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Heldentod

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06.05.2002
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Heldentod

Er konnte die Spannung förmlich spüren. Es fühlte sich an, als würden sich zigtausende Blitze auf einmal entladen. Blitze von Zeus höchstpersönlich gesandt, um endlich ein Ende dieses Kampfes herbeizuführen.
Aber stattdessen war von Blitzen, Wolken oder Ähnlichem nichts zu sehen.
Zeus war nicht einmal an diesem Ort um dem Kampfe beizuwohnen. Er fühlte das Zeus ihm die Kraft gab, die er brauchte um seine Aufgabe zu bewältigen, aber er war nicht an diesem Ort.
Es war sein Schicksal dies zu beenden und er hatte nicht vor, zu aller Bedauern zu versagen.
Er entspannte sich kurz, um sich danach mit größter Sorgfältigkeit zu konzentrieren.
Noch verfolgte seine spitze Nase das Kampfgetümmel das in einiger Ferne vor ihm stattfand, um sich ein Ziel zu suchen, aber bald würde er ein Teil davon werden,
Nicht irgendein Ziel suchte er, sondern immerhin den größten Helden den die Griechen in die Schlacht werfen konnten. Denn er war zurückgekehrt, der Held, um endlich zu beenden, was schon lange keinen Sinn mehr machte.

Aber nicht wenn es nach ihm ginge, denn dann würde er den Helden ins Jenseits führen und mit ihm die griechischen Heerscharen. Er konzentrierte sich nochmals aufs Äußerste auf sein Ziel und spannte all seine Kraft an.
Sein Ziel war Achilleus ,der zuvor den trojanischen Feldherr Hektor unter griechischem Jubel bezwang und hinter seinem Streitwagen wie ein Stück erlegtes Vieh zur Schau trug. Grimmig erinnerte er sich an diese Demütigung und versuchte seine aufgebaute Spannung zu halten bis er sein Ziel gesichtet hatte.
Seine Spitze suchte weiterhin den Horizont auf und ab, betrachtete die monumentalen Bauten der Stadt und die kämpfenden Heerscharen die sich vor dessen Toren versammelt hatten um eine Entscheidung herbeizuführen und bewunderte die milde Abenddämmerung die bereits begonnen hatte die Sonne aus versteckten Winkeln der Stadtmauern zu vertreiben.
Endlich hatte er ihn erspäht, seine Spitze richtete sich auf ihn, blieb aber noch einen Augenblick ruhig um sich zu sammeln. In diesem Augenblick besann er sich nochmals den gelernten Weisheiten. Er achtete auf jede Kleinigkeit die ihn vom Ziel abbringen könnte. Aber kein Augenblick war besser geeignet als dieser, um in das Kampfgeschehen einzugreifen.
Er ließ los.
Er stürmte vorwärts.
Er stürmte mit so brachialer Gewalt vorwärts, dass er meinte, er würde sich selbst überholen.
Er konnte ringsherum ein Pfeifen vernehmen, als er bereits die ersten Reihen Kämpfender und Leblos am Boden liegende Körper erreichte, aber von dem Kampfgebrüll konnte er nichts hören.

Er konnte sehen wie sich bärtige Männer mit ihren schweren schmutzigen Rüstungen und hoch erhobenem Schwerte die letzen animalischen Kräfte aus sich heraufbeschworen, indem sie sich in völliger Extase hingaben und ihre Angst in die Welt hinausschrieen.
Er konnte sehen wie sich blutüberströmte Körper, während sie auf die Knie sackten, weil sie von einem tödlichen Streich getroffen, den letzen Hauch ihres Lebens in Angst, Schmerz und Verzweiflung aushauchten .
Aber hören konnte er sie nicht.
Hören konnte er nur ein Pfeifen
Nichts vernahm er von den gepeinigten Seelen die zum Spiel der Götter wurden.

Und so stürmte er weiter vorwärts, seinem Ziel rasend schnell näher, bis er Achilleus in voller Lebensgröße vor sich sah.
Achilleus der Held.
Vertieft in den Kampf nahm der Held sein kommendes Ende nicht wahr und wirbelte in einer maßlosen Wut um seine Feinde, hatten sie ihm doch neun Jahre seines besten Lebens und seinen besten Freund genommen.

Die einzig verwundbare Stelle des griechischen Helden sei seine Ferse, hatte man ihm zuvor gesagt als man ihn mit dieser Aufgabe beauftragte.
Nun denn, so wollte es das Schicksal, so wollte es Zeus, so wollte es Apollon.
Und er gehorchte.
Und er horchte.
Und das Letzte was er hörte, war ein wimmerndes Schluchzen von einem Helden, in das daß animalische schmerzgepeinigte Brüllen überging, als er sich in seine Ferse bohrte.

[ 13.05.2002, 07:24: Beitrag editiert von: emu2k2 ]

 

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