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Heiße Kartoffeln mit Butter und Salz

Kcm

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20.02.2018
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Heiße Kartoffeln mit Butter und Salz

Sie starrten aus dem Fenster. Zwei tief blaue Augen, vom Schleier der Zeit umnebelt und in eine seichte unansehnliche Farbe verwandelt. Aber dahinter war immer noch unendliches Blau erkennbar, wie wenn man an einem sonnigen Tag in einen klaren Bergsee hüpfen würde. Doch über die Jahre war dieses Blau immer schwächer geworden. Zu viel Schlechtes, zu viel Leid und Ungerechtigkeit haben sie sehen müssen, bis sie beschlossen hatten weg zu sehen, nicht wahrzunehmen, was eine Nasenspitze von ihnen entfernt passierte. Diese Augen, umrahmt von Tälern aus Geschichten und Bergen von Lebenserfahrungen, schauten in die unendlichen Weiten eines tiefgrauen November Himmels, wo eine Wolke nicht von der anderen zu unterscheiden war. Ein Blinzeln riss den alten Mann aus seinen Gedanken, die kaum mehr waren als ein dünner Fadenstrich in einer langen Reihe von Vielen. Niemand könnte ihm je nehmen, was die Erinnerung an bessere Zeiten ihm gab. Aber dennoch, alles war endlich und letztlich würde der Tod ihnen Herr werden und sie mit seinem Leben auslöschen. Das Bewusstsein darüber, dass alles seine Endlichkeit hat, kein Funke länger bestehen würde, als er müsste, um das Feuer am Leben zu halten, lies dem Mann ein leichtes Lächeln über die sonst in mühseliger Arbeit eingegraben hängenden Mundwinkel huschen.
Als Kind hatte er es nicht wahrgenommen, diese Endlichkeit. Es war ihm zwar bewusst gewesen, dass wenn er eine Blume pflückte, er damit ihr Ablaufdatum bestimmt hatte, aber er hatte es nicht wahrgenommen. Ihm war nicht bewusst, wie sehr er das Leben dieser Blume beeinflusste. Aber der Flügelschlag eines Schmetterlings… Es war ihm entfallen, das Ende. In letzter Zeit passierte das häufiger, er verlor sich in Gedanken, bis er den Gedanken selbst verlor. Vom Gang her drangen geschäftige Geräusche. Es war Mittagszeit. Er roch die Erdäpfel. Ihren frischen erdigen Duft. Er schloss die Augen und erinnerte sich daran, wie gern er als Kind bei seiner Großmutter gesessen hat, in der Küche und ihr zugeschaut hat wie sie das Mittagessen zubereitet hat. Sie sorgsam jede Schale von den Kartoffeln entfernte, diese groben Hände, geprägt vom Alter, in Falten gelegt, mit Flecken versehen. Sie kamen ihm damals so groß vor. Und immer wieder viel ein Stück von den noch warmen, dampfenden Kartoffeln für ihn ab. Aber nicht einfach so, seine Großmutter gab ihm ein Ende der Kartoffel, aber nicht ohne davor die Butter aus dem Kühlschrank zu holen und ein Stück hauchdünne Butterscheibe zusammen mit etwas Salz auf die runde Schnittseite der Kartoffel zu geben. An ihr Gesicht konnte er sich nicht mehr erinnern, egal wie sehr er sich anstrengte, es verschwamm vor seinen Augen. In dem Moment wo es Gestalt annahm, war es als würde jemand einen Stein ins Wasser werfen, und das eben noch klare Bild begann sich aufzulösen und nur noch Farbklekse waren zu sehen. Bis gar nichts mehr zu sehen war, außer die schwarze, einsame Dunkelheit. Sanft wich der Atem aus seinem behäbig gewordenen Körper. Zum letzten Mal hatte sich seine Brust gesenkt. Zum letzten Mal hatte er seine Augen geschlossen.

 

Hola Kcm,

Dein Text ist überschaubar und ich markiere gleich beim Lesen die Stellen, die mir auffielen:

