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Heißhunger.Gier.Schlechtesgewissen

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08.08.2012
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Heißhunger.Gier.Schlechtesgewissen

Heißhunger.Gier.Schlechtesgewissen

Schreibteufel und Co
Was soll ich zu diesen Thema schreiben? "Heißhunger " Gier" Schlechtes Gewissen"
Mein Schreibteufel sitzt rechts am Monitor, schlenkert mit seinen kurzen Beinchen und lacht. Er ist ein kleines, süßes Kerlchen mit seiner roten Zipfelmütze, blauen Hose und gelben Pullover. Er hat mir oft geholfen, aber diesmal lacht er nur. Haha, haha fällt dir nichts ein? Spottet er.
In meinem Kopf rumort und poltert es. Ideen habe ich genug, aber wie soll ich das zu Papier bringen?
Plötzlich sitzt auf der linken Seite am Monitor auch ein Teufel. Es ist der Heißhungerteufel. Dick und rund sitzt er da. Er schaut mich an, seine kleinen Äuglein in seinem dicken Gesicht funkeln und es freut ihn, mich zu quälen. Irgendwie kenne ich ihn, oft hat er versucht mich zu verführen. Aber er hat sich mir noch nie gezeigt.
Schau nur zu, sagt er, ich zeige dir die schönsten Delikatessen. Er zeigt auf eine Schokolade, sie ist so zart, sie schmilzt auf der Zunge. Das Eis, Himbeere, Vanille und Schokolade, darauf eine Portion Sahne. mh mh, das schmeckt. Schau nur die Erdbeeren mit Schlagsahne, wie sie im Glase leuchten und sie sind so süß. Mh, schmeckt das. Das zarte gegrillte Steg, die Kartoffel mit brauner Butter beträufelt und das Gemüse auch in Butter gedünstet, der frische Salat in Olivenöl. Hast du denn keinen Hunger? Es steht für dich bereit.
Mit samtener Stimme umschmeichelt der Heißhungerteufel mich, er gurrt, lächelt aufmuntert und will mich in die Falle locken. Beinahe hat er es geschafft.
Mein Magen knurrt, das Wasser läuft mir im Munde zusammen. Ich habe Hunger. Ich streckte meine Hand aus und will zugreifen.
Aufgeregt schreit der Gewissenteufel, elegant sieht er aus in seinem kleinen Frack, sein schönes Gesicht, die Haare mit den Locken exakt frisiert und dem Zylinder. Ein eleganter kleiner Mann.
Schau nicht hin, lass dich nicht verführen, willst du wieder dick werden? Kalorien zählen und rechnen? Sei froh das du wieder schlank und beweglich bist und dir die kleine Kleidergröße wieder passt.
Hin und her gerissen bin ich. Ich rieche das Menü, was soll ich tun? Einer lockt und schmeichelt, der Magen knurrt, das Menü duftet. Der andere schreit, schau weg, lass dich nicht verführen.
Da mischt sich der Schreibteufel ein. Jetzt ist Schluss. Setzt dich auf den Stuhl zum Computer und schreibe diesen Kampf auf und du wirst sehen, der Heißhunger vergeht Er hatte recht. Ich schrieb und schrieb. Der Gewissenteufel hat gewonnen.
Danke, lieber Schreibteufel, du hilfst mir immer.

 

In meinem Kopf rumort und poltert es. Ideen habe ich genug, aber wie soll ich das zu Papier bringen?
So sagstu,

liebe Johanna,
und damit erst einmal herzlich willkommen hierselbst!

Manchmal blinzelt ein wenig in dieser – ich nenn’s mal so – kindlichen Erzählung - vor allem wider den „Heißhunger“ und willkürlicher Esslust - so etwas wie eine Idee auf. Aber Du legst einen mehr als klassischen (dafür gibt’s noch keinen besseren Begriff) Fehlstart hin. Der beginnt im Startblock: der Überschift

Heißhunger.Gier.Schlechtesgewissen
Trotz der ungewöhnlichen Überschrift ist immer nach den Punkten üblich, ein/e Leerzeichen/Leertaste zu verwenden. Auch die Wortzusammenfüfunf des Adjektivs und des Substantivs und damit die Substantivierung des schlecht(en) ist mir neu. Die Wortzusammenfügung wird dann gleich wieder fallengelasssen (etwas Geduld, bitte!).
Zurück zu den Punkten: Fast alle Satzzeichen – außer Gedanken- und Bindestrich z. B. - lieben es, den letzten Buchstaben des vorgehenden Wortes zu berühren, während sie den ersten Buchstaben zu berühren scheuen.

Schon mit dem ersten Satz "fällst" Du in in falsche Fälle, was sich hernach wiederholt:

Was soll ich zu diesen Thema schreiben?
Nicht DEN Akkusativ (4.-, oder auch deutlicher: Wenfall) solltestu hier verwenden, sondern DEM Dativ (3.-, Wemfall) die Gunst gönnen.
Oder aber Du setztest statt des Singulars den Plural ein ... diesen Themen ...

