Was ist neu

Heimkehr

Mitglied
Beitritt
11.01.2018
Beiträge
19

Heimkehr

Nichts deutet auf die Hölle hin, die gestern noch über den Ozean gefegt war.
Der wolkenlose Himmel starrt Martin entgegen, während er auf einem Wrackteil des Fischkutters »Sigmalda« über das Meer treibt.
Das Holz schwankt sanft im Wasser, wiegt ihn wie eine Mutter ihr Kind. Noch treibt es auf der Oberfläche und trägt sein Gewicht.
Das Meer ist ruhig, bis auf das Platschen der Wellen ist nichts zu hören. Nicht ein einziger Vogel kreuzt sein Blickfeld, lediglich die Sonne strahlt erbarmungslos auf ihn nieder. Angestrengt versucht er den Arm zu heben und stöhnt, als ein stechender Schmerz durch seine Schulter fährt. Er kann der Sonne nicht mehr entgegensetzen, als ein Zucken seiner Hand.
Durstig fährt er mit der Zunge über seine Lippen auf der Suche nach einem Tropfen Wasser. Doch alles was er schmeckt ist Salz. Salz, das ihn seit er denken kann begleitet hat.

Martin fühlte die starke Hand seines Vaters, während er über eine Steinmauer an den Docks balancierte. Links von ihm befand sich das Wasser, rechts strahlte ihn sein Vater Erich an. Er trug eine graue Schiebermütze und zwischen seinen buschigen Brauen und der knorrigen Nase blickten Martin grüne Augen entgegen.
»Siehst du die Schiffe dort, Martin?«
Erich hob den Sechsjährigen auf die Schultern und zeigte mit dem Finger auf die Segelboote, die im Hafen angelegt hatten. Martin nickte eifrig und hielt sich an Erichs Ohren fest.
»Irgendwann haben wir auch so eines, mein Kleiner.«
Auf dem Haupt seines Vaters thronend eroberte Martin den Hafen. Er saugte alle Gerüche und Geräusche in sich auf, und als Martin die Schiffe nahe der Fischhalle erblickte, kam er nicht mehr aus dem Staunen. Die wuchtigen Fischkutter mit ihrem eisernen Bug verdrängten die Segelboote im Nu aus seinen Gedanken.
Kapitäne schrien von Deck aus Befehle, fluchten und spuckten über die Reling. Matrosen schleppten mannshohe Fässer an Land, und Möwen kreisten über ihnen, in der Hoffnung, einen Happen zu ergattern. Es roch nach Schweiß und Benzin und ein Schiff spuckte schwarzen Rauch in die Luft.
Schon als Sechsjähriger wusste Martin, dass er sein Leben zu Wasser verbringen wollte.

»Sind die Menschen jetzt völlig übergeschnappt?«, tobte Erich eines Abends.
Er war spät heim gekommen und unter dem vertrauten Aroma von Leder und Klebstoff roch Martin scharfen Schnaps. Mit seinen inzwischen Zwölf Jahren waren ihm die Gerüche nur allzu vertraut geworden.
Martins Vater war Schuster und stolzer Besitzer eines Ladens mit einer eigenen Werkstatt.
»Heute kam ein piekfeiner Herr zu mir in den Laden und meinte mit mir über meine Preise feilschen zu wollen«, sagte Erich und gestikulierte dabei wild mit seiner Gabel. Martin starrte schweigend auf seinen Teller.
»Als sei ich ein… irgendein Obsthändler vom Markt!«
Die Anfälle von Jähzorn hatten sich in den letzten Monaten gehäuft. Die Themen waren dabei immer dieselben: Das neue Schuhgeschäft in der Hauptstraße, mit seinen maschinell hergestellten Schuhen, die Politiker, die Erich um den letzten Pfennig brachten, oder die Kunden, die meinten, ihn über den Tisch ziehen zu wollen.
»Also sage ich dem Mann, dass meine Preise nur gerechtfertigt sind, verstehst du, Elise?« Sein Kopf war rot angelaufen und die Adern am Hals traten deutlich hervor. Martins Mutter schob ihre Erbsen von der einen Seite des Tellers auf die Andere. Sie saß ihm gegenüber, doch brachte es kaum fertig, den Blick zu heben.
»Aber nein, das ist dem Mann nicht genug! Er sagt, er geht dann doch lieber in ein anderes Schuhgeschäft und lässt mich wie einen Idioten vor dem Rest meiner Kundschaft stehen.«
Martin zuckte zusammen, als die Hand seines Vaters auf den Tisch knallte. Das Besteck klirrte und eine einzelne Erbse hüpfte von seinem Teller und rollte über den Teppich. Dann stand Erich auf, lief in den Flur und holte die Schnapsflasche aus der hölzernen Kommode.
Von dem liebenden Vater mit den leuchtend grünen Augen war nicht mehr viel geblieben.

