versuchte sie zu ignorieren, bis sich alles anstaute und sie wegen einer „Kleinigkeit“ ausrastete.
"Kleinigkeit ist auffällig doppelt.
das 2. "Kleinigkeit" könnte man mit "Nichtigkeit" ersetzen. das dann aber ohne hochkommas

Er hatte einmal ein Angebot von einem Museum bekommen, das ihm für ein seltenes Gewehr aus dem zweiten Weltkrieg eine Menge Geld anbot.
sowas gibt es??? Napoleonkriege hätte ich als gegenvorschlag

Doch er lehnte dankend ab, in seinem Arbeitszimmer, dessen Wände aus Vitrinen voller Waffen bestanden, sei es besser aufgehoben.
das klingt nicht gut. besser: "Doch er hatte abgelehnt mit der Begründung, dass die Waffe besser in seiner Sammlung hinter der Vitrine aufgehoben wäre.

Erfroren oder verblutet, es hätte beides sein können, aber das wurde nicht mehr untersucht.

so lange die deutschlandflagge weht, so lange wird jeder todesfall untersucht werden.

zum thema oranges oder orangenes licht. natürlich ist es oranges licht. das ist die grammatik für farben. bei sächlichen objekten fügen wir i.r ein "es" oder ein "s" an und nicht ein "enes". sehen können wir das bei den anderen farben. rotenes licht? blauenes licht?
wenn wir aber davon ausgehen, dass das licht aussieht, wie dir frucht der orange. dann würde orangenes stimmen, so wie apfelnes oder kirschenes licht. klingt komisch, oder *smile*?

so, ich hoffe, das hilft mehr als es verletzt *seufz*.

bis dann

barde

QUOTE]dessen Ufer gesäumt war von Bäumen die noch bunter waren.[/QUOTE]

hinter "Bäumen" ein komma

es waren wiedereinmal Kleinigkeiten gewesen,

"wiedereinmal" auseinander

Warum, konnte im nachhinein keiner so genau sagen

"nachhinein" gross

und brachte es, egal in welcher Situation sofort zur Sprache,

hinter "Situation" ein komma

und warf orangenes Licht auf den leicht gewellten See.

"orangenes" >> "oranges"

Doch er lehnte dankend ab, in seinem Arbeitszimmer, dessen Wände aus Vitrinen voller Waffen bestanden, sei es besser aufgehoben.

"sei" >> "wäre"

dass sie zur Besinnung kam und er wusste nicht was er noch sagen sollte.

vor "und" ein komma
vor "was" ein komma

dann geschrien und sich beschimpft.

"geschrien" >> "geschrieen"

wo seine Hand hingetroffen hatte.

"hingetroffen" >> "getroffen"

 

erstmal danke! ich stimme dir bei fast allen punkten deiner kritik absolut zu, schreibfehler etc und dass die pistole nicht geladen sein kann, ist natürlich wahr.
die abschweifungen, z.b. der tod der putzfrau, habe ich aber absichtlich so ausführlich beschrieben. es sind gedanken, die sie hat, als sie da sitzt und nicht darüber nachdenkt, was sie getan hat. es sind für die geschichte selbst unwesentliche dinge, die aber genauso entscheidend über leben und tod sind (hätte der vater keine waffensammlung, hätte sie die pistole nicht von der reparatur holen können).
orangenes - oranges
sollte meine rechtschreibpfüfung doch recht behalten? ich glaube dir mal, obwohl ich immernoch finde, das orangenes licht besser klingt.
alles in allem hab ich gemerkt, dass meine geschichte wahrscheinlich doch ziemlich schlecht ist, über die verbesserlichen schreibfehler hätte ich noch hinweg sehen können, aber es ist wirklich zu oft unlogisch. ich denke, ich werde sie löschen...
viele grüße silent

 

Hi silent,

deine Rechtschreibprüfung hat wohl recht mit em orages, auch wenn es wirklich blöde klingt. :) Ich umgehe das deshalb, wenn ich die Farbe überhaupt verwende meist mit orangefarbenes. ;)
Sorry für den Irrtum.

Löschen würde ich die Geschichte nciht lassen. Ich habe das einmal mit einer Geschichte gemacht. Inzwischen wünschte ich mir, ich hätte sie damals einfach ins Archiv verschieben lassen und dann in Ruhe noch einmal neu geschrieben.


Lieben Gruß, sim

 

hi truth,

wir alle sind darin bestrebt, uns im schreiben zu verbessern. und ich sage dir *smile*, in der regel sind die ersten geschichten um vieles mieser als die letzte! wäre auch unheimlich, wenn jemand schon als schreibmeister perfekte kurzgeschichten herbeizaubert.
deshalb lösche diese geschichte nicht, ganz einfach aus dem grund, damit du stets einen vergleich hast, wie es "damals" war. du kannst deine fortschritte mit jeder deiner geschichten mitverfolgen.

viel erfolg dabei *smile*!

bye

barde

 

hi barde!
das ist zwar nicht meine erste geschichte, aber ich denke du hast recht. ich bin ja noch jung und verbesserungsfähig *smile*
danke, viele grüße
silent

 

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