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Hans im Glück

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24.01.2006
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Hans im Glück

Dies ist die Geschichte von Hans Kemper, der sein Leben 33-jährig zu Tode brachte, obwohl er eigentlich immer hätte glücklich sein müssen.

Hans hatte alles. Er erlebte das pure Glück jeden Tag. Stellen Sie sich etwas vor, dass Sie sich schon immer wünschen; Hans hatte es.
Bereits mit 25 hatten sich Hans' Tränenkanäle zurückgebildet, da er sie nicht benutzte. Er kannte Weinen nur aus dem Fernsehen.
Bis 25 konnte Hans sich noch über seinen außergewöhnlichen Status freuen, ja, es gab Momente, da war er glücklich, doch seit geraumer Zeit war Hans unfähig, überhaupt irgendwas zu empfinden. Er war des Glückes überdrüssig geworden. Zusammen mit dem Glück waren auch alle anderen Gefühle verschwunden. Hass hatte er noch nie gekannt, denn um hassen zu können, musste man irgendwann einmal schlecht behandelt worden sein. Neid konnte er nicht empfinden, da es niemanden gab, den er hätte beneiden können. Von der Trauer wusste er nur, wie man sie schreibt. Kurzum: Hans wurde völlig emotionslos.

Diese Erkenntnis kam ihm sehr spät, denn für einen völlig emotionslosen Menschen ist es schier unmöglich festzustellen, dass er nichts empfinden kann. Hans fühlte sich nie gut oder schlecht, er hatte keinen Grund, sein Verhalten oder seine Stimmung zu reflektieren, dies zu tun, wäre nur verschwendete Zeit gewesen. Hans lebte lieber. Erst als er mit Freunden in einer Kneipe war und die Runde zunehmend betrunkener und damit auch lustiger wurde - Hans aber dennoch keine Miene verzog - merkten sein Freunde, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
"Hans, was ist denn los mit dir? Du lachst über keinen einzigen Witz, du bist aber auch nicht schlecht gelaunt. Du sitzt einfach nur da ..."
"Ja", sagte Hans und saß da.
Erst am nächsten Tag, dachte er über das Gespräch in der Kneipe nach. Man könnte leicht meinen, diese Einsicht hätte Hans wie ein Schlag getroffen, doch weit gefehlt. Er nahm sie zur Kenntnis.

Dennoch setzte er alles daran, Gefühle zu empfinden. Er wollte wieder glücklich sein. Er hatte doch allen Grund dazu. Hans wollte Freude empfinden; ach was, eigentlich wollte er nur überhaupt irgendwas empfinden.
Anfangs spielte er vor, glücklich oder traurig zu sein, er befeuchtete manchmal seine Augen oder zog seine Mundwinkel nach oben, als würde er lachen. Er war ziemlich gut darin und ihm gelang es, alle zu täuschen; nur nicht sich selbst.

Deshalb ging er einen Schritt weiter. Er legte seine Hand auf die glühende Herdplatte. Sie schmorte und er hatte höllische Schmerzen, jedoch nur körperliche. Danach wieder dieselbe Leere. Er bemitleidete sich nicht, er war nicht wütend, und dabei hatte er es sich so sehr gewünscht. Hans schlief mit sämtlichen Nutten der Stadt - keine Reue. Er schlief mit der Schwester seiner Frau - kein Ekel. Er aß seinen Hund. Kein Glück und erst recht kein Genuss.
Wenn all seine Bemühungen scheitern würden, müsste er wenigstens verzweifeln, vielleicht könne er sogar weinen. So dachte er zumindest.
Er verschenkte sein ganzes Geld, verbrannte die Häuser und grub seine Golfplätze um. Nichts. Er fühlte absolut nichts. Hans begann, Drogen zu nehmen, erst leichte, schließlich Heroin. Nichts. Hans hätte schreien können, doch er hatte keinen Grund. Er hätte sich umbringen mögen, doch er wusste nicht warum.
Hans hatte schon alles versucht, doch auch verzweifeln konnte er nicht. Seine Frau und die Kinder waren schon lange abgehauen, er besaß nichts mehr und war dennoch nicht traurig. Er infizierte sich mit allen unheilbaren Krankheiten, die er kannte. Jetzt wusste er sicher, dass er bald sterben würde, doch auch das war ihm egal. So begab es sich, dass Hans Kemper sein Leben 33-jährig zu Tode brachte, obwohl er eigentlich immer hätte glücklich sein müssen.