Mit vierzehn hatte Martin einen Aushilfsjob in einem Lagerhaus ergattert. Die Arbeit war hart und die Bezahlung mies, doch immer noch besser als die Vorstellung im Schuhgeschäft seines Vaters zu arbeiten. Seine Freizeit verbrachte er am liebsten an den Docks, beobachtete die unterschiedlichen Schiffe und träumte davon, selbst in See zu stechen.
Dass Martin sein Leben der See versprach war allerdings nicht alleine seinem Vater zu verdanken. Es war seine Mutter gewesen, die ihn zu diesem Schritt zwang.
Die Frau, die ihn sein Leben lang geliebt hatte. Die ihn unterstützte und ihn tröstete, wenn es ihm schlecht ging. Egal wie betrunken sein Vater auch war und wie sehr er auch tobte, sie hielt ihre kleine Familie zusammen.
Bis Martin erkannte, wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann.
Es war kurz vor seinem siebzehnten Geburtstag. Die Schule würde er bald abschließen und der alte Foster, der Besitzer des Lagerhauses, hatte ihm angeboten ihn, nach seinem Abschluss zu übernehmen.
Erfreut über diese Nachricht eilte Martin nach Hause. Es hatte den ganzen Tag über geregnet, doch er ignorierte die dreckigen Fußspuren, die er auf den Stufen im Treppenhaus hinterließ. Seine Mutter würde ihm sicherlich verzeihen, wenn er ihr die Neuigkeiten erzählt hatte.
Plötzlich hielt er inne und lauschte. Hatte er jemanden schreien gehört?
Er rannte die Treppe nach oben und stürmte in die Wohnung.
Sein Vater stand in der Küche und fuchtelte mit einer Flasche herum, während seine Mutter auf einem Stuhl in der Ecke hockte und die Wand anstarrte.
»Diese Arschlöcher!«, brüllte Erich und nahm einen gierigen Schluck. Er drehte sich um und erblickte seinen Sohn.
»Ah! Da ist er ja, der Großverdiener!«
Martin schaute zu seiner Mutter, doch die schien noch nicht einmal bemerkt zu haben, dass er das Zimmer betreten hatte.
»Bist du jetzt der Mann hier im Haus?« Erich lallte deutlich und musste sich mit einer Hand auf den Tisch stützen um nicht den Halt zu verlieren.
»Vater, hör auf ...«
»Hör auf? Gibst du mir jetzt etwa Befehle?«
Erich taumelte auf seinen Sohn zu und packte ihn am Kragen.
»Nur, weil du jetzt Geld heim bringst, spielst du dich auf wie der Chef? Soweit kommt's noch!« Erichs Augen waren trüb. Fast, als hätte sich ein nebliger Schleier über sie gelegt. Sein Atem roch nach einer Mischung aus Bier und Spiritus und an den geröteten Wangen liefen einzelne Schweißperlen herunter.
Dann lies er wieder von seinem Sohn ab und widmete sich erneut seinem Stoff. Martin stand da, als hätte jemand seine Beine in Beton gegossen.
Er schluckte und machte einen schwerfälligen Schritt in Richtung seines Vaters, eine Hand nach der Flasche ausgestreckt.
»Wag' es nicht, Sohnemann«, flüsterte sein Vater. Er hielt ihn mit einer Hand auf Abstand, während in der anderen der Schnaps schaukelte. Gestern war die Flasche noch voll gewesen, jetzt bedeckte gerade ein daumenbreit Flüssigkeit den Boden.
Elise regte sich in ihrem Stuhl. Sie blickte die beiden an, als sei sie soeben aus einem Traum erwacht.
»Es reicht, Erich ...« Wie in Trance schritt sie auf ihren Mann zu.
»Nimm deine Finger von mir, Weib!«
Erich stieß seine Frau von sich, der Alkohol ging klirrend zu Boden und Elise taumelte rückwärts.
Als sie schreiend in den Scherben landete riss etwas in Martin.
Er sah noch das Gesicht seines Vaters vor sich, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Seine rechte krachte auf Erichs Unterkiefer und schleuderte ihn gegen den Kühlschrank. Seine Mutter schrie auf, doch für Martin gab es nur noch die Wut.
Er ging seinem Vater nach, der längs auf dem Boden lag, beugte sich über ihn und Schlug erneut zu. Erichs Augen waren aufgerissen und aus seiner Nase, die einen schiefen Knick machte, spritzte Blut. Martins Faust war rot verschmiert und die Farbe zierte das komplette Gesicht seines Vaters.
Wieder und wieder Schlug er zu, ließ seiner Wut, die sich über all die Jahre angestaut hatte freien Lauf, bis er seine Hände nicht mehr spürte und warme Tränen über sein Gesicht rannen.
Irgendwann – Martin konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war – zerrte Elise ihn von seinem Vater herunter. Erichs Gesicht und sein Hemd waren von Blut überströmt, und am Unterkiefer bildeten sich schon untertassengroße blaue Flecken.
»Erich? Erich, bitte sag etwas«, wimmerte Martins Mutter. Doch mehr als ein Stöhnen bekam sie nicht als Antwort.
Sie holte ein feuchtes Geschirrtuch und begann das Blut von seinem Gesicht zu tupfen.
Benommen stand Martin auf. Seine Hände brannten und die Muskeln schmerzten als hätte sie jemand mit Nadeln bearbeitet. Er ging auf seine Mutter zu und legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Geh!«, schrie sie ihn an und drehte sich um. »Verschwinde!«
Ihr Gesicht war eine Fratze. Zorn, Angst und Scham kämpften um die Oberhand.
»Mama ...«, flüsterte Martin.
»Verschwinde endlich!«
Die Worte waren wie ein Messer, dass sich Stück für Stück in seine Brust schob.
Als er sich nicht bewegte griff Elise nach einer Glasscherbe und schmiss sie nach ihm. Klirrend zerschellte sie an der Wand und Martin taumelte aus dem Zimmer.

Der Regen war in Nieseln übergegangen und den schwarzen Gewitterwolken waren graue gewichen. Ziellos schlenderte Martin am Hafen entlang, blickte zu den Schiffen auf.
Er hatte gehofft jemanden zu finden, irgendjemanden, doch die Matrosen und Kapitäne waren längst in ihren Kojen verschwunden. Erschöpft setzte er sich auf eine der Poller, an dem die Schiffe angebunden wurden. Ein dickes Tau endete in einer Schlaufe darum und Martin konnte die Kraft spüren, mit der das Schiff daran zog.
Er wollte schon umkehren, als eine Stimme nach ihm rief.
»He, Junge! Geh nach Hause, heute Abend legt kein Passagierschiff mehr ab.«
Ein Mann stand an der Reling von einem der Fischkutter. Im Hintergrund hoben sich die Netze dunkel vor dem Himmel ab. Sein von grauen strähnen durchzogener Bart machte es unmöglich zu sagen, wie alt er war.
»Ich suche kein Passagierschiff«, rief Martin zu dem Mann hoch, doch dieser schüttelte nur den Kopf, drehte sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort.
»Ja, verzieh dich nur!«, rief Martin ihm wütend hinterher und spuckte auf den Boden.
Es hatte alles keinen Wert. Er konnte nicht zurück. Er wollte nicht zurück.
Doch wo sollte er hin?
Das Gesicht seiner Mutter drängte sich erneut in sein Bewusstsein.
Verschwinde endlich!
»Eigentlich wollte ich dir einen Teller heißen Eintopf anbieten, Junge. Aber wenn du mich zum Teufel scherst esse ich ihn eben alleine.«
Der bärtige Mann stand auf einer Holzbrücke zwischen Schiff und Land. Aus der Nähe erkannte Martin, dass er gar nicht so alt war, wie er zunächst gedacht hatte. Sein Bart war ungepflegt, seine Kleidung spröde und unter seiner Mütze wuchs zottelig braunes Haar hervor.
»Wie auch immer«, seufzte der Mann. »Mach, was du für richtig hältst, Kleiner.«, sagte er und verschwand wieder im Bauch des Schiffes.
Martin fluchte und trabte trotzig auf die Brücke zu.
Es kostete ihn keine dreißig Minuten seines Lebens, seine Eltern für immer hinter sich zu lassen.

Der Gedanke an Viktor bringt ein Lächeln über Martins Gesicht. Noch immer schwankt das Wrackteil sanft auf den Wellen, doch die Sonne ist inzwischen gewandert. Die größte Hitze hat er überstanden. Sehnlich wünscht er sich einen Schluck Wasser. Unter Schmerzen dreht er den Kopf, blickt nach links und nach rechts.
Kein Schiff, keine Wolken, kein Smog oder irgendein Zeichen der Zivilisation.
Er versucht sein rechtes Bein zu bewegen, doch es rührt sich nicht. Auch das linke, welches unterhalb des Knies in einem Stumpf endet, fühlt sich wie tot an.
Der Stumpf war ein Teil von ihm geworden und plötzlich kann er ihn nicht mehr spüren. Es ist fast schlimmer als an dem Tag, an dem er sein Bein verloren hat.

