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Hühner können nicht fliegen

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13.06.2002
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Hühner können nicht fliegen

Die Welt kann sehr einfach sein, zumindest wenn man sie aus der Perspektive eines Regenwurms betrachtet. Diese Tiere wissen nichts von Hungersnöten, Kriegen oder Umweltverschmutzung. Sie verbringen den ganzen Tag damit, sich durch die Erde zu buddeln und hungrigen Vögeln auszuweichen.
Dieser spezielle Wurm hatte soeben den längsten Tunnel seines Lebens gegraben und lugte nun verstohlen aus seinem Erdloch heraus in die Sonne. Aus seiner Sicht war es der längste und beste Tunnel der Welt, denn er kannte keine besseren. Es hatte sehr lange gedauert und eine Menge Kraft gekostet, aber nun war er fertig und der Wurm war mächtig stolz auf sein Werk. Wenn die anderen das sehen, würden sie sicher ganz grün vor Neid werden, dachte er und machte einen Moment lang Pause.

Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien und ein Vogel zwitscherte. Ein anderer Vogel hörte das, aber er antwortete nicht, denn er war ein Huhn. Warum das Huhn hier mitten in der Wildnis stand und Vögeln lauschte, ist nicht so wichtig. Es ist nicht wichtig, wie es aus seinem Freilaufgehege im nahegelegenen Bauernhof flüchten konnte. Wichtig ist nur, daß dieses Huhn einen Regenwurm aus dem Boden herausgucken sah. Das Tier konnte nicht wissen, daß der Wurm soeben den besten Tunnel der Welt gegraben hatte und verschlang ihn in einem Rutsch.
Nach dieser Mahlzeit gackerte es ein wenig, fuhr sich geistesabwesend mit dem Schnabel durchs Gefieder und versuchte zu fliegen. Nicht allen Vögeln ist es vergönnt, einfach die Flügel auszubreiten und verächtlich auf die Welt hinabzuspucken. Hühner können nicht fliegen. Es sei denn, sie werden getreten, aber auch dann nur ein paar Meter. Dieses Huhn, sein ehemaliger Besitzer hatte ihm den einfallslosen Namen Paula gegeben, wollte aber genau das nicht wahrhaben. Immer wieder hatte es schon in der Vergangenheit entsprechende Versuche unternommen, die aber jedes Mal zum Scheitern verurteilt waren. So auch dieses Mal.
Paula fuhr ihre Flügel wieder ein und hoffte, daß wenigstens niemand den peinlichen Versuch gesehen hatte. Hier inmitten der Einöde war sie ganz alleine und so wurde ihre Hoffnung erhört. Ein wenig beschämt ging sie ein paar Schritte, scharrte dabei immer wieder mit ihrer linken Kralle im Boden herum und suchte weitere Würmer. Tatsächlich schaute genau in diesem Moment einer aus dem Boden, aber zu seinem Glück drehte das Huhn ihm den Rücken zu, so daß er schnell wieder abtauchen konnte.

Plötzlich wurde der Boden steinhart. Paula konnte nicht mehr scharren, sondern kratzte mit ihrer Kralle nur an der Oberfläche herum, wobei ein fieses Geräusch erklang. Auch war der Boden hier nicht mehr erdig und braun, sondern glatt und schwarz. Paula hatte sich unbemerkt einer asphaltierten Straße genähert. Natürlich hatte sie nie zuvor eine Straße gesehen, aber dennoch ging sie instinktiv einen Schritt zurück. Das schwarze Band zog sich, soweit das Auge reichte, durch die Einöde, als würde es die Welt in zwei Hälften teilen – eine mit Huhn, die andere ohne. Die Sonne erhitzte den Asphalt und brachte die Luft darüber zum Flimmern.
Paula tat etwas, was sie schon sehr lange nicht mehr getan hatte: sie dachte nach. Der Gedanke, so einfach er schien, war bei näherem Hinsehen doch sehr komplex und barg eine Menge weiterer Fragen. Für die Welt eines Huhns, die bislang nur aus Würmern und Eiern bestanden hatte, waren diese Fragen alles andere als leicht zu beantworten – sie füllten den Verstand des Tieres und ließen keinen Raum für weitere Gedanken. Sie brannten sich tief in ihr Bewußtsein und schon bald war Paula von der Idee dermaßen besessen, daß es kein Zurück mehr gab.

Sie würde dieses schwarze Band überqueren. Sie mußte es tun.

Aus irgendeinem Grund überkam Paula das Bedürfnis, ein Ei zu legen. Sie unterdrückte diesen Trieb jedoch und starrte mit beiden Augen unablässig auf den schwarzen Asphalt. Wie sollte sie es anstellen? Es erschien ihr als unpassend und gefährlich, einfach hinüberzulaufen. Sie könnte zum Beispiel fliegen. Das Huhn breitete seine Flügel aus und erneut wurde ihm peinlich bewußt, daß Hühner nicht fliegen können.
Stunden vergingen. Paula bewegte sich während dieser Zeit keinen Millimeter, sondern konzentrierte all ihre Energie auf ihren einen Gedanken. Sie mußte einfach auf die andere Seite, koste es, was es wolle. Die Sonne fand, es wäre an der Zeit, die Welt sich selbst zu überlassen und machte sich daran, hinter dem Horizont zu verschwinden. Dämmerung hielt Einzug und es wurde angenehm kühl.
Die Anspannung im Körper des Huhns löste sich ein wenig, als hätte irgendetwas eine Teillast von seinem Rücken genommen. Die Straße lag noch vor ihr, aber die Tatsache, daß es dunkel wurde und Paula den Asphalt nicht mehr richtig erkennen konnte, beruhigte sie. Hühner denken nach dem Prinzip „was man nicht sieht, ist auch nicht da“ und somit war das Problem gerade dabei, sich von selbst zu lösen.

Ein neues kündigte sich an. Zunächst kaum zu vernehmen, wurde das Grollen am Horizont langsam immer lauter und drängender. Irgend etwas Großes schien sich zu nähern. Langsam drehte Paula ihren Kopf nach links, die Richtung, aus der das Geräusch kam. Licht ist schneller als Schall. Dennoch dauerte es eine Weile, bis die beiden Lichtpunkte sichtbar wurden, die ihre grellen Strahlen in die dämmrige Umgebung schickten. Je lauter das Grollen in ihren Ohren klang, desto größer wurden die Punkte und desto mehr begannen Paulas Augen in ihrem Schein zu brennen.
Die Sperre in ihren Kopf begann sich langsam zu lösen und ein neuer formte sich. Was auch immer da auf sie zukam, es wäre sicher besser, Paula wäre auf der anderen Seite des schwarzen Bandes, wenn es sie erreichte. Leise gluckte das Huhn sich selbst Mut zu und setzte dann langsam einen Fuß vor den anderen. Es hielt den Atem an, als es den harten Asphalt unter sich spürte, aber Umkehren wollte es jetzt nicht mehr.
Das Huhn konnte den Mittelstreifen in der Dunkelheit nicht erkennen, aber was es bemerkte, waren die Lichter des LKW, der sich schneller näherte, als Paula gedacht hatte. Hühner sind nicht die Besten, was das Abschätzen von Entfernungen angeht. Und so befand sich dieses Huhn mitten auf der Fahrbahn, als der Laster über es hinweg donnerte. Die Reifen berührten das Tier nicht, sondern fuhren links und rechts an seinem Körper vorbei.

Paula schlug vorsichtig die Augen auf. Es war dunkel. Ein Blick nach links – die Lichter waren verschwunden. Ein Blick nach Rechts – zwei rote Lichter entfernten sich. Am ganzen Körper zitternd setzte das Tier seinen Weg fort und wenig später kam es wohlbehalten auf der anderen Seite der Straße an. Es sah sich um und stellte fest, daß die Welt aus dieser neuen Perspektive eigentlich genauso aussah, wie heute Morgen. Nichts hatte sich verändert, nur die Straße lag nun hinter ihr. Paula war sich sicher, nun auf der richtigen Seite der Welt zu stehen. Und sie hatte Hunger.

...

Die Welt kann sehr einfach sein, zumindest wenn man sie aus der Perspektive eines Regenwurms betrachtet. Diese Tiere wissen nichts von Straßen, die mitten durch das Nichts führen. Sie verbringen den ganzen Tag damit, sich durch die Erde zu buddeln und hungrigen Vögeln auszuweichen.
Dieser spezielle Wurm hatte soeben den längsten Tunnel seines Lebens gegraben und lugte nun verstohlen aus seinem Erdloch heraus in die Nacht. Aus seiner Sicht war es der längste und beste Tunnel der Welt, denn er kannte keine besseren. Es hatte sehr lange gedauert und eine Menge Kraft gekostet, aber nun war er fertig und der Wurm war mächtig stolz auf sein Werk. Heute Morgen, als er dem Huhn noch durch Glück entgangen war, hatte er noch nicht ahnen können, daß er später auf der anderen Seite auftauchen würde. Jetzt, nur wenige Stunden später lag er hier und war mächtig stolz auf sich.