 

Hallo neukerchemer,

die Idee der Langeweile überzeugt mich, die Ausführung aber leider nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass einen nichts mehr berührt, selbst, wenn man alles hat, mir fehlt auf die Veränderungen hin aber ein bisschen die Reaktion des Umfelds. Dass Frau und Kinder ihn irgedwann verlassen haben, ist mir zu wenig, die Sicht auf ihn muss sich ja verändert haben. Er gibt ein anderes Bild von sich ab, Menschen müssen erschrecken, sich wundern, ihn der Entwicklung nach irgendwann hassen. Eines der Kinder könnte den Hund geliebt haben und ihm Vorwürfe deswegen machen. So ist es ein bisschen, als hätte auch das Umfeld die Gefühle verloren. Dadurch kommt die zunehmende Isolation, in die Hans sich begibt, nicht so kontrastreich zum Vorschein, wie sie könnte und das satirische Element wird nicht genügend ausgereizt.
Details:

der 33-jährig verstarb, obwohl er eigentlich immer hätte glücklich sein müssen.
Den Widerspruch sehe ich nicht, es gibt Menschen, die sehr glücklich versterben.
Sie schienen mit stetiger Gesundheit gesegnet zu sein
mE steter
bei dem ersten Mal Sex
würde ich abkürzen zu "beim ersten Sex"
verbrannte das Haus und zackerte die Golfplätze um.
zackerte?
Seine Frau und die Kinder waren inzwischen abhauen
abgehauen
So begab es sich das Hans Kemper 33-jährig verstarb, obwohl er eigentlich immer hätte glücklich sein müssen.
sich, dass

Dir einen lieben Gruß
sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim,

vielen Dank für deinen Kommentar und die Verbesserungen. Hab sie alle übernommen.
Zackern ist, wenn man mit einer Egge den Acker umgräbbt, zumindest bei uns in der Region, dachte nicht dass das so dialektspezifisch ist, in meinem Wörterbuch steht es nämlich auch nicht. Habs durch umgraben ersetzt. Auch den ersten und letzten Satz habe ich geändert. Jetzt kommt der Widerspruch stärker raus, denke ich.

die Idee der Langeweile überzeugt mich, die Ausführung aber leider nicht
Mir ging es eigentlich nicht um Langeweile sondern darum, aufzuzeigen, was passieren kann, wenn Menschen immer glücklich sind. Das es kein Glück ohne Unglück und Trauer geben kann.

mir fehlt auf die Veränderungen hin aber ein bisschen die Reaktion des Umfelds. Dass Frau und Kinder ihn irgedwann verlassen haben, ist mir zu wenig, die Sicht auf ihn muss sich ja verändert haben. Er gibt ein anderes Bild von sich ab, Menschen müssen erschrecken, sich wundern, ihn der Entwicklung nach irgendwann hassen. Eines der Kinder könnte den Hund geliebt haben und ihm Vorwürfe deswegen machen
Das wollte ich bewusst Ausblenden, mir ging es nur um die Person, die alles hat und dann nichts mehr empfinden kann.

Dadurch kommt die zunehmende Isolation, in die Hans sich begibt, nicht so kontrastreich zum Vorschein, wie sie könnte und das satirische Element wird nicht genügend ausgereizt.
Wie gesagt, mir ging es nicht um die Isolation an sich. Hans ist ja deswegen nicht unglücklich, er kann nur nichts mehr empfinden, weil er schon das pure, das reine Glück erlebt hat und deswegen nichts mehr kommen kann.


Vielen Dank nochmal.

Hallo Pistole,

auch dir natürlich vielen Dank für deinen Kommetar.

Handwerklich recht gut umgesetzt - wenn auch in Narrativer Zusammenfassung -, stelle ich mir einerseits die Frage nach der Rubrik - Waum nicht Philosophie? - und weiter (und wohl auch entscheidender) die Frage: Ist die Geschichte rational stimmig?
Narrativ deshalb, weil man so einfach weiter vom Prot weg ist. Ich hielt das hier für passend.
Warum nicht Philosophie? Ehrlich gesagt, hab ich mich nicht so recht getraut, aber ich wollte schon das man über die Geschichte nachdenkt und weil sie teilweise schon sehr überzogen ist, hab ich sie dann in Satire und nicht in Philosophie gepostet. Ich denke mal über ein Verschiebung nach.