Als Martin mit Sechzehn Viktors Schiff betrat, war es das erste Mal, dass er keinen festen Boden unter sich hatte. Es fühlte sich an, als würde er fliegen.
"Wenn der Wind mit Regen aus Südwest kommt, treibt es die Fische massenweise in dein Netz", erklärte Viktor ihm eines Morgens, als sie mit ihrem Fang heimkehrten. Es war Martins drittes Jahr zu Deck und er war inzwischen fester Bestandteil der Mannschaft.
Sie hatten ihre Netze an einem von Viktors vertrauten Plätzen ausgelegt und auf das Wetter gehofft. Viktor war schon seit fünfundzwanzig Jahren zu See. Er hatte den Kutter, die Krabbensturm, von seinem Vater geerbt.
»Deswegen ist es auch so wichtig, dass du immer weißt wo Norden liegt. Egal, wo du dich befindest und zwar ohne deinen Kompass.«
Martin nickte. Er saß neben dem Kapitän im Ruderhaus und blickte über die schwarze Weite der See.
»Das geht natürlich nicht immer, aber wenn wir in Küstennähe Seezungen fischen, kannst du dir leicht einen Anhaltspunkt suchen.«
Sein Bart wackelte wenn er sprach und die tiefen Augenringe verliehen ihm das Aussehen eines alten Seebären.
»Wenn wir allerdings so wie heute Nacht auf Kabeljau aus sind und du von der Küste nicht mehr viel siehst, bist du auf deinen Kompass angewiesen.«
Sie waren noch einige Stunden vom Festland entfernt. Viktor gehörte zu den wenigen Kapitänen, die gerne auf hoher See fischten. Er meinte, die Fische dort seien saftiger und nicht so ausgelaugt wie die nahe am Ufer. Martin glaubte allerdings, dass Viktor hauptsächlich die Ruhe der hohen See genoss.
Es windete schon seit sie am vorigen Abend aufgebrochen waren und der Regen trommelte in immer größeren Tropfen gegen die Scheiben des Ruderhauses.
Wilfried, Viktor ältester Matrose, hatte ihn noch bevor sie aufgebrochen waren gewarnt. »Ich sag’s dir, Vik, da kommt was auf uns zu. Ich kann’s in der Luft schmecken!«
Doch Viktor hatte sich davon nicht beeindrucken lassen. Er kannte die See lange genug und hatte die Warnung ignoriert. Wilfried hatte dem Kapitän seine Mütze hinterher geschmissen und war alleine an Land geblieben.
Immer heftiger zerrte der Wind an den Scheiben des Ruderhauses und heulte über das Schiff hinweg.
»Gott sei Dank sind wir bald wieder zuhause«, murmelte Viktor noch, bevor sich der Himmel innerhalb von Sekunden immer dunkler zuzog. Die Krabbensturm begann beachtlich zu schwanken, als die ersten Wellen auf sie trafen. Martin schluckte und starrte durch die Glasscheibe vor ihm. Erst dachte er, sein Verstand würde ihm einen Streich spielen, als er nichts anderes mehr sah als düsteres Wasser. Doch plötzlich krachte die Welle gegen das Glas, sodass Martin erschrocken von seinem Stuhl aufsprang.
»Scheiße, verdammt!«, fluchte Viktor. »Los, los! Wir müssen die Käfige sichern!«
Er zog an einer Schnur und die Alarmsirene gab ein schrilles Kreischen von sich. Dann scheuchte er Martin aus dem Ruderhaus.
»Auf geht’s, ihr Luschen!«, donnerte die Stimme des Kapitäns durch den Bauch des Schiffes, als sie an den Kojen der Mannschaft vorbeikamen. Er erinnerte Martin an einen Piraten, der kurz vor einem Überfall stand.
»Die See erhebt sich! Jetzt werden wir sehen, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid!«
Der Wind peitschte Martin um die Ohren, als er sich durch die schmale Tür auf das Deck zwang. Der Boden war rutschig vom Wasser und Martin fand kaum Halt auf dem Holz. Er hangelte sich an der Reling entlang zum Mast und war innerhalb von Sekunden nass bis auf die Haut.
Martin hörte Viktor noch Befehle schreien, dann traf ihn die Welle wie ein Faustschlag und schleuderte ihn an die Spitze des Schiffes. Das Wasser presste sämtliche Luft aus seiner Lunge und füllte sie mit bitterem Salz. Er konnte sich gerade so an der Reling festhalten, hustete, würgte und schnappte nach Luft. Viktor kam auf ihm zugerannt, doch der Kapitän rutschte aus und landete auf allen Vieren.
Martin blieb gerade genug Zeit, erneut Luft zu holen, da schwankte das Schiff, schwebte einige Sekunden lang in der Luft und krachte unter tosen wieder auf das Meer. Fontänen aus schwarzem Wasser spritzten in die Höhe. Dann brach die nächste Welle frontal auf den Kutter und riss Martin mit sich. Sie schleuderte ihn gegen den Mast und längs über das Schiff. Von der Gewalt des Wassers erfasst flog er gegen die Käfige, die fürs Krabbenfischen genutzt wurden und klammerte sich an die Drahtgitter. Dicke Eisenketten hielten sie in Position, doch durch den derben Seegang hatte sich eine der Ketten gelöst und um Martins Bein gewicket. Er spürte das kalte Metall, wie es sich Glied um Glied immer enger zusammenzog. Panisch griff er nach der Kette und versuchte sich zu befreien, doch sie hatte sich fest verschlungen.
Dann kam die nächste Welle.
Mit einem Ruck barsten seine Knochen.
Martin formte den Mund zu einen stummen Schrei, doch er erbrach lediglich ein Schwall salziges Wasser.
Es war das Letzte, das er schmeckte, bevor die Nacht ihn verschluckte.
Bitteres, nasses Salz, das in seinen Lungen brannte.

»Die Krabbensturm war dem Gewitter nicht gewachsen.«
Die Stimme war dumpf und weit entfernt. Viktor. Da waren noch andere Stimmen, doch Martin konnte sie nicht zuordnen. Mehr als ein hohles Murmeln und das Rascheln von Papier erreichte seine Ohren nicht. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber seine Glieder gehorchten ihm nicht. Er versuchte zu sprechen, doch sein Mund war trocken und rau, sodass er lediglich zu Husten begann.
Dann folgte der Schmerz.
Wie Feuer breitete er sich über seinem Körper aus und fraß sich Stück für Stück in seine Haut. Martin stöhnte, doch er konnte der Hitze nicht entrinnen. Sie suchte ihren Weg über seinen Körper, über den Rücken und seine Schultern. Wie eine glühende Klinge schabte sie über seine Haut.
Bis die Klinge sein linkes Bein erreichte und mit plötzlicher Wucht unterhalb seines Knies eindrang.
Er riss die Augen auf und ein hoher Ton entwich seiner Lunge, fast wie das schrille Quieken eines Schweins, das man zum Schlachthaus führt. Sein Bein krampfte unter der Decke, als hätte es ein Eigenleben entwickelt. Viktor kam aus dem Nichts in sein Blickfeld, verdrängte die helle, weiße Decke, der Martin entgegenstarrte. Einen Moment nahm das Gesicht des Kapitäns Martins ganze Welt ein, der wüste, von Grau durchzogene Bart, die dunkelbraunen Augen.
»Er braucht Hilfe!«, rief Viktor. »Verdammte Scheiße, Martin!«
Hektisch verschwand er wieder und alles, was Martin blieb, war die weiße Decke. Die Decke, die langsam auf ihn zukam, und sich zu dem radialen Schmerz gesellte, der von seinem Knie aufwärts durch seinen ganzen Körper zuckte wie ein Blitz. die Decke, die immer näher kam, bis sie sein gesamtes Blickfeld einnahm und ihn zu verschlucken drohte, bis sie alles war was es in Martins Welt gab und je geben würde …
Dann wurde alles Schwarz.

