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Hamsterrad

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13.11.2021
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Anmerkungen zum Text

Meine erste Veröffentliche Kurzgeschichte.

Hamsterrad

Hier sitze ich erneut. Finger auf der Tastatur. Buchstaben erscheinen einer nach dem anderem auf meinem Bildschirm. Klatsch. Ein nicht zuvor dagewesener Stapel Papier liegt neben mir auf dem Tisch. Daneben steht eine Person welche mich anstarrt und scheinbar etwas sagt. Ich höre aber nicht zu. Kann nur das Übliche sein. Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee, werfe einen Blick auf den Stapel. Erneut fangen Buchstaben an, auf meinem Bildschirm zu erscheinen. Der Stapel verschwindet und ich verlasse das Gebäude mit ein paar Kollegen.

Ein weiterer Tag geht zu Ende.

Hier sitze ich erneut. Finger auf der Tastatur. Buchstaben erscheinen einer nach dem anderem auf meinem Bildschirm. Patt. Ein nicht zuvor dagewesener Turm Papier liegt neben mir auf dem Tisch. Daneben steht eine Person welche mich anstarrt und scheinbar etwas mit einem wütenden Gesichtsausdruck sagt. Ich höre aber nicht zu. Kann nur das Übliche sein. Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee, werfe einen Blick auf den Turm. Erneut fangen Buchstaben an, auf meinem Bildschirm zu erscheinen. Der Turm verschwindet und ich verlasse das Gebäude allein.

Ein weiter Tag geht zu Ende.

Hier sitze ich erneut. Finger auf der abgenutzten Tastatur. Buchstaben erscheinen einer nach dem anderem auf meinem Bildschirm. Tuff. Ein nicht zuvor dagewesener Berg Papier liegt neben mir auf dem Tisch. Daneben, fast verdeckt, steht eine Person, welche mich anstarrt und scheinbar etwas mit genervtem Gesichtsausdruck sagt. Ich höre aber nicht zu. Kann nur das Übliche sein. Ich nehme Schluck von meinem Kaffee, werfe einen Blick auf den Berg. Erneut fangen Buchstaben an, auf meinem Bildschirm zu erscheinen. Der Berg verschwindet langsam und ich verlasse das leere Gebäude.

Ich kann nicht schlafen. Ein weiter Tag geht zu Ende.

Hier sitze ich erneut. Abgenutzte Tastatur. Buchstaben. Tunk. Meer. Verdeckt. Person schweigt. Kaffee. Buchstaben. Verschwindet nicht. Sonne geht auf.

Meine Arme tun weh, Augen tränen. Kann mich nicht konzentrieren. Ein weiterer Tag geht zu Ende.

Hier sitze ich erneut. Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und werfe einen genaueren Blick auf das Meer, welches sich vor mir ausbreitet. Seit wann ist es so viel? Warum habe ich als einziger zu viel? Wann habe ich meinen letzten Urlaub gehabt? Alles schmerzt. Ich bin müde. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit zu kündigen. Erneut fangen Buchstaben an, auf meinem Bildschirm zu erscheinen.

Ein weiter Tag geht zu Ende.

 

Moin, moin @Dsuron,
und ein ganz herzliches Willkommen bei den Wortkriegern. Die erste veröffentlichte Kurzgeschichte ist schon immer ein großer Schritt, eigentlich jede Veröffentlichung, denn wir sind alle neugierig, auf die Meinung anderer. Da bist Du hier genau richtig, denn in dieser Textwerkstatt wird gemeinsam geschaut, was der Aiútor oder die Autorin richtig macht, was ankommt, was hakt und was vielleicht anders oder besser geht.
Ich kann Dir nach über sechs Jahren Mitgleidschaft sagen, am meisten lernt man aus den Kommentaren. Denen, die man zu anderen Geschichten liest und vor allem denen, die man selbst zu anderen Geschichten verfasst. Hier herrscht ein tolles Geben und Nehmen System, also mach mit und Deine Geschichten erhalten automatisch mehr Aufmerksamkeit.
Lass mal schauen, was mir Dein Erstling hier gibt. Dieses ist natürlich nur mein ganz subjektiver Lesereindruck.

Hamsterrad
Ein gängiger Begriff, bei dem ich sofort weiß, um was es geht.

