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Happy Hour in der Bar der Ausgelöschten
Enrique zog noch mal sein Glas durch die Bowle, hielt es dann hoch und starrte hindurch, als würde er seine Zukunft in den schlingernden Früchten sehen.
»Alkohol ist echt Teufelszeug«, sagte er dann, nickte und trank auf Ex.
»Scheiß drauf - Happy Hour«, erwiderte der dünne Kerl, der sich den anderen noch nicht vorgestellt hatte. »Ich nehm noch so einen Bananen – Daiquiri.«
Zur Unterstützung seiner Bestellung fuchtelte er mit seiner käsigen Hand zur Kellnerin rüber.
Die anderen – Enrique, Pollo das Schaukelpferd und Balthasar - verzogen die Gesichter.
Pollo wippte schwer angeschlagen herum, wobei er ständig den Tisch anstieß und kleine Eruptionen in den Gläsern seiner Mitzecher verursachte.
»Kannste mal mit der Kacke aufhören«, fragte Balthasar, »sonst stell ich dich echt neben das Klo, und das ist hier nicht der beste Platz.«
»Das hier auch nicht«, grinste der Unbekannte und ließ einen fahren.
Sein schwarzer Umhang blähte sich kurz hinten auf, und erschlaffte dann wieder.
Es hätte wie die Trompeten von Jericho geklungen, wenn er dabei nicht gekichert hätte.
»Boooooahhhh!« Balthasar hielt sich die Nase zu; Pollo musste allerdings lachen, ein merkwürdig langezogenes, hölzernes Wiehern.
»Was bist du denn für einer?«, fragte er den Kerl mit den Blähungen.
»Ich bin das bessere Ende von Das Parfüm.«
»Oh. Das ist heftig«, sagte Enrique und klopfte ihm auf die Schulter, was einen grässlichen Schleicher zu Folge hatte, der den Umhang nur kurz in Wallung brachte, aber höllisch in der Nase brannte. »Wie kams?«
»Süskind hat ein ganzes Blech Pflaumenkuchen gefressen, während er das letzte Kapitel schrieb. Weil er fertig werden wollte, hat er mich erfunden; ihm ging’s wohl nicht...«, er furzte erneut, wartete eine Sekunde und zog dann ein erleichtertes Gesicht, »...besonders. Jedenfalls sollte ich auf dem Markt aufkreuzen, und nicht dieser gierige Pöbel. Ein Showdown wie in High Noon. Nur Grenouille und ich, und ich sage: Mal schauen, was Du wegstecken kannst, Nasenbär, und lasse einen sausen, das die verdammte Erde bebt. Na ja - jedenfalls fühlte er sich nach einem ausgiebigen Sch... am nächsten Tag besser und nahm dieses pathetische Kannibalenkonstrukt. Penner.«
»Das ist doch gar nichts«, entfuhr es Pollo.
»Verschon uns bitte«, gähnte Balthasar gekünstelt, »kennen wir schon. Der böse, böse Stephen.« Die anderen lachten. Jeder kannte die Geschichte.
Zu der Zeit, als Stephen King noch gekokst hatte, war es ihm in den Sinn gekommen, dem Clown Pennywise in ES ein dämonisches Schaukelpferd zur Seite zu stellen. Er wusste, das es nicht gerade ein Team wie Starsky & Hutch war, aber es müsste gehen.
Pollo verschlang gerade Billy Denbrough auf Seite fünfhundertzweiundachtzig, als Kings Dealer anrief, um mitzuteilen, dass er einen künstlichen Darmausgang bekäme. Diese Woche no Snow...Hello?
Eine Woche später war der Spuk vorüber, und Pollo draußen.
Ein Jammer.
Der schwarze Gasmann hob noch mal die Hand.
»Eierlikör für mich und meine Freunde bitte!«
Balthasar, der fette, klugscheißende Rohentwurf von Harry Potter, schüttelte den Kopf.
»Wenn man eh zu dick ist, kann man das auch noch trinken, oder? Scheiß drauf.«
»Eben«, entgegnete Enrique, der schwule Cousin des Kleinen Prinzen, »das Wesentliche ist für die Augen sowieso unsichtbar.«
»Stimmt...nehmt mal ne Nase«, grinste der Mann mit dem Umhang und ließ noch einen fahren.