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Herbsttag

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21.06.2003
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Herbsttag

Regnerisch und stürmisch begann dieser Tag. Schon als ich den ersten prüfenden Blick aus dem Fenster warf und sah wie grau er sich ankündigte, fühlte ich eine leichte schleichende Depression in mir aufsteigen. Ich sprach die Worte der Resignation nicht aus, doch ich wusste es genau: Es wurde Herbst. Ich seufzte und bereitete mich für diesen Tag so gut es ging vor. Ich hatte den Herbst noch nie gemocht, denn er kündigt den Winter an, den in unseren Breiten kalten, grauen und regnerischen Winter.
Als ich aus der Tür kam, dem Gedanken nachhängend wieder zurück in mein warmes Bett zu krabbeln, erwischte mich ein Wasserfall aus der Regenrinne. Die hatte ich schon so lange reparieren wollen. Der Sommer war mir dazwischen gekommen. Im Sommer denkt man nicht an Regenrinnen. Da ist man abgelenkt von Sonnencreme und Schokoladeneis.
Ich schob mein Fahrrad aus der Garage und überlegte, ob ich meine Mutter bitten sollte, mir etwas Geld zu schicken, dann könnte ich mit dem Bus fahren statt mich auf dem alten Drahtesel abzumühen.
Dicke Tropfen klatschten mir ins Gesicht, getrieben vom Wind, der sich vor mir aufbaute wie ein riesiger Hund und meine Haare durcheinander wuselte. Entgegen dem eigentlichen Vorgang des Sonnenaufganges wurde es immer dunkler. Dicke Gewitterwolken sammelten sich.
Während ich die Straßen lang raste und versuchte dem eisigen Regen zu entgehen, sah ich mir die Autofahrer an, die mir entgegen kamen. Ihre Mienen entsprachen genau meiner Stimmung.
Alle Welt schien schlecht gelaunt, niemand sah zufrieden oder glücklich aus. Ich konnte sie verstehen, auch wenn ich sie um ihren Sessel im warmen Wagen beneidete.
Langsam merkte ich wie sich das Wasser durch meine Jacke zog wie durch einen trockenen Schwamm. Es war noch immer die dünnen Jeansjacke, die ich die ganze Zeit getragen hatte, den ganzen warmen Sommer.
Ich dachte an jene warme Abende am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel. Ich hatte die Augen geschlossen und hörte die Gitarre ihr Lied spielen.
Plötzlich hörte ich quietschende Reifen. Ich riss die Augen blitzschnell auf, bemerkte, dass ich vom Weg abgekommen war und geradewegs auf die Straße fuhr. Ein Auto raste direkt auf mich zu, Schlamm und schmutziges Wasser spritzte auf und...
Es kam gerade noch zum Stehen. Der Fahrer schrie aufgebracht durch die Scheibe, so konnte ich ihn zum Glück nicht hören Er schien wirklich wütend zu sein.
Wie konnte ich nur so gedankenlos durch die Gegend fahren.
Mir war eiskalt, langsam fuhr ich wieder los.
Ich nieste. Das wurde ja immer besser. Jetzt kam auch noch eine Erkältung dazu. Ich nahm mit vor am nächsten Tag nicht zur Arbeit zu gehen, obwohl ich jetzt schon wusste, dass ich das nicht wagen würde. Ich hatte noch eine Probefrist, ich konnte mir einen Fehltag wirklich nicht erlauben.
Endlich erreichte ich den Parkplatz der Firma, bei der ich arbeitete. Ich war die Erste. Kein Auto stand dort. Der Parkplatz lag vor mir wie ein tiefer schwarzer See. Aber sein Wasser war schmutzig.
Ich stellte mein Fahrrad neben einen Müllcontainer. In diesem Moment fuhr ein Auto auf den Parkplatz. Der Fahrer stieg aus und...
Lächelte mich an. Tatsächlich er lächelte. Er schenkte mir ein einfaches, herzliches und unverbindliches Lächeln.
Mir wurde plötzlich ganz warm. Wie konnte jemand an einem Tag so glücklich lächeln.
Ich sah an den Horizont, ein hellblauer Streifen zeichnete sich dort ab.
Vielleicht gab es ja doch noch ein paar warme Tage, dachte ich und hielt dem Lächler die Firmentür auf.

 

Hallo Lathyria Löwe,
ich denke im Text Deiner KG finden sich einige Ungereimtheiten, die das wirklichkeitsnahe Empfinden des Leseres stören.
So z.B. erkenne ich zuerst das wohl das Haus in dem die Darstellerin wohnt Ihr Haus ist, aufgrund der fehlenden Reparatur der (Ihrer) Regenrinne und dem Gang zur Garage. Dadurch verwirrt mich die anscheinend ungeheuere Armut der Darstellerin wenn sie von Ihrer Mutter das Busfahrgeld erbitten müßte um mit diesem fahren zu können. Es handelt sich ja nur um eine relativ kurze Fahrstrecke im Wert von vielleicht 1 Euro.
(Sonnencreme und Schokoladeneis bzw. der Genuss des Sommers klingt auch eher nach gemütlichem Wohlstand der Darstellerin)
Ausserdem erscheint es mir nicht so recht glaubwürdig wenn ein Wasserfall aus der Regenrinne schon beim Verlassen des Hauses die Darstellerin trifft, das sie trotz allem nur eine dünne Jeansjacke trägt. Denn für einen Wasserfall muss es unweigerlich sehr heftig regnen und sie wäre wohl nach hundert Metern Fahrradfahrt total nass. Also nicht nur herbstlich nieselnass sondern triefendnass. Ich denke nicht das bei solchem Regen jemand in Sommerkleidung zur Arbeit fährt,ganz ohne Schutz. Geschweige denn mit wassergefüllten "Quietschschuhen" und total durchnässter Kleidung anschließend vielleicht am Büroschreibtisch Platz nimmt.
Wie gesagt, wenn es nur graues herbstliches Nieselwetter wäre und dabei bliebe,(so wie beim ersten Blick aus dem Fenster) dann wäre es für mich sinniger.
Dann z.B. fährt Deine Darstellerin ja von Beginn an mit ihrem Rad auf der Straße, wie kann sie dann im unachtsamen Moment auf die Straße geraten? Gegenfahrbahn müsste es wohl heissen, oder?

Ansonsten gefällt mir die Geschichte als solche ganz gut. Wenn Du sie noch ein wenig Überarbeitest wird es wohl eine schöne KG aus dem Alltag mit einem weichen, postiv in die Zukunft wirkenden Ende.
Grüße
Okinawa

 

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