Hell n Earth
Über mir der Himmel, tief rot, blutrot. Die Sonne, schwarz, ihre Strahlen ein krankes, schwächliches Flimmern anstatt normalen Lichtes. Schwarze Wolken rasen über den
Himmel. Die Stadt hinter mir ist voller Todesschreie und laute Schüsse aus vielen Gewehren erklingen aus der Ferne. Doch, ich bin nicht mehr in der Stadt, ich bin auf freiem
Feld, laufe vor dem Regen davon. Einem Regen, der wie reinste Säure vom Himmel fällt. Eine Säure, die gnadenlos alles tötet, Tiere (sofern es überhaupt noch welche gibt),
die Früchte der Felder und Menschen, wie mich und das kleine Mädchen. Sie ist bestimmt nicht älter als fünf Jahre, mit blonden Haaren und seltsam wissend blickenden
Augen. Ich weiß weder ihren Namen, noch habe ich sie jemals zuvor gesehen, doch nun versuche ich ihr zu helfen. Sie ist so klein und unschuldig. Wir sind beide auf einem
Feld, das mit Massen toter Körper bedeckt ist. Überall um uns ragen bleiche, weiße Knochen wie kahle Bäume im Herbst auf. Nur sehr selten sieht man ein Stück trockener
brauner Erde inmitten des roten Matsches, rot durch Ströme von Blut. Leichen erheben sich in hohen Stapeln um uns.
Wir laufen endlos über die verfaulenden Körper. Es ist mir als ob ich von tausenden Augen verfolgt werde, den Augen der armen Teufel, die hier verfaulen. Im
Vorrüberlaufen scheinen sie mich vorwurfsvoll anzugrinsen, gerade so als ob sie mich für ihren Tod verantwortlich machen wollten. Plötzlich stolpert das kleine Mädchen und
die Wucht des Falles reißt ihre kleine Hand aus meiner. Ich will anhalten, ihr helfen, doch der Regen, er ist nah, so schrecklich nah!
Es gibt nichts für sie zu tun außer zu hoffen, daß ihr Tod schnell ist. Doch das ist er nicht. Ich fahre herum schreie zu ihr herüber : "Renn, kriech wenn Du mußt ! Geh aus dem
Regen !" Zu spät... Als sie es endlich fertigbringt sich zu erheben und eine Welle der Tränen über ihr niedliches Gesichtchen brandet, da bedeckt die Säureschicht bereits ihren
ganzen Körper. Ich weiß, daß ich laufen muß, wegrennen, aber ich kann nicht. Ich bin wie gelähmt. Ihren Mund entringt sich ein Schrei, ein Schrei so voller Leid und Horror,
daß er wie eine riesige Glocke in meinem Kopf läutet, als ihr kleiner Körper von den tödlichen Schmerzen überwältigt wird. Ihre Schreie sind schrecklich und gequält.
Niemand sollte jemals so leiden müssen. Mit Grauen sehe ich, wie sich die kochende Säure unnachgiebig durch ihr junges, weiches Fleisch frißt. Blut läuft einem Wasserfall
gleich an ihren Armen hinab. Ihre Haut ist beinahe verschwunden und ihre verwundbaren Muskeln sind nun schutzlos dem Niederschlag preisgegeben. Ihr blanker Schädel ist
sichtbar und immer noch schreit sie voller Qual. Ihre Arme erheben sich, in einem verzweifelten Versuch Hilfe von mir zu bekommen, doch ich kann ihr nicht helfen. Doch
dann fallen sie wie welkes Laub im Herbst auf den brennenden Boden. Ihre Augen, diese wunderbaren blauen unschuldigen Augen sehen mich voll Verzweiflung an und
schmelzen, von einem Tropfen Regen getroffen. Ihr lippenloser Mund öffnet sich zu einem stummen Schrei und dann fällt sie langsam, wie ein gefällter Baum nach vorne auf
die verseuchte Erde. Und noch im Fallen schmelzen die letzten Reste ihre Fleisches und nur noch ein Haufen kleiner Knochen schlägt klappernd auf dem Boden auf.
Die schwarzen Wolken kommen näher, es scheint mir als hätten sie über dem Mädchen gehalten und würden jetzt mit größerer Geschwindigkeit auf mich zu rasen. Doch
dieses Schicksal soll mich nicht ereilen. Mein Körper protestiert, als ich ihn unter steigenden Schmerzen zu noch größer Geschwindigkeit antreibe. Ich weiß nicht mehr wie
lange ich schon um mein armseliges Leben renne oder wohin ich renne. Ganz egal, nur schnell, nur weg. Dort, vor mir erblicke ich das schwarze Loch eines Höhleneinganges
und ein bekanntes Gesicht. Ein Freund begrüßt mich am Höhleneingang. Er benimmt sich als ob ihn dies alles nichts anginge. Vielleicht wirklich nicht.... Er raucht eine
Camel-Zigarette. Ich gehe in die Höhle, doch er bleibt zurück. Er wird nicht sterben. Ich weiß das, aber ich weiß nicht warum oder wie. Die Höhle ist dunkel und es scheint
mir, als würde ich für immer laufen. Dinge, zu unscheinbar um sie zu beschreiben, berühren mich während ich laufe. Ich betrete einen großen Höhlensaal. In der Mitte des
Saals brennt ein großes Feuer und vielfältige und wundersame Farben und Schatten tanzen an den zerklüfteten Wänden. Viele furchtbare Dämonen tanzen in
schwindelerregenden Kreisen um das prasselnde Feuer. Ich verstecke mich hinter einem Felsblock und schaue langsam um ihn herum um einen besseren Blick zu bekommen,
doch einer von denen hört meine Bewegung. Der Dämon ist farbenprächtig und klein (vielleicht so groß wie das kleine Mädchen). Er dreht sich zu mir um und ein grauenvoll
wissendes Lächeln entblößt widerlich spitze Fänge als er sich weiter in diesem fremdartigen Tanz wiegt. Obwohl die anderen Bestien mindestens 3 Mal groß sind, bin ich mir
sicher, daß der kleine ihr Anführer ist.