Im zweiten Satz gelingt der fehlerhafte Gebrauch aller Zeichen:

"Heißhunger " Gier" Schlechtes Gewissen"
Hier fehlt zunächst zumindest das abschließende Satzzeichen. Soll es eine Aufforderung/ein Befehl oder eine Frage sein? Wahrscheinlicher – da nehmen wir das Modell der Überschrift, wäre aber statt Ausrufe- oder Fragezeichen ein Punkt.
Aber was verirren sich die Gänsefüßchen zu den drei Begriffen?, zudem in einer merkwürdigen, weniger bedeutungsschwangeren als deflationären Anzahl: Wörter lieben Demokratie und sind geradezu Sozialisten: Jedes bekäme unter ihrer Regentschaft zwei Gänsefüßchen zugestanden. Nunja, vielleicht ist gerade Rezession oder gar Deflation. Aber mit sechs Zeichen wäre eine Sorge um Inflation sicherlich unbegründet.

Aber warum ist das Adjektiv beim Gewissen substantiviert? Resterscheinung der Überschrift?
Zudem muss es um seine Notwendigkeit bangen, denn allemal meldet sich das Gewissen als „schlechtes“ – das gute Gewissen ist an sich eine Schlafmütze, weil gutes Ruhekissen.

Kommt nun doch das Glück hinzu?
Es folgt nämlich ein korrekt geformter Satz, den ich zunächst nur hervorheben wollte, mir dann aber dachte: Das könne zu Übermut verführen. Also, wo wäre was auszusetzen?
An den Beinchen!, dem Diminutiv zum Bein.
Das zugefügte Adjektiv behauptet nun, dass die Beine nicht nur kurz, sondern sehr kurz wären und das Kerlchen – schon wieder die Verkleinerung, die in unserer Sprache durch die Endungen wie –chen und –lein z. B. angezeigt wird, das Kerlchen also hätte – so steht zu befürchten – Stummelbeine und man müsste eher mit ihm als der Geschichte Mitleid haben.

Wir finden wieder Verniedlichungen und den nächsten falschen Rein-Fall:

Er ist ein kleines, süßes Kerlchen mit seiner roten Zipfelmütze, blauen Hose und gelben Pullover.
Zum „klein“ und „-chen“ ist genug geplaudert, nun ist der Behinderte auch noch süß. Klebt wahrscheinlich, wie Honig und Tapetenkleister, dass er besser das Hinweis- und Warnschild trüge "Nicht berühren!"
Mögen nun Mützchen und Höschen den korrekten Fall aufweisen, so bricht die kleine Modenschau mit dem Pullover zusammen, aber schon in ihrem Ursprung – im Possessivpronomen (besitzanzeigenden Fürwort), weil der Pullover grammatikalisch anderen Geschlechts ist als Mütz’ und Hose. Eine korrekte Konstruktion sähe etwa so aus
… mit seiner roten Zipfelmütze, blauen Hose und [seinem] gelben Pullover,
man könnte es aber auch vereinfachen, müsste dann aber auf Besitzanzeige verzichten:
… mit […] rote[r] Zipfelmütze, blaue[r] Hose und gelbe[m] Pullover,
was eigentlich anzeigt, wie viel an dem Satz eher entbehrlich wäre.

Womit ich erst einmal schließen will, soll der Kommentar doch nicht länger werden als der Muttertext. Der freilich wirkt auf mich, als würde er dem kleinen Kerl erzählt. Was aber beim gesprochenen Wort gar nicht erst bemerkt wird, weil es, kaum ausgesprochen schon wieder weg ist und eine gewisse Gedächtnisleistung verlangt, das gerade Gehörte auch wort-wörtlich zu behalten, geht es in der Regel durch. Nicht aber im Schriftbild, wo die Wörter an ihrem Platz Gefangene sind und nur der Reißwolf oder die große Ablage sie retten können.

In jedem Fall solltestu ein bisschen Grammatik „pauken“, aber auch die Adjektivitis – einem gefährlichen Virus aus der Gartenlaube mit der Familie Pilcher als Träger des gefährlichen Virus – eindämmen. Den Kopf solltestu nicht hängenlassen. Die Meister, die bisher vom Himmel fielen, haben's nicht unbeschadet überstanden. Ich schätz, dass die 31 im Pseudonym Dein Alter verraten könnte und Du tatsächlich einem Kleinkind, vielleicht schon Vorschulkind, die Geschichte erzählt hast. Aber dass ist reine Vermutung.

Ansonsten wünsch ich ein schönes Restwochenende -
obwohl nicht nur ich mich nach einem anständigeb Winter sehne.

Friedel

 

Hallo Johanna!

Der Heißhunger (Völlerei) und das „schlechte“ Gewissen, welches in dieser Geschichte eher ein „nützliches“, weil rechtzeitig mahnendes Gewissen ist, werden hier jeweils durch spezielle Teufelchen vertreten. Nur die Gier (Habsucht) kommt nicht zu Wort.
Das Thema der Geschichte anzupassen wäre die einfachste Lösung.

Gruß

Asterix

 

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