Was ist neu

Serie Happy End für y

Seniors
Beitritt
20.10.2002
Beiträge
2.639
Zuletzt bearbeitet:

Happy End für y

Alle Buchstaben rannten geschäftig herum, formierten sich, stoben auseinander und stellten sich wieder neu zusammen. Immer neue Wörter und Sätze entstanden. y saß in einer Ecke des Foyers und sah zu. Zuerst hatte es Yo-yo gespielt, hatte aber bald aufgehört, weil es sich andauernd in der Schnur verwickelt hatte. Danach hatte es Yoga geübt, aber von der vielen Gymnastik hatte es nur einen Muskelkater bekommen. Ein anderes Hobby hatte es nicht. So war ihm immer langweiliger geworden.

Danach hatte es angefangen, sich einfach zwischen die anderen Buchstaben zu schieben, solange, bis alle verwirrt waren und das s hysterisch gebrüllt hatte: „Das ist ja wieder typisch! Du kannst nicht einfach dazwischenflitzen, das bringt doch das ganze System durcheinander! Was sollen die Menschen mit einem ‚Frühstyück‘ oder mit einem ‚Nilpfyerd‘!? Warte, bis du an der Reihe bist, du hyperaktiver Plagegeist!“

Die anderen Buchstaben hatten genickt. Nur das x hatte dem y mitleidig über die beiden schrägen Ärmchen gestrichen, da es wusste, wie schlimm es ist, wenn man nicht mitmachen darf. Das x wurde auch nur selten gebraucht; allerdings war es darüber nicht traurig – es war nämlich eine richtige Schlafmütze und schnarchte den ganzen Tag wie ein Baby. Wenn es doch einmal gebraucht wurde, musste das flinke l losflitzen, um es aufzuwecken. Aber y war anders. Es wollte auch mitlachen können, wenn es zu einem Witz gehörte und es wollte Teil einer romantischen Liebeserklärung werden! Traurig schlich es also durch die Reihen der empörten Buchstaben wieder hinaus, und keiner merkte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen.

Seitdem saß y wieder alleine im Foyer auf einer kleinen Styroporflocke und dachte nach. Und eines Nachts, als alle anderen schliefen (das s, das c, und das h schnarchten gerade einen Kanon), schlich es davon. Es hatte nämlich einmal, vor langer Zeit, einen Traum gehabt, an den es sich jetzt erinnerte: Dass es irgendwo noch eine andere Sprache gab, in der es gebraucht werden würde, in der es so wichtig wäre, dass die anderen gar nicht mehr auf es verzichten könnten! Es hatte sich die letzten Tage ausgemalt, dass es sich vielleicht mit dem gemütlichen o oder dem lustigen e anfreunden könnte, in dieser neuen Sprache … nur neben dem s, da würde es nie stehen wollen!

Also hüpfte es klammheimlich davon und machte sich auf die Suche nach dieser mysteriösen Sprache. Es musste weit laufen, sein Füßchen tat schon weh von der Anstrengung, und dann war vor ihm das Meer. So viel Wasser auf einmal … Aber das y stürzte sich kopfüber in die Wellen und schwamm tapfer los. Es wollte jetzt nicht aufgeben, nachdem es schon so weit gekommen war. Endlich nicht mehr einsam sein! Es strampelte in den Wogen, die Gischt brach über ihm zusammen, immer und immer wieder. Irgendwann taten ihm die dünnen Ärmchen weh. Es bekam kaum noch Luft und musste die ganze Zeit das scheußliche, salzige Wasser schlucken. Das y wollte schon aufgeben, da tauchte vor ihm plötzlich die Küste auf. Mit letzter Kraft paddelte es auf das neue Land zu, ließ sich vom Ozean an den Strand spülen, und schlief dort vor Erschöpfung sofort ein.

Aufgeweckt wurde das y von der Wärme der Sonnenstrahlen, vom Rhythmus der Wellen und von aufgeregten Stimmen. Vorsichtig öffnete es ein Auge – und sah viele andere Buchstaben. Als sie merkten, dass das y aufwachte, stimmten sie ein Freudenlied an, das große H hob das y auf seine Schultern und sie trugen es zu ihrem Büro. Dort erklärten sie, dass sie sich sehr freuten, dass das y auf Besuch gekommen war – besonders, weil ihr eigenes y vor lauter Arbeit krank geworden sei. Und ohne ein y, sagten das t und das h im Chor, kann man im Englischen keinen normalen Satz sagen!

So wurde das y zu einem der meistgefragten Buchstaben. Bald hatte es so viel zu tun, dass es die ruhigen Stunden und das schläfrige x vermisste. Heimlich begann es sich ein bisschen nach seinem ruhigen Foyer zurückzusehnen, auch wenn es mit seinen neuen Freunden viel Spaß hatte.

Währenddessen war in Deutschland Verwirrung ausgebrochen. Denn da hatten Sbille und Jenn aus Baern bei einem Glas Wiske beschlossen, an Slvester in Ägpten Ponurlaub zu machen! Alle wuselten durcheinander und versuchten festzustellen, was da nicht stimmte.

Das s rief: „In einer Reihe aufstellen und durchzählen!“

Das a begann sofort: „eins!“, das b „zwei!“, und so fort, bis sich nach dem w („dreiundzwanzig!“) niemand mehr meldete. Das l flitzte los und kam kurz darauf mit dem x im Schlepptau zurück.

„Vierundzwanzig“, murmelte dieses schläfrig und döste gleich wieder ein. Das z hatte schon den Mund aufgemacht, aber natürlich meldete sich auch die fünfundzwanzig nicht.

Denn das y war ja weit, weit weg, in England, wo es in diesem Moment Teil einer Liebeserklärung wurde.

„I love you, Stephy“, hauchte es und hatte vor lauter Glück feuchte Augen.

„Das y fehlt also“, stellte das s bestürzt fest. „So ein Mist, ohne das y geht es nicht weiter …“

Und so schwärmten alle Buchstaben aus, um ihren Kollegen zu suchen.

Gerade als unser y im höchsten Glück war, klopfte ihm jemand auf die Schulter: „Hey, das hast du gut gemacht. Danke, dass du mich vertreten hast.“

Vor ihm stand … das englische y, das nun wieder ausgeruht war und weiterarbeiten konnte! Zwar boten die englischen Buchstaben dem y an, dass es bei ihnen bleiben könne, solang es wollte, aber y lehnte ab, da es starkes Heimweh bekommen hatte.

Zum Abschied feierten sie eine große Party am Strand mit vielen Lampions und lustigen Geschichten und schmuggelten y dann auf eine große Yacht, damit es nicht wieder schwimmen musste.

„Bye-Bye“, rief das sympatische o und winkte. Auch das e und das u sahen ihm noch lange nach. y stand an Deck und kämpfte mit seinen Gefühlen. Es war traurig, dass es seine neuen Freunde verlassen musste, aber es freute sich auch darauf, daheim von seinem Abenteuer zu erzählen!

Es staunte sehr, als es nach Hause kam und die ganze Aufregung bemerkte.

„Bitte komm sofort, wir brauchen dich!“, rief ihm das a entgegen. Sybille und Jenny aus Bayern konnten nun endlich bei einem Glas Whiskey ihren Sylvester-Ponyurlaub nach Ägypten planen. Und am Abend erzählte das y mit stolzen Augen von seiner Reise. Staunend hörten die anderen zu – eine Expedition zu einer fremden Sprache hatte noch nie jemand gewagt.

Das s meinte schließlich kleinlaut: „Sorry, es tut mir leid, ich war ein richtiger Tyrann.“

„Schon okay“, antwortete das y, und sie beschlossen, ab jetzt gut zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel, wenn es einmal Nachrichten aus Syrien geben würde.

Lange nach Mitternacht, als alle müde wurden, lud das x das y ein, bei ihm zu übernachten. Gemeinsam krochen sie in den gemütlichen Holzkasten des Xylophons, von wo man bald lautes Schnarchen hörte.

 

so, da ist mein Beitrag. ;) Ich ahne den Kritikpunkt "aber da is ja Englisch drinnen!" bereits :D Aber immer mehr Grundschulen haben langsam auch eine Fremdsprache auf dem Stundenplan, und ich denke, der Umfang in der Geschichte ist nicht zu schwer. Aber was meint ihr? Ist das noch vertretbar?

 

Hi Maus,

solche Buchstabengeschichten können nur liebenswert sein, man leidet mit jeder Geschichte mit :).
Prima Idee mit der Überquerung, ich dachte zwar erst, das arme Kerlchen muss nach Japan oder China schwimmen, dabei ist der üppige y-Gebrauch ja so nah.
Mich hat das mit dem Englisch überhaupt nicht gestört.
Ich habe nun auch nicht kritisch gelesen, mir ging es hauptsächlich um den Inhalt; offensichtliche Fehler sind mir jedenfalls keine aufgefallen.
Sehr schön!

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Anne,

so nun kann ich auch eine Buchstaben-Story von dir lesen.
Hat mir übrigens sehr gut gefallen, besonders einfallsreich war der Ausflug nach England. Übrigens das bisschen Englisch hat überhapt nicht gestört.

Ich hatte nur den Eindruck, dass du es mit dem Schnarchen hast. Stört dich da eventuell jemand im realen Leben?
Babies glaube ich schnarchen doch nicht, oder? Bei meinem Sohn ist es schon eine Zeitlang her, dass er ein Baby war. Kann mich nicht mehr so daran erinnern.

Eine Sache war mir erst nach dem zweiten Lesen klar gewesen und zwar

Es wollte auch mitlachen können, wenn es zu einem Witz gehörte und es wollte Teil einer romantischen Liebeserklärung werden!

Das mit dem Teil von einem Witz habe ich erst nicht ganz kapiert.

Zusammenfassend passt die Geschichte prima ins Konzept.

Viele Grüße und einen schönen Abend
bambu

 

Liebe maus,

diese Geschichte ist Dir ganz wunderbar gelungen! Dein kleiner Held, dessen Selbstbewusstsein ein wenig lädiert ist, wagt eine große, abenteuerliche Reise, bei der er fast ertrinkt, in ein fremdes Land, in dem er endlich einmal wirklich gebraucht wird. Mit vielen neuen Erfahrungen kehrt er dann in die alte Heimat zurück, wo seine übrigen Bekannten endlich seinen Wert zu schätzen wissen.

In Deiner Geschichte ist alles drin! Zu Herzen gehende Situationen, Abenteuer und Spannung und ein entzückendes - wie der Titel schon verspricht - Happy End! :)

Besonderes gelungen ist Dir das lockere Einstreuen einer Vielzahl "schwieriger" y-Worte. Nirgends wirkt die Verwendung dieser Worte aufgesetzt oder gewollt! Klasse!

Zwei klitzekleine Bemerkungen ...

Zuerst hatte es Yo-yo gespielt

Yo-Yo , schreibt man das nicht beide Male groß?

Seitdem saß y wieder alleine im Foyer auf einer kleinen Styroporflocke und dachte nach.

Süß!!!

Zum Abschied feierten sie eine große Party am Strand mit vielen Lampions und lustigen Geschichten und schmuggelten y dann auf eine große Yacht, damit es nicht wieder schwimmen musste.

Wortwiederholung "große"

Fazit: Super! :)

Lieben Gruß
al-dente

 

hallo bernadette, bambu, al-dente!

vielen Dank für Euer Lob, ich freue mich sehr. :bounce:

bambu, Du hast schon recht, Babies schnarchen normalerweise nicht, glaube ich ... dass muss ich wohl noch umändern. Und das mit dem schnarchen war eher Zufall - mein Freund ist da nicht so ;)

ad-dente:

Besonderes gelungen ist Dir das lockere Einstreuen einer Vielzahl "schwieriger" y-Worte. Nirgends wirkt die Verwendung dieser Worte aufgesetzt oder gewollt!
achschön, das freut mich besonders. Ich habe mir sowieso eher "leichte" y-Worte ausgesucht, aber da gibt es halt arg wenige ...
Vielen Dank auch für die Anmerkungen. Ich werde die Geschichte am Wochenende nochmal überarbeiten, und dann die Korrekturen auch einbauen. Das hilft mir sehr!

liebe Grüße
Anne

 

Ich gebe noch mal kurz meinen Senf dazu: Meine Söhne haben beide, als sie Babys waren ab und zu ganz entzückend geschnarcht, z.B. wenn sie verschnupft waren ... :D

 

Hallo Maus!

Sehr schöne Geschichte. Und da es z.B. in Hamburg auch schon Kindergärten gibt, in denen Englisch spielerisch gelernt wird, ist gegen einen Ausflug ins Englische nichts einzuwenden. Wobei mich der mißratene Ponyurlaub mehr fasziniert hat.