Wie gebannt hängen meine Augen an den verschlungenen Mustern des Tanzes, langsam, ohne es zu wollen erhebt sich mein Körper, ich will weglaufen, meine Angst heraus
schreien, doch ich kann es nicht, nicht mehr. Mit langsamen und taumelnden Schritten gehe ich in die Mitte der Dämonen, in die Mitte des Kreises. Langsam kommt der
kleine Dämon auf mich zu, in seinen kurzen Klauen hält er ein in Decken verpacktes Bündel, aus dem ein leises Wimmern zu dringen scheint. Fast zärtlich wickelt er das
Bündel aus, es ist ein Baby, ein kleines unschuldiges Baby, langsam hebt er die Arme und das Kind wird zu meinem Kopf empor gehoben. Eine seiner Klauen umfaßt den
Kopf des Babys, die andere ergreift seine Füßchen. Wie ein Schlag wird mir plötzlich bewußt, was er vorhat, ich will ihn aufhalten, das Kind von diesem kleinen roten
Bastard wegreißen, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Entgegen meinem Willen beuge ich mich herunter auf das Kind zu, mein Mund öffnet sich und meine Zunge fährt die
Reihe meiner Zähne entlang, gerade so, als würde ich mir im Angesicht eines Bratens vor Freude die Lippen lecken. Ich sehe wie sich die dicken Muskelstränge an den
Armen des Dämons bewegen und spannen, dann mit einem Ruck wird das Kind in zwei Hälften gerissen, Blut spritzt mir auf das ganze Gesicht und in meinen Mund. Zum
ersten Mal spüre ich den erregenden Geschmack von frischem Blut auf den Lippen. Fast gierig versuche ich mit meiner Zunge so viel wie möglich aufzulecken.
Dem Dämon sind meine Bemühungen offensichtlich nicht verborgen geblieben und er stößt ein widerlich gackerndes Gelächter aus. Mit einer raschen Bewegung drückt er mir
den abgerisse-nen Kopf des Kindes an den Mund. Blut sprudelt in meinen Mund und Wellen der Erregung fließen über meinen ganzen Körper. Das warme Blut des Kindes
läuft meine Kehle herab, der Geschmack ist wunderbar, ein wenig süßlich und etwas nach Eisen, ein köstlicher Trunk. Ich spüre wie mein Körper sich aufrichtet, wie ich
wieder zu Kräften komme, es ist gerade so, als ob mich das Blut des Kindes aus meiner Lethargie befreit hat.
Vor mir beginnt der Dämon den Körper des Kindes zu zerreißen und die Stücke an einige andere Dämonen zu verteilen. Während der ganzen Zeit singt er in einer seltsamen,
gutturalen Sprache, die mir absolut unbekannt ist. Mein Körper beginnt langsam zu zucken und ich beginne mich im selben Tanz zu wiegen, in dem sich die Dämonen um ihren
Anführer gedreht haben. Es scheint mir als würde ich Trommeln aus weiter Ferne hören. Bumm, Bumm, immer lauter immer lauter, dann scheint es mir als würde ich
menschliche Stimmen hören. Langsam werden sie deutlicher.
"Aufmachen, Polizei, ist alles in Ordnung da drinnen ? Brauchen Sie Hilfe ?"
Langsam öffne ich die Augen, die Decke, die Wände, alles ist wie immer, es war nur ein Traum, ein Traum keine Wirklichkeit. Ich spüre etwas nasses, warmes auf meiner
Brust, etwas läuft aus meinem Mundwinkel herunter und hinterläßt einen salzigen Geschmack in meinem Mund. Meine Augen richten sich auf meine Brust und ich beginne zu
schreien, schreien, schreien....
Aus einer Aktennotiz des Bezirksgerichtes Denver vom 03.05.1978 :
"Die Angeklagte Diana Smith-Colbey wurde des Mordes an ihrer fünfjährigen Tochter Patricia und ihrem fünf Monate alten Sohn Joseph für schuldig befunden. Die
Angeklagte wurde auf einstimmigen Beschluß der Geschworenen zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde bereits 6 Monate später im Bezirksgefängnis von
Denver / Colorado vollstreckt. Während dieser 6 Monate hatte ihr Anwalt immer wieder versucht sie für wahnsinnig erklären zu lassen, um ihr den Tod zu ersparen. Das
Gericht sah es jedoch als erwiesen an, das die Angeklagte ihre Kinder mit vollem Vorsatz und kaltblütig ermordete. 2 Gnadengesuche an den Präsidenten der Vereinigten
Staaten wurden abgewiesen. "
Ende...