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Hardy - Eine Lehrersatire

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24.03.2005
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Hardy - Eine Lehrersatire

Die eigene Schulzeit ist eine durchaus prägende Lebensepoche. Die vorliegende Satire über einen Biologielehrer brachte ich im Juni 1991 zu Papier.

Hardy

Pünktlich um 9.45 Uhr schloß Herr OStR Hardy die Tür des Biologie-Lehrsaales, der zu dieser Zeit noch ein "Leersaal" war, auf. Wo nur wieder die Schüler blieben! Heute wollte er seiner Obersekunda einmal eine besondere Abwechslung bereiten. Als fachliche Begleitung hatte er unter Einsatz aller seiner Kräfte einen geeigneten Film aus der Videothek mitgebracht, der von seinem Lieblingsthema handelte, und er war fest davon überzeugt, daß es seine Schüler schon interessieren werde, weshalb sich ein Mann im Film mit einem Schaf im Schlafzimmer einschließt, wobei der weitere Gang der Handlung bedauerlicherweise durch die plötzliche Unschärfe des Filmes unerkennbar bleibt. Schließlich hatte es sich auch als schwierig genug erwiesen, diesen Film überhaupt zu bekommen, da der Besitzer der Videothek Hardys Argumentation für einen schlechten Scherz gehalten hatte. Ein lautes Krachen riß ihn urplötzlich aus seinen Gedanken. Einer der hereinströmenden Schüler hatte versehentlich oder absichtlich ein Reagenzglas umgeworfen. Hardy reagierte prompt und packte den am nächsten am Tatort stehenden Schüler am Ohr, der daraufhin lautstark beteuerte, es nicht gewesen zu sein. Noch immer strömten Schüler in den Raum, die ihrem Lehrer durch angemessene Begrüßungen wie "Hi, Schwobbel!" oder "Schwabbel!" den nötigen Respekt entgegenbrachten. Hardy ließ nunmehr von dem Jungen ab und beschloß, zuerst den letzten Biologietest zurückzugeben. Dank seines pädagogischen Fingerspitzengefühls hatte er die Leistungsfähigkeit der Klasse schier unermeßlich steigern können; die beste Zensur des Tests war demnach ein "ausreichend plus". Er händigte diese Meisterleistung dem Schüler mit Handschlag aus, wodurch er erreichte, daß die anderen jenem durch dröhnende "Streber"-Rufe und fliegende Radiergummis die Früchte seines Erfolges nachhaltig vergällten. Vor der Filmwiedergabe teilte Hardy noch einen brandaktuellen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1973 aus, der von einem russischen Kraftfahrer in Nowosibirsk erzählte, in dessen Unterleib die Ärzte einen Embryo entdeckt hatten. Nachdem der beste Vorleser der Klasse die fünfzehn Textzeilen in Rekordzeit von nur vierunddreißig Minuten vorgetragen hatte, stellte Hardy diesen Sachverhalt zur Diskussion. Einige Schüler vermuteten einen gemeinen Fall von Menschenschmuggel durch Schlepperbanden, ein anderer mutmaßte, daß eine Entführung durch die Mafia vorliegen könne, und ein dritter Schüler gab letztlich als Ursache mangelhafte Ernährung an, die durch die Planwirtschaft in der UdSSR entstanden sei. Da Hardy selbst keine Erklärung hierfür wußte, ging er nicht weiter auf dieses Thema ein und beschränkte sich darauf, diese überaus fachlichen Äußerungen auch wohlwollend in seinem Lehrerkalender zu honorieren. Alsdann ging er zu der Vorführung seines Lieblingsfilmes über. Das heißt, er versuchte es zumindest, denn nach einigen Minuten stellten sich ernsthafte Probleme in der Bedienung des Videorecorders dem gestandenen Biologen gegenüber. Nur nicht aufgeben, wenn die Cassette auch zigmal herausfällt! Wofür gibt es die Bedienungsanleitung. "Insérez la bande magnétique et appuyez sur PLAY." Was das wohl heißen mochte? Es war schon ärgerlich, daß man als Lehrer kein Technik-Seminar besuchen konnte, in dem solche Bedienungsabläufe einmal hätten erklärt werden können. Und überhaupt war er Biologe und kein Dolmetscher! Schmerzhaft erinnerte er sich an einen ähnlichen Vorfall. Eines Morgens hatte er im Lehrerzimmer am Kopierer gestanden, und nach zwei Stunden war ein Kollege eingetreten, um ihm mitzuteilen, daß schon seit dem Vortage im ganzen Gebäude der Strom ausgefallen sei. Auf einmal kam ihm die rettende Idee. Weshalb ließ er nicht einen der Schüler das Gerät einschalten? Problematisch war jetzt nur, sich Gehör zu verschaffen...

 

Na StevieRed,

das ist aber man so gerade noch eine Geschichte, auch wenn du nichts als den Ablauf eines Tages erzählst. Aber was willst du damit kritisieren? Alle Lehrer? Oder nur den einen? Es mag sein, dass dieser Text für die Mitschüler, die den Lehrer kannten zum Brüllen komisch gewesen ist, für mich, der ich ihn nicht kenne war er es nicht. Natürlich gibt es solche lebensfremden Menschen und sich auch unter Lehrern eine ganze Reihe von ihnen. Aber deine Gags zünden bei mir nicht richtig.

MfG, sim

 

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