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Haut

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24.03.2019
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Haut

Ich war zwölf, vielleicht dreizehn Jahre alt. Wir waren auf Klassenfahrt im Nirgendwo, aber es war aufregend, weil wir nicht zuhause waren und die Lehrer die Zügel locker ließen. Alle Jungs unserer Klasse waren in Annemarie verliebt. Ich auch. Ich war verliebt in ihr rundliches Gesicht, die großen Augen, die immerzu strahlten und ich war in ihren für mich goldenen Teint verliebt, der draußen in der Sonne besonders zur Geltung kam. Es waren die Neunziger und die Mädchen kleideten sich für heutige Verhältnisse meist dezent und selten aufreizend. Annemarie trug in diesem Sommer jedoch häufig eine kurze, ausgefranste Jeans und machte uns mit ihren schönen, gebräunten Beinen fast verrückt. Mehr noch als Hannah, die bereits Busen hatte. Wir Jungs hatten nur Augen für Annemarie, für ihre Haut, ihre Augen und ihr blondes, langes Haar. Unter uns redeten wir ständig über sie, jede Aussage, jede Geste von ihr wurde analysiert wie ein Drama im Deutschunterricht. Wen von uns mochte sie wohl leiden, wer würde der Auserwählte sein?

Ich versuchte es fast ausschließlich über Augenkontakt und ein dezentes Lächeln. Am frühen Abend spielten wir mit unserem Klassenlehrer ein Spiel im Stuhlkreis. Man musste koordiniert und im Takt in die Hände klatschen und konnte zwischendurch jemand anderen aufrufen. Wenn man dem Rhythmus nicht folgen konnte oder beim Aufrufen einen Fehler machte, kriegte man vom Mitschüler, der einen vorher aufgerufen hatte, einen Dubbel aus Hautcreme ins Gesicht: auf die Nase, auf die Stirn, auf die Wangen und aufs Kinn. Ich rief Annemarie solange und so häufig auf, bis sie einen Fehler machte. Ich durfte ihr einen Dubbel auf die Nase setzen. Ich schritt auf sie zu, sie lachte, ich lachte, wir strahlten uns an. Der Moment, in dem mein dick eingecremter Finger ihre Nase berührte, hat sich tief in mein Gedächtnis gebrannt. Diese Unschuld, diese Freude, dieses zaghafte Aufkeimen meiner Sexualität.

Am Abend durften wir alle im großen Schlafsaal übernachten. Die Lehrer erlaubten uns, unsere Decken, Kissen und Bettlaken zu holen. Wie zufällig schlief ich in der Nähe von Annemarie ein. Wir lagen Kopf an Kopf, aber nicht nebeneinander. Als das Licht ausging, fanden sich unsere Hände wie zufällig und wir berührten uns. Gelegentlich traute ich mich, ihr durchs Haar zu fahren. Die ganze Nacht spürte ich einen wohligen Strom, der mich elektrisierte, faszinierte und verwirrte. Ist das Liebe? fragte ich mich. Jedenfalls wollte ich nicht, dass es aufhört und ich wollte nicht einschlafen. Tat ich auch nicht.

Obwohl meine Gefühle für Annemarie diese eine Nacht und eigentlich meine gesamte Schulzeit überdauerten, kam es zu keiner weiteren Annäherung. Annemarie verliebte sich in andere Jungs, ich litt still und heimlich. Aber wenn ich neben ihr saß, wenn sich unsere Knie, Hände oder Arme berührten, dann fühlte ich ihn wieder, diesen elektrisierenden Strom, der meinen gesamten Körper ergriff. Wenn sie mir dann noch in die Augen schaute, war ich für einen Moment auf wundersame Art und Weise verloren.

Milan Kundera hat einmal geschrieben, dass das Gesicht letztendlich nichts anderes sei als das Armaturenbrett der Körperfunktionen. Aber ich kann mich an kein einziges Armaturenbrett erinnern, das mich jemals so berührt hätte wie das Gesicht eines schönen Mädchens oder einer schönen Frau. Für mich beginnt Liebe und Zuneigung immer im Gesicht des Anderen. Wenn ihr Blick mich durchdringt, wenn ich das Gefühl habe, tief in meinem Innern getroffen und verwundbar gemacht worden zu sein, dann werde ich süchtig nach diesen Augen, diesem Gesicht, diesem Mund und dieser Haut. Dann will ich sehen und sehenden Auges berühren. Anfassen, streicheln, liebkosen und mit allen Sinnen erfahren. Mich verlieren im Anderen, in der Haut des Anderen.

Erst mit einundzwanzig erlebte ich wieder dieses Gefühl. Ich arbeitete in Paris, lebte dort und fühlte mich zum ersten Mal so frei und ungebunden wie damals auf der Klassenfahrt. Ich hatte das enge Korsett meiner katholischen Erziehung an der Landesgrenze abgegeben und das luftige Kostüm eines bonvivants übergeworfen. Ich war übermutig, sprachgewandt und selbstbewusst. Ich ließ mich von einer neunzehnjährigen Dänin entjungfern, blond und vollbusig, aber ohne Sinnlichkeit. Sie rauchte viel und ihre Küsse schmeckten bald nicht mehr. Unbeholfen und barsch beendete ich unsere Beziehung.

Dann kam Nathalie, eine Frankokanadierin. Kastanienbraunes Haar, Stupsnase, smaragdgrüne Augen, Sommersprossen und ein brauner Teint. Wenn sie sprach, verstand ich kaum ein Wort, aber der Klang ihrer Stimme betörte mich. Die Männer des Unternehmens, für das ich arbeitete, betrachteten sie wie Wölfe ein zartes Lamm. Ich hingegen wirkte mit meinen einundzwanzig Jahren noch sehr jugendlich, vielleicht sogar kindlich. Und paradoxerweise nahm ich sie dadurch für mich ein. Sie ahnte wohl, dass ich ein eigentlich verzärtelter Junge mit wenig Erfahrung und viel Sensibilität war. Sie fühlte sich bei mir sicher, weil sie spürte, dass ich nichts gegen ihren Willen tun würde. Und aus diesem Grund, so vermute ich jedenfalls, verschmähte sie die Männer und wählte mich, den Epheben.

Wir schliefen das erste Mal im dunklen Zimmer meiner ‚deutschen WG’ in Neuilly-sur-Seine miteinander. In der Stille des verlassenen Apartments ertasteten wir zunächst sitzend unsere Hände, kreuzten die Finger ineinander, befreiten sie wieder. Dann, langsam, berührten wir die Unterarme des Anderen, ließen unsere zarten Fingerkuppen über die straffe Haut fahren und erfassten jede Regung des Gegenübers wie ein Seismograph. Unsere Gesichter näherten sich einander, unser Atem war feucht und angenehm warm. Als sich unsere Lippen fanden, stießen sie zunächst wie weiche Kissen aneinander, dann forderten sie forsch zum Kuss heraus. Der Kuss wurde dringlicher, die Zungen kamen hinzu, gaben und nahmen. Wild, immer wilder wurde das Verlangen, den Anderen tastend und küssend zu erleben, vorzudringen in das magische Territorium fremder und doch merkwürdig vertrauter Haut. Die Dunkelheit verstärkte die Kraft der übrig gebliebenen Sinne, ich fühlte, schmeckte und roch Nathalie in ihrer ganzen Weiblichkeit. Ein süßes Destillat aus Schweiß, Haut und Haaren breitete sich vor mir aus wie ein Teppich der Begierde. Ich hatte das Gefühl, mich in ihr zu vergraben, unter ihre Erde zu kriechen und dort Schutz zu finden. Noch nie hatte ich eine Frau so erlebt, wahrhaft erlebt, wie an diesem Abend. Noch heute hänge ich in Gedanken weniger dem eigentlichen Sex, als vielmehr den vorangehenden Berührungen nach. Ich hatte ihn wieder erleben dürfen, diesen elektrisierenden Strom.

Unsere Beziehung hielt noch zwei weitere Monate. Ich gewöhnte mich an ihr Québecois und sie sich an mein français allemand. Wir unternahmen viel zusammen, spazierten und küssten uns im Jardin du Luxembourg, fuhren Rad im Bois de Boulogne und schwammen in der Piscine Roger Le Gall. Dann flog sie zurück nach Kanada. Ich begleitete sie zur Métro. Sie stieg ein, winkte mir ein letztes Mal durch ein Fenster zu und verschwand dann in einem schwarzen Tunnel. Ich habe sie nie wiedergesehen.

Es folgte eine Durststrecke. Ich verließ Frankreich und kehrte nach Deutschland zurück, um zu studieren. Ich las und schrieb, las und schrieb, und übersetzte. Dann ging mir das Geld aus und ich suchte mir eine Arbeit. Ich fand sie in einem Kabarett. Ich fand Arbeit und Helena. Helena war eine achtzehnjährige Schülerin, eine junge Frau für den zweiten Blick. In ihrer Natürlichkeit, in der Symmetrie ihres Gesichtes erkannte ich zunächst nichts Besonderes, bis ich realisierte, dass genau diese Ebenmäßigkeit das Besondere war. Braunes Haar, braune Mandelaugen, ein heller Teint und ein sinnlicher Mund. Eine warme Stimme, ein wacher, neugieriger Blick, umgeben von einer leichten Traurigkeit, die ich auch in mir fand.

Wir arbeiteten häufig zusammen an derselben Theke. Im geschäftigen Treiben passten wir unsere Bewegungen auf engstem Raum einander an, um eine möglichst reibungslose Bedienung zu erwirken. Gelegentlich fühlte sich das an wie zwei Raubkatzen, die umeinander herum schleichen, oder wie zwei Tänzer, die sich erst umkreisen bevor sie sich berühren. Das Schweigen unserer Arbeit wurde schließlich unterbrochen von dem lauten Knall unserer ersten Berührung. Blitz und Donner fuhren durch meinen Körper und ich sah in ihren Augen, dass sie auch ihren trafen. Mit Müh und Not taten wir, als sei nichts gewesen, aber es war klar, dass sich hier Energie aufstaute, die nach Entladung lechzte.

Zwei Wochen später rief sie mich an. Wir gingen auf eine Party außerhalb der Stadt, wir liefen den ganzen Weg zu Fuß, und führten unterwegs den Tanz fort, der innig und doch kontaktlos war. Wir erzählten uns unser Leben, luden das Chaos im Kopf mit unseren Biographien auf. Erst auf der Party, als die Lichter wieder angingen und der Saal leer und verwüstet war, sahen wir mit erschöpften Augen einander an.

„Helena“, fragte ich, des Wartens müde. „Warum bin ich hier?“

Als Antwort schenkte sie mir den ratlosen Blick ihrer Mandelaugen und kam nah an mein Gesicht. Mit noch trockenen Lippen küsste ich ihre Wangen, arbeitete mich langsam aber stetig zu ihrem Mund vor und erreichte ihn schließlich wie ein Verdurstender die rettende Oase. So schmeckst du also, dachte ich beim Küssen. Nach Blutorange.

Wir küssten uns die ganze Nacht. Wir liefen zu Fuß nach Hause, es dauerte Stunden. Jede Pause wurde von verlangenden Küssen begleitet, gierig erkundeten wir einander, verloren uns im Gegenüber. Meine Lippen labten sich an ihren Ohrläppchen, leckten die Wunden ihrer Jugend von der Haut und vertieften sich in ihren Nacken. Sie schmeckte nach dem, was sie war: ein Mädchen, das zur Frau wurde.

Aber auch diese Beziehung war nicht von Dauer. Wir verliehen unserer Liebe eine Tragik, die weder notwendig noch echt war. Einmal noch verbrachten wir eine Nacht zusammen. Bei ihr zuhause. Wir lagen in ihrem Bett, angezogen. Unsere schwarze Kleidung hob sich vom Weiß des Zimmers und der Bettlaken ab. Helena hatte Angst vor Sex und versuchte, diese Angst mit leidenschaftlichen Küssen zu kompensieren. Ich nahm sie bereitwillig an, aber ich fühlte nicht mehr wie am ersten Abend. Nur ihre Haut, ihre weiche, zarte Haut erreichte mich noch. Wenn ich mit meinen Fingerkuppen darüber strich, fühlte ich mich zugleich stark und schwach, verwund- und unbesiegbar. Und wenn ich in ihr Gesicht sah, dann fühlte ich wie Edgar Allen Poe: I was a child and she was a child, In this kingdom by the sea; With a love that the winged seraphs of heaven Coveted her and me.

Fast zehn Jahre flogen vorbei, Liebschaften kamen und gingen. Unbewusst war ich auf der Suche nach diesem einen Gefühl, auf der Suche nach Haut, die mich berührte. Ich wartete auf ein Gesicht, das mich erleuchtete. Einen Spiegel, der mich erstrahlen ließ.

Dann kam Lara. Sie war Auszubildende in unserem Betrieb. Mitte Zwanzig und von einem Wesen, das Funken sprühte. Sie trug häufig einen grünen Trenchcoat, der ihre weiblichen Rundungen kaum kaschierte. Sie hatte wallendes, schwarzes Haar und eine glatte, weiße Haut, die an Schneewittchen denken ließ. Grünbraune Augen wie meine. Ein ansteckendes Lachen. Eine Natürlichkeit, die viele Frauen in ihrem Alter schon durch eine zur Schau gestellte Abgeklärtheit ersetzt hatten.

„Du wirst sie anleiten“, sagte der Chef, und die Kollegen grinsten. Ich grinste frech zurück.

Sie war vergeben und so zwang ich mich, meine aufkeimenden Gefühle hinten an zu stellen und eine berufliche Distanz zu ihr zu pflegen. Doch der geschäftsmäßige Ton wollte uns beiden nicht gelingen, erst recht nicht, als ich erfuhr, dass sie ihre Beziehung beendet hatte. Über Monate hinweg lernten wir uns kennen, schätzen und lieben. Wir verbannten aber die Liebe in Gedanken, denn uns war klar, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Doch im Unterbewusstsein schlummerte dieses Verlangen, das wie Magma geduldig in einem Berg schwelte und auf seinen Ausbruch wartete.

An einem Samstagmorgen passierte es. Im Betrieb gab es eine Notsituation, einige Kollegen und ich waren im Büro, um Schlimmeres zu verhindern. Wie kopflos flatterten wir durch das Gebäude, immer hektischer werdend. Und dann kam sie herein. Und ich wurde mit einem Schlag ruhig. Der Anblick ihres Gesichtes allein lehrte mich zwei Wahrheiten: ich liebte sie und alles würde gut werden. Im Anschluss gingen wir zu mir nach Hause, saßen erschöpft auf der Couch und schauten einen Dokumentarfilm. Im Innern trug ich einen Kampf aus: Gefühl gegen Verstand. Das Gefühl gewann und ich lehnte mich zu ihr hinüber. Mit der rechten Hand umfasste ich ihre Taille, die linke legte ich auf ihr Knie. Ihr Blick war kurz irritiert, dann gefasst. Als sich unsere Lippen berührten, fühlte ich einen schönen Schmerz, fast so, als ahnte ich, dass dieser Kuss der Beginn von etwas Größerem war. Der Geruch und das Gefühl ihrer Haut an meiner sind schwer zu beschreiben. Ich erkannte mich selbst im Geschmack ihres Körpers, der zum Geschmack meines eigenen Körpers wurde. Ihre Haut war meine, meine Haut war ihre. Wir waren zwei Partikel in der Endlosigkeit des Raums, dazu auserkoren, eine Verbindung einzugehen. Alles ergab nun einen Sinn.

Danach lagen wir zusammen auf der Couch und ich schob ihre schwarzen Haare wie einen Vorhang zur Seite, um ihren Nacken zu erkunden. Mit dem Finger zeichnete ich ihre Nackenlinie nach und verfolgte die Bewegungen ihrer Schulterblätter. Ich legte meine flache Hand auf ihren Rücken und spürte das pulsierende Leben unter ihrer Haut. Meine Handflächen wurden warm. Ich fühlte, ich lebte, ich liebte wie nie zuvor. Die Haut hielt mich nicht mehr davon ab, ins Innerste einer Frau vorzudringen. Die Haut war das Innerste. Ich war am Ende einer Reise. Ich spürte es. Ich war da, wo ich sein wollte.

*​

Heute ist Lara meine Frau. Heute erzählt ihre Haut unsere gemeinsame Geschichte. Narben erzählen von der Geburt unserer Kinder. Unvollkommenheiten erzählen von der Macht des Alters. Ihre Hände wurden zu Mutters Hände aus Tucholskys Gedicht. Aber wenn wir uns bewusst berühren, wenn wir uns Zeit für uns nehmen, dann spüre ich noch immer diesen Strom, der mich durch und durch elektrisiert. Und ich merke, dass nicht die Beschaffenheit ihrer Haut darüber entscheidet, was ich empfinde, sondern die Erlebnisse, die ich damit verbinde. Und ein Erlebnis bestimmt uns beide noch immer durch und durch. Und ich bilde mir ein, dass es uns auch weiterhin bestimmen wird.

Liebe.

 

Guten Morgen @HerrLehrer,

Dies ist der erste Text, den ich von dir lese und ich muss dir leider sagen, dass ich ihm nicht viel abgewinnen kann.
Er liest sich gut. Zumindest die Stellen, die ich gelesen haben, klangen flüssig und es gab nichts, worüber ich gestolpert bin. Dennoch habe ich angefangen ihn zu überfliegen.
Die Unterteilung in viele kleine Abschnitte helfen mir dabei sehr gut. So konnte ich immer den ersten Satz lesen und dann entscheiden ob ich den Rest auch lesen will oder nicht. Meistens wollte ich es nicht.
Es passiert nichts, er erzählt von seinen Liebschaften bzw. den Gefühlen zu unterschiedlichsten Frauen aber es passiert nichts. Das langweilt mich.
Es klingt einfach wie ein Lebenslauf für den einen Paart – der Suche nach seiner Frau. How I met your Mother lässt grüßen, und das ist etwa genauso spannend, als wenn ich haarklein aufschreibe, wie ich zu meinem Job gekommen bin.
Kann ich machen, will aber keiner wissen.

Ich glaube jedoch, dass du da mehr raus holen kannst. Den Anfang fand ich gar nicht ganz schlecht, wie er Annemarie beschreibt und das was Sie in ihm auslöst. Kannst du das nicht weiter spinnen?
Ich glaube es wäre schöner zu lesen, wenn du ihn nicht so klein zerstückelst und dich stattdessen auf ein zwei Frauen beschränkst und die in einen erotischen Kontext bringst.
Schreiben kannst du, das sieht man, zumindest so wie ich das sehe (bin halt kein Experte für RS, ZS, Stil und Ausdruck, muss da selber noch viel lernen).

Ich bin gespannt, was die anderen Wortkrieger so sagen und was du dann daraus machst.
Bleib dran :-)


liebe Grüße
Shey:-)

 

Hallo @HerrLehrer,

da geht es mir schon ein bisschen anders als schey: ich habe den ganzen Text gelesen. Ich schreibe extre Text und nicht Geschichte, denn eine Kurzgeschichte ist es nicht. Ich mag deinen Erzählstil, du nimmst mich mit, zauberst mir Bilder in den Kopf und baust auch zuweilen Spannung auf. Aber eine Spannungskurve über die Handlung, die es nicht gibt, vermisse ich.
Ich betrachte deinen Text als Übung, dich zu versuchen. Das ist dir trefflich gelungen und ich stimmt schey hier zu, wenn ich sage, dass du schreiben kannst. Dieser Text ist mit Sicherheit auch nicht dein erster.
Ich bin auch der Meinung, dass dein Text das Potenzial für eine spannende, knisternde Story beinhaltet, das solltest du nutzen. Die daraus resultierende Kurzgeschichte wird mit Sicherheit lesenswert.

„Helena“, fragte ich, des Wartens müde. „Warum bin ich hier?“

Diese kurze Dialogzeile hat schon genügt, um mich neugierig zu machen, das heißt, du scheinst auch gute Dialoge schreiben zu können, die nicht hölzern wirken.

Also ran ans Werk und probiere dich weiter aus!

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo @HerrLehrer !

Ich kann mich den anderen Kritikern hier nicht anschließen: Mir persönlich hat Dein Text sehr gut gefallen! Ich finde Deinen Stil sicher, knapp genug und effektiv.

Positiv fällt mir auf, dass er nicht in Stereotype abgleitet, sobald die Stimmung erotisch wird. Ich meide eigentlich jede Literatur, die sich freiwillig "erotisch" nennt, weil man dort immer wieder den gleichen sprachlichen Bildern und Mustern begegnet - mich törnt das eher ab :-)

Ich finde es auch völlig in Ordnung, dass Deine Kurzgeschichte nicht "knisternd spannend" ist und in Wirklichkeit überhaupt nichts mit "How I met your Mother" zu tun hat. Lass Dich bloß nicht dazu verleiten, eine Standardgeschichte aus dem Lehrbuch für Kurzgeschichten daraus zu basteln!

Im Gegenteil: Es ist wohltuend, dass hier nicht alle Rezepte heruntergebetet werden, sondern Du Dir Zeit nimmst, bis Du Deine alte, liebe Lara noch einmal zum Ende der Geschichte berührst. (Ich habe den Verdacht, dass Du und ich zu einer anderen Generation gehören als @Shey und @khnebel - aber ich mag mich auch irren.)

Allerdings: Wie meine Vorredner muss auch ich anmerken, dass Du mit den Absätzen komische Sachen treibst. Drei Leerzeilen?

Liebe Grüße, Oliver

 

Hallo @Herr Wunderlich,

Ich kann mich den anderen Kritikern hier nicht anschließen: Mir persönlich hat Dein Text sehr gut gefallen! Ich finde Deinen Stil sicher, knapp genug und effektiv.
Mir hat der Text auch gut gefallen, aber er ist keine Kurzgeschichte. Darum geht es doch. Wenn @HerrLehrer die Geschichte so verpackt hätte, dass sie eine Handlung beinhaltet, die dann auch noch in einem zeitlich engen Rahmen spielt, und dann seine Informationen geschickt eingebaut hätte, dann wäre das okay. Sein Schreibstil steht hier außer Frage.

Schönen Gruß
khnebel

 

Lieber @Shey,

vielen Dank fürs Lesen (bzw. Überfliegen) und Kommentieren. Schade, dass er dich nicht gepackt hat. Ich denke, ähnlich wie bei @khnebel geht es um die Erwartungshaltung und die daraus resultierende Enttäuschung. Ihr habt vielleicht beide ein klassische Kurzgeschichte mit unvermitteltem Anfang, Schilderung eines Konflikts und offenem Ende erwartet. Das bietet mein Text nicht. Er ist lediglich eine Abhandlung über den Zauber der ersten Berührung. Da dies im Vordergrund steht, werden die einzelnen Frauen auch nicht ausführlich beschrieben.

Mich würde interessieren, was für einen Handlungsstrang ihr denn hier erwartet, damit es eine spannende, knisternde Story wird?

Lieber @Herr Wunderlich,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Ich bin in den Siebzigern geboren, vll tatsächlich eine andere Geneartion :-)

LG,

HL

 

Hallo @HerrLehrer,

Ihr habt vielleicht beide ein klassische Kurzgeschichte mit unvermitteltem Anfang, Schilderung eines Konflikts und offenem Ende erwartet
Ich will es mal so sagen: Wir sind hier im Bereich Kurzgeschichten, da erwarte ich dann schon Kurzgeschichten. Es ist doch die Herausforderung, aus der Idee eine Geschichte zu schmieden, die den Grundsätzen der KG genügt. Selbstverständlich darf man dabei nicht päpstlicher sein als der Papst, aber die Geschichten dürfen den Bereich nicht verwässern. Das ist natürlich nur meine Meinung, die Moderatoren werden schon eingreifen, wenn es notwendig ist.

Mich würde interessieren, was für einen Handlungsstrang ihr denn hier erwartet
Das ist jetzt schwierig, weil du ja den Anspruch hast, so wenig wie möglich von deiner Story wegzulassen. Lass deinen Text wie er ist, er ist ja gut geschrieben. Ich möchte da jetzt auch nicht mehr darauf herum hacken. ;)

Liebe Grüße
khnebel

 

Für mich beginnt Liebe und Zuneigung immer im Gesicht des Anderen. Wenn ihr Blick mich durchdringt, wenn ich das Gefühl habe, tief in meinem Innern getroffen und verwundbar gemacht worden zu sein, dann werde ich süchtig nach diesen Augen, diesem Gesicht, diesem Mund und dieser Haut. Dann will ich sehen und sehenden Auges berühren.

„Natürlich! Streicheln, in den Arm genommen werden, Geborgenheit, sexuelle Empfindungen – körperliche Liebe geht über die Haut. Und diese Beruhigungs- und Geborgenheitsfunktion der Haut holt man sich nicht überall, sondern vor allem von Menschen, die man gernhat. ... Die jahrtausendealte Volksweisheit [gemeint ist „Sex macht schöne Haut"] bestätigt sich tatsächlich auch bei meinen Patienten. Von männlichen Akne-Patienten höre ich immer wieder, dass die Haut bei regelmäßigen Orgasmen besser ist. Ohne Orgasmen kehren Hauterkrankungen deutlich schneller zurück. Der Orgasmus ist wie der Schlaf eine Form der Entspannung, und Entspannung ist gut für die Haut“, erklärt der Therapeut für psychosomatische Dermatologie Kurt Seikowski im Zeit Magazin vom 25. Dezember 2013 (Die Zeit Nr. 52/2013), in dem die Zeit der Frage nachgeht, was Liebe sei (ebd. Antwort 32, S. 18, ist sicherlich noch im Netz eingestellt - Zeit + was ist liebe eingeben und ich hoffe, feddich! und es ist denkwürdig, dass ich gerade an anderer Stelle über die Sinne referiert hab, die – bis auf sein größtes, das Ganzkörperorgan Haut, alle um den Gesichtssinn herum postiert sind. Und Deine Geschichte,

lieber HerrLehrer,

beschreibt es sehr schön. Natürlich versteh ich, dass der eine oder andere Leser gerne ein wenig den Voyeur beim animalischen Erbe der Liebe geben würde. Aber ist dieses Erbe nicht Privatsache? Vllt. das Privateste überhaupt?

Und den jungen Vorrednern sei gesagt, dass es immer noch keine allgemeingültige Definition gibt, was eine Kurzgeschichte sei. Gesichert ist allein, dass sie halt länger als Aphorismus, Witz, Anekdote oder Kalendergeschichte, aber kürzer als Novelle und Roman ist. Aber wo beginnt eine NOvelle? Wann der Roman? Und zweifellos erzähltstz, HerrLehrern ein Geschichte (ahd. gisciht; das h ist nicht das heutige Dehnungs-h, sondern der Reibelaut, den wir heute „ch“ schreiben), ein Wort, das als Partizipbildung abgeleitet ist vom Verb „geschehen“ (ahd. „giskehan“) und nicht anderes meint, als „Begebenheit, Ereignis, Geschehnis“, was sich alles in der kleinen Erzählung findet.