Dunkelheit ist eine gefährliche Waffe. Erst recht, wenn man ein Wurm ist und den herannahenden Schnabel des hungrigen Huhnes erst dann bemerkt, wenn es schon zu spät ist.

 

Hallo gnoebel

Eine wirklich wunderschöne Geschichte hast du da geschrieben. So treffend und ausführlich aus der Perspektive von einem Huhn und einem Wurm den Alltag zu beschreiben. Es wäre zu langweilig gewesen wenn ein Huhn fliegen könnte, über das ich mir, muß ich zugeben, noch nie Gedanken gemacht habe. Ist es nicht so, daß wir uns zu wenig damit beschäftigen, weil wir uns für die intelligentesten Bewohner dieser Erde halten.
Ich werde sicher in Zukunft mit offeneren Augen die Welt erkunden.
Hab ich das Ende deiner Geschichte richtig interpretiert, der Wurm hat den Tunnel unter der Straße durchgegraben und mußte nun aufpassen um nicht doch noch von Paula gefressen zu werden,die ja auf der anderen Seite sitzt?

Einen schönen Abend wünscht dir

Morpheus

 

Ah, ein neuer gnoebel, wieder nix zum Verreißen ...

Diese Geschichte hat vieles. Sie hat Spannung, aber auch Naivität, sie hat eine klare Struktur mit einer Wiederholung am Ende, fast wie in manchen klassischen Musikstücken. Sie hat Leben, weil die Protagonisten so menschlich sind wie wir manchmal Tier. Und sie hat Witz, wenngleich der mir gelegentlich leicht gezwungen erscheint (warum ist "Paula" einfallslos? Wäre "Inge" einfallsreicher?), und sie hat Tiefgang, weil es um Leben und Tod und das notwendige Absolvieren von Lebensabschnitten (Straßenüberquerung) geht.

Was hat diese Geschichte also nicht?
Realen Inhalt. Es ist im Grunde eine Parabel, denn Hühner denken nicht stundenlang nach und Würmer fliehen nicht vor Vögeln, außerdem buddeln sie sich nicht innerhalb kurzer Zeit unter einer Straße durch; Hühner laufen vor Autos weg, und sie können die Augen nicht zu machen, außer wenn sie schlafen; auf Straßen fährt nicht nur ein Lastwagen in mehreren Stunden.
Was ich damit sagen will? Wenn man das erzählte hinterfragt, stellt man fest, dass es konstruiert ist. Es ist gut konstruiert, aber es ist konstruiert. Das heißt, dass die Story hauptsächlich auf abstrakter Ebene funktionieren muss. Und da fehlt mir dann etwas die Klarheit. Ich habe zwar ein paar Dinge genannt, die mir in den Sinn gekommen sind, aber wenn es eine bestimmte Aussage gibt, so wird sie mir nicht deutlich genug.

Okay, ich gebe zu, es war schwer, einen Kritikpunkt an dieser Geschichte zu finden, aber ich habe mir Mühe gegeben :D

Fazit: sprachlich locker-flockig-gnoebelig wie immer, inhaltlich konstruiert aber nicht ohne Aussage.

Uwe
:cool:

 

Hallo gnoebel,

die Geschichte über deine Sicht der Welt der Hühner und Würmer – und ihre (eigentlich grausamen) Schnittpunkte – hat mir gut gefallen. Die Geschichte hat Witz und Charme, ich hab sie amüsiert gelesen. Du hast einige Passagen drin, die mich schmunzeln ließen, und damit hast du als Autor viel erreicht. :D

Nach einer tiefgründigen Aussage hab ich bei dem Text nicht gesucht – und ich denke, dass du eine solche auch nicht treffen wolltest. Du hast den „Alltag“ – falls man das so nennen kann – dieser Tiere beleuchtet (und natürlich nicht naturgetreu widergegeben, weil das schlicht zu langweilig gewesen wäre) und dargestellt, dass manchmal kleine Schritte auch einen großen Schritt bedeuten können – und sich möglicherweise nach dem (vermeintlich) großen Schritt im Prinzip doch nichts geändert hat. Die Welt dreht sich im Kreis. :D

Mit dem Titel und den ersten Sätzen hast du mein Interesse geweckt, was für eine Kurzgeschichte sehr wichtig ist. Auch den Perspektivenwechsel vom Wurm zum Huhn und wieder zurück hast du meines Erachtens gut hinbekommen. Für mich war die Geschichte „rund“, und das Zurückkehren zum zweiten Wurm am Schluss war ein toller Abschluss, der für mich unerwartet kam, aber letztlich logisch ist, um nach der „revolutionären“ Aktion des Straßenüberkehrens die Welt wieder zurecht zu rücken. :thumbsup:

Dass du deinen Protagonisten – wenn ein Huhn Paula heißt, darf man die so nennen, oder? – menschliche Züge zugedacht hast, finde ich legitim, und wer kann schon ins Hirn eines Huhns hineinschauen? :D
Als der LKW das Huhn verfehlt hat, hab ich richtig aufgeatmet ... :D

Stilistisch fand ich die Geschichte ebenfalls gelungen. Der Text liest sich flüssig, die Sprache ist eher unauffällig und lenkt nicht vom Wesentlichen – nämlich von der Story – ab.

„aber nun war er fertig und der Wurm war mächtig Stolz auf sein Werk.“
>>> stolz

„Ein anderer Vogel hörte das, aber er antwortete nicht, denn er war ein Huhn.“
>>> Hm ... der Vogel, das Huhn – ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, würde aber für „es war ein Huhn“ plädieren

„Warum das Huhn hier mitten in der Wildnis stand und Vögeln lauschte, ist nicht so wichtig. Es ist nicht wichtig, wie es aus seinem Freilaufgehege im nahegelegenen Bauernhof flüchten konnte. Wichtig ist nur, dass“
>>> Diese Passage hat mir nicht so gut gefallen. Wenn etwas nicht wichtig ist, wieso ist es dann eine Erwähnung wert? Mir kommt so was immer ein bisschen so vor, als hätte der Autor eine Überleitung gesucht und keine passendere gefunden.

„Das schwarze Band zog sich soweit das Auge reichte durch die Einöde, als würde“
>>> Einschübe würde ich in Kommas setzen:
„Das schwarze Band zog sich, soweit das Auge reichte, durch die Einöde, als würde“

„Licht ist schneller, als Schall.“
>>> bei Vergleichen kein Komma

„Dunkelheit ist eine gefährliche Waffe.“
>>> Ich muss gestehen, ich hab keine Ahnung: Sind denn Hühner nachtaktiv? :confused:

es die Welt in zwei Hälften teilen – eine mit Huhn, die andere ohne.
...
Das Huhn breitete seine Flügel aus und erneut wurde ihm peinlich bewußt, daß Hühner nicht fliegen können.
Stunden vergingen. Paula bewegte sich während dieser Zeit keinen Millimeter
...
Die Sonne fand, es wäre an der Zeit, die Welt sich selbst zu überlassen und machte sich daran, hinter dem Horizont zu verschwinden.
:D


Fazit: Eine lesenswerte Geschichte.

Viele Grüße
Christian

 

Moin,

Erstmal vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Art Stilexperiment für mich selbst. Ich wollte einfach mal versuchen, mich von der „bloßen“ Unterhaltung zu lösen und zusätzlich ein wenig mit Bildern zu spielen. Wenn euch der Text gefallen hat, freut mich das sehr.

Morpheus hat das Ende richtig gedeutet, der Wurm am Ende ist derselbe, der am Anfang im Rücken des Huhns wieder abtauchen konnte.

Es geht mir hier hauptsächlich um eingeschränkte Perspektiven. Der Wurm buddelt den seiner Meinung nach besten Tunnel der Welt – das ist auch richtig, denn er kennt keinen besseren.
Das Huhn lebt in einer Welt aus Eiern und Würmern. Plötzlich sieht es diese Straße – eine metaphorische Grenze, die die Welt in zwei Teile teilt (die des Huhnes und die restliche). Das Huhn möchte rüber, aber die vielen Fragen (zB: was erwartet mich dort? Wie komme ich dort hin? Will ich dort überhaupt hin?) blockieren es, bis es fast zu spät ist und der LKW es erreicht. Manchmal hat man einfach Angst vor wichtigen Einschnitten und zögert sie deshalb heraus bis es fast zu spät ist. Meistens stellt sich dann heraus, daß diese Angst unbegründet war. Mir selbst ist vor Kurzem so etwas passiert - wenn es auch nicht um Leben und Tot ging.
Am Ende stellt das Huhn fest, daß alles beim Alten geblieben ist (sogar der Wurm ist derselbe) und seine Bedenken unnötig waren. Trotzdem ist es froh, über die Straße gegangen zu sein (es ist nun auf der „richtigen“ Seite) – da es seinen Horizont hat erweitern können. Wie Uwe sagte, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
Nochmal zur eingeschränkten Perspektive: Für uns ist das Überqueren einer Straße eine Nichtigkeit, wir tun es jeden Tag. Für ein Huhn ist so etwas evtl aber ein wichtiger Abschnitt (gerade weil es nicht fliegen kann).

