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Heim

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14.05.2013
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Heim

Der Wind war rau, der Regen peitschte an das Fenster. Marianne blickte hinaus, wusste, sie kam nicht raus. Raus aus dem Dreck, raus aus der Hölle, die sie ihr Heim nennen sollte. Zwanzig Jahre ging das nun schon so. Zwanzig Jahre voller Regen und Sturm. "Ich geh", schrie sie immer mal wieder. "Dazu hast du gar nicht den Mumm", sagte er. Ganz ruhig. Ohne sie anzuschauen. Und Marianne blieb. Sie hatte nicht den Mumm. Sie kam nicht raus. Nicht vorletztes Mal und auch nicht letztes Mal. Vielleicht ja dieses Mal.
Wie er da saß. Schmuddelig. Geduscht und rasiert hatte er sich schon ewig nicht mehr. Sein fleckiges T-Shirt war viel zu klein.
"Morgen", sagte er immer. "Morgen geh ich los, such mir was. 'Ne Arbeit" Und dann ging er. Vom Bett zum Sessel. Jeden Morgen. Arbeiten konnte Marianne nicht. Alle würden Fragen stellen. Warum. Woher. Ob und Wie. Und Marianne wusste keine Antworten. Wusste nur, dass es noch schlimmer würde.
Hinter sich hörte sie ihn glucksen. Das Fernsehprogramm schien ihn zu amüsieren. Die Flasche in seiner Hand ebenso.
Er stand auf, ging zum Kühlschrank. Gleich, gleich würde es wieder losgehen. Sie war nicht einkaufen gewesen. Wusste nicht wovon. Doch das interessierte ihn nicht. Sie hörte ihn fluchen. Ganz weit weg. Immer näher kam er. Marianne schloss die Augen. Ein Fenster wurde geöffnet. Man hörte eine laute Stimme. Dann einen Schrei. Nicht ihren. Plötzlich war alles still.
Der Wind war rau, der Regen peitschte durch das geöffnete Fenster.

 

Willkommen, CrystalLake.

Zuerst ein paar formale Dinge, die ins Auge springen:

Marianne blickte hinaus, wusste, sie kam nicht 'raus.
Hier hast du ein Auslassungszeichen, danach nicht.
"Ich geh'"
Hier ebenfalls. Übrigens strapaziert es den Leser im Zusammenspiel mit den Anführungszeichen.
Rasiert
rasiert.
"Morgen.", sagte er immer.
"Dazu hast du gar nicht den Mumm.", sagte er.
Hier kommt kein Punkt in der direkten Rede.
Ein Fenster würde geöffnet.
wurde.

Zum Inhalt:
Geschichten dieser Art habe ich schon oft gelesen, besonders in "Alltag". Dies ist eine der stärkeren, aufgrund ihres emotional wirksamen Stils - gern gelesen. Zum Teil liegt das auch an ihrer Kürze, denn bei größerer Länge hätte sie mich thematisch vermutlich gelangweilt. Inhaltlich finde ich solche kleinbürgerlich-trostlosen Geschichten gescheiterter Beziehungen ja immer belanglos und überraschungsfrei.
Nach dem Experiment habe ich eine Weile gesucht, es aber nicht gefunden. Mich deucht, dass deine Rubrikwahl nicht ganz korrekt war.

Gruß
Leif

 

Hallo Leif,
danke für deine Kritik. Ich sehe jetzt die "Fehler" und kann für's nächste Mal dran arbeiten.
Das war mein erster Versuch eine Kurzgeschichte zu schreiben, darum war es für mich persönlich eher ein Experiment, aber du hast sicher Recht, dass es für den Leser kein erkennbares Experiment gibt. Ich hab im Studium viel mit Literatur zutun, mich selbst aber nie an's Schreiben gewagt und mich gestern in einer Nacht- und Nebelaktion doch kreativ gefühlt. Aber vielleicht bin ich noch zu oberflächlich im Inhalt.

Gruß,
Crystal

 

Ok, aber dann gehört die Geschichte wirklich nach "Alltag". Da verschiebe ich sie nun hin. Auf dass du dort auch mehr Resonanz finden mögest.

 

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