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Hans im Glück

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01.08.2002
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Hans im Glück

Hans war gerade dabei sich wieder einmal am Hintern zu kratzen, als mit einem mal der Strom im gesamten Haus plötzlich ausfiel. Hans natürlich, beständig wie er war, ließ sich von diesem Ereignis in der Ausführung seiner derzeitigen Tätigkeit nicht im Geringsten stören. „Denn wo ein Kratzreiz ist da sind auch Fingernägel die diesen beenden.“ , dachte er sich. „Jemand anderes wird sich schon darum kümmern, so wie es immer war.“ Kurz nachdem er gerade damit fertig war die dritte Hornhautschicht wegzukratzen ging das Licht wieder an. Er sah sich kurz um, vermied aber den Blick nach unten. Seine Mutter, bei welcher er wohnte, würde die heruntergefallenen Hautstücke ganz bestimmt wegräumen, „Denn dafür ist sie ja da!“, dachte er bei sich und begab sich aus seinem Zimmer. Draußen im Park machte er keinerlei Bemühungen den anderen Leuten aus dem Weg zu gehen. Mit seiner „stattlichen“ Erscheinung war es ihm auch ein leichtes den gesamten Weg für sich zu beanspruchen. Keiner riskierte einen Zusammenprall mit diesem Menschen. 110 kg brachte er auf die Waage, wobei wir das zweite Bein natürlich nicht unbeachtet lassen wollen. Mit diesem stolzen Gewicht bewegt er sich nun schon seit mehreren Jahren durch sein Leben. „Ich fühle mich gut und sehe keinerlei Veranlassungen irgendetwas in meinem Leben zu verändern. Ich bin gerade zarte 45 Jahre alt und damit in der Blüte meiner Jahre, was soll mir schon geschehen? Und mit Weibern braucht ihr mir gar nicht erst zu kommen, das ist das schlimmste was Gott je erschaffen hat.“ Diesen und ähnliche Sätze musste jeder anhören der Hans irgendwie helfen und ihm Ratschläge geben wollte, oder sich einfach nur um ihn sorgte bzw. Gedanken machte. Aber Klaus war nicht immer so, er war nicht immer ein ewig egoistischer, fieser, fetter und kranker Mensch gewesen.

Die Geschichte beginnt kurz nach Hans’ 16. Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt war er noch ein ganz normaler, Gutaussehender und sportlicher Jugendlicher. An diesem Tage war er der glücklichste Mensch der Welt. Er hatte alles was er sich immer gewünscht hatte. Er hatte gute Freunde, sehr liebe, nette und verständnisvolle Eltern und einfach alles was er zum Leben brauchte, sowie ein bisschen was darüber hinaus. Aber das wichtigste für ihn persönlich war das er, nach einer für ihn viel zu langen Zeit, es nun endlich geschafft hatte die Frau seiner Träume zu erobern. Ihm war egal was andere dachten, ihm war egal was sie ihm sagten. Es gab viele böse Stimmen, dass dieses Mädchen zu dick sei, zu hässlich, zu dumm und vieles mehr. Hans ließ sich von all dem nicht beeindrucken denn es war sein Leben, seine Entscheidung. Er liebte diese Mädchen und niemand würde ihn je von ihr trennen können, egal was er anstellen würde. Ob dieses Mädchen genauso dachte ist bis heute unbekannt, auf jeden Fall muss sie ähnliche Gefühle gehabt haben denn sonst wären die beiden nie zusammen gekommen. Hans war überglücklich, aber gleichzeitig so in Angst etwas falsch zu machen und sie dadurch zu verlieren, dass er sich nur noch damit beschäftigte nichts falsch zu machen, anstatt sich um seine Freundin zu kümmern. Für sie sah es natürlich so aus als ob dieser Junge gar nicht richtig mit ihr zusammen sein wollte, denn er wollte doch offensichtlich nichts mit ihr zu tun haben und auf keinen Fall in der Öffentlichkeit mit ihr gesehen werden. Auch sprach Hans aus Angst etwas Falsches zu sagen weniger mit ihr als er es noch tat bevor sie zusammengekommen waren. Für sie war es wieder ein Anhaltspunkt das dieser Junge nun wahrscheinlich doch nicht der richtige gewesen war.
Etwas mehr als eine Woche später beendete sie die Beziehung. Hans war unfähig etwas zu denken, er gab sich alle Schuld daran, was zum Teil natürlich auch wahr gewesen war, zu einem großen Teil, aber nicht komplett. Selbst einige Zeit später hatte Hans dies noch immer nicht verkraftet. „Heißt es nicht jeder hätte eine zweite Chance verdient, egal was er getan hätte?“, dachte er sich immer wieder. Aber diese zweite Chance sollte er nie bekommen. Dieser Umstand raubte ihm das Vertrauen in die Menschheit, sowie in die Hoffnung und die Gerechtigkeit, denn beim zweiten Mal würde er alles besser machen. Selbst Monate danach spielte er noch mit Selbstmordgedanken, da das Leben für ihn keinen Sinn mehr ergab. Aus dieser unbändigen Sehnsucht, Enttäuschung, immer wiederkehrender und enttäuschter Hoffnung, wuchs erst Abneigung und danach Hass. Eine tiefe Abscheu erfüllte ihn jedes Mal wenn er dieses Mädchen sah. Eine tiefe Abscheu gepaart mit unsäglichem Leid, unerfüllbarer Sehnsucht und unstillbarer Liebe. Aus dieser Verzweiflung heraus ging in Hans’ Leben drei Jahre nach dem Ende der Beziehung, aber nicht dem Ende seiner Gefühle, alles schief. Er bekam nichts mehr auf die Reihe, verbaute sein Leben komplett und beging mehrere Straftaten, darunter auch einige Morde. Insgesamt 20 Jahre saß er im Gefängnis. Danach befand er sich in strengster Psychologischer und Psychiatrischer Behandlung, welche er immer noch in Anspruch nehmen muss, da er keine Hoffnung mehr besitzt, keine Motivation und keinen Lebenswillen. Er steht unter ständiger Beobachtung.
Jeder der diese Geschichte kennt begegnet Hans anders als der Rest der Menschen die ihn treffen. Für sie ist er ein Bemitleidenswerter armer kranker Mann.

Nach seinem täglichen Spaziergang begab sich Hans zurück in sein Zimmer um das weiterzuführen was er sowieso den ganzen Tag nur tat. Er zog sich komplett aus, stellte sich unter die Lampe an der Decke und begann sich am Hintern zu kratzen, den gesamten restlichen Tag, jeden Tag.
In einem Zimmer ohne Fenster, ohne Möbel. Mit einer Mutter die keine war. In einem Haus das er nicht kannte. In einer Stadt die er nie sah. In einer Welt die ihn nicht wollte, die ihn weder kannte noch verstand.
Ein Leben ohne Bestand, ohne Nutzen, ohne Annerkennung, ohne Freude und ohne Leistungen.
Ein Leben ohne Sinn!

 

Aber Klaus war nicht immer so, er war nicht immer ein ewig egoistischer, fieser, fetter und kranker Mensch gewesen.
Wer ist denn Klaus?

 

Mmh! Du hast Recht. Hab mich dort wohl irgendwie verschrieben. Komisch, obwohl ich mir das zehnmal durchgelesen hab. Natürlich ist Hans damit gemeint.

 

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