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Hat jemand mal einen Roman geschrieben?

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Hat jemand mal einen Roman geschrieben?

Hat denn von Euch jemand schon mal einen Roman geschrieben? Ich bin gerade mitten in den Vorbereitungen zu meinem ersten. Ich würde gern ein paar Erfahrungen mitgeteilt bekommen, falls von Euch schon mal jemand so was gamacht, e.g. wie lange hat es gedauert, wie lange wurde vorbereitet, wie war Nervfaktor etc.
Also, her mit den kleinen Erfahrungen!

Slipknot rules!

 

Geschrieben ist so ein Roman ja schnell, zumindest, wenn man bei dem nano-projekt mitmacht. Genau genommen dauert es dann höchstens einen Monat ;)
Aber: Das ist ja nur der 1. Entwurf. Was wirklich lange dauert, ist das Überarbeiten.
Ein paar Daten zu meinem konkreten Romanprojekt:

Es handelt sich um einen Krimi.

Vorarbeit (Treatment, Entwürfe zu einzelnen Protagonisten, Plotstruktur etc.) im Sommer 2005

Geschrieben im Zeitraum 01.November 2005 - 30.November 2005. Ergebnis: Etwas mehr als 50.000 Wörter. Das entspricht, wenn ich mich nicht irre, etwa 200 Seiten.

Erste Überarbeitung im Januar/Februar/März 2006

Zweite Überarbeitung im Sommer 2006

Danach habe ich die ersten 7 Kapitel diversen Testlesern gegeben. Nach deren Reaktion habe ich beschlossen, nicht noch mehr Zeit und Energie in dieses Projekt zu stecken. Mich haben die Reaktionen sogar so sehr gefrustet, dass ich (bis auf 2 Kurzgeschichten) gar nichts mehr geschrieben habe. Ach ja, Künstlerseelen sind ja so empfindsam.

Aber Aufgeben gilt nicht. Daher werde ich wohl auch in diesem Jahr einen nano-Roman schreiben :)

 

Tja, ich habe mich mal in die Fantasy verirrt anlässlich eines Wettbewerbs, d.h. ich hatte Abgabetermin und vorgeschriebene, erlaubte Zeichen. Die genaue Anzahl weiß ich leider nicht mehr, aber es entsprach ca. 400 gedruckten Buchseiten. Insgesamt habe ich ca. drei Monate für das ganze gebraucht und aufgebaut hatte ich das so:
Noch vor dem ersten geschriebenen Wort habe ich mir eine Schar Testleser (hier wichtig - auch und gerade welche, die mit dem Genre, das man schreibt, garantiert nichts anfangen können) rekrutiert, dann kapitelweise geschrieben und immer gleich an die Testleser weitergeleitet. Während die dann ihren Job gemacht haben, habe ich erstens das bereits Geschriebene für mich überarbeitet und zweitens natürlich weitergeschrieben. Nach und nach kamen die ersten Rückmeldungen und ich habe anhand dieser weiterüberarbeitet usw. usf. (eigentlich, jetzt, wo ich mich recht erinnere, war das eigentlich ziemlicher Stress - vor allem, man muss ja auch die Testleser daran erinnern, dass man unter Zeitdruck steht und sie gefälligst und am besten vorgestern ihr sch...Feedback abgeben sollen)
Na ja, wie auch immer, wenn man fertig ist, ist man voller Glücksgefühl und dann beginnt das bange Warten und selbst, wenn das Ergebnis bereitliegt, kann man leider in den seltensten Fällen beurteilen, wie gut man war, denn von den Verlagen kommt kaum bis keine Rückmeldung.

LG
Lev

 

Grundsätzlich muss jeder, wie natürlich auch bei einer Kurzgeschichte, seinen eigenen Weg finden, der bisweilen mit Hindernissen angefüllt sein mag. Ich habe meinen ersten Roman 1993 innerhalb von zwei Monaten geschrieben. Planung fand dabei kaum statt: Lediglich die Charaktere und ein paar geographische Einzelheiten habe ich vorab grob skizziert. Die Geschichte selbst hatte ich sozusagen schon im Kopf fabriziert. Sprich: Typisch naive Anfänger-Fehler.
Ich würde dir raten, die Handlung zumindest grob zu umreißen, damit du nicht während des Schreibens ins Stolpern gerätst bzw. dir klar wird, ob der Plot überhaupt was taugt. Ein paar coole Szenen alleine füllen nicht dutzende Seiten.
Was du dir im Vorhinein vielleicht auch klar machen solltest: Existiert genau dieser Plot schon hunderttausendmal? Also der auserwählte Junge in einer Fantasywelt, der gegen den bösen Fürst Schnuffi kämpfen muss, der geniale Serienkiller, der von der psychisch angeknacksten Polizistin in einer am. Großstadt gejagt wird, etc.
Darf man fragen, um was es in deinem Roman gehen soll?

 

Es soll ein chaotischer satirischer Krimi werden. Ein Mörder vernichtet Vertreter der Hochkultur in seiner Stadt.
Ausgangspunkt ist die völlig einseitige, schlager- und volksmusik überlastete Kulturlandschaft meiner Heimatstadt. Der Begriff "Kultur" ist von offizieller Seite bei uns sehr eng verfaßt.

 
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1. Die Idee muss wirklich die Puste für einen Roman haben, das solltest du sehr genau prüfen.
2. Lege die Charaktere deiner wichtigsten Romanfiguren von vornherein fest so gut es geht. Gib ihnen Namen, Alter und jede Menge Eigenschaften (mehr als in einer Kurzgeschichte).
3. Falls dein Roman eine längere Zeitphase umfassen soll (vielleicht sogar mit Rückblenden), mach dir VORHER sehr genau Gedanken über Aufbau/Chronologie der Handlung und das Alter der Personen.
4. Wenn du schon weisst, wohin die Reise gehen soll, recherchiere ALLES vorher, soweit sich das schon recherchieren lässt. Recherche kann sehr kreativ sein und bringt auch viele weitere Ideen (und hindert dich daran, dich in eine Sackgasse zu schreiben). Zeit, Orte, Zeitgeschehen, Musik, Mode, einfach alles!
5. Wenn du ein relativ klares Konzept hast (und das musst du haben, sonst lass es lieber!), würde ich schon mal über eine ungefähre Struktur nachdenken und auch schon ein paar Kapitel in kleinen Inhaltsbeschreibungen festlegen.
6. Versuche alle deine Hauptpersonen, wenn es die Handlung erlaubt, schon innerhalb der ersten Seiten einzuführen.
7. Schreibe ein Kapitel möglichst immer in einem Rutsch zuende.
8. Versuche, dir einen wirklich passenden Zeitraum auszusuchen, der eine ungestörte Arbeit an dem Roman gewährleistet.
9. Arbeite die Kapitel zügig nach, weil das (so ist meine Erfahrung) motiviert. Ein fertiges Kapitel, mit dem man zufrieden ist, spornt an.
10. Zwing dich nicht unbedingt, die Kapitel in der geplanten Reihenfolge zu schreiben. Wenn du schon eine gute Idee für ein späteres Kapitel hast, dann schreib das Kapitel gleich. Wenn das innerhalb eines echten Konzeptes geschieht, kannst du das alles später zusammenführen. Was raus muss, muss raus, wenn es raus will!
11. Versuche, jeden Tag an dem Roman zu schreiben.
12. Verzettel dich nicht in Ideen, die sich als zu komliziert erweisen. Weg damit, wenn sie dich zu lange beschäftigen, ohne dich voranzubringen.
13. Wenn es läuft, dann schreibe auch mal eine Nacht durch. Wenn es nicht läuft, bearbeite vorhandene Sachen und feile an deinen Charakteren, oder recherchiere weiter.
14. Wenn es gar nicht läuft, dann besauf dich und verschiebs auf morgen. Aber höchsten auf morgen. Und das sollte auch immer nur der allerletzte Ausweg sein.
15. Auf keinen Fall mehrere Tage aussetzen, die Gefahr ist viel zu groß, den Faden für immer zu verlieren.
16. Nimm dir maximal zwei Testleser deines Vertrauens. Dass viele Köche den Brei verderben können, gilt auch und gerade bei Testlesern.
17. Nimm dir einen zusätzlichen Testleser, der dir immer nur erzählt, dass alles geil ist, was du schreibst, dass du unbedingt durchhalten musst und die Welt mit angehaltenem Atem auf dein Werk wartet.
18. Leg dir igendein Konzept zurecht, wie die umgehend und am besten Wutanfälle abbauen kannst um zu verhindern, dass du deinen Rechner aus dem Fenster wirfst.
19. Leg dir immer sofort alles zurecht, was du für die Zeit des täglichen (oder nächtlichen) Schreibens brauchst. Knabberkram, Kippen, Alkohol, Vitamin C, Sekundärliteratur und den Kuschelbären, wenn's sein muss.
20. Versuche in dieser Zeit, zumindestens während du schreibst, allein und ungestört zu bleiben. Jemand, der alle fünf Minuten fragt, ob's dir gut geht oder du noch etwas brauchst, lebt in dieser Zeit sehr gefährlich.
21. Mach dich auf die Hölle gefasst. Die ersten hundert Seiten sind gar nicht mal so schwer. Aber dann ...
22. Überleg's dir lieber noch mal.
23. Okay, dann fang an!

Grüße von Rick

 

Sagen wir mal so: Ich habe ein bestimmtes Vorbild, was Länge, Handlung und Sprache angeht, "Der Barbier von Bebra" von Droste/Henschel. Teilweise habe ich ja in meinen Kurzgeschichten auch schon eine ähnlich Sprache verwendet, zumindest es versucht, was mir einige Male ganz gut gelungen ist . Mein Dings soll keine Kopie dieses Buches werden, sondern schon mein Dings.
Die potentiellen Testlerser, die meinen Humor teilen, lesen gar nicht soviel. Und die, die am meisten lesen, sind meine Eltern. Denen kann ich mein zukünftiges Endprodukt nicht vorlegen.

Ansonsten Danke, Danke, Danke für die sehr umfangreichen Tipps.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich kann Ricks Liste bestätigen, nicht nur für NaNo. Nicht jeden Punkt, beispielsweise hat es sich für mich als sinnvoll erwiesen, die Zigaretten extra in einem anderen Zimmer zu haben, in das ich in einem mir vorher bestimmten Zeitintervall gehe, um eine kurze Pause zu machen. Auch war es für mich manches Mal schon sinnvoll, mich durch Hausarbeiten abzulenken, aber in erster Linie braucht man für einen Roman Disziplin.
Ich bin in der Struktur bei allen drei Romanen unterschiedlich vorgegangen.
Bei einem hatte ich eine komplette Kapitelgliederung vorweg, beim nächsten hatte ich nur ein Rohkonzept und habe erst vor den letzten Kapiteln eine Planung für die letzten geschaffen, beim dritten habe ich völlig wild drauf los geschrieben und hinterher vieles noch einmal umgestellt.
Immer aber ging dem Thema unglaublich mühevolle Recherche voraus. Und immer hatte ich die Zeit, mich von morgens acht bis nachmittags an den PC zu setzen und es wie meine Arbeit zu betrachten und zu handhaben. Das hieß auch: Feierabend. Egal, wie gut die Ideen gewesen sind, ab 16:00 wurde nicht mehr geschrieben. Und es hieß: Wochenende. Die habe ich bis auf einmal strikt eingehalten. Da wollte ich unbedingt fertig werden und habe am Samstag noch zwei alternative Enden geschrieben, von denen ich mich letztlich für keines entschieden habe.
Beim ersten Roman war ich nicht ganz so strikt, da ich ihn zehn Tage lang auch weitergeschrieben und sogar vollendet habe, während ich Besuch hatte. Das war aber gut, weil der immer gebannt auf die nächsten Seiten gewartet hat.
In allen Fällen habe ich trotz dieser Disziplin bestimmt drei Monate gebraucht, um den Roman zu schreiben. Manchmal länger. In zwei Fällen waren aber die Ergebnisse so, dass sich die Überarbeitungen im ganz normalen Rahmen dessen hielten, was mir hier nach der Veröffentlichung von Geschichten auch passiert. Beide wurden von meinem Verlag so genommen.
In allen Fällen hatte ich während des Schreibens zwei aufmerksame Testleser, hinterher zwei weitere. Die Rolle des zur Entstehung parallelen Testlesers ist sehr undankbar, weil der immer nur Stückchen vorankommt. Manchmal schaffe ich in der langen Zeit nur drei Seiten am Tag. Selbst bei aufwendiger Vorrecherche fallen während des Schreibens immer noch weitere Informationen an, die unbedingt eingeholt werden müssen.
Nervig ist wirklich, wenn man nicht konzentriert schreiben kann. Andere schaffen es, ich aber kann mich nicht nach einem Arbeitstag hinsetzen und noch mal ein paar Seiten Roman schreiben. Mir fehlt dabei die innere Ruhe.
Entsprechend arbeite ich auch inklusive Recherche im Moment schon seit Februar an einem Roman und komme so schlecht voran, dass ich den Draht dazu verliere.
Für mich hat es sich immer empfohlen, morgens damit zu starten, das Werk vom Vortag noch mal auf Fehler gegen zu lesen. Dann kommt man wieder gut in die Atmosphäre des Stoffs und kann gut weiter schreiben.
Und seine kreative Zeit muss jeder für sich entdecken. Meine ist morgens, sodass es sich für den Roman auf alle Fälle lohnt, wenn ich mir dafür einen Wecker stelle.

 

Ich find ricks Liste auch recht gut. Für besonders wichtig halte ich es jeden (freien) Tag (sofern es möglich ist) zu schreiben. Am besten ist es, dass konsquent in den Alltag zu integrieren. Ich machs so, dass ich das Haus morgens nicht eher verlasse, bis ich meine 1000 Wörter geschrieben habe. (wenn man von eltern gesponsorter Student ist, klappt das ziemlich gut) Auch wenn ich dann mal 1500 oder vielleicht 2000 an einem Tag geschafft hab, gilt das gleiche für den nächsten Tag. Mit diesem Grundsatz hab ich es bislang auf mehr als 70.000 Wörter gebracht und das Ende ist noch nicht in Sicht.

Aber vor der sicher monatelangen Überarbeitung danach fürchte ich mich sehr. Obwohl ich ja nicht fürs Überarbeiten bekannt bin. hehe.
Testleser würden mich glaub ich mit ihrer ehrlichen Meinung deprimieren und vom Schreiben abhalten, deshalb kommt sowas erst in Frage, wenn ich fertig bin und wenigstens einmal überarbeitet habe.

Aber doch. Ricks Liste ist super. *auchausdruck*

 

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