- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 2
Heavyweight 1: Die Rache der Heavyweight
Introduction
Durch die Explosion eines Forschungslabors im Jahre 2063 ist ein merkwürdiges neues Gen entstanden, das die DNA eines Menschen angreift. Glücklicherweise ist nur ein Zehntel der Bevölkerung von dieser Mutation betroffen, die sich durch gewaltige Körpergröße, enorme Fettleibigkeit und ein drittes Auge auf der Stirn bemerkbar macht. Diese Veränderungen treten allerdings nur bei Erwachsenen auf.
Um die Bevölkerung vor diesen wahrhaft widerwärtigen Kreaturen zu schützen, starten in einem Abstand von 2 Monaten riesige Transportraumschiffe zu einem fernen Planeten mit geringer Anziehungskraft, Grav Zero oder auch Fat World genannt. Leider ist es nicht möglich, die erkrankten, so genannte Heavyweights, auf der Erde zu entsor... äh, betreuen, da sie häufig an Unterernährung, berechtigter Platzangst und Unfällen mit Gewehrkugeln sterben. Auf der Erde ist nicht genügend Nahrung für die Heavyweights vorhanden.
Ab Ausbruch der Krankheit ist es ein Vorgang von wenigen Wochen, bis der Heavyweight sein Gewicht verdoppelt oder sogar verdreifacht hat. Erste Anzeichen für diese Mutation sind klebrige Beulen auf der Stirn, aus der später das dritte Auge wächst und rapide Gewichtszunahme.
Die erkrankten Personen müssen sofort bei der W.H.T.O., der World Heavyweight Transport Organisation gemeldet werden. Diese Organisation wurde zu dem Zweck gegründet, die Heavyweights nach Grav Zero zu begleiten. Dort beträgt die Anziehungskraft nur ein Achtel der auf Anziehungskraft der Erde. Es gibt dort Futterplantagen, auf denen fettreiche Nahrung in der Menge hergestellt wird, wie für die Ernährung der Heavyweights benötigt wird.
Kapitel 1
Erde, 2. Juni 2098
W.H.T.O. Agent Hilmar Slorptorg sitzt in seinem Wohnzimmer und sieht sich die neuesten Holonachrichten an. Gelangweilt hört er zu, was der Nachrichtensprecher zu sagen hat: „...gewannen mit einem knappen 63:2 gegen die Chicago Cheese-Bugs. Und hier erreicht uns gerade eine neue Information. Am Freitag startet der neue W.H.T.O. Transporter Colossus nach Grav Zero. An Bord werden sich 48 Besatzungsmitglieder und ca. 500 der allgemein ungeliebten Heavyweights befinden. Ich bin George McLore und wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag.“
Der Sprecher gähnt „Ist die Kamera aus, Bill?“ Aus dem Hintergrund ist die Stimme des Kameramanns zu hören: „Ich glaube schon.“
„Gut“, seufzt der Sprecher. „Dann hab ich ja noch Zeit zu verschwinden, bevor mein verfluchtes Eheweib hier auftaucht. Wieso läuft die verdammte Kamera immer noch, Bill?“ brüllt der Sprecher plötzlich seinen Kameramann an. „Ich bring dich um, du...“
Ein kurzes Flimmern und es läuft Werbung für Mordwaffen. Gelangweilt schaltet Hilmar die Holo-News-Station ab. Da klingelt sein Holofon. „Agent Hilmar Slorptorg hier.“
Es ist Willy Shake-Beer von der W.H.T.O. Holofonzentrale. „Ich bin’s, Willy. Du musst Freitag als Aufpasser auf dem Heavyweight Transport mit nach Fat World“, erzählt Willy.
„Warum muss ich immer diese Scheisse machen?“ meckert Hilmar. „Warum verbrennen wir diese verfluchten Fettgesichter nicht einfach?“
„Du weißt doch, wie das stinkt“, meint Willy. „Es sind doch nur zwei Wochen. Vergiss es, du dämliche Drecksau, denkt Hilmar. „Nun gut, ich fliege natürlich gern mit, Willy.“, lügt er dann doch diplomatisch. Er ist einfach zu nett, um zu protestieren.
„Sehr gut, Mittwochabend musst du zur Abschiedsfeier für die Angehörigen der Heavyweights. Du musst dort eine Rede halten, bereite dich also darauf vor, Hilmar.“ Willy lacht. „Ihr W.H.T.O. Agenten seid wirklich echt total mutig, ehrlich. Euch mit hunderten dieser fetten, dreiäugigen, von der Gesellschaft verstoßenen Mutanten auf ein Raumschiff zu trauen... ich möchte nicht mit dir tauschen.“
Das hat nichts mit Mut zutun, viel mehr mit Selbstmord!“ meckert Hilmar. Willy wird ärgerlich. „Verstehe. Darin bist du ja ein Meister, nicht wahr?“ Hilmar will gerade gehen, dreht sich aber nochmal zum Holofon um. „Hey Luke“, sagt er leise. „Möge die Macht mit dir sein.“ „Was?“ fragt Willy unbeeindruckt?
Hilmar entschuldigt sich. „Sorry, hab wohl zu viel Star Wars geguckt. Scheiß Filmzitate.“ Er verabschiedet sich bei Willy, schaltet das Holofon ab und verlässt seine Wohnung.
Inzwischen in einer anderen Wohnung am Stadtrand:
Eine Mutter und ihre Tochter durchsuchen verzweifelt die Schränke. Das Kind weint sich die Augen aus dem Kopf und die Mutter muss sie immer wieder reindrücken, damit sie nicht auf dem harten Fußboden zerbrechen.
„Wo ist Titta!?“ brüllt das Kind heulend. Die Mutter ist verzweifelt. „Ich weiß es doch nicht. Wo hast du deinen Teddy denn zuletzt gesehen?“ Das Kind überhört die Frage und brüllt laut: „Ich will meinen Titta wiederhaben!“
Hilmar Slorptorg steht vor dem Aufzug und wartet schon seit 5 Minuten. Dann hört er im Treppenhaus Schritte. Es ist die alte Putzfrau Olla Behsen. Hilmar hasst sie für ihr billiges Aussehen, grüßt sie aber trotzdem mit den Worten: „Guten Tag Frau Behsen, nett Sie zu treffen.“
„Ich bin weder fett, noch bin ich Steffen! Ich bin die Frau Behsen.“ Hilmar schüttelt den Kopf. „Ich weiß, dass sie Frau Behsen sind. Sagte ich das nicht?“
Das alte Knochengerüst kann schon seit Jahren nicht mehr richtig hören. „Ich habe kein Gewicht! Ich habe eher abgenommen.“ Die Frau ist außer sich vor Wut. Sie versteht immer nur das,. was sie nicht hören will.
„Gehen sie endlich mal zum Ohrenarzt!“ meckert Hilmar. Die Alte sieht Hilmar wütend an. „Welches von den Toren knarzt? Unsinn! Ich habe sie vorgestern alle geölt, sie dummer Hund!“
Nun lächelt Agent Slorptorg. Er zieht seine Dienstwaffe, entsichert sie und schießt die Alte über den Haufen. „Paragraph Vier, Absatz 2 des Erdrechtes: Mord ist illegal, außer jemand wurde mit Tiernamen beleidigt! Sie nennen mich nicht noch einmal dummer Hund.“ Hilmar grinst. Auf so eine Gelegenheit hat er schon gewartet, seid er Olla Behsen das erste Mal getroffen hat.
Der Aufzug ist nun endlich (nach 10 Minuten sollte man auch damit rechnen) eingetroffen. Der W.H.T.O. Agent drückt auf „Erdgeschoss“ und fährt nach unten.
Das kleine Mädchen in der Wohnung am Stadtrand weint noch immer. „Ich will meine Titta wieder haben!“
Verzweifelt wühlt die Mutter in der bis zum Rand mit verfaulten Früchten und toten Katzen gefüllten Biotonne. Dann kommt der Vater herein und hält sich erst einmal die Ohren zu. Ein Stockwerk höher ist ein extrem lautes Krachen zu hören, als ob ständig etwas Schweres auf den Fußboden fällt. Die Decke ist tief nach unten gebogen. „Was ist denn hier los?“ schimpft der Vater. Die Mutter ist verzweifelt. „Usche’s Titta ist weg.“ Der Vater versucht Usche zu beruhigen.
„Aber Usche, wo hast du deinen Teddy denn zuletzt gesehen?“ Usche wischt sich literweise Tränen aus dem Gesicht. „Im Gleitwagen, als wir die fette Tante Elke weggebracht haben.“ Wieder beginnt sie laut zu heulen und zu schluchzen. „Dann suchen wir mal“, sagt der Vater.
Hilmar Slorptorg kommt unten am Parkplatz an und schaut auf seine Uhr. Es ist 12.25 Uhr und Hilmar lächelt, da er heute nur 4 Stunden und nicht 4 Stunden und 6 Minuten zu spät zur Arbeit kommt. Hilmar steigt in seinen Gleitwagen und fährt los auf die mit Heavyweight Schleim bedeckte Strasse, auf der die Fahrzeuge wie Luftkissenboote gleiten.
Auf halbem Weg zur Arbeit fällt ihm ein, dass er mal wieder seine/seinen Tante Dieter besuchen sollte, denn er hat sie/ihn schon lange nicht mehr gesehen.
Hilmar braucht ca. 20 Minuten bis zu seiner/seinem Tante Dieter. Als er ihre/seine Wohnung betritt, sitzt Dieter wie fast immer neben dem Kühlschrank und trinkt literweise Dosenbier.
Hilmer rennt zu ihr/ihm rüber und umarmt sie/ihn. Dieter lächelt und sagt: „Hilmar! Scheiße ey, ick muss mich ma wieder rasiern.“ Hilmar streicht sanft über ihren/seinen Vollbart.
Dieter steht auf, zieht ihr/sein mit Bier vollgekleckertes Unterhemd aus und wirft es in den Wäschekorb. Sie/er wischt sich Schweiß von ihrer/seiner Glatze und zündet sich eine Zigarre an. Hilmar deutet auf ihren/seinen fetten Bierbauch und lacht.
„Pass bloß auf, Tante Dieter. Sonst halten dich die Leute noch für eine/einen Heavyweight.“ Doch das macht Tante Dieter ärgerlich. Sie/er spuckt wütend die Zigarre in den Linseneintopf und brüllt: „Verpiss dich, Hilmar! Du kommst zu spät zu deine Arbeit.“ Hilmar verabschiedet sich von ihr/ihm mit einem langen Zungenkuss und verlässt die Wohnung.
Er steigt in seinen Gleitwagen und fährt über die fettigen Strassen weiter in Richtung W.H.T.O. Hauptquartier, wo er arbeitet.
An einer klebrigen Ampel klopft plötzlich eine nette alte Dame ans Seitenfenster. „Ähm, könnten äh...sie mir wohl behilf... ähm... lich sein? Mein Hund sitzt auf einem Baum, äh... ähm Katze. Ja...ne Katze ist es.“ Sie lacht freundlich.
Hilmar lächelt. „Aber klar doch. Einer netten alten Dame wie Ihnen zu helfen ist doch Pflicht für uns W.H.T.O. Agenten, nicht war?“
Hilmar stellt den Gleitwagen an den Straßenrand und steigt aus. Die nette alte Dame führt ihn zu einem Baum. Slorptorg sieht hoch zwischen die Äste. „Welche ist es denn?“ fragt er. „Da sind so viele, die meisten sind schon seit Jahren tot. – Hey, nette alte Dame, wo sind Sie?“
Er sieht zur Strasse hinüber und sieht, wie die nette alte Dame in seinen Gleitwagen steigt und losrast.
Hilmar beginnt wütend zu brüllen, springt in einen Baum und plückt eine kleine niedliche Miezekatze. Er setzt sie auf den Boden, stellt ihr den Fuss auf den Rücken, damit sie nicht wegrutscht.
„MIAAAAUUUUU!!!“ Mit aller Kraft reißt er mit beiden Händen am Katzenschwanz. Die anderen Fußgänger in der Nähe lächeln irritiert. Stolz jubelnd hält der W.H.T.O. Agent das Katzenschwänzchen in den Luft und brüllt: „Na? Bin ich cool oder bin ich cool?
Ein paar Minuten später setzt er seine Fahrt zur Arbeit im Bus fort. Während der Fahrt belauscht er zwei merkwürdig riechende Frauen.
„...und du kannst mir glauben, Berta, ich habe mich dann ins Bett gelegt. Mein Mann kam ins Zimmer, holte sein Ding aus seiner Hose und hat es fest hineingedrückt.“ Berta ist entsetzt.
„Hast du ihm denn nicht gesagt, er solle aufhören, Jokahinda?“ „Natürlich habe ich das“ sagt Jokahinda.“
„Und? Hat er ihn rausgezogen?“ fragt die Andere neugierig. „Nein, im Gegenteil, Berta. Er hat ihn noch tiefer hineingedrückt. Er hat wie wild geschüttelt, aber dann hat er mit aller Kraft gezogen.
Zuerst ist er stecken geblieben, aber dann ist er rausgeflutscht. Er hat das ganze Schlafzimmer voll gespritzt, aber zum Glück hatten wir zwei Gläser in der Nähe. Er hat sie beide gefüllt und wir haben sie leergetrunken.“
„War er denn lecker?“ fragt Berta. „Natürlich“ antwortet Jokahinda. „Es war ein sehr guter Sekt. Aber mein Idiot von Ehemann zieht den Verschluss immer zu hektisch mit seinem Ding raus. Ach...mir fällt das Wort nicht ein.“
Nun mischt sich auch Hilmar in das Gespräch ein und fragt: „Sie meinen einen Korkenzieher?“
„Natürlich“ antwortet Jokahinda.
„Das Wort lag mir schon die ganze Zeit auf der Zunge, während sie erzählten“ sagt Hilmar ehrlich. Er hat ein reines Gewissen, denn er sagte die Wahrheit.
Ein paar Minuten später steigt er in der Nähe seiner Arbeitsstelle aus dem Bus aus.
Inzwischen in der Garage bei Usche’s Eltern:
Der Vater ist verzweifelt, denn auch im Gleitwagen konnte er den Teddy nicht finden. Usche heult jetzt schon seit Stunden und ist völlig ausgetrocknet. Die einzelnen Hautschichten in ihrem Gesicht lösen sich wie Blätterteig. Dann äußert die Mutter den Verdacht, den bisher keiner wagte, auszusprechen: “Oh mein Gott! Meine fette Schwester Elke hat deinen Titta bestimmt mit ins W.H.T.O. Zentrum mitgenommen.“
Usche kann sich vor Tränen kaum halten und kreischt in Panik: „Ich will da hin! Titta holen!“ Mit einem epischen Tränenausbruch endet dieses Kapitel.
Kapitel 2
Hilmar betritt selbstbewusst und mit einer Tafel Lachsschokolade in der Hand die Haupthalle der W.H.T.O. Zentrale. Herr Fackähr, sein Chef, kommt ihm entgegen und spricht ihn an: „Guten Morgen Agent Slorptorg. Sie sind ja schon wieder zu spät.“
„Tut mir leid, aber eine nette alte Dame hat mir den Gleitwagen gestohlen“ redet Hilmar sich heraus. In Herrn Fackähr’s Augen ist echtes Mitleid zu sehen.
„Sie Armer, das ist ja schon das dritte Mal in diesem Monat. Sie sollten sich von netten alten Damen fernhalten, die sind nicht gut für Sie. Aber vergessen wir das. Ich habe einen Auftrag für Sie. Ein paar Leute in der Stadt weigern sich, ihre zu Heavyweights mutierten Familienmitglieder hier her zu bringen und zum Transport nach Grav Zero anzumelden.“
Hilmar macht ein sorgenvolles Gesicht und meint: „Ich verstehe diese Leute nicht. Ich wäre froh, wenn ich einen Heavyweight loswerden würde. Und erst recht wäre ich froh, ein Familienmitglied loswerden zu können.“
Herr Fackähr schickt Hilmar rauf in sein Büro, wo die Unterlagen für den Auftrag auf ihn warten.
Als Hilmar im Aufzug steht und den Knopf für die Etage drücken will, in der sich sein Büro befindet, bekommt er plötzlich einen Anfall von Gedächtnisverlust und er weiß nicht mehr, in welchem Stockwerk sich sein Büro befindet.
„Vielleicht hätte ich diese lila Pilze nicht essen sollen, die ich gestern hinter der Heizung gefunden habe...“ überlegt er. Dann drückt entschlossen auf den Knopf für die vierte Etage.
Die Lifttür öffnet sich und...
…und Hilmar sieht gelbe und blaue Elefanten, die an der Flurdecke tanzen und Weihnachtslieder singen!
In Panik drückt Hilmar auf den Knopf für die fünfte Etage, wo sich sein Büro befindet. Völlig außer Atem versucht er das dramatische Ereignis mit den bunten Elefanten zu vergessen und betritt sein 1,5 Quadratmeter großes Büro und freut sich wieder einmal über den ganzen Platz, der ihm zur Verfügung steht. Er nimmt sich die Unterlagen für seinen Auftrag und beginnt zu lesen:
Guten Morgen Agent Slorptorg. Wir haben einen Auftrag für Sie: Die Familie Hutschigutschi weigert sich, ihren Heavyweight bei uns abzugeben. Bis Dienstagabend muss der Heavyweight in einem unserer Sammellager sein, damit der Transporter beladen werden kann. Wenn die Familie sich weigert, den Heavyweight abzugeben, wird sie zu Zwangsarbeit auf Grav Zero verurteilt.
Für diesen Auftrag bekommen sie einen neuen Partner, da ihr letzter Partner ja versehentlich von einem Heavyweight verschluckt wurde. Aber seien Sie vorsichtig mit ihrem neuen Partner. Da er keine Arme und Beine hat, müssen Sie ihn mit einem speziellen Tragegeschirr mitnehmen. Lassen sie ihn AUF KEINEN FALL fallen und füttern Sie ihn nicht mit der Hand. Er ist bissig. Sie können ihn unten bei der Anmeldung abholen. Viel Glück bei ihrem Auftrag.
„Na großartig!“ murmelt Hilmar. Ein verkrüppelter Hund ist das Letzte, was er nun gebrauchen kann. Er geht hinunter zur Anmeldung. Hinter der Glaswand sitzt eine Frau mit einer wirklich widerlichen Frisur.
„Guten Tag, ich... was ist mit ihren Haaren passiert?“ fragt Hilmar plötzlich entsetzt. Die Frau mit der widerlichen Frisur antwortet:
„Muss das denn jeder fragen? Ich rede nicht g
ern darüber, es war sehr unangenehm. Was wollen Sie denn?“ Doch Hilmar gibt nicht auf.
„Hat das mit ihren Haaren wehgetan?“
Die Frau lacht. „Nein, natürlich nicht. Ich war doch bewusstlos.“ Hilmar starrt weiter auf die widerliche Frisur, beschließt aber nicht weiter danach zu fragen.
