Was ist neu

Heimkehr

Mitglied
Beitritt
12.05.2004
Beiträge
30

Heimkehr

Heimkehr

So hatte der Prinz sich das nicht vorgestellt. Sicher, die Königstochter war hübsch, sonst wäre er ja damals gar nicht auf die Idee mit dem Kuss gekommen. Auch das Schloss war geräumig und das Prinzendasein hatte seine Vorteile. Aber er vermisste seine Freiheit. Es fehlte ihm, nachts mit seinen Freunden im Mondlicht zu singen, den kühlen Nachtwind auf der Haut. Sein Schlafgemach kam ihm stickig und viel zu warm vor. Auch die Prinzessin war nicht mehr so interessiert an ihm wie zu Anfang und hatte sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Ballspiel, zugewandt. Heinrich, sein ehemals bester Freund, hatte sich auch verändert. Seit er nicht mehr das Gefühl hatte, seinen Herrn und Prinzen retten zu müssen, hatte er angefangen zu saufen und alle anderen Interessen verloren. Der Prinz konnte sich nicht erinnern, je im Leben so einsam gewesen zu sein.

Leise verließ er eines Nachts das Schloss und schlich zu dem alten Brunnen. Dort rief er nach der Hexe, die ihn einst in einen Frosch verwandelt hatte. Als sie durch das feuchte Gras auf ihn zukam, sprach er drängend auf sie ein: „Bitte, Hexe, kannst Du mich nicht wieder in einen Frosch verwandeln? Diesmal für immer? Ich vermisse das Leben im Brunnen und den Gesang mit meinen Freunden, nachts im Mondschein.“

Die Hexe schüttelte den Kopf, dass das Wasser aus ihren langen schwarzen Haaren spritzte. „Nein, junger Freund. Den Zauber konnte ich nur einmal wirken. Tut mir leid. Du wolltest ja unbedingt vom Teller der Königstochter essen und in ihrem Bett schlafen und dich von ihr küssen lassen. Das hast du jetzt davon.“

Sie drehte sich um und verschwand in die Dunkelheit. Der Prinz aber barg das Gesicht in den Händen und weinte. Plötzlich hörte er ein lautes Fauchen, wie von einer sehr großen Katze. Erschreckt sah er hoch und erblickte zu seinem Erstaunen eine kleine Maus, die ihn neugierig ansah.
„Warum weinst Du?“ fragte die Maus.
„Weil ich ein Prinz bin, der lieber ein Frosch sein würde, aber die Hexe mich nicht verwandeln will“, sagte der Prinz.
„Du kannst alles sein, was Du willst. Dafür brauchst Du die Hexe nicht.“ sprach die Maus, machte einen Buckel, ließ ihre kleinen Knopfaugen grün aufglühen und sprang fauchend in der Dunkelheit davon. Da erkannte der Prinz, wie einfach die Lösung für sein Problem war, warf seine Kleider ab und sprang in den Brunnen.

Seit jener Nacht sieht man häufig im Mondschein einen nackten jungen Mann auf dem Rande des Brunnens hocken. Er bläst die Backen auf und quakt mit den Fröschen im Chor. Manchmal kaut er gedankenverloren auf einer Fliege.

 

Hi Missy,

die Idee ist ja ganz nett, aber mMn etwas zu mager umgesetzt.

Ich finde Du solltest viel mehr auf die Gründe eingehen, warum Dein Prot wieder zum Frosch werden will. Zeige Beispiele auf, warum er nicht mehr mit der Prinzessin leben will, oder wie seine Freunschaft zu Heinrich zerbrach.
Du solltest die Einsamkeit und die Gefühle Deines Prot deutlicher hervorheben.
Es ist ja schließlich eine schwerwiegende Entscheidung, sich in einen Frosch verwanden zu lassen :D

Keine schlechte, aber zumindest ausbaufähige Story.

Gruß
Jörg

 

Ich seh das ganz anders. Ich finde die Geschichte kann genauso bleiben, wie sie da steht.
Ist schließlich ein von hinten aufgerolltes Märchen und in keinem Märchen werden die Beweggründe erklärt, die Personen sind halt böse, gut, schön, hässlich - das Übliche halt ;). Also in 'echten' Märchen wird niemals Tiefenpsychologie betrieben, sondern plakativ erzählt. Genauso hat es Missy gemacht.
Außerdem steht da doch, warum er kein Prinz mehr sein will: verlorene Freiheit, die Prinzessin hat kein so großes Interesse mehr an ihm.
Und Heinrich: der arme Kerl hat den Sinn seines Lebens verloren und ist dem Suff erlegen.

Ich finde die Geschichte witzig, eine augenzwinkernde Umkehrung eines der Grimm'schen Märchen, die die wichtigsten Märchenmerkmale beachtet und dem Ganzen einen Schuss Ironie hinzufügt. Da war wohl nix vonwegen "Und wenn sie nicht gestorben sind..." ;)

 

hi,

ich bin eher jörgs meinung als der von kit (wie könnte es auch anders sein... hehehe)
ich finde das märchen zwar insgesamt sehr gelungen, aber der part, wo das einsame leben des prinzen beschlossen wird, ist ausbaufähig. auch das gespräch mit der maus ist es, in klassischen märchen sind es immer drei tiere.
wie wäre es, wenn du daran noch feilst?

hab die geschichte aber gern gelesen!

lieben gruß,
die offline seiende vitafly

 

Gugux!

