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Heimlich

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27.05.2014
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Heimlich

Ungeduldig saß Jenny am Schreibtisch. Mit den Fingerspitzen der rechten Hand schlug sie immer wieder auf die Tischoberfläche, während sie in der linken einen Stift hielt, an dem sie kaute.

Da klingelte das Telefon. Endlich. Sie nahm ab, und tatsächlich war er in der Leitung.

Als er sagte "Hallo Süße, wie sieht's aus? Hast du heute Zeit für mich?", musste sie lächeln.

Natürlich hatte sie Zeit. Für ihn immer. Doch normalerweise hatte er viel zu viel zu tun, um sich mit ihr zu treffen.

Nicht nur einmal hatte er sie mit den Worten "Entschuldige, aber heute geht nicht. Ich habe noch einen sehr wichtigen Termin!" zurückgewiesen.

Daher ließ sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen und flüsterte schnell: "Selbstverständlich! Wie wär's mit 16 Uhr im Park?"

Er stimmte zu, dann legte er auf.

Nachdem sie das Telefon weggelegt hatte, überlegte sie sich eine Ausrede für ihre Mutter. Denn wenn diese erfahren würde, dass Jenny sich wieder mit ihm trifft, würde sie Jenny Hals über Kopf rauswerfen. "Wenn du ihn sowieso lieber magst als mich, zieh doch gleich bei ihm ein!"

Das wollte Jenny nicht riskieren.

Also sagte sie zu ihrer Mutter, als sie die Treppe hinunterkam: "Ich treffe mich gleich mit einer Freundin. Keine Angst, ich bin rechtzeitig zum Abendessen wieder da!", zog sich an und verließ das Haus in Richtung Park.

Dort angekommen setzte sie sich auf eine Bank und wartete. Schon nach kurzer Zeit sah sie ihn kommen. Wie gut er wieder aussah.

Freudig nahm er sie zur Begrüßung in den Arm: "Süße, es ist so schön, dich wiederzusehen! Und wie unverschämt gut du wieder aussiehst!"

"Vielen Dank", antwortete sie verlegen, "du siehst auch toll aus. Wie immer." Dann hakte sie sich bei ihm unter und zusammen spazierten sie durch den Park; dabei unterhielten sie sich über alles und jeden.

Als es dämmerte, verabschiedete sie sich schließlich von ihm. Die Zeit verging einfach viel zu schnell, wenn sie zusammen waren.

Zum Abschluss gab er ihr einen Kuss, und ein Versprechen: "Ich schwöre dir Jenny, dass ich mir die Zeit nehmen werde, dich bald wieder zu treffen."

Danach ging er davon.

Auch Jenny machte sich auf den Heimweg.

Sie war glücklich, denn sie hatte ihren Vater so lange nicht mehr gesehen.

 

Hallo Black Window,

Jenny scheint ja im Teenageralter zu sein. Ich kenne das selber, wenn die Eltern geschieden sind. Nur war ich damals schon fast verheiratet. Meine Mutter wollte auch nicht, dass ich Kontakt zu meinem Vater hatte. Ich hatte sie in den Arm genommen und ihr erklärt, dass das unser Verhältnis nicht beeinflussen wird. Hat es aber trotz dem, da bei meiner Mutter immer der Gedanke im Hinterkopf war, dass sie mich nicht alleine hatte. Ich war, oder bin kein Einzelkind, wir sind fünf Geschwister und drei davon hatten Kontakt zum Vater.
Hat Jenny in Deiner Geschichte das richterliche Recht, ihren Vater zu sehen? Die Reaktion der Mutter lässt dies vermuten, sonst würde sie andere Maßnahmen ergreifen. Mir ist die Konsequenz der Mutter nur nicht galz klar. Wenn es Jenny darauf anlegen würde, dann würde Jenny's Mutter ihre Tochter aufgeben. So etwas sagt die Mutter nur, wenn das Verhältnis zu ihrer Tochter eh schon Risse hat.