„Mein Name ist Hilmar Slorptorg. Ich bin hier, um meinen neuen Partner abzuholen.“
Die Frau mit der widerlichen Frisur sieht kurz in ihre Unterlagen und sagt dann: „Ich hole ihren Partner, er sitzt noch im Käfig. Ich gebe ihnen schon mal seinen Personal- und seinen Dienstausweiß.“
Hilmar ist verwirrt. „Wozu ein Personalausweis? Wir reden doch von einem Hund, oder?“
Die Frau mit der widerlichen Frisur lacht. „Nein, natürlich nicht. Warten Sie, ich hole ihn eben. Sein Name ist übrigens Bonzo.“
Die Frau mit der widerlichen Frisur verschwindet in einem anderen Raum und kommt nach einer Minute mit einem Käfig zurück. In dem Käfig sitzt ein ca. 40 cm großer, böse blickender, glatzköpfiger, kleiner Mann ohne Arme und Beine.
„Soll ich ihn rauslassen?“ fragt die Frau mit der widerlichen Frisur.
„Natürlich, du dumme Schlampe!“ knurrt Bonzo schlecht gelaunt in seinem Käfig und zeigt drohend die Zähne. Vorsichtig öffnet die Frau mit der widerlichen Frisur den Käfig und hebt Bonzo an einem Tragegeschirr heraus. Böse blickt er Hilmar an und sagt:
„Die dumme Sau is also mein neuer Partner?“ Hilmar greift nach Bonzo, der mehrmals versucht ihm in die Hand zu beißen und schafft es schließlich, ihn sicher auf den Rücken zu schnallen.
„Wie soll der mir helfen können?“ fragt Hilmar verzweifelt die Frau mit der widerlichen Frisur. Die Frau mit der widerlichen Frisur lächelt. „Gar nicht. Wir wollen ihn nur nicht hier haben.“
Hilmar riecht kurz an den kleinen dicken Mann ohne Arme und Beine. „Er stinkt so...er ist doch stubenrein, oder?“
„Wenn er will ja“ antwortet die Frau mit der widerlichen Frisur. Bonzo beginnt leise zu knurren und schimpft: „Gehen wir endlich, du Armleuchter?“
Hilmar trägt Bonzo nach draußen und schüttelt ihn einmal kräftig. „So Knirps. Jetzt stellen wir mal eines klar, ok? Ich bin der Boss, kapiert?“ meckert Hilmar. Bonzo windet sich wütend in seinem Tragegeschirr. „Sonst was, du Armleuchter?“ schimpft der kleine Fleischball.
Hilmar nimmt das Tragegeschirr mit Bonzo vom Rücken, holt weit aus und wirft ihn in einen hohen Baum. Er bleibt zwischen den Ästen hängen und ein paar tote Katzen fallen aus dem Baum. Die noch lebenden Katzen springen in Panik in den nächsten Baum als Bonzo versucht, sie zu beißen.
„Lass mich sofort hier runter, du Schwachkopf!“ brüllt er. Hilmar zieht seine Waffe und schießt den Ast herunter, an dem Bonzo hängt.
„Jetzt reichts, du kleine Kröte! Noch so’n Spruch und du landest im Müllzerkleinerer. Du verstehst mich, ja?“ Bonzo windet sich wieder vor Wut kochend in seinem Geschirr, nickt dann aber widerwillig.
Hilmar geht mit Bonzo auf dem Rücken zum Parkplatz, um seinen Dienstgleitwagen für den Auftrag abzuholen. Er legt Bonzo in den Kofferraum, aber der beginnt sofort laut zu protestieren.
„Wie kannst du es wagen, mich in den Kofferraum zu legen? Bin ich etwa nur ein halber Mensch?“ Hilmar wirft ihm nen bösen Blick zu und meint: „Sieh dich an...du bist nicht einmal ein halber Mensch. Zwei Drittel von dir fehlen!“
„Hol mich sofort hier raus!“ brüllt Bonzo wütend. Hilmar nimmt Bonzo und legt ihn ins Handschuhfach. Er scheint nichts dagegen zu haben. Slorptorg fährt los, aber schon nach kurzer Zeit beginnt Bonzo im Handschuhfach zu zappeln. Hilmar macht die Klappe auf und fragt Bonzo: „Was hast du denn nun schon wieder?“
„Hier drin stinkt es nach Hundescheiße!“ beschwert sich Bonzo. Hilmar riecht kurz im Handschuhfach und meint: „Das bist du, Bonzo.“
„Natürlich bin ich das!“ meckert der Bonzo. „Aber hier drin kann der Gestank nirgends abziehen.“ Genervt bindet Hilmar die stinkende Missgeburt auf dem Rücksitz fest und fährt weiter.
Agent Slorptorg stoppt den Dienstgleitwagen vor dem Wohnblock, der in den Unterlagen angegeben war. Er nimmt Bonzo auf den Rücken, der zur Abwechslung mal still ist und geht die Treppe hinauf zur Wohnung der Familie Hutschigutschi.
Auf dem Weg nach oben kommt ihm ein kleines Mädchen entgegen, das furchtbar heult und mehrere Hautschichten verloren hat. Vor der Wohnung angekommen drückt Hilmar auf die Klingel. Drinnen ist ein lautes Krachen zu hören.
Drinnen ist leise die nervöse Stimme eines Mannes zu hören. „Hör auf mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen, Olga!“ Die Tür öffnet sich und ein Mann mit zwei Bärten öffnet die Tür. Hilmar zeigt ihm seinen Ausweis und sagt:
„Guten Tag, ich bin Agent Slorptorg von der W.H.T.O. Ich bin hier, um ihren Heavyweight abzuholen.“
Der Mann wirft Hilmar und Bonzo einen drohenden Blick zu. „Sie nehmen meine Schwester nicht mit!“
Hilmar sieht den Mann mit einem Lächeln voller Schadenfreude an. „Entweder Sie geben uns ihre Schwester mit, oder wir müssen Gewalt anwenden.“
„GEWALT ANWENDEN! GEWALT ANWENDEN!“, brüllt Bonzo und lacht laut.
Wenn er Beine hätte, würde er jetzt vor Freude herumhüpfen, wippt aber nur erregt mit seinem Glatzkopf.
