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Herbst
Er sitzt im Schaukelstuhl. Es ist warm. Ungewöhnlich für den Herbst. Er faltet seine Zeitung zusammen. Früher war der Herbst kühler. Seine Haare sind grau geworden. Er nimmt sich seine Pfeife. Das Feuer ist rot. Wie die Blätter an den Bäumen. Er macht die Augen zu. Er sieht nichts, hört alles. Seltsam. Alt ist er. Aber jetzt spielt er noch einmal Fußball auf der Straße. Mit den anderen Jungen. Tor! Sie lachen. Sein Freund schlägt ihm auf die Schulter. Er rennt wieder los. Schnell, fällt hin. Das Knie tut nicht weh. Die anderen machen sich Sorgen. Er atmet den Rauch aus der Pfeife ein. Nein, er hat sich wirklich nicht weh getan, bestimmt. Der Schaukelstuhl knarrt.
Die Mutter gibt ihm Geld. Wofür? Süßes darf er sich kaufen. Er freut sich und verschwindet. Rote. Gelbe. Grüne. Blaue. Der Verkäufer zwinkert ihm zu. Jede schmeckt anders. Die Roten mag er am liebsten.
Er lauscht. Die Vögel singen. Die Autos machen Lärm. Was ist das, ein Auto? Kann er auch eins haben? Die sind zu teuer. Er muss das Fahrrad nehmen. Schritte auf Kies. Sie pfeift vor sich hin. Sie ist schön. Das hat er sofort bemerkt. Er lächelt ihr zu. Sie mag ihn. Er seufzt und nimmt sich sein Taschentuch. Er ist immer noch blind. Sie duftet nach Kräutern. Würzig. Sie hat Sommersprossen. Rote Sterne auf weißem Himmel. Der Himmel ist faltig geworden. Er hustet und tut das Taschentuch wieder weg. Er kennt jede auswendig. Feine Netze überziehen ihr Gesicht. Er kennt jeden Faden. Nein, da ist nichts, keine Sorge. Das sagt er nur so, dass weiß sie. Egal. Er sieht auch nicht besser aus. Aber immer noch sportlich.
Er füllt seine Pfeife nach. Die Augen sind immer noch zu. Er will sie nicht wieder aufmachen. Es ist schön, jung zu sein. Das hat er nie verstanden. Er lebt in der Gegenwart. Jetzt klettert er lieber wieder auf Bäume. Er kommt nicht an den Apfel ran. Er ist zu klein. Bald wird er größer sein. Es wird kühler. Wie spät ist es? Keine Ahnung. Sein großer Bruder gibt ihm den Apfel. Er hat ihn lieb. Der Bruder nimmt ihn auf die Schultern. Das macht Spaß! Er ist traurig. Der Bruder ist tot. Sie hält seine Hand. Warm ist sie. Sein Herz ist kalt. Er wickelt sich fester in die warme Decke. Die Pfeife fällt ihm aus den Händen. Sie raschelt im Laub. Er schläft ein und die Augen macht er nicht wieder auf.