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29.01.2012
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Helden

Netanjahu bei „Siedler“ schlagen, Wladimir Klitschko nach Strich und Faden vermöbeln, Rafael Nadal auf Sand besiegen.
Wer träumt nicht davon, einmal im Leben der Held zu sein? Etwas Unglaubliches zu leisten. Jeder Mensch sollte einmal im Leben sein Löwengebrüll zeigen, heißt es. Einfacher ausgedrückt: Einmal so richtig auf die Kacke hauen! Das wär’s doch.

Ganz locker vom Sulky an einem Vormittag den Nahost-Konflikt lösen, den Euro retten und das Ozonloch stopfen. Am Nachmittag das entscheidende Tor zum Sieg der Fußballweltmeisterschaft gegen Spanien schießen. Man muss sich auch mal feiern lassen können.
Teheran eine Bedrohung? Nicht für mich. Entschlossen handeln und dann lässig cool in der Pressekonferenz den Journalisten spüren lassen, wer hier die Zeitläufte beeinflusst! „Ja, es hat mich einige Energie gekostet, aber jetzt will Teheran seinen gesamten Energiebedarf aus Biomasse und Sonnenkollektoren aus israelischer Herstellung decken. Das größte Atomkraftwerk im Iran wird zu einem Frauenmuseum umgebaut. Noch Fragen?“.

Aber warum muss ein Held immer politisch korrekt sein? Lächerlich. Ich mache was ich will! Ich lasse mich zum Bundespräsidenten wählen und schlürfe dann, total besoffen, unter lautem Beifall der versammelten Journaille in einem sauteuren Stripclub einer barbusigen Schönheit den Jahrgangschampagner aus dem Bauchnabel. Danach werfe ich dem Besitzer mit einem süffisanten Grinsen die Kreditkarte von Groenewold an den Kopf und ziehe mir in aller Öffentlichkeit einen Joint rein. Eine Megatüte vom Allerfeinsten! Beschimpfe die aalglatten, gekauften Schreiberlinge, zeige ihnen meinen wohlgeformten Mittelfinger und ziehe ins nächste Lokal.
That’s Rock’n‘ Roll! Einfach mal Gas geben ohne Rücksicht auf irgendwas. Furchtlos und entschlossen.

Auch jetzt sind Helden gefragt. Hier auf dem Podest kurz vor der tückischen Rutsche im Kinderland Winnetou. Mein kleiner Sohn schaut mich mit einem aufmunternden Blick an. „Papa, runter!“. Gleichzeitig spüre ich aber seine Angst. Schließlich macht die Rutsche zwei gefährliche Schleifen und endet mit einem gewagten Sprung in ein Bällebad mit fragwürdigem Füllegrad.
Gerade in einer so lebensbedrohenden Situation heißt es Nerven bewahren. Ich werde ganz ruhig. „Mach ‘mal Platz Alter!“. Ich ignoriere den adipösen Schnösel, der in seinem Leben wohl noch nichts zum Weltfrieden beigetragen hat und den Nahen Osten bei Chemnitz wähnt.
Kurz bevor ich mich mit meinem Sohn mit einem todesverachtenden Schwung in die Rutsche stürzen will, stoppe ich. Langsam klettere ich wieder die Treppe herunter. Ich habe Mitleid mit meinem Sohn, dessen Furcht ich spürte, auch wenn er sie geschickt zu überspielen wusste. Seine Enttäuschung ist nur gespielt, das ist mir klar. Nicht jeder ist zum Helden geboren. Ich akzeptiere seine Angst.

Das hat er von seiner Mutter.

 

Hallo Wallauer!

Ein hoch psychologisches Geschichtchen. Das gefällt mir.
Es geht um den Wunsch, vom Durchschnittsmensch zum Helden zu wachsen. Es geht um das Versagen bei einer sich bietenden Gelegenheit und um die darauf folgende Schuldzuweisung für diese Niederlage auf andere Personen.
Wird typisch menschliches Verhalten in einer Geschichte grell beleuchtet, sind Lachanfälle sicher.

