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Herbstlaubliebe

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21.09.2013
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Herbstlaubliebe

Was zur Hölle machte er nur da draußen? Er war nun schon den gesamten Vormittag im Garten, wuselte von hier nach da, kramte in Körben, nestelte an verschiedenen Dingen herum, um dann wieder zurück zu rennen und von neuem mit dem Kramen zu beginnen.
Das war normalerweise so gar nicht seine Art. Normalerweise sah ein Samstag bei ihm so aus, dass sie ihn bis mindestens drei Uhr nicht aus dem Bett bekam. Falls sie dieses Kunststück doch einmal zu Stande brachte, dann ließ sich sein Zustand nicht gerade als arbeitswütig bezeichnen.
Doch was zerbrach sie sich ihren Kopf darüber – sie sollte froh sein – egal was er auch da draußen anstellte, er war immerhin draußen und das an einem wunderschönen Samstagvormittag.
Sie ließ den Blick vom Fenster hinunter auf die Zwiebel sinken und machte sich daran, sie in winzige Stücke zu zerteilen. Dann hackte sie die Kräuter, schälte die Kartoffeln, legte die Filets in die große Pfanne und ließ sie neben den Zwiebelstückchen vor sich hin brutzeln.
Es duftete herrlich, als sie alles auf dem Tisch anrichtete. Die Filets schwammen in einem blubbernden Sud aus Sahne, Wein und Bratensaft, die Kartoffeln glänzten in ihrem Mantel aus Butter und Rosmarinnadeln und der Rotwein schimmerte im weichen Mittagslicht.
„Schatz, kommst du zum Mittagessen, ich hab Schweinefilets gemacht.“, rief sie aus der Terrassentüre hinaus in der Garten. Er war klein, aber wunderschön. Überall standen alte Bäume, die jetzt fast kahl in den herbstlichen Himmel ragten, die roten, braunen und gelben Blätter, die den gesamten Rasen bedeckt hatten, waren in der Mitte des Gartens zu einem Haufen geharkt worden und die kleine Laube schien sich der noch wärmenden Sonnen entgegen zu strecken.
Aber wo in diesem überschaubaren Paradies steckte er nur? Einzige das Singen der noch verbliebenen Vögel war zu hören und das gelegentliche Rascheln der zu Boden gleitenden Blätter
„Schatz?“, rief sie noch einmal.
Plötzlich explodierte der Laubhaufen und ein gellendes „HEUREKAAAA!“ zerriss die Luft. Vor Schreck entfuhr ihr ein spitzer Schrei und sie schlug die Hände vor den Mund.
„HEUREKAA!“, noch einmal schrie es in dem Blätterregen, aus dem sich langsam ihr geliebter Ehegatte herausschälte und mit erhobenem Arm auf sie zu gerannt kam.
„HEUREKA!“, schrie er wieder, strahlte sie an und erwartete eine wohl ebenso euphorische Reaktion von seiner erstarrten Gattin. Als sie keinerlei Reaktion zeigte, sondern noch immer mit weit aufgerissenen und ungläubigen Augen auf ihren wohl geisteskrank gewordenen Gatten starrte, packte er sie mit einer Hand an der Schulter, schüttelte sie und fuchtelte mit der anderen Hand wild vor ihrem Gesicht herum.
„Schatz, schau doch, Schatz, schau … ich hab sie endlich gefunden!!!“
Durchgeschüttelt und noch immer überfordert brachte sie ein krächzendes „Was?“ heraus.
„Die Brosche, Schatz, die Brosche!“
Er hörte auf sie zu schütteln, beugte sich vor und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn
„Alles Gute zu Hochzeitstag, Schatz!“, sagte er feierlich und steckte ihr die Brosche an die Bluse. Er schaute seine noch immer verdatterte Frau kurz an, lief dann an ihr vorbei, setzte sich an den gedeckten Tisch und sagte
„Das duftet ja herrlich, können wir essen, Schatz?“

 
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Servus Micha Borchert,

eine nette, kleine Alltagsgeschichte ist das, deren Inhalt, nun ja, alltäglich und nett halt ist. Äh, vielmehr habe ich zum Inhalt eigentlich nicht zu sagen, er hat mich nicht wirklich von den Beinen gerissen. Allerdings verlange ich das von einer Alltagsgeschichte auch nicht unbedingt. Trotzdem glaube ich, dass du an der Story noch einiges besser machen könntest, weil sie stilistisch stellenweise doch ein bisschen ungelenk ist. Ich werde mich in meiner Kritik deshalb auf diese sprachlichen Unzulänglichkeiten konzentrieren (bzw. was ich als solche erachte):

Normalerweise sah ein Samstag bei dem guten Herrn so aus, dass er sich bis mindestens drei Uhr nicht aus den Federn bewegen lies [ließ]. Falls man [wer?] dieses Kunststück doch einmal zu Stande [zustande] brachte,
Das klingt ziemlich schräg, irgendwie nach Zirkusdressur, als bestünde das Kunststück darin, ihn etwas tun zu lassen.

Besser: … dass sie ihn bis mindestens drei Uhr nicht aus dem Bett bekam. Falls sie dieses Kunststück doch einmal …

Doch was zerbrach sie sich denn auch [kann weg] ihren Kopf so [kann auch weg] darüber – sie sollte eigentlich [kann auch weg] froh sein – egal was er auch da draußen anstellte, er war immerhin draußen und das an einem wunderschönen Samstag Vormittag.[Samstagvormittag]
Sehr eigenartige Satzgliederung. Das geht so nicht, glaub ich. Nach dem Einschub zwischen den Gedankenstrichen müsste der Satz richtig weitergehen, das tut er aber nicht. Ich würde einfach mehrere Sätze daraus machen:

Doch was zerbrach sie sich ihren Kopf darüber? Sie sollte froh sein, dass er an einem wunderschönen Samstagvormittag draußen war, was immer er da auch anstellte.