Hier sitze ich erneut. Finger auf der Tastatur. Buchstaben erscheinen einer nach dem anderem auf meinem Bildschirm. Klatsch. Ein nicht zuvor dagewesener Stapel Papier liegt neben mir auf dem Tisch. Daneben steht eine Person (,) welche mich anstarrt und scheinbar etwas sagt. Ich höre aber nicht zu. Kann nur das Übliche sein.
Okay, ich habe eine Verortung und ich kann mir vorstellen, was abläuft. Aber warum soll ich jetzt weiterlesen? Hört sich weder spannend noch besonders an. Sogar recht "technisch" mit dem einer nach dem anderem, zuvor dagewesener".
Aber vor allem frage ich mich, was das für ein Typ ist, der den anderen Menschen einfach ignoriert, nicht zuhört, einfach macht. Eine Maschine?

Erneut fangen Buchstaben an, auf meinem Bildschirm zu erscheinen. Der Stapel verschwindet und ich verlasse das Gebäude mit ein paar Kollegen.
Ab hier fand ich die abgehakten, kurzen Sätze und das Fehlen jeglicher Handlung langweilig, sorry, halt ein Bürotag und ein unfähiger Mensch, der offensichtlich keinen Spaß an seiner Arbeit hat, warum soll ich dem als Leserin folgen wollen. Ich persönlich empfinde es als total reizvoll, negative Prots zu entwickeln, aber denen folgt man nur, wenn sie auch andere Seiten haben. Nun mag es sein, dass Du ihn gar nicht negativ meinst, aber so empfinde ich ihn. Für eine Änderung wäre für mich eine lebhafte Beschreibung, etwas Besonderes was er tut (Eingeben der neuesten Corana-Zahlen) oder das "Reiben" an einer anderen Person nötig. Aber dieses ist natürlich Geschmackssache.

Ein weiterer Tag geht zu ende.
Großschreibung, hast Du im gesamten Text.

scheinbar etwas mit einem wütenden Gesichtsausdruck sagt.
Okay, hier ist Deine Steigerung und auch im Verlassen des Hauses. Find ich gut gelöst, nur reicht es meiner Meinung nach nicht aus, um einen Spannungsbogen oder überhaupt eine Handlung auszulösen.

Daneben, fast verdeckt, steht eine Person, welche mich anstarrt und scheinbar etwas mit genervtem Gesichtsausdruck sagt.
Warum das Welche? Klingt gewollt. Warum das so abstarkte? Es soll ja wohl keine Roboter sein, also warum fühlt und denkt der Typ nicht. Für Tot geht er noch zu oft ins Büro ...

Hier sitze ich erneut. Abgenutzte Tastatur. Buchstaben. Tunk. Meer. Verdeckt. Person schweigt. Kaffee. Buchstaben. Verschwindet nicht. Sonne geht auf. Meine Arme tuen weh, Augen tränen. Kann mich nicht konzentrieren. Ein weiterer Tag geht zu ende.
Ich mag dieses Ansiehen der Schlinge, dieses immer kürzer und angehakter, aber da fehlt einfach dennoch Leben.
"Tun" weh, ist aber literarischnicht der beste Griff. Da Du hier ja Stupismus, Gleichheit und Abstumpfen zeigst, finde ich diese langweilige Wortwahl genaugenommen richtig. Aber es liest sich in keiner Weise schön.

werfe einen genaueren Blick auf das Meer, welches sich vor mir ausbreitet. Seit wann ist es so viel? Warum habe ich als einziger zu viel? Wann habe ich meinen letzten Urlaub gehabt? Alles schmerzt. Ich bin müde.
Den Vergleich mit einem Meer kann ich nicht erkennen, ihm wurde immer ein Stapel (Berg, Gebirge, ...) auf den Schreibtisch gelegt.
"Warum als einziger" Du hast ihn so gezeigt, dass er nur sich wahrnimmt, ihn interessiert niemand anders. Damit ist es unlogisch, das er mitbekommt, was die Anderen abarbeiten. Vorallem wirkt das wieder extrem egoistisch, auf sich bezogen.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit zu kündigen. Erneut fangen Buchstaben an, auf meinem Bildschirm zu erscheinen. Ein weiter Tag geht zu ende.
Tja, nun frage ich mich entgültig, warum ich das gelesen habe. Ich hätte der Geschichte eine Entwicklung gegönnt, aber außer der Feststellung, das es vielleicht (also auch noch relativiert) Zeit für eine Kündigung ist, hat sich nichts entwickelt. Da Du mich nicht in seine Gedanken schauen lässt, kann ich nur vermuten, dass es morgen genauso weitergeht. Aber was träumt er, was würde er ändern, wenn er den Ar... endlich hochbekommen würde. Oder was passiert dann auf Arbeit, merken sie endlich, wie wichtig, wie toll er ist?