Nur in gewissen Details finde ich sie nicht so gut gelungen. Das beginnt mit der Frage: „Wer träumt nicht davon, einmal im Leben der Held zu sein?“
Das riecht mir zu sehr nach Kolumne, zuwenig nach Kurzgeschichte, die von den Träumen einer einzelnen fiktiven Figur handelt. Ich fühle mich angesprochen und kann da nur sagen: Ich träume nicht davon, ein Held zu sein, ich bin einer! :D
Aber selbst wenn ich kein Held wäre, würden meine Träume oder Vorstellungen anders aussehen, als in der Geschichte geschildert.
Ich würde also nicht die Frage stellen: Wer träumt nicht davon …, sondern behaupten: „Ich (der Erzähler) träume davon …“
Dann vielleicht als Auslöser für diesen Traum ein Ereignis anführen:
Ich träume davon, ein Held zu sein, seit ich gelesen habe, jeder Mensch solle einmal im Leben sein Löwengebrüll zeigen. Seitdem spüre ich täglich den Drang, etwas Unglaubliches zu leisten. Einmal so richtig auf die Kacke zu hauen!
Oder so ähnlich.

„Aber warum muss ein Held immer politisch korrekt sein?“
Dieser Absatz passt meiner Meinung nach nicht ins Konzept. Dort geht es, laut Eröffnungsfrage zum Absatz, plötzlich nicht mehr darum, ein Held zu werden, sondern als Held zu leben.

„Mach ‘mal Platz Alter!“
Ich vermute, das sagt jemand zu dem Protagonisten. In dem Fall sollte es in einer separaten Zeile stehen.

„Ich habe Mitleid mit meinem Sohn, dessen Furcht ich spürte, auch wenn er sie geschickt zu überspielen wusste.“
Da bist du teilweise von der Gegenwartsform in die Vergangenheit gerutscht.

Gruß

Asterix

 

Hallo Wallauer,

ich schließe mich in weiten Teilen Asterix an, mit zwei Bemerkungen:

Wer träumt nicht davon, einmal im Leben der Held zu sein?
Das würde ich auch umschreiben, allerdings so:
Einmal im Leben der Held sein.
Den Rest lassen wie gehabt.

Zum zweiten erscheint mir die Geschichte in Satire besser platziert, das ist aber wohl Ansichtssache.

Beste Grüße
Tserk

P.S:

Das größte Atomkraftwerk im Iran wird zu einem Frauenmuseum umgebaut. Noch Fragen?“.
[...]
Ich werde ganz ruhig. „Mach ‘mal Platz Alter!“.
Nach den Anführungszeichen jeweils die Punkte weg.

 

Helden?

Hallo Asterix & Tserk,
tja nun, rein moralisch hatte er die klassische, gute Rolle des Helden nicht ganz konsequent durchgezogen.:confused:

Aber so sind die Menschen.
Kann ich auch nichts für;)

 

ach, ich finde die geschichte einfach herrlich spritzig. da bist du grad noch der king, und im anderen moment das würstchen.

edel asterix, dass du davon los bist vom großen heldentum zu träumen. ich wünschte ich wärs auch. aber ich lieg trotzdem mental immer wieder nach diversen kleinen und größeren schönheits-ops in einem luxusappartement auf den antillen mit eigenem attraktiven buttler, während sich die Leute zu hause um meine bestseller bücher, die inzwischen weltweit bekannt und in sämtliche sprachen übersetzt worden sind, die köpfe einschlagen. besonders während man die kotze vom kind aufwischt braucht man das manchmal. alles lebt von der übertreibung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
ich liebe das

drum passt das für mich: WER träumt nicht davon, einmal im Leben der held zu sein. es geht immer besser und man will auch immer besser, das ist ja gerade das elend.

ich hab nur so ganz was kleines entdeckt.

"einfach mal gas geben ohne rücksicht". (auf irgendwas) weghauen, ist bisschen so ein blinddarm- kann muss aber nicht mit dran sein.

dann nur noch im letzten absatz.
ihr klettert BEIDE wieder runter, oder?
DIE angst (oder DAS enttäuschtsein überspielen) hat er von seiner mutter?
mit dem vorletzten satz zusammen ergibt sich für mich eher DIE als DAS. aber das kommt eben ganz auf den bezug drauf an.
das wars danke für den lacher.
wasn spaß
die nächste bitte.
gruß fh

 

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