„Herr Hutschigutschi, Sie werden mir ihre Schwester mitgeben, oder Sie und Ihre Familie werden nach Paragraph 5 des Erdrechtes zu 20 Jahren Zwangsarbeit auf Grav Zero verurteilt!“
Bonzo beugt über Hilmars Schulter und bettelt: „Darf ich ihn beißen? Bitte!“ - “Vielleicht später“ antwortet Hilmar. Er reißt mit Gewalt die Tür auf und betritt die Wohnung der Hutschigutschis.
Herr Hutschigutschi versucht ihn aufzuhalten. „Ich will die alte Drecksau endlich beißen!“ schimpft Bonzo.
„Mach ihn fertig, Kleiner!“ sagt Hilmar, packt Bonzo am Geschirr und hält ihn Herrn Hutschigutschi mitten ins Gesicht. Vorsichtig beginnt er, an Herrn Hutschigutschi’s Nase zu knabbern. Dann beißt er stärker zu.
„Langsam, Kleiner“ warnt Hilmar Bonzo. „Du willst dich doch nicht verschlucken.“ Doch es ist zu spät. Bonzo beginnt laut zu husten, Herr Hutschigutschi gerät in Panik und rennt blutend die Treppe hinunter. Hilmar bindet Bonzo wieder auf seinen Rücken.
Mitten im Wohnzimmer sitzt eine wirklich fette Heavyweight, der Boden biegt unter dem Gewicht gewaltig nach unten. „Mein Gott, ist die fett...“ murmelt Hilmar.
„Dreh dich um, du Sack! Ich will auch was sehen“ meckert Bonzo. „Nenn mich nicht Sack, du labernde Handtasche!“ knurrt Hilmar.
Die fette Heavyweight, die mindestens schon 600 Kilo wiegt, sieht Hilmar freundlich mit ihren drei Augen an.
„Guten Tag“ sagt sie plötzlich mit sanfter Stimme. „Hier riecht es nach Hundescheiße, haben sie etwas zu Essen für mich mitgebracht? Ich habe schon seit Minuten nichts mehr gegessen.“
„Nein!“ antwortet Hilmar. „Wir werden dich jetzt mitnehmen, bald geht es nach Fat World.“ Die drei Augen der Heavyweight blicken traurig, eine fette Träne läuft ihr über das Gesicht. „Aber ich will nicht mitkommen.“
Da beginnt Bonzo zu lachen, auch Hilmar kann sich nicht mehr halten und lacht drauf los. Von Lachkrämpfen geschüttelt brüllt Bonzo: „Hast du das gehört? Sie glaubt, sie hat Rechte!“ Nach einiger Zeit haben beide sich wieder einigermaßen gefangen, da steht plötzlich Herr Hutschigutschi blutend hinter ihnen im Raum. „Sie nehmen sie nicht mit! Niemals!“ sagt er entschlossen.
Hilmar hält ihm den Anmeldeschein für den Heavyweight Transport hin. „Unterzeichnen Sie das, oder wollen Sie 20 Jahre wegen so einem fressenden fetten Tier auf Grav Zero verbringen?“
Olga, die fette Heavyweight, beginnt ängstlich zu zappeln. Plötzlich bricht der Fußboden unter ihr ein. Sie donnert Stockwerk für Stockwerk hinunter bis in in den Keller und hinterlässt dort einen gewaltigen Krater.
„Herr Hutschigutschi, ich verurteile Sie hiermit zu 20 Jahren Zwangsarbeit auf Grav Zero. Sie werden 20 Jahre Heavyweight füttern, waschen und massieren!“ erklärt Hilmar.
Herr Hutschigutschi beginnt in Panik zu schreien, holt ein Gewehr hinter dem Rücken hervor und schießt sich das Hirn weg.
Hilmar schüttelt betrübt den Kopf. „Der arme Mann.“ Auch Bonzo schüttelt traurig den Kopf. „Die schöne Tapete. Total versaut!“ jammert er.
Kapitel 3
Freitag:
Gestern hat Hilmar die Geduld verloren und Bonzo in den Mixer geworfen. Die Überreste hat er ins Waschbecken gekippt, welches immer noch höllisch nach Hundescheiße stinkt.
Nun ist er auf dem Weg zur Abschiedsfeier um seine Rede zu halten. Im Bus trifft er seine/seinen Tante Dieter.
„Tach Hilmar“ begrüßt sie/er ihn. „Wie sieht et denn bei dich so aus?“ Tante Dieter trägt ein schönes rosa Kleid mit Blumenmuster und hochhackigen Schuhen. Außerdem hat sie/er sich ihren/seinen Vollbart abrasiert.
„Es geht so“, antwortet Hilmar. „Du siehst hübsch aus, Tante Dieter. Hast du dir die Glatze polieren lassen? Sie glänzt so schön.“
„Ja“, meint Tante Dieter, rülpst kurz und erzählt dann weiter: „Hab’se mit Bier einjerieben. Glänzt wie Scheiße, echt. Watt hasse senn so jemacht, die letze Taje?“
„Och“, meint Hilmar verlegen. „Das übliche halt, Heavyweights eingesammelt.“
Tante Dieter schnitzt sich gerade eine neue Tattoovierung in ihre/seine Glatze und fragt: „Und, Hilmar? Watt machse jetz?“
„Ach, ich muss eine Rede auf dem Heavyweight Abschiedsfest halten. Echt Scheiße.“ Hilmar deutet auf die Tattoovierung. „Tut das nicht weg?“ fragt er schließlich.
„Seit ick datt Schmerzzentrum im meinem Jehirn jetroffen happ, nich mehr“ erzählt Tante Dieter. Als der Gleitbus vor dem W.H.T.O. Zentrum hält, verabschiedet Hilmar sich bei ihr/ihm und steigt aus.
Auf dem Weg zum Haupteingang kommt ihm ein kleines Mädchen entgegen. Es heult fürchterlich und trägt eine Taucherbrille, damit die Augen nicht herausfallen.
Hilmar spricht das Mädchen an: „Watt, wer bist du denn? Hast du deine Mama verloren?“ Weinend antwortet das Mädchen: „Ich bin die Usche. Ich suche meinen Teddy Titta.“
„Tut mir leid, aber ich kann dir leider nicht helfen, Kleine.“
Eine halbe Stunden Später im Innenhof des W.H.T.O. Zentrums:
Auf dem riesigen Platz haben sich tausende Menschen versammelt und freuen sich, ihre Heavyweight Verwandten los zu werden. Der Leiter der W.H.T.O., Jerry Pol spricht zu den Leuten, und alles was er ins Mikrofon spricht, wird mit einem Echo unterlegt um die Leute zu beeindrucken. „Auf dem Friedhof ist kein Platz für Elke und all die anderen Heavyweights!“ ruft er in die Menge.