Ich hoffe, man kann diese Intention in etwa nachvollziehen. Wie gesagt, ich übe sowas noch :D

Weiterhin freue ich mich, daß der Text für euch auch einen Unterhaltungswert besitzt – aus diesem Grund habe ich dem Huhn menschliche Züge und den Namen Paula gegeben.

Vielen Dank an criss für die gefundenen Fehler, werde ich verbessern.

Diese Passage hat mir nicht so gut gefallen. Wenn etwas nicht wichtig ist, wieso ist es dann eine Erwähnung wert?
Es ist nicht wichtig, wie das Huhn dorthin kam, das ist richtig. Aber erwähnt werden muß es mMn schon um die Geschichte plausibel zu halten.

Sind denn Hühner nachtaktiv?
Keine Ahnung. :D
Das Huhn ist noch wach, weil es eben den streß mit dem LKW hinter sich hat und hat jetzt Hunger. Vor dem Zubettgehen noch mal fix was essen quasi ;)

 

Hallo gnoebel,

trotz der für die Protagonisten dramatischen Lebens(!)höhepunkte vermittelt die Geschichte eine unrealistische Ruhe, dies verstärkt die Perspektive eines außen stehenden Betrachters.
Die Sprache ist schlicht, wie die Vorkommnisse, wenn man sie aus menschlicher Sicht betrachtet, aus tierischer Perspektive sieht die Angelegenheit doch anders aus. Hier lädst Du den Leser zu einem Vexierspiel ein, das gleichzeitig Aussage ist: Bedeutungen sollte man immer in Relation zum Gesamtbild setzen.

Zitat:
Das schwarze Band zog sich soweit das Auge reichte durch die Einöde, als würde es die Welt in zwei Hälften teilen – eine mit Huhn, die andere ohne.

So einfach lässt sich die Welt erklären, doch aus irgendeinem Antrieb heraus wagt das Huhn `einen kleinen Schritt für das Huhn, doch einen großen Schritt für die Huhnheit´. So könnte es sein, doch das `Große´ bleibt aus, weil das Huhn ohne Überblick, nur für sich selbst handelt.

Eine weitere interessante Charaktereigenschaft hat die liebe Paula: Vor Problemen die Augen verschließen- nennt man das manchmal auch aussitzen?

Den Namen „Paula“ hast Du geschickt eingeführt, um die `Huhn´- Wiederholung zu vermeiden, außerdem wirkt das Tier so auch persönlicher).

Ja, der Wurm- er ist leider nicht `always on the bright side of life´ (it´s the wrong side... unabhängig von seinen Leistungen- so ein Beschiss!).

Insgesamt eine angenehme Geschichte, auch wenn die angedeuteten `Weisheiten´ recht allgemein und alltäglich sind.

LG,

tschüß… Woltochinon

PS. Wollte auch meinen KK- Stil ´mal variieren.
Der Wurm erinnert mich an meinen Fisch.

 

Moin Wolto,

Sorry, ich hab ganz übersehen, daß du auf meine Geschichte geantwortet hast - war ein wenig im Streß die Woche.
Dein Kommentar hat mich sehr gefreut - da du die Kernaspekte richtig herausgelesen hast, bedeutet das für mich, daß ich sie einigermaßen gut dargestellt habe.

Bedeutungen sollte man immer in Relation zum Gesamtbild setzen.
Genau das ist ein Teilaspekt dessen, was ich ausdrücken wollte. Aus der Sicht des Huhnes ist der Gang über die Straße ein unglaublicher Akt, für einen Menschen alltäglich.
So könnte es sein, doch das `Große´ bleibt aus, weil das Huhn ohne Überblick, nur für sich selbst handelt
Das 'Große' tritt in gewisser Weise ein - aus der Sicht des Huhnes zumindest. Seine Welt hat sich gewaltig verändert, denn es hat eine unüberwindbar erscheinende Grenze erfolgreich gemeistert, seinen Horizont erweitert und steht nun auf der richtigen Seite der Welt. Auch wenn das aus der Sicht des Menschen eine Nichtigkeit ist, für das Huhn ist das ein riesen Unterschied.

Freut mich, daß es dir gefallen hat.

 

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