»Na immerhin muss ich bei dir keine Angst haben, dass du wegrennst.«
Der Fischverkäufer griff nach seinem Krug und setzte an. Nachdem er getrunken hatte wischte er sich mit dem Handrücken Bierreste vom Kinn. Er war ein Hühne. Blond, muskulös und mit stechend blauen Augen saß er Martin gegenüber.
Viktor hatte ihn zu dem Treffen überredet. Er wusste zwar nicht, was er davon halten sollte, aber letztendlich hatte er zugestimmt. Schließlich gab es für ihn nichts mehr zu verlieren.
»Schonmal was verkauft? Irgendwo? In nem' Laden oder so gearbeitet?«, fragte der Blonde und schob Martin ein Bier zu. Sein Name war Willem und er war einer von Viktors Abnehmern.
»Als Jugendlicher habe ich in einem Lager gearbeitet. Ware sortiert und gelagert.«
Willem nickte. Mit Zeigefinger und Daumen strich er über den stoppeligen Bart an seiner Oberlippe.
»Krempel mal die Hose hoch.«
»Was?«
»War das jetzt arg unhöflich, Vik?«, fragte er an Viktor gewandt, doch der lief lediglich rot an, flüchtete in sein Bier und gab ein glucksendes Grunzen von sich.
»Meinst wohl, ich hab' noch nie einen mit nur einem Bein gesehen?«
»Das ist doch Scheiße ...«, flüsterte Martin, nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug und machte sich an der Hose zu schaffen. Er hatte die Jeans unterhalb des Stumpfes verknotet. Vorsichtig schlug er den Stoff über und wickelte ihn nach oben. Eine wulstige Narbe zog sich quer über das, was einst sein Knie gewesen war. Die Haut stach hellrosa hervor.
Ohne Vorwarnung legte Willem beide Hände um Martins Stumpf und umschloss ihn damit. Langsam tastete er die Haut mit seinen Fingern ab, fühlte nach den Knochen darunter.
»Du hast ein Schweineglück gehabt. Oder nen' verdammt guten Arzt. Das ist ne‘ schöne saubere Schnittkante.«
»Glück?« Martin entzog sich dem Griff des Mannes. Am liebsten hätte er ihm vor die Füße gespuckt. Wie konnte er es wagen von Glück zu sprechen. Fast drei Monate hatte er unter elendigen Schmerzen im Krankenhaus verbracht. Zwei Mal hatten sie ihn erneut aufschneiden müssen, weil dickflüssiger, gelber Eiter aus der Wunde drang.
Willem musterte Martin von oben bis unten.
»Ja, Glück, Junge. Und was für eins. Ich bin mir noch nicht sicher, ob du es verdient hast.«, sagte der Hühne. »Du fängst morgen an. Halb vier. Dann sehen wir mal, ob ich was mit dir anfangen kann.«

Die Erinnerung an Willem schmerzt. Sie schmerzt so sehr, dass sie droht Martin zu verschlingen. Droht, sein Wrackteil zu kippen und in die Kälte zu ziehen. Die Dämmerung ist inzwischen eingebrochen und es gibt nach wie vor kein Zeichen der Rettung. Alles, was ihm bleibt, sind die Sterne, die sich zögerlich am Himmel zeigen.
Bilder ziehen vor Martins innerem Auge vorbei. Sein erster Tag in der Fischhalle, die schweren mit Muscheln oder Krabben gefüllten Fässer, das tiefe, kehlige Lachen des Fischverkäufers, der ihn aus seiner miserablen Lage rettete.
Und damit seinen Untergang besiegelte.
Blonde lockige Haare, die fast bis zu den Hüften reichen. Rote Lippen.
Sophie.
Erbarmungslos bricht die Trauer über ihm ein, schüttelt Martins Leib wie eine Palme im Wind. Tränen laufen über seine Wangen, während er sich nicht mehr zu halten weiß. All seine Wunden reißen wieder auf und lassen ihn in seinem inneren bluten. Er fühlt sich wie eine Nussschale im Sturm der See, hört die Götter flüstern, die ihn endlich zu sich holen wollen.

»Sag mal, wie kam das eigentlich mit deinem Bein?«
Martin sah der jungen Frau ins Gesicht, die einen halben Meter von ihm entfernt auf der Steinmauer saß. Ihre blonden Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden, doch einige Strähnen hatten sich gelöst und schwankten sanft hin und her wenn sie sprach. Unter ihnen schwappten die Wellen gegen den Stein.
»Du bist eindeutig seine Tochter«, sagte Martin und lachte.
»Was soll das denn heißen?«
»Ihr nehmt beide kein Blatt vor den Mund«, er griff nach seinen Krücken, die neben ihm an die Mauer gelehnt waren.
Bevor Martin sich davon machen konnte, schnappte sich Sophie die Krücken und legte sie aus seiner Reichweite.
»Bitte, erklär dich«, sagte sie und stützte sich mit dem Kinn auf ihre Hand. Sie versuchte ernst zu wirken, doch die feinen Lachfalten auf ihren Wangen verrieten sie.
»Findest du nicht, dass du dich schämen solltest?« Martin verschränkte die Arme. »Du nimmst einem Krüppel seine Krücken weg? Warum schubst du mich nicht gleich von der Mauer?«
»Vielleicht sollte ich dich schubsen.«
»Versuch es doch. Glaub mir, mit einem Krüppel wie mir kannst du es nicht aufnehmen.«
»Einem Krüppel wie dir? Soll ich jetzt etwa Mitleid haben?« Sophies Augen wurden zu schlitzen. Sie schwang ihre Beine über die Mauer und stand auf. »Du armer, armer Mann. Du bist so Hilflos, es tut mir ja so leid«, säuselte sie und kam auf ihn zu.
Behutsam legte sie ihre Hand auf seine Schulter.
»Habe ich etwa deine Gefühle verletzt?« Sophie stand jetzt direkt hinter ihm.
»Wiedergutmachung wäre schon angebracht, findest du nicht?«
»Wiedergutmachung?«
Sie beugte sich zu ihm herunter, bis Martin ihren warmen Atem an seinem Ohr spüren konnte.
»Ich glaube nicht.«
Flink wie eine Katze griff sie an seine Brusttasche und schnappte sich die Packung Zigaretten, die er darin aufbewahrte. Bevor er sie zu fassen kriegte, schlenderte sie wieder zu ihrem Platz zurück und steckte sich eine an.
Sie öffnete den Dutt und die blonden Locken glitten über ihre Schultern. Der Wind spielte mit den Strähnen.
Martin schluckte.
Er konnte den Blick nicht von ihr wenden.
Nach einigen Zügen schob sie ihm die Krücken wieder zu.
»Kommst du mit oder willst du den ganzen Nachmittag über dein Dasein grübeln?«

Er hatte eine Wahl gehabt.
Die Erkenntnis schlummert schon eine Weile in ihm. Er hätte Sophie gehen lassen können. Sie hätte problemlos einen anderen Mann finden können. Einen, der kein Krüppel ist. Einen, der in der Lage ist, seine Familie zu beschützen.
Tränen fließen über Martins Wangen, während er den Sternen entgegenblickt. Schüchtern offenbaren sie sich der Dunkelheit und leuchten seinen Weg.

Der Sand fühlte sich angenehm warm an. Er schmiegte sich an Martins Haut wie eine Decke. Er hatte den Kleinen auf seinem Bauch abgesetzt und hielt ihn behutsam fest. Mit seinen dreizehn Kilo kam er ihm ganz schön schwer vor. Aus dem kleinen schreienden Bündel, welches Sophie vor fast zwei Jahren zur Welt gebracht hatte, war ein ausgefuchster Bengel geworden. Martins Bengel.
Sie hatten ihn nach Sophies Vater benannt.
»Auf, komm jetzt!«, drängte Sophie ihren Mann.
Die Tatsache, dass der kleine Willem heute das erste Mal in seinem Leben im Meer baden würde, hatte Martins Frau in eine zappelige Sechzehnjährige verwandelt.
»Nur die Ruhe, lass mir doch ein bisschen Zeit mit meinem Sohn.«
»Stell dich nicht so an, du wirst noch genug Zeit mit ihm haben.«
Widerwillig richtete sich Martin auf und stellte seinen Sohn auf die Beine.
Willem verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das Andere, versuchte, auf dem Sand halt zu finden und landete schließlich auf sein Hinterteil, wo er glucksend sitzen blieb.
»Also gut, Matrose. Dein Kapitän will Segel setzen«, sagte Martin und stellte ihn wieder auf die Beine. »Ich bleibe erstmal hier, geht ihr mal das Wasser testen.«
Sophie nickte, beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss. Dann hob sie ihren Sohn hoch, gab ihm einem Stups auf die Nase und flüsterte: »Auf geht’s.«
Martin blickte seiner Frau hinterher. Sie war genauso schön, wie an dem Tag, an dem er sie kennengelernt hatte. Als sie das Wasser erreichte, ging sie in die Hocke und Martin sah, wie sein Sohn freudig zu hüpfen begann, als eine Welle seine Füße umspülte.
Entspannt lehnte er sich zurück und schloss seine Augen. Nur für eine kurze Weile, sagte er sich. Nur ein wenig in der Sonne dösen…
Es waren die Schreie, die ihn weckten. Wie lästige Fliegen schwirrten sie um ihn herum und ließen sich nicht vertreiben. Sie zerrten an ihm und rissen ihn aus dem Schlaf. Benommen richtete er sich auf, stützte sich auf die Hände und realisierte, dass Sophie diejenige war, die schrie.

Die Welt ist grau geworden. Grau, als würden schwere Wolken den Himmel verdecken.
Martin rang mit den Tränen, während er den Brief las. Die Worte legten sich auf seiner Brust ab, als würde jemand eine Kette um sein Herz binden.
Es ist alles so still. Als hätte mir jemand einen Mantel umgelegt der all die Geräusche verdrängt. Mich abschottet, als wäre ich nichts weiter als ein Zuschauer in dieser Welt.
Er hatte den Brief auf dem Esstisch gefunden. Die geschwungenen Linien waren unverkennbar.
Ich spüre mich nicht mehr, Martin.
Ich werde auf dich warten.
Es tut mir leid.
Martin blickte sich in der Küche um. Suchte nach irgendetwas, das ihm Halt gab. Sein Blick wanderte über den Hochstuhl, der in einer Ecke stand. Die Kette zog sich Glied für Glied enger zu.
Er wandte sich ab und blieb an einem Bilderrahmen hängen.
Sophie lächelte ihm entgegen. Die Zeichnung war am Tag ihrer Hochzeit angefertigt worden.
Sie saßen auf der Steinmauer, hinter ihnen das Meer. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust.

Martin hat das Meer selten so still erlebt. Es ist, als würde die Welt den Atem anhalten und lauschen.
Es ist kalt geworden. Viel kälter als er es sich vorgestellt hat.
Er hört die Götter flüstern. Sie rufen nach ihm, wollen ihn endlich zu sich holen. Sie warten schon viel zu lange.
Einsam und mit dem Geschmack salziger Tränen auf der Zunge kehrt er heim.

 

Hallo LonesomeCowboy

Das ist jetzt die ausführliche Version von diesem Text hier, oder?

Nichts deutet auf die Hölle hin, die gestern noch über den Ozean gefegt war.

Ich finde das keinen schlechten ersten Satz, aber irgendwie passt er auch nicht so recht. In der Szene treibt ein Mann mitten auf dem Meer auf einem Wrackteil, da kann man kaum davon reden, dass nichts auf den Sturm hindeutet, oder? (Ich würde auch eher "Sturm" schreiben anstatt "Hölle").

Sonst würde ich im ersten Absatz die Adjektive etwas genauer unter die Lupe nehmen. "Sanft", "wolkenlos", "erbarmungslos", "angestrengt", "stechend", "durstig" ... auf mich wirkt das überladen. Wolkenlos kannst du dir bspw. sparen, wenn du zuerst schreibst, dass die Sonne auf ihn niederknallt.

Salz, das ihn seit er denken kann begleitet hat.

Ich greif mal vorweg, aber das stimmt nicht ganz, oder? Denn später schreibst du:

Als Martin mit Sechzehn Viktors Schiff betrat, war es das erste Mal, dass er keinen festen Boden unter sich hatte.

Links von ihm befand sich das Wasser, rechts strahlte ihn sein Vater Erich an.

Ich hab irgendwie Probleme mit den Namen in dem Text. Ich hätte den jetzt von der Thematik her irgendwann vor 100 Jahren oder so verortet, keine Ahnung, aber da passen dann die Namen nicht so recht. Ich würde dem Vater vielleicht gar keinen Vornamen geben, du schreibst es ja aus der Perspektive des Sohnes, da reicht dann eigentlich "Vater" finde ich.

Von dem liebenden Vater mit den leuchtend grünen Augen war nicht mehr viel geblieben.

Du hast dir hier etwas sehr Ambitioniertes vorgenommen, nämlich einen sehr langen Zeitraum in einer Kurzgeschichte zu erzählen. Da hast du dann die Schwierigkeit, dass genau diese Dinge - der liebende Vater wie er war, zu was er jetzt geworden ist - nicht so richtig auf mich als Leser überspringen, weil einfach alles so schnell geht. Die einzelnen Szenen sind kaum mehr als Augenblicke, können auch nicht viel mehr sein wenn du das alles in einem Text mit unter 5000 Wörtern unterbringen willst.
Ich finde es nicht schlecht geschrieben und man merkt auch, dass du dir Gedanken gemacht hast über die Erzählstruktur, aber mir fehlt in der Geschichte der Fokus. Es geht um den alkoholkranken Vater, später gibt es dann den Streit mit der Mutter und wie sie ihn fortjagt, dann der Unfall mit dem Verlust des Beines, das Baby und dessen Unfall, der Selbstmord der Ehefrau ... das ist einfach zu viel für eine Kurzgeschichte, finde ich. Du müsstest dir davon vielleicht ein oder zwei Punkte heraussuchen und die fokussierter erzählen, anstatt über alles so schnell hinwegzugehen, das würde zumindest mir besser gefallen.

Dass Martin sein Leben der See versprach war allerdings nicht alleine seinem Vater zu verdanken. Es war seine Mutter gewesen, die ihn zu diesem Schritt zwang.

Hier auch nochmal genau auf die Sätze achten (Komma nach "versprach"). "nicht alleine" liest sich so, als hätte seine Mutter etwas damit zu tun gehabt, dass er jahrelang unbedingt Seefahrer hatte werden wollen. Das schreibt er aber allein seinem Vater zu. Dass er schlussendlich genau an jenem Abend auf ein Schiff geht, liegt daran, dass seine Mutter ihn hinausgeworfen hat.

Egal wie betrunken sein Vater auch war und wie sehr er auch tobte, sie hielt ihre kleine Familie zusammen.

So etwas meine ich. So etwas szenisch zu zeigen macht die Geschichte wesentlich besser, als es nur zu erwähnen.

»Nur, weil du jetzt Geld heim bringst, spielst du dich auf wie der Chef? Soweit kommt's noch!«

Ich bin hier etwas durcheinandergekommen, da der Vater zu dem Zeitpunkt doch auch noch Geld verdient, oder?

Wie in Trance schritt sie auf ihren Mann zu.

Ihr Gesicht war eine Fratze. Zorn, Angst und Scham kämpften um die Oberhand.

Ihr Verhalten ist hier für mich nicht nachvollziehbar. Aber es liegt sicherlich auch daran, dass die Mutter als Figur kaum existiert in der Geschichte. So wirkt es halt ein wenig als müsste sie so reagieren, damit der Erzähler auf das Schiff kommt.

Der Stumpf war ein Teil von ihm geworden und plötzlich kann er ihn nicht mehr spüren. Es ist fast schlimmer als an dem Tag, an dem er sein Bein verloren hat.

Ich würde den kompletten Teil mit dem Verlust des Beines weglassen. Das hat doch überhaupt keine Relevanz für die Geschichte, oder? Du erzählst das sehr ausführlich, auch wie der Unfall zustande kommt, und das Ende - was eigentlich interessanter wäre - hat dann nur noch zwei kurze Absätze Platz. Da stimmt für mich die Gewichtung nicht.

»Die Krabbensturm war dem Gewitter nicht gewachsen.«

Irgendwie komisch, ich stelle mir vor wie da die Männer um den schwerverletzten Martin stehen, einer ist kurz davor seinen Fuss zu amputieren, und der Kapitän sagt dann so einen Satz. Das ist ja wohl offensichtlich und irgendwie an der Stelle auch deplatziert, oder?

»Er braucht Hilfe!«, rief Viktor.

Ja natürlich braucht er die ... die schneiden ihm gerade den Fuss ab ...

»Sag mal, wie kam das eigentlich mit deinem Bein?«

Ab hier hatte ich den Eindruck, du willst zu einem Ende kommen. Der Teil mit Sophie, dem gemeinsamen Kind, ihrem Selbstmord ... das geht dann doch alles sehr sehr schnell. Auch hier finde ich wieder, dass du durchaus unterhaltsam schreibst, ich finde deinen Stil wirklich in Ordnung, ich hab einfach Mühe mit der Erzählstruktur, der langen erzählten Zeit und den - ich nenne sie mal "schemenhaften" - Figuren in dem Text. Auch bin ich ein wenig enttäuscht, weil ich mich nach dem Intro auf einen Überlebenskampf auf dem Meer gefreut hatte ... nun ja :).

Also LonesomeCowboy, ich glaube du hast gemerkt woran es bei dem Text für mich hapert. Wie ich es weiter oben geschrieben habe, ich würde dir empfehlen einen Fokus in der Geschichte zu setzen, eine Episode, die dir besonders wichtig ist, und darum dann die Erzählung zu spannen. Wo ist der Fokus hier? Offenbar ja beim Unfalltod des Sohnes und dem Selbstmord der Frau, aber das nimmt inhaltlich nicht mal ein Viertel des Textes ein. Lass die Dinge weg, die keine Relevanz für das eigentliche Thema haben (wie hier der Verlust des Beines). Das wären so meine Ratschläge an dich.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo, LonesomeCowboy

Da ich die erste Fassung dieser Geschichte auch schon gelesen habe, ist es natürlich nur konsequent, dass ich weitermache. Zunächst ist mir aufgefallen, dass die Geschichte mit sehr vielen Fehlern gespickt ist. Das ist witzig, denn Du schreibst auf Deinem Profil:

Fehler sind lediglich Sprungbretter um eine neue Stufe zu erreichen.

In diesem Satz ist übrigens ein Fehler und zwar einer, den Du sehr oft machst: Vor „um“ muss ein Komma. Ich weiß nicht, ob das vielleicht ein Scherz ist, denn meinen Humor trifft das nicht. Die Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften meiner Universität hat dieses Jahr ihr Fünfzigjähriges, und sie haben überall tolle Zitate aufgehängt. Da lese ich z.B.: „Schlechte Grammatik erzeugt schlechte Sätze.“ (Stephen King) Deine Grammatik ist okay, nur gilt das gleiche halt auch für Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung – was Deine Probleme sind. ;)

Schauen wir mal drauf.

Angestrengt versucht er den Arm zu heben und stöhnt, als ein stechender Schmerz durch seine Schulter fährt.

Komma vor „den“ und vor „und“.

Er kann der Sonne nicht mehr entgegensetzen, als ein Zucken seiner Hand.

Komma weg.

Doch alles was er schmeckt ist Salz. Salz, das ihn seit er denken kann begleitet hat.

Komma vor „was“. Komma vor „seit“ und vor „begleitet“.^

Matrosen schleppten mannshohe Fässer an Land, und Möwen kreisten über ihnen, in der Hoffnung, einen Happen zu ergattern. Es roch nach Schweiß und Benzin und ein Schiff spuckte schwarzen Rauch in die Luft.

Komma vor „in der Hoffnung“ würde ich weglassen. Außerdem sehe ich hier etwas Interessantes. In dem ersten Satz entscheidest Du Dich nämlich, vor das „und“, nachdem ein neues Subjekt kommt, ein Komma zu setzen. Ein Kann-Komma. Im Satz danach kommt aber genauso eine Konstruktion, und da verzichtest Du auf das Komma. Da es sich um ein Kann-Komma handelt, ist das natürlich erlaubt, aber ich würde Dir raten, das konsequent zu machen. Entweder, Du setzt das Komma, oder Du lässt es bleiben. Nicht beides. Also überleg Dir, ob Du bei einem „und“, das zwei Hauptsätze verbindet (erkennbar an den zwei Subjekten) ein Komma setzen willst oder nicht. Und zieh das dann durch. Ich finde es mit Komma einfacher zu lesen, ich mache das z.B. deshalb immer. Aber es nicht falsch, es nicht zu machen, und eliminiert natürlich eine potenzielle Fehlerquelle, wenn man darauf verzichtet.

Mit seinen inzwischen Zwölf Jahren waren ihm die Gerüche nur allzu vertraut geworden.

„zwölf“ wird klein geschrieben.

»Heute kam ein piekfeiner Herr zu mir in den Laden und meinte mit mir über meine Preise feilschen zu wollen«, sagte Erich und gestikulierte dabei wild mit seiner Gabel.

Komma vor „mit mir“. Außerdem ist „wollen“ hier das falsche Verb. Ich meine, wollen darf man ja alles Mögliche. Das ist ja egal. Punkt ist ja, dass der Kunde den Vater mit seinem Willen belästigt hat. „meinte, mit mir über die Preise zu feilschen“, oder so.

»Als sei ich ein… irgendein Obsthändler vom Markt!«

Leerzeichen vor den drei Punkten.

Das neue Schuhgeschäft in der Hauptstraße, mit seinen maschinell hergestellten Schuhen, die Politiker, die Erich um den letzten Pfennig brachten, oder die Kunden, die meinten, ihn über den Tisch ziehen zu wollen.

Komma weg vor „mit“. Und das Gleiche mit dem „wollen“ wie oben.

Martins Mutter schob ihre Erbsen von der einen Seite des Tellers auf die Andere.

„andere“ wird hier klein geschrieben, bezieht sich noch auf die „Seite“.

Die Arbeit war hart und die Bezahlung mies, doch immer noch besser als die Vorstellung im Schuhgeschäft seines Vaters zu arbeiten.

Komma vor „im“. Du hast ein großes Problem mit Infinitivsätzen, dabei ist das eigentlich ganz einfach. Wenn zu + Infinitiv kommt, dann hast Du einen Infinitivsatz. Und wenn dieser Infinitivsatz aus mehr besteht aus bloß diesem zu + Infinitiv, dann wird er durch ein Komma vom Hauptsatz getrennt. Beispiele:
Kein Komma: „Er beschloss zu gehen.“
Komma: „Er beschloss, nach Hause zu gehen.“
Ganz easy also. Bitte prüfen, korrigieren und für den Rest Deines Lebens (oder bis zur nächsten Rechtschreibreform) behalten.

Dass Martin sein Leben der See versprach war allerdings nicht alleine seinem Vater zu verdanken.

Komma nach „versprach“. Es ist spannend, schnöde Zeichensetzungsfehler machst Du meistens, wenn Du den Nebensatz voranstellst oder einschiebst. Wenn er nachgestellt wird, scheint das ein geringeres Problem für Dich zu sein. Ich nehme an, Du erkennst Nebensätze an den Konjunktionen? Das ist kein besonders valider Weg, sich dem zu nähern.

Egal wie betrunken sein Vater auch war und wie sehr er auch tobte, sie hielt ihre kleine Familie zusammen.

Komma vor „wie“. Wobei das vielleicht Geschmackssache ist.

Die Schule würde er bald abschließen und der alte Foster, der Besitzer des Lagerhauses, hatte ihm angeboten ihn, nach seinem Abschluss zu übernehmen.

Komma nicht nach „ihn“, sondern vor „ihn“.

Erich lallte deutlich und musste sich mit einer Hand auf den Tisch stützen um nicht den Halt zu verlieren.

Komma vor „um“.

Dann lies er wieder von seinem Sohn ab und widmete sich erneut seinem Stoff.

„lies“ und „ließ“ sind zwei völlig unterschiedlicher Wörter. Du meinst „ließ“.

Als sie schreiend in den Scherben landete riss etwas in Martin.

Komma nach „landete“. Eigentlich ist das mit vorangestelltem Nebensatz sogar sehr einfach. Du siehst hier zwei Prädikate direkt nacheinander. „landete“ und „riss“. Das darf nicht passieren. Prädikate hassen sich. Da muss immer ein Komma zwischen. Das liegt daran, dass sie entweder Teil einer Aufzählung sind: „Er spuckte, fluchte und schrie.“ Oder dass sie zu zwei unterschiedlichen Sätzen gehören: „Als er fluchte, schrie er.“ In beiden Fällen jedoch müssen Prädikate durch irgendetwas voneinander getrennt werden. Wenn es kein „und“ ist, dann ein Komma.

Seine rechte krachte auf Erichs Unterkiefer und schleuderte ihn gegen den Kühlschrank.

„Rechte“ wird hier groß geschrieben.

Er ging seinem Vater nach, der längs auf dem Boden lag, beugte sich über ihn und Schlug erneut zu.
Wieder und wieder Schlug er zu, ließ seiner Wut, die sich über all die Jahre angestaut hatte freien Lauf, bis er seine Hände nicht mehr spürte und warme Tränen über sein Gesicht rannen.

Schätzchen, „schlug“ ist auch so ein Prädikat. Und als solches wird es selbstverständlich klein geschrieben. Mit einem „Pflug“ oder einem „Schlag“ hat das nichts zu tun. Außerdem Komma nach „hatte“.

Sie holte ein feuchtes Geschirrtuch und begann das Blut von seinem Gesicht zu tupfen.

Komma nach „begann“. Das ist auch so ein Infinitivsatz.

Hier höre ich auf, denn es zieht sich so weiter durch den Text. Zwei Dinge, die Du tun musst.

Erstens: Setze Dich mit Infinitivsätzen auseinander und lerne diese Zeichensetzungsregel. Versuche außerdem, Nebensätze nicht nur an Konjunktionen zu erkennen, sondern auch an ihren Prädikaten. Auch die Groß- und Kleinschreibung im Text verdient eine Überarbeitung. Also, das muss korrigiert werden. Zuerst von Dir. Dann kommt der zweite Punkt ins Spiel.

Zweitens: Bevor Du einen Text veröffentlichst, gib ihn jemandem zu lesen, der die Fehler korrigiert, die Du übersehen hast. Jeder übersieht mal Fehler, das ist ganz normal. Das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Deshalb lass eine vertraute Person drübergucken und diese formalen Fehler ausmerzen. Dann können wir uns hier auf die Inhalte konzentrieren.

Zum Inhalt sage ich nur kurz was, weil ich mich @Schwupps hier eigentlich nur vollumfänglich anschließen kann. Du handelst das mit Frau und Kind super schnell ab, dabei könnte ich doch wetten, darin steckt eigentlich die beste Geschichte. Und das mit dem Bein ist doch komplett unwichtig für die Handlung, trotzdem bekommt das viel mehr Raum. Wobei ich jetzt auch nicht genau weiß, was die Handlung eigentlich ist, von daher ist das vielleicht auch egal. Ich kann die Handlung nicht richtig erkennen, weil es keinen Fokus gibt. Es ist halt einfach Martins Lebensgeschichte.

Ich gucke gerade auf die Anmerkungen zu ersten Version. Na ja. Es störte da schon a) Deine Zeichensetzung und b), dass Du das mit Sophie so schnell abhandelst. Ich verstehe nicht genau, warum Du jetzt einfach viel mehr Hintergrund von Martin reingenommen hast, aber Sophie immer noch so schnell durcherzählst. Vielleicht wolltest Du auch stärker betonen, was ich damals an dem Text super fand, dass ein Mann durch das Meer alles verliert. Und das fängt halt mit dem Bein an. Die Eltern braucht man dafür aber dann auch nicht. Ich würde Dir wirklich empfehlen, da zu kürzen.

Es bleibt aber meine ursprüngliche Feststellung, dass ich da durchaus Potenzial, im Grunde eine berührende Idee sehe. Wenn Du mir nur mehr zeigen könntest von der Frau und von dem Kind, das könnte mich wirklich, wirklich mitreißen.

Habe ich gesagt, ich wollte nur kurz was zum Inhalt sagen? Hoppla.

Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Make it work!

Sonntägliche Grüße,
Maria

 

Hallo TeddyMaria, Hallo Schwups,

Zunächst: Vielen Dank für eure ehrlichen, wenn auch harten Worte. Das habe ich gebraucht, denn ihr zeigt mir sehr gut auf, welche Baustellen mich noch erwarten. Und das sind nicht wenige.

Eigentlich wollte ich mich erst morgen melden, aber ich kann es jetzt irgendwie nicht auf mir sitzen lassen.

Ich versuche mich so wenig wie möglich zu rechtfertigen.

Rein Inhaltlich: Ihr habt das beide gut erfasst. Der Fokus ist völlig falsch und die Geschichte würde wunderbar ohne den Teil mit den Eltern und den Verlust des Beines funktionieren. Ich habe wohl versucht, eine Geschichte, die vielleicht gar nicht als Kurzgeschichte gedacht ist, zu einer zu machen.