Das mit der Logik ist so eine Sache und damit hatte ich in dieser Geschichte große Probleme. Ich behauptete aber mal, dass sie so, wie sie jetzt ist logisch und rational ist, zumindest für mich.

Deine Geschichte packt ja eben genau da an: Ohne Glück kein Unglück, denke ich, aber du schreibst nun von einem, der daran verzweifelt, nicht zu verzweifeln, auch wenn er einen Begriff davon hat, was die Dinge sind, die Gedanken erzeugen, die - in Gefühlen - Verzweiflung sind.
Genau darauf wollte ich hinaus. Deswegen entwickelt sich der Prot ja auch. Er konnte ja lange Zeit etwas empfinden, und kennt daher die Gefühle weiß also, was Glück, Verzweiflung usw sind.

Deine Geschichte ist in meinen Augen nicht logisch; der Schluss zwischen geschildertem Inhalt - der Suche nach Verzweiflung, die Gefühlslosigkeit wegen der Abwesenheit von Trauer - geht nicht Hand in Hand mit dem Antrieb deiner Figur zu suchen; es ist ja seine Verzweiflung, die ihn suchen lässt bzw es muss ein Gefühl sein, das ihn suchen lässt, womit er nicht gefühllos sein kann. Suche basiert auf Antrieb; Gefühlslosigkeit ist Bewegungslosigkeit.
Das ist natürlich der Knackpunkt, weswegen ich an dieser ziemlich kurzen Geschichte auch sehr lange gesessen war. Es ist nicht die Verzweiflung, die ihn antreibt, sondern er merkt einfach, dass etwas nicht stimmt, das es früher anders war. Genau genommen, kann man natürlich jetzt sagen, dass das auch ein Gefühl ist, aber so dreht man sich natürlich im Kreis. Das Spüren der Veränderung war für mich die einzig mögliche Konsequenz, die Thematik darzustellen. Aber natürlich schimmert immer ein gewisses Verlange, ein Art Sehnsucht durch. Nur irgendwie wüsste ich nicht, wie man die Geschichte sonst erzählen könnte.

Euch beiden frohe Weihnachten.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,
hast du beim Editieren der Geschichte das Ende versehentlich rausgelöscht? ;)

Erst am nächsten Tag, dachte er über das Gespräch in%

Kommentar folgt dann später ;)

Liebe Grüße und frohe Weihnachten,
Sebastian

 

Upps, ja da ist was schief gelaufen. Jetzt ist das Ende wieder dran..

Vielen Dank fürs Aufmerksammachen

Dir auch frohe Weihnachten

lg Daniel

 

Hallo neukerchemer!

Nachträglich noch alles Gute zu Deinem Geburtstag! :)

Auch mich konnte Deine Geschichte leider nicht mitnehmen, und ich werde versuchen zu ergründen, woran es liegt.

"Hans, was ist denn los mit dir? Du lachst über keinen einzigen Witz, du bist aber auch nicht schlecht gelaunt. Du sitzt einfach nur da ..."
"Ja", sagte Hans und saß da.
Die Stelle hat mir aber so richtig gut gefallen, weil ihn dieses »und saß da« so richtig schön als armen Tropf erscheinen läßt. :)

In Deiner Antwort an sim und Zerbrösel schreibst Du:

Mir ging es eigentlich […] darum, aufzuzeigen, was passieren kann, wenn Menschen immer glücklich sind. Das es kein Glück ohne Unglück und Trauer geben kann.
er kann nur nichts mehr empfinden, weil er schon das pure, das reine Glück erlebt hat und deswegen nichts mehr kommen kann.
Er konnte ja lange Zeit etwas empfinden, und kennt daher die Gefühle weiß also, was Glück, Verzweiflung usw sind.
Und das alles kommt bei mir nicht an. Ich sehe nicht, wo er jemals wirklich glücklich gewesen wäre.
Wie Du etwa seine Ehe beschreibst, in der die Frau ihm sämtliche Wünsche von den Augen abliest und jederzeit zu Sex bereit ist, läßt mich nicht auf eine große Liebe schließen, in der man Gefühle füreinander empfindet – mehr auf ein Tauschgeschäft. Vom Glück ist da nur der Schein. Und so sehe ich nur einen Menschen, der materiellen Wohlstand, Sicherheit und stets verfügbaren Sex mit Glück verwechselt.

