- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 8
Hallenbad
Klebrige Hitze und rauschende Nervosität ... Schlimmer ist nur die Zeit, die sich hartnäckig weigert, den Minutenzeiger auch nur ein Haarbreit zu bewegen. Ich höre auf hinzustarren wie ein blöder Fisch (nicht an Wasser denken). Doch an was sonst? Hier ist es doch überall, nicht nur dort, wo es sein sollte. Ekel. Dass es einem aus jeder Pore rinnt, daran ist wohl die zersetzende Hitze schuld … Und an der Hitze? Wohl die übereifrigen Bademeister und die Sonne, die durch die Panoramafenster scheint. Ich frage mich, wieso ich nervös bin. Doch ausschalten kann man das nicht so einfach. Ist nicht leicht nachzuvollziehen, klar, aber auch verständlich, wenn man in meiner, zugegeben, jetzt feuchten Haut steckt (nicht an WASSER denken). Ich verstehe mich selber nicht. Da, ich habs genau gesehen: Der Uhrzeiger hat sich bewegt! Oder ich? Bewegung ist relativ, so heißt es doch … Meine Ohren tun schon weh, so laut brüllt der Mann mit der Nennliste in sein Mikrofon, hundertmal verstärkt und zurückgeworfen und schließlich, ich glaube aus purer Böswilligkeit, gegen mein Trommelfell geworfen. Es fängt an zu schwitzen. Der Mann schafft es nicht, die Masse zu übertönen, wie auch, alle vertieft in intensive Gespräche über … (NICHT an Wasser denken). Es ist ja nicht so, dass ich nicht weiß, dass es um nichts geht. Alles rein freundschaftlich. Es geht doch im Leben allgemein um nichts! Zum Auswachsen ist das, wenn das nur aufhören könnt! Was, wollt ihr wissen? Na, das Getöse, das Philosophieren und Nachdenken über diesen Unsinn, das Schwitzen und Kleben. Ich merke, dass mir der Kopf auf die Schulter gerutscht ist, deshalb die Bewegung des Zeigers, und probiere vergeblich ihn wieder aufzurichten. Es müsste doch jeden unendlich langen Moment losgehen! Doch mein Schädel glitscht mir immer durch die Hände. Also fange ich klein an. Ein Fuß rutscht über die Nylonfasern meines Liegestuhls. Schweißtropfen auf der Stirn. Brüllende Lautsprecher, brüllende Nervosität … Grundlose, ich weiß! Doch diese Nervosität, die schwängert die Luft hier. Ich hab schon lange nicht mehr an Wasser gedacht. Mein Oberkörper richtet sich, belastet von Unwillen, langsam auf. Beide Füße platschen in die Kloake am Boden (da passiert es wieder). Halleluja, meine Gebete wurden erhört, würde ich denken, wenn ich ein religiöser Mensch wäre, bin ich aber nicht, also lasse ich es. Der Grund: Die Zeit hatte die Beine in die Hand genommen, es war eine Viertelstunde vergangen! Vor meinen Augen gehe ich also zum nämlichen Schafott, meine Mitfische um mich, eng gedrängt, wie in einer Sardinenbüchse, lange nicht so lecker aber ähnlich ölig, befallen von der uralten Sinnfrage. Wieso, zum Teufel! (Ja ich weiß, nicht religiös) Die Gespräche der anderen dringen nur gedämpft zu mir vor, vielleicht habe ich noch Wasser vom Einschwimmen im Ohr oder ich will ihre gut gemeinten Ratschläge und Du-schaffst-das-Sprüche einfach nicht hören. Als ob ich irgendjemanden etwas beweisen müsste! Kann man es überhaupt siegen nennen, falls ich gewinnen sollte, es aber gar nicht will? Es ist unerträglich laut. Die Schwimmbrille verursacht allmählich einen dumpfen Kopfschmerz ... Ich bin gerade bereit, zur Wettkampfleitung zu gehen und ihnen meinen Unmut kundzutun, als ich mich bereits beim Springen sehe. Nun holt mich das lange Verhasste mit dem Ende der klebrigen Hitze ein.