Nuuun ... das ist eine ausgesprochen witzige Idee und schlecht ist auch die Umsetzung nicht wirklich, denn es findet sich alles, was zum Verstäöndnis notwendig ist. Natürlich lässt sich das auch noch ausbauen und als besonderes Bonbon vielleicht auch einfach in den blumigen Worten eines Märchens erzählen. ;) Das wäre natürlich eine Menge Arbeit ...

@Jörg: :dagegen: Ich bin gar nicht Deiner Meinung, dass wirklich alles erklärt werden muss, was Du dort forderst. Und das bezieht sich nicht ausschließlich auf 'Heimkehr', sondern generell auf alle Erzählungen, denn es sollen ja auch Freiräume für die Lesenden bleiben. Das Denken müssen wir denen nicht wirklich komplett abnehmen!

Mir haben Idee und Umsetzung so gefallen, wie es ist. Und ich betrachte es schon als saubere Leistung eine 'kurze' Geschichte zu verfassen. Ich hab da immer meine Probleme ... :shy:

shade & sweet water
x

 

Hi Xad,

ich bin auch nicht der Meinung, dass alles erklärt werden muss. Grundsätzlich denke ich sollte man lange Erklärungen und Ausschweifungen vermeiden, bzw. notwendige Erläuterungen in den Plot einarbeiten, weil er sonst viel von seinem Fluß verlieren kann.
In vielen Beiträgen hier habe ich genau das auch bemängelt.

Mir ging es bei meinem Post hier auch nicht unbedingt um Erläuterungen. Die Story ist für meinen Geschmack einfach nur zu kurz, und vieleicht sogar ein bischen oberflächlich. Dei Idee hätte sicherlich Raum für mehr gelassen.

Ich finde es auch gar nicht so schlimm, dass bei dieser Story die Meinungen so weit auseinandergehen. Wäre ja langweilig, wenn wir alle den gleichen geschmack hätten.

Gruß
Jörg

 

Hallo,

danke allen, die bisher ihre Meinung zu meiner Geschichte geäußert haben.

Ich muss zugeben, dass sich in mir etwas dagegen sträubt, die Geschichte an irgendeiner Stelle weiter auszuschmücken. Ich bin, das ist einfach meine ganz persönliche Art zu schreiben, der Meinung, dass eine Geschichte nicht länger sein sollte, als nötig. Wenn alles wesentliche gesagt ist, warum dann noch mehr Worte machen?

Etwas anderes ist es, wenn die Motive des Prinzen wirklich noch nicht klar sind oder die Geschichte an einer anderen Stelle unverständlich bleibt. Dann würde ich daran schon gerne noch feilen (wobei aber auch das nicht unbedingt heißt, dass sie dadurch länger würde, wahrscheinlich würde ich eher etwas vorhandenes ändern als etwas dazuschreiben.)

liebe Grüße,
Jutta

 

Aloha!

Wenn alles wesentliche gesagt ist, warum dann noch mehr Worte machen?

Tja, das unterstütze ich, so weit es um Besprechungen und Aktennotizen geht ... Im Bereich von Erzählungen und Romanen halte ich das jedoch für inakzeptabel! Sonst wären Werke wie 'Der Herr der Ringe' sicher nicht im vorliegenden Umfang erschienen. Warum mehr Worte machen? Ja, um den Inhalt auszuschmücken, ihn 'behaglicher' zu machen, wie einen Wohnraum, in dem ein schlichter Teppich nebst selbiger Tapete, Stuhl, Sessel etc. Schmuck dient dazu Menschen atraktiver zu machen, obwohl dies sicher nicht erforderlich ist und so sind mehr Worte als nötig eben Schmuckwerk einer Erzählung oder eben auch erklärendes Beiwerk einer Kritik.

Oder hätte es Dir gereicht, wenn ich hier nur gschrieben hätte, dass ich anderer Meinung bin? Das hätte sicher gereicht, wäre aber sicher weniger befriedigend gewesen.

shade & sweet water
x

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi X,

xadhoom schrieb:
Tja, das unterstütze ich, so weit es um Besprechungen und Aktennotizen geht ... Im Bereich von Erzählungen und Romanen halte ich das jedoch für inakzeptabel! Sonst wären Werke wie 'Der Herr der Ringe' sicher nicht im vorliegenden Umfang erschienen.

Das Wesentliche enthält nach meiner Definition ja auch nicht nur die puren Fakten. Aber ich finde, dass Ausschmückungen, Landschaftsbeschreibungen, Nachdenkereien, gesellschaftskritische Analysen und messerscharfe Beobachtungen von Alltagssituationen, wie sie gerne in Geschichten eingestreut werden, die Geschichte schon irgendwie voran bringen müssen, oder doch zumindest mit ihr in einem auch für den Leser erkennbaren Zusammenhang stehen müssen. Und ich will mir nicht das Hirn verbiegen, sowas dazuzuerfinden, wenn es mir nicht beim Schreiben einer Geschichte automatisch in den Sinn kommt.

Das gilt gerade bei der Kurzgeschichte (die ja nicht umsonst das Wort "kurz" in der Genre-Bezeichnung hat). Deshalb ist ein Vergleich mit dem Herrn der Ringe nur am Rande angebracht. Romane funktionieren einfach anders.

lg,
Jutta

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom