- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Harry Hase
Harry Hase
Harry Hase hoppelte den Sandforter Weg entlang. Er musste dieses Jahr die Ostereier nach Selm bringen. Da Osterhausen genau neben Selm lag, hatte es Harry Hase nicht weit. Den Korb mit den Ostereiern trug er auf dem Rücken.
Potz-Blitz, ist der schwer, dachte Harry. Doch je weiter er hoppelte, desto leichter wurde der Korb. Das wunderte ihn sehr!
Der Hase kam an einem Garten vorbei. Hühner pickten ihre Körner auf und scharrten fleißig am Boden herum.
Plötzlich ein Geschrei! „Mädels, der Hase kommt schon wieder. Schnell, versteckt eure Eier!“, gackerte eine besonders fette Henne.
„Papperlapapp“, rief Harry Hase. „Ich will keine Eier mehr holen. Ich habe genug davon!“
Doch die Hühner rannten aufgescheucht umher! Sie flatterten und trippelten, dass es nur so staubte. Bei dem Gerenne verloren sie sogar einige Federn, die wie Schnee vom Himmel wieder auf den Boden fielen.
Ein kleines dünnes Huhn heulte aufgeregt: „Der Hase tut nur so freundlich. Mit diesem Trick will er uns die Eier klauen. Man kann ihm nicht trauen!“ Dann umschlang es seine Eier schluchzend mit den Flügeln.
Die anderen Hühner sammelten kreischend die restlichen Eier ein und setzten sich darauf. Angriffslustig schauten sie den Hasen an.
Ihr doofen Schnarchhühner!, dachte Harry und hüpfte schnell weiter.
Er kam zum Grünen Weg und murmelte: „Hoffentlich kann ich die Eier im Garten verstecken, auf dem Bürgersteig macht es keinen Spaß.“
Der Hase hoppelte und hoppelte. Wieder wunderte er sich, dass das Eiertragen immer leichter wurde. Nachdenklich zupfte er an den langen Ohren herum und strich die Barthaare glatt. Man muss sie nur recht weit weg tragen, dann gewöhnt man sich an den schweren Korb, überlegte er.
Harry hüpfte am Haus Nummer 52 vorbei und in die Einfahrt rein. Plötzlich ging es nicht mehr weiter. Ach du dicke Möhre! Ein Tor versperrte ihm den Weg. Er schaute hindurch und erstarrte. Sein kleines Herz begann heftig zu pochen. Seine Augen wurden vor Angst riesengroß, denn - zwei große Hunde rannten laut bellten auf ihn zu. Vor Schreck fiel Harry auf den Po. Allmählich bemerkte er, dass die Hunde durch das Tor nicht an ihn ran konnten. Sein Hasenherz beruhigte sich wieder. Ja Harry wurde sogar recht mutig! Er machte zu den Hunden mit den Pfoten eine lange Nase und rief: „Nana nanana!“, drehte sich um und hoppelte aus der Einfahrt raus.
Nun hüpfte er am Selmer Bach entlang. Erfreut sah er einen Garten. Ein kleines Holzhäuschen stand sogar darin. Harry Hase stellte den Korb neben dem Häuschen ab, schaute hinein und…
Ach du grüne Neune! Es waren keine Eier mehr darin! Nervös kaute er mit den Hasenzähnen auf seiner Lippe herum und setzte sich ratlos ins Gras. Hoffentlich findet jemand die Ostereier und hoffentlich sind sie bei dem Herausfallen nicht kaputt gegangen, dachte Harry besorgt.
Was war das auf einmal für ein Geräusch hinter ihm? Harry drehte sich um und bekam den nächsten Schreck! Die Hunde waren wieder da!
„Da ist der Hasenbraten“, hechelte einer der Hunde. „Wenn ich ihn erwische, beiße ich ihn in sein Stummelschwänzchen!“ Der andere Hund bellte wie verrückt. Gott sei Dank hinter einem Zaun. Eine laute Stimme befahl den Hunden, dass sie still sein sollten!
„Puh, vor den Schwanzwedlern brauche ich keine Angst mehr haben“, stöhnte Harry erleichtert.
Doch als er an die verlorenen Eier dachte, wurde er traurig. Was verstecke ich den Kindern, die hier wohnen, fiel ihm dann bange ein.
Es raschelte. Sein Hasenherz begann wieder schnell zu klopfen. Da sah er überrascht auf zwei kleine Mädchen. Die schauten ihn verschlafen an.
„Was wollt ihr denn schon hier?“, fragte der Hase barsch.
„Es ist noch zu früh! Außerdem konnte ich für euch noch keine Eier verstecken, weil ich sie unterwegs alle verloren habe“, erklärte er ihnen.
„Dann können wir zu Ostern ja keine Eier suchen!“, jammerten die beiden Mädchen.
Jemand schlurfte am Holzhäuschen entlang und kam um die Ecke. Harry sprang hinter die Mädchen, um sich zu verstecken.
Hasenliese kam um die Ecke gekeucht. Sie schleppte einen schweren Korb, der bis oben hin mit Eiern voll gestopft war!
Laut schimpfte sie: „He du Pfeffernase! Hattest du keine Lust die Eier zu verstecken? Ab und zu hast du eins fallen lassen. Ein Glück, dass sie nicht kaputt gegangen sind!
Hasenliese war mit ihrem Korb etwas später von Osterhausen los gegangen und hatte unterwegs die verlorenen Ostereier liegen gesehen.
Harry kam sich recht blöd vor, weil er nichts gemerkt hatte. Da er nun keine Eier mehr für die Mädchen hatte, musste er Hasenliese anbetteln.
Die Mädchen mussten nun schnell ins Haus gehen, damit sie nicht sahen, wo die Osterhasen die Eier versteckten.
Harry hörte noch, wie beide Mädchen riefen: „Mama Papa, wir haben zwei Osterhasen gesehen…"
Schmunzelnd versteckten die Hasen endlich die Eier.