Hans im Glück
Sieben Jahre arbeitete Hans jetzt schon bei der Medienanstalt für TV-Medien. Jetzt sollte Schluss sein. Er wollte mehr Zeit mit seiner Frau verbringen. Doch bevor er den langen Weg nach Hause wagen würde, sollte er noch eine angemessene Belohnung von seinem Chef bekommen. Nachdem Herr Schablonsky, sein Boss von Hans´ Entscheidung erfuhr, war er sich im Klaren, was sein Angestellter in der langen Zeit seiner Anwesenheit für gewinnbringende Taten vollbrachte. Deswegen sollte seine Abfindung abgesehen von der momentanen wirtschaftlichen Lage, recht hoch ausfallen. Hans konnte es kaum fassen, als sein Chef ihm einige Aktienfonds im Wert von mehreren hunderttausend Euro überreichte. Voller Glück und Hoffnung auf einen schönen Tag, machte sich Hans auf den Weg. Vor dem Abendprogramm wollte er noch zu Hause sein.
So machte er sich auf die Beine. Er genoss den schönen Tag auf seinem mühsamen Weg zu seiner Frau. Doch nach einigen Metern wurde die Reise langsam anstrengend. Wenn man bedenkt, dass sein Heim mehrere, Hundert-Kilometer entfernt war, kann man auch seine Gedanken nachempfinden:„Wie gerne hätte ich jetzt ein Auto.“, dachte sich Hans. Noch bevor er seine Gedanken zu Ende denken konnte, kam ihm ein rotlackierter Porsche 911 entgegen, der den armen Hans aber leider übersah, welcher sich mit dem nächstbesten Mercedes SLK zufrieden geben musste. Dessen Eigentümer übergab er seine Aktienfonds und fuhr los.
Voller Sehnsucht nach seiner Frau war er sich noch nicht ganz bewusst, was er gerade für ein Geschäft machte. Nun konnte er wieder den, voll Sonnenschein erfüllten Tag genießen. Und wäre ihm nicht der Wasserstoff in seinem Tank ausgegangen, wäre der Tag noch viel schöner gewesen. Also hielt er an der nächsten Tankstelle an, um den Tank wieder aufzufüllen. Nachdem sein Tank wieder voll war, begab er sich zur Kasse. Er schaute aus dem Fenster und sah ein einsames Rind im Garten stehen. Dann richtete sich sein Blick erneut auf den Kassierer. Dieser stand mit einem lächelnden Gesicht hinter seiner Theke. „Hab schon verstanden.“ Waren seine Worte. Nach einigen Minuten verlies Hans die Tankstelle wieder, mit einem Rind und ohne Auto. Er dachte sich, wie gut so ein Rind nicht zum Abendessen schmecken würde, bei Kerzenschein, mit seiner Frau.
Vorbei an einigen Geschäften, blieb er an einem Zeitungsstand stehen. „Aufgrund BSE verseuchter Rinder beschließt die EU-Kommison ein komplettes Halten von Rindern.“ Nun wollte Hans sein Tier nur noch loswerden. Einige Schritte weiter erblickte er einen Blumenladen. Im Gedanken an seine Frau, kam ihm die Idee, ihr ein Bild zu kaufen. Die Entscheidung viel ihm sehr leicht. Also nahm sich Hans das Bild gefüllt mit schönen Blumen und machte sich, ohne sein Rind, welches er für das Geschenk zurücklassen musste auf das letzte Stück Weg, was er noch vor sich hatte. Voller Motivation, durch den Gedanken an den schönen Abend mit seiner Frau, setzte er die Reise fort. Hans näherte sich langsam dem Ziel.
Da erblickte er einen Frisörsalon. „Ganz kurz bitte.“, waren seine letzten Worte, bevor er auch noch den Rahmen für sein Bild verlor. Nun stand er da, mit einem Bild, gefüllt mit Farbe, welche bunte Blumen ergaben. Sein Abendprogramm neigte sich nun auch schon dem Ende zu. Da kam der Besitzer des Ladens auf ihn zu und sprach:
„Wo hast du denn dieses schöne Bild gekauft?“
„Das hab ich nicht gekauft, sondern für mein Rind eingetauscht.“
„Und das Rind?“
„Das hab ich für meinen Mercedes gekriegt.“
„Und der Mercedes?“
„Den hab ich für meine Aktienfonds, die mein Leben voll Reichtum hätten füllen können, bekommen.“
„Und die Aktienfonds?“
„Die waren der Lohn für sieben Jahre Dienst.“
„Sie haben sich jederzeit zu helfen gewusst“, sprach der Frisör, „wenn Sie es jetzt noch dazu bringen, ihr Geld in der Tasche springen zu hören, dann haben sie ihr Glück gemacht.“
„Wie soll ich das anfangen?“ fragte Hans. „Hier. Nimm diese Schere. Was ich vollbracht habe, sollst auch du schaffen können.“ Hans nahm das Geschenk und brach auf, zum vermutlich letzten Abschnitt seiner Reise. Nun hatte er für die Schere auch noch sein Bild verloren. Doch die Reise sollte noch kein Ende nehmen.
Hans musste dringend seine Blase entlehren. Wie durch Zufall stand am Straßenrand eine Toilette. Er steckte seine Schere in die Hose, welche er, nachdem er den Klodeckel hochhob, runterzog. Und da war es auch schon geschehen. Mit einem schlichten Platschen des Wassers, verabschiedete sich die Schere von Hans.
Nun stand er da.
Erfüllt voll Glück, denn Hans dachte zurück und ihm wurde bewusst, dass alles, was er sich gewünscht hatte, eintraf. Vor lauter Glück konnte er sich nicht mehr halten.
„So glücklich wie ich“, rief er, „gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“
Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Geliebten war.