LG

Jo

 

Hey al-dente, war ich also nicht ganz daneben. ;) Aber vielleicht fällt mir doch etwas anderes ein, bambu hat schon recht, geschnarcht wird hier wirklich viel...

lieber jobär, auch Dir danke für Dein Feedback. Der Ponyurlaub ... mir wär der auch lieber, als nach England zu paddeln. :D
wie versprochen, Überarbeitung folgt.

liebe Grüße an Euch beide
Anne

 

Hallo maus!

Eine liebe, witzige und geistreiche Geschichte über das kleine y ist dir da gelungen. Echt sensationell die Idee.

Einziges, was ich zu bekritteln habe: "Also liefes klammheimlich davon und machte sich auf die Suche ..."
Das kleine y kann doch mit nur einem Balken nach unten nicht laufen. Das große H schon, aber das kleine y muss doch hüpfen.

Lg vom kleinen Rasta-Narren

 

Hallo Anne,
mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Meine Tochter hat auch schon seit der ersten Klasse Englisch. Aber erst seit der dritten Klasse in Schriftform. Ich finde es gut, dass die Kinder durch deine Geschichte erfahren, dass Buchstaben in anderen Sprachen auch andere Laute haben.

Lieben Gruß
Petra

 

halo kleiner Rasta-Narr, hi Petra,

vielen Dank fürs lesen und das positive Feedback! Petra es freut mich sehr, dass Du das mit dem Englisch gelungen findest. Hier hatte ich selbst die größte Bedenken ... das hüpfen ist ausgebessert, und ihr beide habt mich erinnert, dass ich die Geschichte selbverständlich noch überarbeiten werde. Einige Punkte sind ja zusammengekommen!

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Maus,

Deine Geschichte kommt so locker-leicht daher und aus allen Ecken sprudeln ganz ungezwungen die frischen Ideen rund um´s Y. Es ist ein Vergnügen, das zu lesen, Kindern, die eine Ahnung vom Englischen haben, wird es sicher auch gefallen. Da hat die Geschichte sogar einen pädagogischen Touch - man kann sie gut als Anfangspunkt für einen Exkurs über Fremdsprachen benutzen.

Alles Gute,

tschüß… Woltochinon

 

hallo Wolto,

ist schön, dass Du Dich einmal hierher zu den Kinder verirrst.

Deine Geschichte kommt so locker-leicht daher und aus allen Ecken sprudeln ganz ungezwungen die frischen Ideen rund um´s Y.
Oh, für mich war die Themenvorgabe (das war ein Thema des Monats, die Buchstabengeschichten) auch etwas, was mich sofort auf den Stuhl und zum Schreiben gezwungen aht - das ging so schön von selber. Es freut mich sehr, dass auch Du als Leser den Eindruck der Lockerheit hast. Ich denke, dass auch viele Kinder in Deutschland ja mit einer zweiten/anderen Muttersprache aufwachsen (meistens nicht englisch zwar, aber ...), da ist es sicher interessant, zu vergleichen. Vielen Dank fürs Lesen.

Liebe Grüße
Anne

 

Hi Maus,
Die Geschichte ist durchaus gelungen. Vor allem die vielen passenden Y Wörter, die du eingestreut hast, finde ich recht gelungen.
Ich frage mich nur, ob diese Geschichte, die ich vom Plot her 6 - 8 jährigen geben würde, für diese Kinder bezüglich deinem Wortwitz nicht zu schwierig ist.

Eine Kleinigkeit:

Sylvester-Ponyurlaub
Das Ponyurlaubt steht doch im krassen Gegensatz zu den anderen Worten. Vielleicht findest du etwas passenderes.


L.G.
Bernhard

 

hallo Bernhard!

ich freu mich über Dein Feedback sehr. Ich denke auch, dass es 6-8 Jährige mit einigen Worten nicht so einfach haben werden. Das liegt in der Natur des y, es kommt in echt-deutschen Worten selten vor ... der Ponyurlaub, irgendwie wollte ich das Wort "Pony" unterbekommen, aber ideal ist es nicht, da hast Du schon recht. Es macht die ganze Stelle irgendwie kompliziert ... ich kann nicht versprechen, dass ichs bald schaffe, aber dransetzen werde ich mich auf jeden Fall. Vielen Dank!

liebe Grüße
Anne

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom