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Hase Jojo geht fischen
Hase Jojo geht fischen
An einem schönen Sommermorgen durchstreifte der kleine Hase Jojo die Felder und Wälder, schlug Haken nach links und nach rechts, und trällerte ein Liedchen.
Er war wirklich der fröhlichste aller Hasen!
Plötzlich sah er an einer Wegbiegung den Fuchs mit hungriger Miene näherkommen.
Oje, dachte Jojo, der sieht gerade so aus, als suche er ein gutes Mittagessen. Und am Liebsten frisst er doch Hasen! Also ab nach Hause!
Er machte sich eilends aus dem Staub. Doch der Fuchs hatte ihn leider schon entdeckt und rannte sofort hinter ihm her. Eine wilde Jagd begann! Jojo sauste auf den Wegen dahin, schlug Haken zwischen den Bäumen und raste über die Wiesen. Der Fuchs lief wie ein Sturmwind immer hintendrein.
Das war ein Wettlauf!
Bald spürte Jojo, dass er müde wurde. Den ganzen Morgen über hatte er schon so wild herumgetobt. Und nun ließen seine Kräfte nach. Gleich würde ihn der Fuchs schnappen. Er musste unbedingt irgendwo Schutz finden. Aber wo sollte er sich verstecken?
Gerade sauste er über eine ganz und gar freie Wiese: kein Baum, kein Strauch und kein Loch waren zu entdecken. Etwas weiter weg aber sah er einen Obstgarten, und darin konnte Jojo einen Brunnen entdecken. Da kam ihm eine glänzende Idee!
Mit letzter Kraft stürzte er zum Brunnen.
Über dem Brunnen schaukelte, an einem Seil befestigt, ein Eimer. Jojo sprang hinein. Der Eimer sank rasch nach unten, und durch das Gewicht wurde ein zweiter Eimer, der am Grund des Brunnens war, hinaufgezogen.
Platsch! Der Eimer mit Jojo klatschte auf das Wasser, sank noch ein wenig weiter hinab und rührte sich nicht mehr. Nass, verschreckt und eingezwängt saß er da – unserem Freund wurde es recht ungemütlich! Doch als der Fuchs einen Augenblick später am Brunnen ankam, hörte er Jojo schon wieder pfeifen.
Der Fuchs beugte sich ein wenig über den Brunnenrand, konnte aber gar nichts erkennen. Der Brunnenboden war schwarz wie die Nacht. Da schrie er: „Was machst du nur in diesem Brunnen?! Jojo, komm sofort wieder rauf!“
Häschen Jojo gab keine Antwort. Er pfiff weiter, noch fröhlicher als zuvor. Dann stieß er kleine Freudenschreie aus.
Der Fuchs war sehr verdutzt, beugte sich noch mehr über den Rand des Brunnens, doch von Jojo konnte er noch immer nichts entdecken.
„Was hast du denn so Schönes gefunden?! Was macht dich denn so fröhlich?!“ rief er hinunter in das Dunkel.
„Pst!“ zischte Jojo. „Brüll doch nicht so! Du verscheuchst sie noch! Gerade hab ich einen erwischt, der ist so groß wie ich!“
„Erwischt? Was?“ wollte der Fuchs wissen. Seine Stimme zitterte vor Neugier. „O nein! Ich werde dir nichts verraten! Was ich hier gefunden habe, bleibt mein Geheimnis!“ lachte Jojo aus seinem Brunnen.
„Bitte“, bettelte der Fuchs, „sag`s mir doch! Ich verspreche dir, dass ich dich acht Tage nicht jagen werde!“
Einen Augenblick war es still, so als würde Jojo überlegen; dann tönte es von unten herauf: „Na gut: Im Brunnen wimmelt es von Fischen. Riesige Fische, graue, rote, runde und lange. Man kann sie ganz leicht fangen, man braucht nur die Pfote auszustrecken...“
„Oh!“ rief der Fuchs. „Ich habe schon seit langem großen Appetit auf Fisch. Wie kann ich nur zu dir kommen?“
„ Das ist ganz einfach!“ sagte Jojo, „ Du musst nur in den Eimer steigen, der da am Brunnen hängt. Dann geht es von selbst!“ Der Fuchs ließ sich das nicht zweimal sagen und sprang in den Eimer, der in rasender Geschwindigkeit in den Brunnen hinuntersauste. Und was geschah mit Hase Jojo? Der kam ganz einfach wieder nach oben! Mit der gleichen Schnelligkeit, der es den Fuchs in die Tiefe zog, trug es Jojo wieder nach oben. In der Mitte des Brunnens trafen sich die beiden Eimer. „Petri heil! Auf Wiedersehen!“ rief Jojo im Vorbeifahren.
Als der Fuchs endlich begriff, welch üblen Streich man ihm gespielt hatte, hoppelte Jojo schon längst wieder in der Sonne über die Wiesen, um sich zu trocknen.
Nach einer Weile traf er Meister Petz, den Bären, vor seinem Haus. „Guten Morgen, Meister Petz“, begrüßte er ihn freundlich. „Möchtest du gerne Fisch zum Mittagessen haben?“
Statt zu antworten, schleckte sich der Bär nur genüsslich seine Lippen.
„Schön“, meinte Jojo, „hör gut zu: In dem Brunnen, ganz hier in der Nähe, gibt es einen Riesenfisch. Geh hin und fisch ihn dir! Doch pass gut auf, er beisst!“
Der Bär nahm schnell seine Angelrute, eine feste Schnur und trottete los. Als er zum Brunnen kam, hörte er eine Stimme, die schrie: „Hilfe! Hilfe! Ich sitze fest!“
„Das Schreien kannst du dir sparen, Fisch!“ reif der Bär zurück. „Zum Mittagessen wirst du von mir auf dem Teller liegen!“
Platsch, schon war die Angel im Brunnen! Ein Aufheulen von tief unten war die Antwort. Der Haken hatte sich nämlich in der Nase des Fuchses verfangen.
„Halt, Meister Petz!“ schrie er. „Erkennst du denn nicht meine Stimme? Ich bin es der Fuchs! Hol mich hier raus!“
Der Bär packte fest zu und mühte sich, die Angel in die Höhe zu ziehen. Ho ruck, ho ruck! Nur nicht müde werden, lieber Bär! Der Fuchs ist schwerer als ein Fisch ...!
Und was tat Häschen Jojo inzwischen?
Er streifte wieder durch Felder und Wälder, schlug einen Haken rechts, lief mal nach links, ein Liedchen trällernd ... er war der fröhlichste aller Hasen!