Du erwähnst auch nicht, wie er in so jungen Jahren zu all dem Reichtum gekommen ist. Das muß natürlich nicht wichtig sein, aber es könnte dazu beitragen, daß man sein vermeintliches Glück besser sieht. Wobei ja aufgrund des Alters anzunehmen ist, daß ihm alles in den Schoß gefallen ist, und so wohl auch schon das Gefühl, etwas geschafft zu haben, ausgeblieben ist.

Sicher kann man dieses Verwechseln von Glück mit materiellem Wohlstand satirisch verarbeiten, aber soweit ich Deine Kommentare verstehe, war das nicht Dein Anliegen.
So sehe ich eher einen armen Tropf in Deinem Protagonisten, der noch nie richtiges Glück kennengelernt hat. Auch in seiner Kindheit wohl nicht, denn wer eine glückliche Kindheit hatte, weiß, wie sich richtiges Glücklichsein anfühlt und wird es immer suchen und sich nicht täuschen lassen, wie Dein Protagonist.

Eher könnte ich mir die Geschichte als eine vorstellen, in der der Protagonist durch stetes Weiterkommen und Anhäufen von immer mehr Wohlstand versucht, sein Glück zu finden. Und bei jeder Stufe höher kommt er wieder drauf: Das war’s auch wieder nicht – ich muß noch eine Stufe höher. Und wenn er oben ankommt und feststellt, daß er offenbar zum Glück nicht fähig ist, versucht er es umgekehrt, mit dem Leid, welches ich aber nicht ganz so übertrieben darstellen würde; Du könntest ihn, etwa anstelle der Drogen, ruhig auch auf das Leid der Welt schauen lassen, ohne etwas dabei zu empfinden.
Und statt daß er sich mit Krankheiten ansteckt, was nebenbei auch ziemlich unglaubwürdig ist, könnte ihn am Schluß auch irgendein Unglück treffen, bei dem er dann in seinen letzten Sekunden doch noch zu fühlen beginnt. – Das Glück kommt genauso unerwartet wie das Unglück, und nicht, wenn man danach sucht.

Ich hoffe, das hilft Dir irgendwie weiter. ;)
Ansonsten hab ich noch ein paar kleine Anmerkungen:

»Hans und alle seine Angehörigen und Freunde wurden nie krank. Sie schienen mit steter Gesundheit gesegnet zu sein,«
– das würde ich auf seine Blutverwandten einschränken und vor »krank« ein »ernsthaft« setzen, sonst wirkt es zu unglaubwürdig. Und dann könntest Du es mehr auf ihn – seine dadurch begründete Aussicht auf ein langes, beschwerdefreies Leben – beziehen.

»persönliche Köche und Assistenten und ein Premiere Abo.«
– Premiere-Abo

»Es faszinierte ihn. Deshalb schaute er leidenschaftlich gerne Liebesfilme. Er selbst zeigte dabei keine Emotionen,«
– Aber Faszination und Leidenschaft sind doch auch Emotionen. ;)

»gar bei so etwas gewöhnlichem wie einer Geburt waren sie glücklich.«
– etwas Gewöhnlichem

»Er hatte schon alles im Überfluss erlebt, nichts, was er nicht kannte.«
– man liest es zwar gedanklich sowieso dazu, aber ich würde trotzdem »es gab nichts« oder »nichts gab es« schreiben.

»Die sollten mal mit mir tauschen, dachte Hans oft. Die würden vor Glück platzen.«
– »Die sollten mal mit mir tauschen« klingt ziemlich unnatürlich. Wie wärs z. B. mit sowas wie: »Gut, dass die nicht in meiner Haut stecken, die würden vor Glück platzen.«

»Kurz um: Hans wurde völlig emotionslos.«
– zusammen: Kurzum

»Hans aber dennoch keine Mine verzog«
– Miene (welche man wie schreibt, läßt sich hier gut übers Englische merken, denn die »Mines« sind auch bei uns mit kurzem »i«. ;))

»Man könnte leicht meinen diese Einsicht hätte Hans wie der Schlag«
– meinen, diese

»er befeuchte manchmal seine Augen oder zog seine Mundwinkel nach oben,«
– befeuchtete

»Hans dachte, wenn alle seinen Bemühungen scheitern würden, müsste er wenigstens verzweifeln, vielleicht könne er sogar weinen. Das hoffte er zumindest.«
– mit »Hans dachte« und »Das hoffte er zumindest« sagst Du so ziemlich dasselbe zweimal; ich würde »Hans dachte« streichen.
– Wenn alle seinen Bemühungen

»Hans begann Drogen zu nehmen,«
– begann, Drogen

»Hans hätte schreien mögen, doch er hatte keinen Grund. Er hätte sich umbringen mögen, doch er wusste nicht warum.«
– das doppelte »mögen« finde ich störend, würde »Hans hätte schreien können« schreiben.


Dir wünsch ich jedenfalls ein Stück vom richtigen Glück fürs neue Lebensjahr, und einen guten Rutsch ins 2008er! :anstoss:

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi,

vielen Dank für deinen ausfürhlichen Kommentar, der wie immer sehr hilfreich ist. Tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte.

Deine Änderungen habe ich fast alle übernommen. Was die inhaltlichen Kritik betrifft, sehe ich es auf jeden Fall ein, dass die Geschichte noch einmal überarbeitet werden muss. Darauf haben mich ja auch schon sims und Pistoles Antworten aufmerksam gemacht. Deine Anmerkungen helfen mir hierfür auf jeden Fall ein ganzes Stück weiter. Ich habe nur noch nichts inhatlich geändert, weil ich ehrlich gesagt nicht so recht weiß, wie bzw. ich schwanke noch.

Und das alles kommt bei mir nicht an. Ich sehe nicht, wo er jemals wirklich glücklich gewesen wäre.
Wie Du etwa seine Ehe beschreibst, in der die Frau ihm sämtliche Wünsche von den Augen abliest und jederzeit zu Sex bereit ist, läßt mich nicht auf eine große Liebe schließen, in der man Gefühle füreinander empfindet – mehr auf ein Tauschgeschäft. Vom Glück ist da nur der Schein. Und so sehe ich nur einen Menschen, der materiellen Wohlstand, Sicherheit und stets verfügbaren Sex mit Glück verwechselt.

Du erwähnst auch nicht, wie er in so jungen Jahren zu all dem Reichtum gekommen ist. Das muß natürlich nicht wichtig sein, aber es könnte dazu beitragen, daß man sein vermeintliches Glück besser sieht. Wobei ja aufgrund des Alters anzunehmen ist, daß ihm alles in den Schoß gefallen ist, und so wohl auch schon das Gefühl, etwas geschafft zu haben, ausgeblieben ist.

Das leuchtet mir auf jeden Fall ein. Ich wollte sein pures Glück nur sehr knapp abhandeln, da ich
a) die Befürchtung hatte, wenn ich es ausführlicher beschriebe, könnte die Geschichte schnell langweilig werden und
b) könnte die Entwicklung zur völligen Emotionslosigkeit sonst nicht sehr plausibel sein.


Eher könnte ich mir die Geschichte als eine vorstellen, in der der Protagonist durch stetes Weiterkommen und Anhäufen von immer mehr Wohlstand versucht, sein Glück zu finden. Und bei jeder Stufe höher kommt er wieder drauf: Das war’s auch wieder nicht – ich muß noch eine Stufe höher. Und wenn er oben ankommt und feststellt, daß er offenbar zum Glück nicht fähig ist, versucht er es umgekehrt, mit dem Leid, welches ich aber nicht ganz so übertrieben darstellen würde; Du könntest ihn, etwa anstelle der Drogen, ruhig auch auf das Leid der Welt schauen lassen, ohne etwas dabei zu empfinden.
Guter Vorschlag, nur habe ich hierbei die Befürchtung das meine eigentliche Intention dann etwas verloren geht. Dann geht die Geschichte nämlich in Richtung der Aussage: das pure Glück gibt es nicht, bzw. Glück ist nicht materiell oder sonst wie meßbar. Glücklich ist man oder man ist es nicht.

Meine Aussage, die ich mit der Geschichte aber machen wollte, war: Kein Glück ohne Unglück. Keine Freude ohne Schmerz ... Dass das sehr schwierig ist, habe ich jetzt nach Euren Kommentare gesehen.

