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Heimlichtuerei
Heimlich und verstohlen schleiche ich mich in den Raum und da stehst du. Groß, schön, einladend. Ein Lächeln breitet sich auf deinem Gesicht aus. Deine Augen strahlen mich an. Du hebst die Arme und lädst mich zu einer Umarmung ein. Ich kuschele mich an deine Brust und mich umfängt augenblicklich dein unvergleichlicher Duft. Ich vergesse die Angst entdeckt zu werden und den Altersunterschied zwischen uns. Es ist mir alles egal. Ich spüre deinen Atem an meinem Ohr. "Das ist nicht richtig", flüsterst du und berührst mit deinen Lippen sanft mein Ohrläppchen. Ich löse mich von dir und trete einen Schritt zurück. "Ich kann auch gehen", sage ich und sehe dich an. Du schweigst und betrachtest mich mit deinem warmen Blick. Plötzlich machst du einen Schritt nach vorn und schließt mich in deine Arme. "Das könntest du nicht, denn dann würdest du mir das Herz aus der Brust reißen. Du und ich, wir gehören zusammen." Die Worte sind wie Balsam für meine Seele. "Aber diese Heimlichtuerei. Das fliegt alles auf. Wäre es nicht besser uns zu trennen?", frage ich traurig. "Du hast Angst, dass ich mit dir nur spiele, stimmt’s", antwortest du, "Ich würde mich jeder Zeit zu dir bekennen. Am liebsten würde ich in die Welt hinausschreien, dass ich dich liebe, aber es ist nicht richtig und gefährlich, für dich und mich. Hab Geduld meine Schönheit." Mir wird nach diesem Geständnis ganz warm ums Herz. Ununterbrochen klopft es wie ein kleiner Kolibri gegen meinen Brustkorb. Ich schaue dir tief in diese faszinierenden, blauen Augen. "Du liebst mich?", frage ich mit zittriger Stimme. Du legst deine Hände an meine Wangen und hebst meinen Kopf. Unsere Blicke verschmelzen. "Ja, ich liebe dich", hauchst du und legst deine Lippen sanft auf meine. Wir verlieren uns in diesem Kuss, bis uns das Läuten der Glocke auseinanderreißt. Ich drücke dich noch einmal fest an mich, nehme meine Tasche und gehe.
Die nächste Unterrichtsstunde rauscht unbeachtet an mir vorbei. Ich denke nach über unser Gespräch und unsere mögliche Zukunft. Und sehe doch keinen Ausweg. Erneut diese Läuten. Mein Magen verknotet sich. Jetzt kommt die Stunde, die ich am meisten fürchte. Ich betrete den selben Raum und du bist da. Du siehst mich reinkommen, doch dein Blick schweift an mir vorbei ohne die gewohnte Wärme und Intensität. Wir sind nicht allein. Ich setzte mich, du stehst da und blickst partout nicht in meine Richtung. Es läutet erneut. Du schlägst die Hände zusammen, blickst in die Runde und sagst: "So, meine Damen und Herren, vergleichen wir die Hausaufgaben Nummer 3, 4 und 5."