Am Anfang dachte ich, Jenny hätte einen Freund, der sie ausnutzt, sich nur etwas Entspannung holt, wenn ihm danach ist. Nach dem Treffen im Park nahm ich es als etwas Platinisches wahr. An den Vater des Mädchens hatte ich keinen Moment gedacht. Das Ende hat mich erstaunt. Im positiven Sinn.

Liebe Grüße

khnebel

 

Hallo BlackWidow,

ich finde, dein Text geizt an Reizen. Mir fehlt es an Spannung, sprachlich und auch inhaltlich. Dein Text liest sich so runter, an dem bleibt nichts kleben. Der ist wie mit Wasser abgeschreckte Nudeln. Gerade bei solch kurzen Geschichten, solltest du in jeden Satz gehen und diesen vibrieren lassen.
Du gehst in keinen Konflikt, deutest nur an. Du baust auf Pointe auf, die nicht fetzt und zudem durchschaubar ist.
Störend empfinde ich die vielen Leerzeilen, die es nicht braucht und die man derart nicht kennt, bei Kurzgeschichten etc., weder auf Papier, noch auf dem Bildschirm.

Ein paar Anmerkungen:

Ungeduldig saß Jenny am Schreibtisch. Mit den Fingerspitzen der rechten Hand schlug sie immer wieder auf die Tischoberfläche, während sie in der linken einen Stift hielt, an dem sie kaute.

Bei der Fülle an Texten, mit denen man tagtäglich konfrontiert wird, sollte der Beginn zumindest Neugierde wecken. Das gelingt hier ansatzweise, da ich mich Frage, was die Ursache für Jennys Ungeduld sein könnte.
Trotzdem dürfte das (für mich) knackiger sein, irgendwie. Das Fette könnte weg, wenn du zeigst, dass Jenny ungeduldig ist. Prägnante Verben benutzen: Statt "immer wieder schlagen", könntest du z. B. trommeln, prasseln, hämmern verwenden. Ob ich wissen muss, dass sie jetzt die rechte oder linke Hand benutzt, tjo ..., aber vielleicht trommeln ihre Finger auf einen bestimmten Punkt ihres Schreibtischs, eine Zeichnung, ein Name, whatever.

Da klingelte das Telefon. Endlich. Sie nahm ab, und tatsächlich war er in der Leitung.

Füllwörter vermeiden strafft und es verwässert nichts.

Als er sagte "Hallo Süße, wie sieht's aus? Hast du heute Zeit für mich?", musste sie lächeln.

Solche Konstruktionen sollte man selten benutzen; lass ihn das doch einfach sagen.
Warum lässt du uns nicht direkt am Telefonat teilnehmen? Da könnte man übrigens auch einiges verpacken, dass sie sich bsp. eine Strähne lockig dreht, ihre Zehen einrollt, mit dem Bein wippt, an Nägeln kaut, whatever.

Natürlich hatte sie Zeit. Für ihn immer. Doch normalerweise hatte er viel zu viel zu tun, um sich mit ihr zu treffen.

Das kannst du bestimmt mit weniger "zu" formulieren.
Hier schneidest du was potentiell interessantes leider nur an, was für Geschichten so wichtig ist: einen Konflikt. Sie wünscht sich Zeit mit ihm, was er ihr nicht bietet. War das schon vor der Scheidung so? Was bedeutet das für ihre Beziehung zu ihm? Macht sie das wütend? Will sie sich attraktiver für ihn machen oder ihm auch mal einen Korb präsentieren ...

Nachdem sie das Telefon weggelegt hatte, überlegte sie sich eine Ausrede für ihre Mutter. Denn wenn diese erfahren würde, dass Jenny sich wieder mit ihm trifft, würde sie Jenny Hals über Kopf rauswerfen. "Wenn du ihn sowieso lieber magst als mich, zieh doch gleich bei ihm ein!"

Das wollte Jenny nicht riskieren.


Und noch mal Konflikt. Wenn auch alles kein neues Feld ist, das du beackerst, es wäre doch gerade erst dann eine erzählenswerte Geschichte, wenn sie ...
Auch Jenny machte sich auf den Heimweg.
... jetzt begänne, die Mutter herausfände, was Töchterchen im Park getrieben hat. Dann kann es menscheln, dann kann man was erzählen, unterdrücktes ausbrechen lassen. Hey, eine Scheidung ist doch eine Extremerfahrung, die unheimlich viel gären lässt, nach der es viel unausgesprochenes gibt, Schuldzuweisungen, Grobheiten ...
Spätestens hier ahnte ich, was pointiert werden soll.

Also, klar, ist nur meine persönliche Meinung, die ich hier abgebe. Das mögen andere ganz anders sehen. Ich finde, auch wenn das Thema Scheidung schon oft bearbeitet wurde, kann man es aufgreifen, um zu zeigen, was mit Menschen dann passiert, was für Folgen das hat.
Auf Pointe, zündet bei mir nicht, wird dem Thema nicht gerecht und wirkt fad auf mich.

Auch wenn sich das sehr negativ liest, was ich zu deinem Text schreibe, hoffe ich, dass du trotzdem was für dich herausholen kannst.

Grüße

hell

 

Hallo BlackWidow,

willkommen bei den Wortkriegern!

Dein Einstand ist leider enttäuschend. Du baust die gesamte Geschichte auf den letzten Satz auf, der aber das Gefühl, dass man es mit einer recht banalen Geschichte zu tun hat, nicht sonderlich beseitigen kann.
Ich finde die Idee der Geschichte nämlich gut. Daraus könnte man viel machen, aber nicht so wie du es hier getan hast.
Du setzt während des gesamten Textes auf den verblüffenden letzten Satz und streust in der Zwischenzeit jede Menge Verwirrstückchen dazwischen, so dass man den Eindruck gewinnt, es ginge dir nur um das Versteckspiel mit dem Leser, aber nicht um die Aussage.
Zum Beispiel, wenn der Vater "Hallo Süße" sagt, dann soll der Leser bewusst an ein Liebesverhältnis denken. Wenn sich beide bei ihrer Begegnung mit dem Kompliment begrüßen, wie gut der andere aussieht, weist das für mich auch auf eine eher erotische Beziehung hin.

Wozu diese Art der Umsetzung einer an sich guten Idee?

Wäre es nicht eine gute Geschichte wert, die innere Zerrissenheit des Mädchens darzustellen, dass stets zwischen zwei Stühlen sitzen wird, solange ihre Eltern immer noch gegeneinander konkurrieren?

Da gibt es so viele Aspekte über Trennungskinder zu schreiben, weil da so vielschichtige Dinge ablaufen. Man liebt beide Elternteile, egal, was für miese Ehepartner sie für einander gewesen sind, und trotzdem wird man genau an dieser gleichbedeutenden Zuneigung zu seinen Eltern mit körperlicher und auch psychischer Gewalt gehindert. Man möchte gegen keinen der beiden in den Krieg ziehen und wird doch dazu gezwungen, indem man den Kontakt aufnimmt. Man möchte eigentlich nur einen Vater und eine Mutter haben und muss immer wieder begreifen, wie unendlich behindert diese Menschen sind, die man liebhat und wie im Grunde genommen brutal egoistisch sie sind.
Man möchte sie wieder zusammen bringen, wenigstens auf der Ebene der Tatsache, dass sie ein gemeinsames Kind haben und jedes Scheitern dieses Wunsches wird als eigenes Versagen verbucht. Diese ernüchternde Erkenntnis, dass all die Liebe, die ein Kind seinen Eltern schenkt, nichts nutzt, wenn diese nur in feindlicher Haltung zueinander stehen.

Das und noch jede Menge grobschlächtige bis hin zu subtilen emotionalen Lagen entsteht, wenn Eltern sich trennen.
Ich finde es deswegen sehr schade, dass du so wenig Tiefe in deiner Geschichte hast.

Aber bisher ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch nicht vom Autorenhimmel. Vielleicht gelingt es dir ja, in einer neuen Geschichte tiefgründiger zu schreiben.

Lieben Gruß

lakita

 

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