Ich weiß, jetzt kann der Autor natürlich sagen, er möchte, das wir Leser die Geschichte Weiterdenken oder träumen. Aber dafür muss er Bilder in meinem Kopf erzeugt haben und das hat leider mit dieser Geschichte noch nicht funktioniert.
Richtig fand ich den Szenenaufbau, aus der Idee liesse sich bestimmt auch etwas machen, aber dafür müsste etwas besonders sein.

Liebe/r @Dsuron, soory, wenn das jetzt kein Jubelschrei ist. Du hast einiges richtig gemacht, einiges ist reine Geschmackssache und eine Geschichte wächst und verändert sichbei jedem Überarbeiungschritt.
Dazu gibt es hier den Bearbeitungsbutton (unten in der Ecke), da kannst Du die Rechtschreibfehlerchen gleich korrigieren, aber auch generelle Überarbeitungen vornehmen. Aber das ist auf alle Fälle Deine Entscheidung und oft muss man es auch erst einmal sacken lassen. Schau Dich um, hier gibt es viel zu entdecken.

Wünsche Dir einen schönen Sonntag
greenwitch

 

Welcome und auch was von mir.

Ich hatte beim Einstieg in den Text - zumal sich objektiv von "Tag zu Tag" an der Bürosituation nichts ändert - das Gefühl, etwas Starkes komme auf mich zu.

Denn was sich ändert, ist der Zustand des Protagonisten (sein innerer Monolog) - er fragmentiert ganz allmählich.
Dann der Zustand seiner Tastatur, erst ist es eine Tastatur, im 2. Absatz ist es eine abgenutzte Tastatur. Anfangs verlässt er die Firma mit Kollegen (er ist noch jung und geht abends was trinken), dann alleine (jetzt sitzt er zuhause vor der Glotze), dann ein leeres Gebäude.

Es ist also nicht ein Tag wie der nächste, hier vergeht ein ganzes (Arbeits-)Leben; es müssen jeweils fünfzehn Jahre zwischen den Abschnitten liegen; der Mann wird alt und arbeitet immer mehr (verlässt als Letzter das Gebäude) und immer das Gleiche.

Dadurch gewinnen die furchtbare Monotonie, das sich-kaum-Verändern der Arbeitssituation und die Nichtentwicklung des Protagonisten ein schreckliches Gewicht.

@greenwitch Daher ist das stilistisch richtig gelöst; die Aussage liegt darin, dass der Protagonist ein ganzes (Arbeits-)Leben verbringt ohne irgendeine Entwicklung.

Das ist nicht schön zu lesen, und wenn das jetzt noch doppelt so lang weiter gegangen wäre, hätt ich nur noch überflogen, doch das ist es nicht, es ist kurz und auf vier Schritte verdichtet. Und in dieser Version kommt die Aussage knallhart.

Dass der Text bearbeitet werden muss und Beispiele dafür hat ja greenwitch zurecht angemerkt.

werfe einen genaueren Blick auf das Meer
Der Begriff "Meer" hat bei mir nicht gefunzt. Klar, man spricht einerseits von einem "Meer an Arbeit", in dem man untergeht und andererseits ist es ein Bild für Urlaub - doch du solltest da noch mal hinschauen.

Insgesamt gibt es von mir ein :thumbsup:

Bye, Flic

 

Hi, @Dsuron.

Ich finde, dass das eine sehr gelungene Geschichte ist, da sie von der Art und Weise, wie sie geschrieben ist, sehr eindrucksvoll ist. Die ständigen, nur leicht abgewandelten, Wiederholungen machen das Leben im "Hamsterrad" sehr deutlich. Tatsächlich löst dieser Text in mir eine gewisse Unruhe aus - ich weiß nicht, ob du das so beabsichtigt hast, aber es zeigt immerhin, dass dein Text stimmig ist. Denn schwach geschriebene Texte rufen nicht solche Reaktionen hervor.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit zu kündigen.
Diesen Satz hätte ich gestrichen. Die von dir beschriebene quälende Eintönigkeit des Arbeitsalltags funktioniert in dem Text deshalb so schön, weil man irgendwie das Gefühl kriegt, dass da jemand in dem Hamsterrad gefangen ist. Dass durch eine Kündigung ein Ausbruch aus diesem Hamsterrad möglich ist, versaut mir ein wenig die beklemmende Stimmung des restlichen Textes. Dies ist allerdings sehr subjektiv und nur ein kleiner Kritikpunkt in einem ansonsten sehr stimmigen Text.

Viele Grüße, @IAmTheMoon

 

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