Zwei tief blaue Augen, vom Schleier der Zeit umnebelt und in eine seichte unansehnliche Farbe verwandelt.
tiefblau / himmelblau
Ist nur die Frage, ob die unansehnliche, seichte Farbe auch tiefblau sein kann? Ich sehe da einen Widerspruch.
Aber dahinter war immer noch unendliches Blau erkennbar, ...
Trotz seicht und unansehnlich? Ich finde, das hakelt ein bisschen. Denn dahinter ...?
Der Vergleich mit dem Hüpfen in den Bergsee scheint mir ein Relikt aus den Sechzigern, pardon:shy:.
Doch über die Jahre war dieses Blau immer schwächer geworden. Zu viel Schlechtes, zu viel Leid und Ungerechtigkeit haben sie sehen müssen, ...
‚Das Blau’ = Einzahl, aber ‚sie’ bezieht sich auf die Augen. Das sollte überarbeitet werden.
eines tiefgrauen November Himmels
Novemberhimmel
Diese Augen, umrahmt von Tälern aus Geschichten und Bergen von Lebenserfahrungen, schauten in die unendlichen Weiten ...
Sehr poetisch, aber problematisch für einen Text, der 2018 veröffentlicht wird, auch wenn er mit 'Philosophisches' getaggt ist. Vielleicht bist Du, ‚lieber’ Kmc – aber ich tippe auf ‚liebe’ Kcm, in meiner Altersklasse – dann erklärt es sich fast von selbst; das Problem ist jedoch, ob die Leser diese Art des Schreibens zu schätzen wissen.
Aber dennoch, alles war endlich ...
Das Bewusstsein darüber, dass alles seine Endlichkeit hat, ...
Doppelung
lies dem Mann
ließ
in mühseliger Arbeit eingegraben hängenden Mundwinkel
Wer gräbt? Hier muss eine andere Formulierung her.
Als Kind hatte er es nicht wahrgenommen, diese Endlichkeit.
Das ‚es’ passt nicht. Warum nicht:
Als Kind hatte er diese Endlichkeit nicht wahrgenommen.
Es war ihm zwar bewusst gewesen, dass wenn er eine Blume pflückte, er damit ihr Ablaufdatum bestimmt hatte, aber er hatte es nicht wahrgenommen.
So viel Widersprüchliches in einem Satz geht gar nicht.
wieder viel ein Stück
fiel
Der Titel – mein Lieblingsessen – hatte mir Appetit auf Deine Geschichte gemacht, aber ich breche hier ab.
Wir sind bei der Hälfte Deines Textes. Ich habe nur das Gröbste angemerkt, außer Kommafehlern.
Trotzdem kein Grund zum Resignieren! Schau Dich um bei uns – und ‚Herzlich Willkommen!’ All unsere ersten Texte waren ebenfalls nicht überzeugend, aber viele derjenigen, die weitergemacht haben, schreiben heute interessante Kurzgeschichten. Es braucht zwar seine Zeit, aber es lohnt sich!

Viele Grüße!
José

 

Moin Kcm. Auchg von mir ein herzliches Willkommen hier. Wohlan, der Anfang ist gemacht. JOSE´ hat schon das nennenswerte rausgepickt, und für einen Erstling wars garnichtmal soo übel. Mein Tip; vermeide die Story mit Metaphern zu überladen, bleib beim wesentlichen und zeichne lieber den Protagonisten deutlicher. Viel Spaß bei der Arbeit wünscht der LORD

 

@ josefelipe: Danke für die umfangreiche Antwort. Leider sehe ich die Fehler wirklich nicht und lese oft drüber. Daher bin ich für jede Korrektur dankbar. Und ja, richtig ich bin eine sie, aber erst 28 Jahre. ;) Lord Arion: Danke ebenfalls für die Tipps und die netten Worte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend,

beim Lesen dieser Kurzgeschichte (die Betonung fällt auf das Wort "kurz") hat der Leser alles, was sein Herz begehrt oder verabscheut: viel Pathos, viele schöne zungenbrechenhafte Wortwendungen. Ich las und las und hatte vor Augen die ganze Zeit die Szene "Himmel von Austerlitz" aus "Krieg und Frieden" von Tolstoj. Als der Fürst Andrej, "tödlich" verletzt, mit der Fahne des zerschlagenen Regiments in den verkrampften Händen, mit Rücken auf dem Boden lag und in den "ewigen" Himmel anstarrte. Eine Szene, die die Zeit stehen und alles im Leben vergessen lässt. Tolstoj verpackt diese banale Szene, ein sterbender Soldat, so, dass der Leser danach nur weinte und weinte und weinte. Diese Szene "Himmel von Austerlitz" könnte auch eine gute Kurzgeschichte sein.

Deine KURZgeschichte, sie wäre vielleicht unter Umständen eine gute Szene innerhalb einer größeren Story gewesen. Als Kurzgeschichte wirkt sie aber zu aufgeladen und unverständlich...

Der Titel kann einerseits ein Wink auf etwas sein, was ich vielleicht leider übersehen habe. Meiner Meinung nach ist er aber ganz irreführend und lässt die KG mehr als einer schlechte Anekdote wirken.

Du hast interessante Gedanken, gewagte sprachliche Versuche - all das liegt auf einen Haufen hingeworfen verteilt, wie Klamotten in einem Billigladen nach Begutachten durch Dutzende Kunden: der nächste Kunde muss lange Graben, bevor er im Stande ist zu verstehen, wonach er eigentlich sucht. Lass deinen Erzähler seine Oma mit weniger Pathos im Frieden sterben...

Sei herzlichst gegrüßt hier, bei den Wortkriegern!!!

Viele Grüße
Herr Schuster

 

Hallo Kcm,

herzlich willkommen hier.

Ich bin eindeutig die falsche Leserin für "Philosophisches", deinen kleinen Text habe ich mit Mühe und Not geschafft. Vielleicht hilft dir mein Kommentar trotzdem.

In letzter Zeit passierte das häufiger, er verlor sich in Gedanken, bis er den Gedanken selbst verlor.
Mir scheint es, als wenn es dir genau so ergangen wäre. Du schreibst hier keine Geschichte, sondern nur Gedanken, die verwirbeln und für einen Leser, der die Person nicht kennt, nicht involviert ist in das Geschehen, absolut uninteressant sind.

Der alte Mann stirbt also. Aha. Was willst du erzählen? Das wird mir nicht ganz klar. Es kommt so rüber als würdest du nur gerne ein paar schöne Bilder loswerden. Vielleicht gibt es Leute, die genau so etwas gerne lesen. Mich hat es leider nicht erreicht, dafür passiert mir einfach zu wenig.

Liebe Grüße,
Nichtgebrutstagskind

 

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