Die Menschen jubeln und feiern. Neben Pol steht/sitzt/liegt die mit 85 Tonnen schwerste Heavyweight aller Zeiten, die fette Elke.
Hilmar steht hinter der Bühne, von der aus Jerry Pol gerade mit den Angehörigen der Heavyweights gesprochen hat.
“Sie sind jetzt dran, Herr Slorptorg“ sagt eine Stimme hinter ihm. Hilmar geht zitternd auf die riesige Bühne und beginnt zu sprechen...zumindest versucht er es. „Jaaa...äh, hallo Leute. Ich weiß nicht, ob sie wissen, dass...ähm...scheiße...scheiße, scheiße, SCHEIßE..“
Hilmar ist höllisch nervös und kriegt keinen ganzen Satz heraus. Aus einem Lautsprecher der Bühne hört er eine Stimme, die sagt: „Hilmar, sie sind raus!“
Er blickt hoch zum Lautsprecher und ruft enttäuscht: „Ja wieso das denn?“ Hilmar bleibt auf der Bühne und stammelt noch ein paar Worte dahin. Ein netter, kräftiger (sogar sehr kräftiger) Herr zerrt Hilmar schließlich brutal von der Bühne.
Später in Jerry Pol’s Büro:
Pol sitzt wütend hinter seinem Schreibtisch und fragt schließlich: „Was haben Sie sich dabei gedacht, Slorptorg? So eine beschissene Rede hab ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört!“
Hilmar ist nervös und schwitzt. Er antwortet: „Aber ich habe mir echt Mühe gegeben, ehrlich.“
Wütend zieht Herr Pol seine Perücke tiefer ins Gesicht. „So etwas will ich nie wieder höre, verstanden? Wo ist eigentlich ihr neuer Partner?“
„Ähm, den hab ich im Kofferraum vergessen“ lügt Hilmar. „Dann holen Sie ihn jetzt bitte“ verlangt Pol.
„Äh, das geht nicht“ antwortet Hilmar schwitzend. „Der Wagen wurde mir von einer netten alten Dame gestohlen.“
Pol lächelt. „Prima, dann sind wir ihn ja endlich los. Er hat höllisch gestunken, finden Sie nicht? Und wegen Ihrer Rede: Zwei Wochen Wachdienst auf Grav Zero! Sie können gehen.“
Verärgert über die Strafe fährt Hilmar nach Hause. Doch vorher stoppt er noch kurz bei einem Haus, in dem ein kleiner, alter, maulwurfähnlicher Mann wohnt.
Vorsichtig steigt er aus. Gerade kommen zwei Betrunkene aus dem Haus, die den armen Mann tyrannisiert haben. Voller Vorfreude wirft Hilmar ein paar Münzen in den Türschlitz und die Tür öffnet sich.
Viele Leute besuchen den armen kleinen Maulwurfmann, wenn sie ihren Frust ablassen wollen. Außerdem ist es legal. Also eine gute Alternative zu einem Kindergartenüberfall.
Als Hilmar hineingeht, steht der Maulwurfmann an einer schon oft reparierten Holzwand und sieht den W.H.T.O. Agenten ängstlich an.
Hilmar packt den kleinen, fast blinden Kerl und donnert ihn immer wieder gegen die Holzwand, bis diese nachgibt. Zitternd liegt der Maulwurfmann auf dem Boden. Seine teilweise verstümmelten Körperteile fliegen unkontrolliert durch die Luft, aber das ist völlig normal bei einer solch schweren Gehirnblutung, wie Hilmar sie ihm gerade zugefügt hatte.
Zufrieden und entspannt steigt er wieder in seinen Dienstgleitwagen und fährt über die fettigen Strassen nach Hause.
Vor dem Lift liegt noch immer die inzwischen halb verrottete Leiche von Olla Behsen. Hilmar betritt seine Wohnung in der es noch immer nach Bonzo stinkt. Plötzlich klingelt das Holofon.
„Ich bin’s, Willy Shake-Beer. Ich habe leider eine sehr schlechte Nachricht für dich.“ Hilmer ist erschreckt.
„Was für eine Nachricht? Michael Jackson ist doch keine Frau?“
Willy lacht. „Doch, natürlich. Nun, ich bin glücklich, dass du mich durchs Holofon nicht verprügeln kannst. Du musst in einer Stunde am Raumhafen sein, Wir müssen früher starten, sonst passt die fette Elke nicht ins Raumschiff, da sie jeden Tag ein paar hundert Kilo zunimmt.“
„Was!?“ Wütend holt Hilmar aus und schlägt auf Willy’s Hologramm ein. Der schreit mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. „Hey! Wie machst du das?“
Grinsend stellt Hilmar einen Ventilator so vor das Holofon, dass die Rotorblätter immer wieder Willy’s Hologramm treffen. Entspannt setzt Slorptorg sich hin und hört sich Willy’s Gejammer an: „Au. Aua!! Hilmar, Hilfe! Ich...AU!!! Ohhh, tut das weh!! Komm....AUTSCH, schalte den verd...AUA!!! Das Ding reißt mich in Stücke!“
Hilmar grinst schadenfroh und meint: „Och, da bin ich aber traurig.“ Er lacht. Willy schreit:
„AHHH! Mein Arm ist abgerissen. Hilmar, sei ein netter Mann und... AUUUU!!!“
Hilmar hält sich die Ohren zu und ruft lachend: „Ich höre dich nicht. Lalalalalala! Was? Ich kann nichts verstehen! Lalalalala...“
Nach ein paar Minuten sind die Batterien des Ventilators leer und Willy hört auf zu jammern. Hilmar entschuldigt sich verlegen:
„Naja, t’schuldigung, Willy. Das mit deinem Arm und deinem rechten Auge tut mir wirklich leid, ehrlich.“
Willy verzeiht ihm. „Ach, das macht doch nichts. Ich hab ja noch das linke Auge. So sehe ich wenigstens nicht mehr doppelt, wenn ich besoffen bin. Wir sind doch noch Freunde, oder?“
„Na klar“ antwortet Hilmar. „Bis später, Tschüß.“
Er schaltet das Holofon ab und geht ins Treppenhaus. Weiter unten hört er jemanden singen. Er beschließt, der Sache nachzugehen. Und dann sieht er es...
Ein grüner und ein blauer Elefant verschwinden hinter einer Ecke und singen: „Stille Nacht, heilige Nacht“. Hilmars Herz beginnt zu rasen. Hat er das wirklich gesehen? Oder hat seine Fantasie ihm einen Streich gespielt? Er setzt sich noch ein paar Minuten hin, versucht sich von dem Schock zu erholen.
Inzwischen in der W.H.T.O. Zentrale:
Willy Shake-Beer sitzt blutend an seinem Schreibtisch. Das Holofon klingelt.
“World Heavyweight Transport Organisation Holofonzentrale. Willy Shake-Beer meldet sich zu Ihren Diensten!“ Es ist der Pförtner. Eine Familie will dringend mit Willy sprechen. Er verbindet sein rechtes Auge und verlässt sein Büro.
Willy empfängt die Familie in einem der Sprechzimmer im Erdgeschoss. Es ist Usche mit ihren Eltern. Sie trägt einen externen Tränensack mit 10 Litern Kunsttränen, damit sie nicht austrocknet.
„Was kann ich für Sie tun?“ fragt Willy.
Usche heult: „Ich will meinen Teddy Titta wieder haben!“
„Wir glauben, dass meine fette Schwester Elke Titta mit hierher genommen hat“ erklärt die Mutter. „Könnten sie vielleicht einmal nachsehen?“
Willy nimmt das blutige Taschentuch aus seiner leeren Augenhöhle und stopft ein sauberes hinein.
“Die fette Elke ist bereits auf dem Raumschiff. Ich werde die beiden Begeleitagenten Schloch und Slorptorg bitten, Titta zu suchen.“ Willy lächelt Usche an. „Vielleicht ist dein Teddy ja nächsten Monat wieder da.
Nach dem Gespräch betritt Willy zufrieden die Kantine und bestellt einen Teller Grillhamster. Er bittet einen Kollegen, ihm beim Tragen des Tabletts zu helfen, da er es mit einem Arm nicht so ganz bewerkstelligen kann, isst den Grillhamster und lässt sich das Tablett zurückbringen.
Ein paar Minuten später kommt ihm in der Haupthalle ein völlig verstörter Hilmar Slorptorg entgegen.
„Willy, Willy! Du...du glaubst nicht, was ich... oh mein Gott! Elefanten, bunte Elefanten! Sie...sie sangen Weihnachtslieder...Oh Gott!“
Hilmar bricht ohnmächtig zusammen. Willy ist total verzweifelt. Er hat schon oft über solche Erscheinungen gelesen, hat aber bisher nie daran geglaubt. Doch Hilmar würde ihn nicht anlügen.
„Hilmar, wach auf. Komm zu dir!“
Hilmar öffnet langsam die mit Angsttränen gefüllten Augen. „Sag mir, dass es nicht wahr ist...sag es mir!“
„Beruhige dich, Hilmar. Man wird das Haus durchsuchen. Auf der Colossus bist du sicher. Du solltest schon an Bord gehen und dort bis zum Start bleiben.“
Hilmar beruhigt sich langsam wieder. „Ja, ich denke, das werde ich machen. Willy, ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst.“
Willy nimmt Hilmar in den Arm. „Ich weiß. Geh jetzt zum Schiff, A. Schloch ist schon an Bord. Ihr startet in einer halben Stunde. Ach, noch etwas. Die fette Elke hat einem kleinen Mädchen den Teddy gestohlen. Könntest du auf dem Schiff danach suchen? Die fette Elke hat ihn sicher noch.“
„Ja, mache ich“ antwortet Hilmar. „Wir sehen uns in einem Monat, mach’s gut. Und wechsle das Taschentuch in deiner leeren Augenhöhle, es trieft wie ein Wasserfall.“
Willy lächelt. „Yeah, cool. Gute Reise, Hilmar.“
Nachdem Hilmar an Bord der Colossus nach Fat World gestartet ist, wird Willy Shake-Beer ins Büro von Jerry Pol gerufen.
„Guten Tag, Herr Shake-Beer. Ich muss sie um einen kleinen Gefallen bitten. Gehen Sie bitte in die vierte Etage und holen Sie die Akten von der großen Laborexplosion.“
„Nein!“ brüllt Willy. „Niemals. Dort soll es spuken. Seit Jahren verschwinden in der 4. Etage immer wieder Menschen oder sie kommen völlig geistesgestört von dort zurück. Ich werde NIEMALS dort hingehen!“
5 Minuten später ist Willy im Aufzug auf dem Weg in die vierte Etage. Er tut wirklich ALLES für eine Gehaltserhöhung von 0,3 %.
Dort angekommen öffnet sich die Tür. Willy hat Angst und einen Goldhamster, der Geldstücke frisst, aber zuerst nicht den Mut, den Aufzug zu verlassen.
Schließlich macht er es doch. Vorsichtig geht er erst einen Schritt, dann einen weiteren. Das Licht im Gang ist zum größten Teil ausgefallen, da sich seit Jahren niemand darum gekümmert hat. Hinter einer dunklen Ecke hört er plötzlich etwas...Stimmen, die singen:
“...Tannebaum, oh Tannebaum...“
Willy’s größte Angst wird zur Realität...er macht vor Angst in die Hose. Es plätschert, immer lauter und schneller. Es stinkt fürchterlich, aber er muss es tun. Er schleicht weiter, rutscht fast aus. Die Stimmen kommen immer näher...
„Oh du fröhliche, oh du selige...“
Willys Herz rast vor Angst. Er sieht um die Ecke und...“Oh mein Gott!“ Sieben bunte Elefanten tanzen an der Decke und singen Weihnachtslieder! Willy beginnt zu schreien und unkontrolliert zu zappeln. Sein Kopf fühlt sich an, als werde er platzen. Er verliert den Verstand, an dieser Stelle kann der Autor seine Gedanken nicht mehr in Worte fassen, da es einfach zu grausam ist. Darum gibt es jetzt einen Szenenwechsel.
Hilmar ist inzwischen mit seinem Kollegen Agent A. Schloch auf der Colossus unterwegs nach Grav Zero. Sie sind bereits seit 5 Tagen unterwegs und werden in knapp 30 Stunden dort ankommen.
Slorptorg geht durch einen dunklen Gang an Bord des Schiffes. Alles ist still. Dann hört er Schritte hinter sich. Schnell dreht er sich um, doch der Gang ist leer. Beunruhigt geht er weiter. Plötzlich hört er singende Stimmen:
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind...“
Hilmar wird von eiskalter Panik gepackt und rennt so schnell er kann davon. In der Ferne hört er Willy um Hilfe schreien. Die singenden bunten Elefanten kommen immer näher, Hilmar rennt und rennt und...
...wacht schweißgebadet in seiner Kabine auf. Das laute Trampeln der Heavyweights im Lagerraum des Schiffes hat ihn geweckt.
Er steht auf und nimmt den Topf mit gekochtem Bier vom Herd. Vorsichtig kippt er es über sein weiches Frühstücksbrötchen. Während er frühstückt, ruft er über die Kommunikationsanlage den Captain des Raumschiffes.
„Hier ist Captain Blond, James Blond. Was kann ich für Sie tun, Agent Slorptorg?“
„Gibt es Neuigkeiten von der Erde, Captain?“ fragt Hilmar.
„Nein, nichts von Bedeutung. Moment mal. Oh Gott, Nein!“ Hilmar hört den Captain und die Besatzung laut aufschreien, dann wird die Funkverbindung unterbrochen.
In seiner Not wiehert Hilmar wie ein Pferd. Im ganzen Schiff hallt es gespenstisch durch die Gänge. Dann hört ein ein Klopfen an der Tür. Es ist Usche. „Ist Titta hier?“ fragt sie.
„Was machst du denn hier, Kleine? Ich habe ihn nicht gefunden.“ Er bietet dem kleinen Mädchen eine Zigarette an, aber sie schüttelt den Kopf.
“Ich rauche nicht mehr, seit ich vier Jahre alt bin.“ Hilmar versucht sie davon zu überzeugen, dass Rauchen gesund ist, aber Usche mag nur harte Drogen.
Hilmar setzt Usche eine Spritze mit Heroin an den Arm und drückt. Den Rest spritzt er sich selbst in den Hals und die beiden gehen mit erweitertem Bewusstsein auf die Kommandobrücke des Schiffes.
Die Besatzung liegt tot auf dem Boden. Plötzlich erscheint das fette, dreiäugige Gesicht der fetten Elke auf einem Bildschirm.
Sie lacht und beginnt dann zu sprechen. „Die Menschheit wird vernichtet werden! In diesem Augenblick durchkämmen tausende bunte Elefanten die Städte der Welt und singen Weihnachtslieder!“
Hilmar bekommt einen Schreikrampf und kreischt wie eine alte Frau. „Jawohl, Weihnachtslieder!“ Wieder beginnt die fette Elke laut zu lachen.
Wütend sieht Usche ihr ins Gesicht. „Warum tust du das, Tante Elke? Warum!?“ Usche heult, schreit und sabbert.
„Die Menschen behandeln uns Heavyweights wie Scheiße“ beginnt die fette Elke zu erklären. „Mit Recht, aber wir wollen das trotzdem nicht. Also haben wir Heavyweight begonnen, in unseren Gefängnissen im W.H.T.O. Gebäude aus unserem eigenen Körperfett kleine Elefanten zu formen. Wir haben sie bunt angemalt und ihnen Weihnachtslieder beigebracht.“ Wieder lacht Elke irre.
Usche kann sich vor Zorn nicht halten. „Ihr seid so krank im Kopf, ihr fetten Säue!“
Inzwischen auf der Erde:
Bunte Elefanten ziehen durch die Straßen und singen alle gemeinsam ein Weihnachtslied nach dem anderen. Die Menschen springen in Panik reihenweise von Hochhäusern, tausende begehen Selbstmord.
Hilmar schaltet den Bildschirm ab und denkt nach. Elke scheint der Anführer der Heavyweights zu sein. Und Usche hat die rettende Idee:
„Ich weiß, wie wir sie aufhalten können. Wir müssen Tante Elke einfach (mit vielen brutalen Splattereffekten) umbringen. Sie hat meine Titta schonmal tanzen lassen, sie hat Zauberkräfte. Wenn sie tot ist, werden auch die Elefanten sterben.“
Hilmar hält das für eine gute Idee. Da Elke auf dem Schiff ist, drückt er den Knopf für die Selbstzerstörung.
Aus den Lautsprechern spricht die extrem erotische Stimme des Bordcomputers: „Warnung, Selbstzerstörung aktiviert. Explosion in 60 Sekunden. 50, 40, 30, 20, 10, 1...war nur ein Witz. Das Schiff explodiert in 5 Minuten. Und jetzt rennen Sie endlich!“
Hilmar packt Usche an den langen Haaren und rennt los. Unten in der Nähe des Hauptfrachtraumes soll angeblich ein Rettungsschiff sein ... angeblich. Doch im Frachtraum steht plötzlich die fette Elke mit einem Gesamtgewicht von 1200 Tonnen vor Ihnen.
Hilmar packt Usche wieder an den Haaren, wirbelt sie ein paar Mal herum und schleudert sie direkt ins fette Maul von Elke. Da Elke erkältet ist, bekommt sie keine Luft und Hilmar rennt los zum Rettungsschiff, doch dann niest Elke.
Mit 52facher Schallgeschwindigkeit kommt Usche angeflogen. Elke kommt immer näher. Hilmar steigt mit Usche ins Rettungsschiff und startet die Triebwerke. Elke kommt immer näher, doch plötzlich steht A. Schloch vor ihr.
Er schreit sie an: „Komm her, du fett Sau, ich...“
Doch die fette Elke schnappt packt ihn an den Beinen und frisst ihn laut schmatzend auf, rülpst danach ein paar Sekunden. Hilmar findet Zeit zum Starten und gerade als er das Transportschiff verlassen hat, explodiert es. Dicke Fettspritzer von Elke landen auf der Heckscheibe des Rettungsschiffes. Zwei der sechs Triebwerke sind völlig verklebt, aber Das Schiff fliegt tapfer weiter.
Auf der Erde:
In diesen 10 Minuten des Grauens hat nur ein Zehntel der Weltbevölkerung überlebt. Der Rest hat sich vor Angst und Verzweifelung umgebracht. Überall liegen Selbstmordopfer. Aber die Elefanten sind tot. Durch den Tod der fetten Elke wurde die Menschheit vor den bunten Elefanten gerettet.
...aber es bleiben noch Fragen offen. Wird Usche jemals ihren Teddy wieder sehen? Und warum rochen die beiden Frauen im Gleitbus so merkwürdig? Tja, wer weiß...
by Peter W. (Irgendwann um 1997/98)