Sie ließ den Blick vom Fenster hinunter auf die zerteilte Zwiebel sinken und und machte sich daran [Komma] sie in winzige Stücke zu zerteilen.
Sie zerteilt die zerteilte Zwiebel. Klingt komisch.

…legte die Filets in die große Pfanne und ließ sie fröhlich [?] neben den Zwiebelstückchen vor sich hin brutzeln.
Ist die Köchin fröhlich oder sind es gar die Filets?

Es duftete herrlich, als sie alles auf dem Tisch aufstellte.
Keine gute Wortwahl. Vielleicht anrichtete?

die Kartoffeln glänzen
glänzten

rief sie aus der Trassentüre
Terrassentüre

der Rasen war voll mit roten, braunen und gelben Blättern, die in der Mitte des Gartens zu einem kleinen Haufen geharkt worden waren
Dieselben Blätter, die auf dem Rasen verstreut herumliegen, können nicht gleichzeitig in der Mitte zu einem Haufen geharkt sein.

Das einzige [Komma] was zu hören war, war das singen [Singen] der noch verbliebenen Vögel und das gelegentliche Rascheln der zu Boden gleitenden Blätter
Diese unschöne Wortwiederholung war, war könntest du dir ersparen, wenn du den Satz geringfügig umstellst, und obendrein solltest du ihn radikal kürzen. Noch verblieben ist redundant, weil nicht verbliebene Vögel zwar singen könnten, aber wohl kaum im Garten, weil sie woanders sind, und zu Boden gleitende Blätter sind für mein Gefühl noch in der Luft, wo sie sicherlich nicht rascheln und selbst wenn sie auf dem Boden auftreffen, machen sie eigentlich kein hörbares Geräusch.

Einzig das Singen von Vögeln war zu hören. Fände ich persönlich vollkommen ausreichend.

Plötzlich explodierte der Laubhaufen
Dieser Satz ist wirklich gut. Der explodiert förmlich im Kopf des Lesers, weil er so überraschend wie ein Blitz aus heiterem Himmel in diese bisher ja sehr beschauliche Idylle fährt und die leise Ahnung irgendeines drohenden Unheils, das dem unauffindbaren Ehemann möglicherweise zugestoßen ist, zu bestätigen scheint.
Letztendlich war das dann auch schon der Klimax der Geschichte und mit der einigermaßen trägen Fortsetzung des Satzes
und ein gellendes „HEUREKAAAA!“ begleitete die nach allen Seiten strebenden Blätter.
holst du den Leser auch sehr schnell wieder herunter. Durch die Luft wirbelnde Blätter kann man doch nicht als einen Schrei begleitend und nach allen Seiten strebend bezeichnen. Strebend, jessas, da schlafen einem ja die Füße ein. Diese Formulierung ruiniert das bisschen Spannung, das gerade eben entstanden ist.

Plötzlich explodierte der Laubhaufen mit einem gellenden „HEUREKAAAA!“

Mehr würde ich gar nicht schreiben, alles andere kann und muss sich der Leser ohnehin selbst vorstellen, Explosion, Chaos, um Himmels Willen, was passiert denn da jetzt?

Vor Schreck hatte sie laut aufgeschrien
Und die Reaktion der Ehefrau, die ja eigentlich gleichzeitig mit der „Explosion“ erfolgt, beschreibst du im Plusquamperfekt, ein weiterer Spannungskiller, weil es so klingt, als geschähe es nachher, als wäre jegliche Gefahr schon vorbei.

und ihre Finger bebten auf ihrem [ihren] noch offenen Lippen.
Nicht nur grammatikalisch fragwürdig, sondern obendrein sehr holprig.

Vielleicht: Vor Schreck schrie sie laut auf und schlug die Hände vor den Mund.

und auf sie mit erhobenem Arm zu gerannt kam.
und mit erhobenem Arm auf sie zu gerannt kam.

Vor ihr blieb er stehen, noch mit erhobenem Arm, in dessen Hand er offensichtlich etwas hielt.
„HEUREKA!“, schrie er wieder, strahle [strahlte] sie an und erwartete eine wohl ebenso euphorische Reaktion von seiner erstarrten Gattin. Als sie keinerlei Reaktion zeigte, sondern noch immer mit weit aufgerissenen und ungläubigen Augen auf ihren nun wohl doch noch [offenbar?] geisteskrank gewordenen Gatten starrte,
Viel zu viele Konjunktionen.

„Schatz, die Brosche [Komma] Schatz, die Brosche!“

„Alles gute zu Hochzeitstag, Schatz!“,
Alles Gute zum

„Das duftet ja herrlich, können wir essen [Komma] Schatz?“

Vielleicht kannst du ja mit meinen Anmerkungen was anfangen, auf jeden Fall wünsche ich dir noch viel Spaß und Freude hier im Forum.

offshore

 

Vielen Dank für die vielen tollen Vorschläge und dass Du Dir so viel Zeit für meinen Text genommen hast.
Ich werde sie gleich im Text versuchen umzuändern :)

Ich bin noch nicht sehl lange dabei, Kurzgeschichten zu schreiben, deswegen holperts wohl so, wie Du gemeint hast - deswegen bin ich auch um jeden Verbesserungsvorschlag froh.

Liebe Grüße
Micha

 

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