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Hauseingang
Er schreit. Im Kopf schreit er schon seit Tagen.
Er sagt "Ich geh noch schnell mit dem Hund raus."
"Welcher Hund?" fragt die Frau. Da fällt die Tür schon zu.
Er schreit. Im Kopf schreit er schon seit Tagen.
Das Treppenhaus ist alt. Alles bröckelt. Risse in der Wand. Das Geländer knarrt. Die Farbe splittert ab. Das Licht flackert.
Er reißt die Tür auf und schreit. Im Kopf.
Oben schreit die Frau. Schreien die Kinder. Schreit der Hund.
Welcher Hund?!
Er kickt eine leere Cola Dose weg. Das Getränk spritzt ihm auf die Schuhe. Aber er schreit nicht mehr, bleibt stehen. Schaut nach oben und sieht die Frau aus dem Fenster schauen. Schlüpft schnell in den Hauseingang. Er will dort bleiben und nicht gesehen werden. Verschmilzt mit dem Hauseingang. Mit dem Hauseingang der nach Zigaretten und Hundepisse riecht.
Er will bleiben. Kann er bleiben? Er darf nicht bleiben.
Da hört er oben die Haustür zuschlagen. Die Frau kommt runter, trägt den alten Bademantel, er sieht einen Fleck an der Schulter und verbrannten Stoff wo die Tasche sein sollte.
Sie trägt den Mantel seit Jahren. Der Mann hasst den alten, verlotterten Mantel.
"Ist doch schweinekalt hier draußen. Komm rauf." Und sie geht die knarzenden Stufen hinauf. Fluchend folgt er ihr. Er folgt ihr jedes mal.
Doch er schreit. Im Kopf schreit er schon seit Tagen.
Er fragt die Frau:
"Warum haben wir keinen Hund?"