Wie dem auch sei,die Geschichte ist wird unaufgeregt und ruhigem Ton erzählt und ist einer langen Beziehung angemessen, die kein Aufsehen von sich macht. Und das ist gut so!

Trivialeres

Ich war verliebt in ihr rundliches Gesicht, die großen Augen, die immerzu strahlten[,] und ich war in ihren für mich goldenen Teint verliebt, der draußen in der Sonne besonders zur Geltung kam.
Warum das Komma? Der Relativsatz zu den großen Augen ist zu Ende

Am frühen Abend spielten wir mit unserem Klassenlehrer ein Spiel im Stuhlkreis.
Wird nicht alles zum Spiel, wenn man spielt? Weg mit der substantivierten Doppelung!

Wie zufällig schlief ich in der Nähe von Annemarie ein. Wir lagen Kopf an Kopf, aber nicht nebeneinander.
Denk ich da jetzt richtig weiter …? Das ist fast eine klassische Andeutung

Ist das Liebe?
fragte ich mich.
Hier würd ich – selbst wenn die Anführungszeichen fehlen – ein Komma nach dem Fragezeichen setzen, das ansonsten Großschreibung des „fragte“ erzwingt.

Anfassen, streicheln, liebkosen und mit allen Sinnen erfahren. Mich verlieren im Anderen, in der Haut des Anderen.
Immer klein „ander/en“ - eigentlich ein Zahlwort und bis in nhd. Zeit hinein die heutige „zwei“, was noch so‘n bisschen im „anderthalb“ - mehr als eins, weniger als zwo - durchschimmert

Ich war übermutig, sprachgewandt und selbstbewusst.
Der Umlaut kann, nein „muss“ gedioppelt werden ...

Mit noch trockenen Lippen küsste ich ihre Wangen, arbeitete mich langsam[,] aber stetig zu ihrem Mund vor und erreichte ihn schließlich wie ein Verdurstender die rettende Oase. So schmeckst du also, dachte ich beim Küssen. Nach Blutorange.
Mitte [z]wanzig und von einem Wesen, das Funken sprühte.

Sie war vergeben und so zwang ich mich, meine aufkeimenden Gefühle hinten an zu stellen und …
„anstellen“, auch als Infinitiv ein Wort

Doch im Unterbewusstsein schlummerte dieses Verlangen, …
Klar, Prof. Freud hat das „Unterbewusstsein“ benannt, da war aber auch noch die Zeit, da der „Übermensch“ gerade auftauchte mit seinem Antipoden und niemand so recht wusste, was daraus ward. Ist das Unterbewusstsein ein minderwertiges? Ist es nicht schlicht und einfach nur „nicht bewusst“?

Tschüss

Friedel
PS

Du solltest die Zeugniskonferenz nicht als Baustelle liegen lassen …

 

Hallo @HerrLehrer,

also:
saubere Grammatik, kaum Fehler (oder keine), kann man flüssig drüber lesen.
Dann werden verschiedene Liebesbeziehungen abgehandelt, die in der Ehefrau ihr finales Ende finden. Kann man so machen, muss man aber nicht.
Konflikte, Spannungen, Ungereimtheiten... die Ecken und Kanten machen für mich gute Literatur aus. Ich will keinen "perfekten" Text lesen, sondern Absätze mehrmals lesen müssen, um sie zu verstehen, hinter die Figuren schauen, mich in Protagonisten hineinversetzen.
Dein Prot bleibt mir fern, wie auch seine Liebschaften.

Da geht noch mehr...

Liebe Grüße Jo

 

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