Im Moment tendiere ich dazu, den oberen Teil zu streichen und stattdessen nur zu schreiben. Hans war ein rundum glücklicher Mensch und es der Vorstellung des Lesers zu überlassen, was das Glück bedeutet.

Die Alternative wäre die Traumwelt, in der Hans lebt, besser und detailiert zu beschreiben, wobei ich eher zu ersten Variante tendiere.

Im unteren Teil will ich versuchen besser und genauer zu formulieren, wobei ich es unglaublich schwer finde, einen völlig emotionslosen Menschen zu schildern.


Ich hoffe du bist gut ins neue Jahr reingerutscht. Ich wünsche dir auf jeden Fall auch ein glückliches und gesundes Jahr 2008.

Nochmals vielen Dank für deine Kritik.

lg neukerchemer

 

Auf Wunsch des Autors aus Satire hierher verschoben.

 

Du sitzt einfach nur da ..."
"Ja", sagte Hans und saß da.

Also hier habe ich lachen müssen. Schöne Formulierung.
Aber im Gesamtbild finde ich, Deiner Geshichte fehlt irgendwie ein runder Übergang. Zunächst habe ich die Geschichte beiläufig empfunden und plötzlich kehrt sie sich völlig ins extreme.

Hans schlief mit sämtlichen Nutten der Stadt - keine Reue. Er schlief mit der Schwester seiner Frau - kein Ekel. Er aß seinen Hund. Kein Glück und erst recht kein Genuss.
Hier dachte ich, was geht denn jetzt ab? Die Auseinandersetzung mit der Emotionslosigkeit mit Bitterkeit zu begegne, finde ich ja ansich eine gute Idee, aber aus heiterem Himmel seinen Hund zu essen und einfach jede undenkbare Handlung aneinanderzureihen vermittelt mir nicht die Verzweiflung des Protagonisten, die Du in meinen Augen vermitteln wolltest.
Ich denke ein weicher Übergang fehlt hier, der sich zum Ende hin ins Extrem steigert.
So nehme ich Dir die Geschichte nicht ganz ab, das klingt mir eher wie eine aneinanderreihung der Dinge, die Du niemals machen würdest.

Trotz meiner Kritik muss ich sagen, dass mich gerade dieser krasse Bruch in Deiner Geschichte angesprochen hat.
Bevor ich mich in Widersprüche verrene,
Gruß lendrian

 

Hi lendrian,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Tja, was soll ich sagen. Ich wollte die Geschichte natürlich ins Extreme steigern, unter anderem deshalb hatte ich sie zuvor in Satire gepostet. Natürlich ist der Bruch ziemlich hart, aber ich denke man kann schon die Entwicklung Hans' begreifen.
Und du schreibst ja auch:

Trotz meiner Kritik muss ich sagen, dass mich gerade dieser krasse Bruch in Deiner Geschichte angesprochen hat.

Versuch aber dennoch, das Ganze vllt ein bißchen "weicher" zu machen. Ganz abschwächen möchte ich es aber auf keinen Fall.


Vielen Dank nochmal
lg neukerchemer

 

Tag Sebastian,

da muss ich Dir entscheiden widersprechen.
Das vermeintliche Paradoxon ist in meinen Augen keins. Ich denke diese Aussage beruht auf "Equilibrium", wo die Emotionslosigkeit der Menschen aber durch ein Serum hervorgerufen wird.
Hier in der Geschichte entsteht Sie aber aus irgendeiner Art von Psychose Krankheit etc. Völlig egal. Das die Menschen sich ihrer Emotionslosigkeit in dem Film nicht bewusst sind, beruht nicht auf irgendeinem mir bekannten logischen Ansatz. Und das er emotionslos ist, dessen ist er sich ja bewusst, weil es schon mal anders war.
gruß lendrian

 

Hallo Basti,

vielen Dank für deinen Kommentar. Schön, auch mal wieder von dir zu lesen ;-)

Von dem Film habe ich noch gar nichts gehört. Vielleicht sollte ich ihn aber mal schaun.

Dein Protagonist Hans wird vollkommen emotionslos. Kein Glück, Trauer, Freude, etc. Dennoch versucht er, etwas zu empfinden, das über den körperlichen Schmerz hinaus geht und genau das ist ein Paradoxon. Denn, wäre er vollkommen emotionslos, hätte er nicht einmal das Bedürfnis irgendetwas zu fühlen. Ein völlig emotionsloser Mensch, wäre schlicht ein Roboter, der seine lebenswichtigen Bedürfnisse erfüllt, jedoch sonst nichts großartiges vollbringt. Wozu auch? Es gibt für einen solchen Menschen keinerlei Anreiz irgendetwas zu tun.
Ja, diesen Widerspruch sehe ich auch noch ein wenig. Ich wollte ihn dadurch umgehen, dass Hans ja schon mal etwas gefühlt hat.

Und auch lendrian ist ja dieser Meinung, dass es so funktioniert:

Das vermeintliche Paradoxon ist in meinen Augen keins. Ich denke diese Aussage beruht auf "Equilibrium", wo die Emotionslosigkeit der Menschen aber durch ein Serum hervorgerufen wird.
Hier in der Geschichte entsteht Sie aber aus irgendeiner Art von Psychose Krankheit etc. Völlig egal. Das die Menschen sich ihrer Emotionslosigkeit in dem Film nicht bewusst sind, beruht nicht auf irgendeinem mir bekannten logischen Ansatz. Und das er emotionslos ist, dessen ist er sich ja bewusst, weil es schon mal anders war.

Aber natürlich ist da immer noch das Problem, dass ihn irgendetwas antreiben muss, sonst würde er den Zustand ja nicht zurückwollen. Allerdings wüsste ich nicht, wie ich dieses Problem einwandfrei lösen sollte...

Vielen Dank nochmal, auch an dich, lendrian, dass du dich nochmal gemeldet hast.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

einen interssanten Gedanken verpackst du hier in deiner Geschichte.
Allerdings will mir die Idee nicht so recht zünden.
Meiner Meinung nach wirst du die Widersprüchlichkeit nicht los, weil du keinen Kontrast bietest.
Entweder eine deutliche Erinnerung an ein Gefühl, das dein Prot unbedingt wieder erlangen möchte und gewisse Restgefühle, die ihn dazu treiben. Vielleicht ein ärztlicher Rat, er müsse seine Gefühle wieder finden, weil er sonst sterben würde.
Auch den entscheidenden Momen anzuführen, der ihn seine Gefühle gekostet hat, könnte ich mir spannend vorstellen.
Es gäbe einige Möglichkeiten. Auf jeden Fall benötigt es in meinen Augen an irgend einen Punkt in der Geschichte eine nachvollziehbare Gefühlsregung. Entweder eben zu Beginn, als Erinnerung in der Mitte oder eben am Schluss. Vielleicht im Zeitpunkt seines Todes?!
Nun ja, in der Gestalt ist das ganze noch etwas farblos, wie ich finde. Das mag zwar im Prinzip deiner Intention entsprechen, beeinträchtigt aber auch das Lesevergnügen ;)

grüßlichst
weltenläufer

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Neukerchemer

Erst sollte ich dir vielleicht einen super Film empfehlen, der genau von deiner Thematik handelt. "The bothersome man" läuft hier in der Schweiz gerade in den Kinos. Er ist gewaltig gut.

Nun zu deiner Geschichte. Nun ja. Kein einfaches Thema, denn warum sollte sich dein Prot an etwas stören, wenn er gar keine Gefühle mehr empfinden kann? Das hat mich beim Lesen die ganze Zeit gestört. Deswegen könnte ich vielleicht auch die Meinung vertreten, dass die Geschichte hinfällig wäre. Trotzdem finde ich, dass sie eine gute Gesellschaftskritik beinhaltet. Trotz den unzähligen Komsumgütern die er besitzt ist er einfach nicht glücklich.

Vielleicht wäre die Message in einem philosophischen Text besser verpackt? Mir hat das Gefühl gefehlt. Der Inhalt könnte, meiner Meinung nach, beim Leser, anders geschildert, vielleicht ein beklemmendes Gefühl hinterlassen. Linear erzählt, von A nach B kommt sie ziemlich gerade daher und verläuft so im Sand.

Aber gefallen hat mir, dass er seinen Hund gegessen hat. Da musste ich schmunzeln.

Liebe Grüsse!
Und vergiss nicht den Film
Sternenkc

 

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