Zur Grammatik und Rechtschreibung: Ich wusste schon vorher, dass das eine meiner großen Schwächen ist. Ich habe leider den Nachteil, dass ich das Schreiben erst für mich entdeckt habe, als ich den klassischen Deutschunterricht schon abgeschrieben habe... Obwohl ich sagen muss, dass ich mich vor allem bei der Kommasetzung in den letzten drei Monaten deutlich entwickelt habe, und das ist traurig, denn wenn man diesen Text liest, dann stellt sich die Frage: Kann es noch schlimmer sein?

Aber, keine Ausflüchte. TeddyMaria: du hast mir eine Menge Sprungbretter aufgezeigt, und ich hoffe, ich kann auch nur die Hälfte davon nutzen... Ich denke, es ist sehr sinnvoll, wenn ich, bevor ich mit dem kreativen Schreiben weiter mache, mich den Grundlagen der deutschen Rechtschreibung und Grammatik widme. Das wird genügend Zeit in Anspruch nehmen.

Ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht, dass ich mich euren sehr ausführlichen Rückmeldungen nur so kurz widme. Auch, wenn es vielleicht nicht so klingt, aber ich nehme sie mir sehr zu Herzen. Denn so will ich keine Geschichten schreiben. Nicht, wenn ich Angst haben muss, dass möglichen Lesern sich die Nägel umdrehen, weil ich keine Kommas setzen kann ...

Ps. Der Spruch aus meinem Profil war nicht absichtlich falsch geschrieben. Das wäre auch für meinen Humor etwas anmaßend.

 

Oje, LonesomeCowboy

Bitte nicht so fatalistisch, denn ...

Obwohl ich sagen muss, dass ich mich vor allem bei der Kommasetzung in den letzten drei Monaten deutlich entwickelt habe, und das ist traurig, denn wenn man diesen Text liest, dann stellt sich die Frage: Kann es noch schlimmer sein?

... Erstens widersprichst Du Dir selbst. Du hast Dich doch schon verbessert. Das sind doch großartige Nachrichten. Und zweitens: Ja. Ich habe schon sehr viel Schlimmeres gesehen, das kannst Du mir glauben. Zumal ich keine Probleme mit der Grammatik sehe (außer, man zählt Zeichensetzung zur Grammatik). Du hast eine klare, angemessen einfache Sprache, die wirklich schön zu lesen ist. Am Stil können wir noch was machen, aber das kommt alles mit der Zeit.

Ich denke, es ist sehr sinnvoll, wenn ich, bevor ich mit dem kreativen Schreiben weiter mache, mich den Grundlagen der deutschen Rechtschreibung und Grammatik widme. Das wird genügend Zeit in Anspruch nehmen.

Und das ist natürlich sehr sinnvoll, aber wie macht man das am besten? Indem man viel, viel, viel schreibt. Ich kenne das zwar nicht, es erst später lernen zu müssen, weil es bei mir ein "Entdecken des Schreibens" nicht gab, weil ich mir schon Geschichten ausgedacht habe, bevor ich selbst schreiben konnte. Das ist also ganz anders bei mir, und ich kann Deine Situation deshalb vielleicht schlecht nachvollziehen. Aber es gibt sicherlich keinen Grund für Dich, derart pessimistisch zu sein. Das sind alles Dinge, die man lernen kann, und Du hast ja schon etwas gelernt. Ich bleibe aber bei meiner Empfehlung, Dir in Deinem Bekanntenkreis eine/n Korrekturleser/in zu suchen, um möglichst fehlerfreie Texte hochladen zu können.

Dann können wir uns nämlich Inhalt und Stil widmen. Und ich warte ja noch darauf, eine Träne für Martin vergießen zu können. Denn ich muss sagen, von dem, was Du erzählen möchtest, das könnte mich schon sehr mitnehmen. Ich stehe hier, abholbereit. Also: Make it work!

:D Und nicht verzweifeln. Schreiben, das kann jeder lernen. Ich sage nicht, dass es einfach ist. Ich lerne es ja auch erst, und ich werde wohl auch regelmäßig unter meinen eigenen Beiträgen so fatalistisch wie Du jetzt. Je länger ich hier bin, desto weniger habe ich das Gefühl, schreiben zu können. Gleichzeitig glaube ich, dass ich nie so nahe dran war, besser zu schreiben. Es gibt viel zu lernen. :) Aus eigener Erfahrung kann ich Dir noch eine letzte Empfehlung geben: Mach Dich nicht zum Sklaven Deiner Kritiker/innen (das betrifft v.a. den Inhalt). Verliere niemals Deine eigene Vision aus den Augen. Denn wenn Du Dich und Deine Geschichte nur verbiegst, dann wird daraus nichts.

Sonnige Wochenstartgrüße,
Maria

 

Hallo TeddyMaria,

Meine Antwort klang wohl deprimierter, als sie sollte :D ...

Es tut gut, zu hören, dass du meine Sprache als schön zu lesen empfindest :). Die "Rahmenbedingungen", sprich Rechtschreibung und Grammatik sind das eine, ein Gefühl für Sprache zu haben, ist das andere :). Ich denke, Regeln zur Kommasetzung zu pauken ist leichter, als ein Gefühl für Sprache zu entwickeln, von demher bin ich froh!

Meine Problematik ist nun leider folgende: Im nächsten halben Jahr mache ich meinen Abschluss, und der hat leider vorrang vor dem Schreiben. Das heißt, ich werde wenig Zeit zum schreiben haben und mich aufs lernen konzentrieren müssen.
Auch bin ich immer in einer Zwickmühle. Ich finde, man sollte nicht zu viel Zeit auf einen Text verwenden, irgendwann muss man weiterziehen. Das heißt, ich werde mal noch sehen, ob ich diese Geschichte bis ins Detail überarbeite, oder ob ich weiterziehe und die Tipps für die nächste Geschichte nehme. Bin mir da nicht sicher, ob das eine "Fluchttendenz" ist oder wie ich für mich einen Lernerfolg erziele ohne an einem Text hängen zu bleiben ...

Ich freue mich mehr, dass ich nach dem halben Jahr dann wieder genug Zeit zum Schreiben habe, als das ich mich über den Abschluss freue :D...

Ganz sein lassen kann ich es in der Zeit sowieso nicht, aber ich muss es etwas zurückstellen.

So, vielen Dank trotzdem nochmal, für deine Worte. Wir werden sehen, wie es weiter geht ;)

So long,

Cowboy

 

Hallo LonesomeCowboy!

Nur schnell dazu:
"Ich denke, es ist sehr sinnvoll, wenn ich, bevor ich mit dem kreativen Schreiben weiter mache, mich den Grundlagen der deutschen Rechtschreibung und Grammatik widme."
=> Woran kann man denn am besten RS und Grammatik üben? An eigenen, selbstverfassten Geschichten, die einen begeistern? Oder an öden Grammatikübungen?
=> Meine Empfehlung: Schreib weiter kreativ. Wenn du beim Überarbeiten deiner Texte eine Extrarunde für RS und Grammatik einlegst, lernst du was, und die Wortkrieger meckern immer weniger.

"Kann es noch schlimmer sein?"
=> Wenn deine Texte nicht regelmäßig ins Korrekturcenter wandern, ist es doch überhaupt nicht schlimm.

Grüße,
Chris

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom