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Thema des Monats Hörni und der Osterhase

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26.03.2006
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Hörni und der Osterhase

Hörni und der Osterhase

Der kleine Lübecker Eschenburgpark ist grün und freundlich. Die Winterlinge und Schneeglöckchen sind verblüht, die Krokusse dafür aufgegangen. Gelb und violett leuchten ihre schlanken Blüten im Gras. Am frühen Morgen steckt Hörni das Eichhörnchen die Nase aus dem Kobel, um in luftiger Höhe die frische Morgenluft zu schnuppern. Oh ja, es duftet nach Frühling. Es ist ein ganz besonderer Geruch, der um diese Jahreszeit in der Luft liegt und verrät, dass die Knospen an den Spitzen der Zweige bald aufgehen und die Blätter die Bäume grün kleiden werden. Es mischt sich auch noch der Duft nach süßem Backwerk hinzu, denn gegenüber des einen Tores liegt auf der anderen Straßenseite eine Getreidefabrik. Dort werden Haferflocken, Müsliriegel und Cornflakes hergestellt. Hörni liebt die Mischung aus Frühlingsduft mit Cornflakes.
Während er die Arme in die Luft streckt und hoch oben auf seinem Ast ein bisschen Morgengymnastik macht, beginnt es unten im Gebüsch zu rascheln, und ein ungewöhnlich großer braungesprenkelter Hase kommt zum Vorschein. Hörni hält inne und traut seinen Augen nicht: Es ist ein Hase mit Rucksack. Was macht der denn da?
"Guten Morgen!" ruft Hörni halblaut.
Der Hase schaut sich um. Da er niemanden sieht, macht er ein paar ziellos hoppelnde Sprünge.
"Hier oben!" ruft Hörni.
Der Hase blinzelt.
"Kann nix sehen, ist Gegenlicht!" sagt er und schnuppert in die Luft.
"Na, dann komme ich mal runter!" sagt Hörni.
Er schwingt sich von seinem Ast auf den darunter liegenden, krallt sich dort mit den Hinterfüßen fest und schaukelt dreimal kopfüber hin und her, lässt sich fallen, ergreift mit den Vorderpfoten wiederum den nächsten Ast, erreicht den Baumstamm und - wetz, wetz, wetz! - ist er daran hinunter gelaufen und baut sich vor dem Hasen auf.
"Gestatten, mein Name ist Hörni. Ich habe dich hier noch nie gesehen! Was machst du hier und was hast du im Rucksack?"
Der Hase lässt sich von der Strenge in Hörnis Stimme nicht beeindrucken.
"Ach du bist es", sagt er, "Als ich letztes Jahr hier war, trug deine Mama dich noch im Bauch! Deshalb kennst du mich noch nicht. Du bist noch sehr klein, du, Hörni. Ich bin der Osterhase. Mich gibt es nur an einem Tag im Jahr, aber dafür schon seit einer halben Ewigkeit. Die Menschen haben mich erfunden. Sie wollen, dass ich am Ostersonntag bunte Eier für ihre Kinder verstecke. Und den Gefallen tue ich ihnen."
"Sind die Eier in deinem Rucksack?" fragt Hörni eingeschüchtert aber neugierig.
"Oh ja. Der Rucksack ist randvoll! Ich muss jetzt los und sie verstecken, bevor die Kinder alle aufstehen und in ihre Gärten rennen!"
"Aber zeig mir doch mal so ein Ei!"
"Eigentlich habe ich dazu keine Zeit - aber weil du´s bist..."
Der Osterhase nimmt den Rucksack ab und öffnet ihn.
"Hier! Ein blaues!"
Hörni bleibt der Mund offen stehen. Es gibt wirklich bunte Eier!
"Woher - woher nimmst du denn die Eier?" stammelt er, "Welches Huhn legt denn bunte Eier, und dann auch noch so viele?"
"Ich lege die Eier selbst!" sagt der Osterhase. "Du glaubst doch nicht etwa, irgendein Huhn auf der Welt würde es fertig bringen, bunte und noch dazu gekochte Eier zu legen?!"
Hörni starrt ihn verblüfft an.
"Wie? Du legst Hühnereier, obwohl du ein Hase bist? Das ist doch verrückt!"
"Ja, es ist verrückt", sagt der Hase, "und ich kann dir sagen, daran bin ich nicht selber schuld. Ich tue das, weil die Menschen es so wollen! Hätten sie es sich nicht so ausgedacht, gäbe es mich nicht und ich müsste keine Eier legen. - Sag mal, willst du mir vielleicht helfen?"
Hörni hat Bedenken: "Ich glaube aber nicht, dass ich Eier legen kann."
"So meinte ich das nicht", sagt der Osterhase und lacht zum erstenmal an diesem Morgen, "Nein, willst du mir helfen, die Eier zu verstecken? Ich habe es allmählich wirklich eilig." In der Ferne hört man eine Kirchenuhr sechsmal schlagen.
Und ob Hörni will! Er kennt die allerbesten Verstecke in allen Gärten des Stadtviertels, und er möchte sie dem Osterhasen sehr gerne zeigen. Zusammen machen sie sich an die Arbeit. Der Hase holt die Eier aus dem Rucksack und reicht sie Hörni, der sie dann versteckt. Er ist ein sehr flinker Helfer. Schon als die Kirchenuhr acht Uhr schlägt, ist die Arbeit beendet.

Die Kinder und die Eltern, die rund um den Eschenburgpark herum wohnen, suchen an diesem Ostermorgen sehr lange. Sie staunen nicht schlecht: Die meisten Eier finden sie in einer Höhe von etwa zehn Metern. Das eine oder andere Ei liegt zwar wie gewohnt im Gras und in den Beeten versteckt. Aber erst als sie auf die Idee kommen, auf Leitern zu steigen und auf Bäume zu klettern, werden sie richtig fündig. Die Eier liegen in den Regenrinnen, zwischen den Dachziegeln, in Astlöchern hoch in den Obstbäumen und auf den Schornsteinmauern.

Hörni hätte noch stundenlang weitermachen können. Er fühlt sich fit wie ein Turnschuh. Energisch schlägt er dem Osterhasen auf die Schulter, als sie in den Park zurückgekehrt sind.
"Komm doch mit in meinen Kobel - auf eine Pfote Nutella!"
"Ich würde schon gerne, aber erstens bin ich nicht schwindelfrei und zweitens kann ich nicht klettern", bedauert der Osterhase, "Und ich bin müde nach dieser ganzen Eierei. Du hat mir wunderbar geholfen, vielen Dank! Jetzt muss ich zurück ins Gebüsch und für ein Jahr verschwinden. Aber am nächsten Ostersonntag, da werde ich wieder nach dir Ausschau halten."

 

Hallo pmaktiub,

eine sehr nette, kleine Kindergeschichte. Die, für meinen Geschmack, flüssig und locker formuliert daherkommt. Inhaltlich fehlt mir in den ersten beiden Dritteln ein wenig Spannung. Die Geschichte fließt gleichmäßig dahin und man fragt sich "Ist das schon alles? Passiert gar nichts Aufregendes?" Gegen Ende aber musste ich mehrmals schmunzeln, als sich herausstellte, dass die Eier fast alle in zehn Metern Höhe versteckt worden sind!

"Komm doch mit in meinen Kobel - auf eine Pfote Nutella!"
:D

"Hier oben!" ruft Hörni.
Ich meine, dass Du ein Komma nach der wörtlichen Rede setzen musst, wenn ein "!" oder ein "?" vorangeht - oder ändert sich dass jetzt mit der nochmaligen Rechtschreibreform auch schon wieder?

Gerne gelesen :)

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo pmaktiub,

prima, jetzt passt Hörni sogar zu den Hasengeschichten!

Wieder ein schöne Geschichte.
Nur eines würde ich gegen Ende noch einfügen und zwar an dieser Stelle:

Aber erst als sie auf die Idee kommen, auf Leitern zu steigen und auf Bäume zu klettern, werden sie richtig fündig. Die Eier liegen in den Regenrinnen, zwischen den Dachziegeln, in Astlöchern hoch in den Obstbäumen und auf den Schornsteinmauern.
Hier würde ich vielleicht erwähnen, dass einer der Menschen nach oben geschaut und ein Ei gesehen hat. Danach sind die anderen dann mit Leitern in die Bäume geklettert.

Du hat mir wunderbar geholfen, vielen Dank!
Du hast ....

Mal gespannt, was Hörni noch so alles erlebt.

Erfindest du die Hörni-Geschichten für deine Kinder? Wenn ja, was sagen sie dazu?

Viele Grüße
bambu

 

hallo pmaktiub,

Sie staunen nicht schlecht: Die meisten Eier finden sie in einer Höhe von etwa zehn Metern.
:lol:

Hat mir gut gefallen, flüssig geschrieben. Die Erklärung des Osterhasen ("die Menschen haben mich erfunden" etc) sind sicher nicht für alle Familien verwendbar, aber mir haben die Dialoge und Erklärungen gut gefallen.

liebe Grüße
Anne

 

Liebe Anne,
Die Aussage ist ja: Die Menschen haben mich erfunden - und deshalb gibt es mich!
Kann das den Glauben erschüttern?
Vielleicht ist es mit Gott genauso! (Aber das wäre ein Thema für "Philosophisches", ich weiß...)
Danke für die netten Kommentare. Ich werde versuchen, meine Hürden zur neuen Rechtschreibung weiter aus dem Weg zu räumen.
pmaktiub

 

Die Menschen haben mich erfunden - und deshalb gibt es mich!
Kann das den Glauben erschüttern?
Vielleicht ist es mit Gott genauso!
wenn man das so allgemein sieht, kann man es halt aber auch auf Monster etc übertragen ...
Auf dem Weg zur Rechtschreibung liegst Du ganz gut vorne, würde ich sagen - weiß eh kaum mehr einer, was genau momentan aktuell ist. :schiel:

lg
Anne

 

Oh ja, ich bin ganz nachdenklich. Für mich selbst ist es einfach: Ich glaube nicht an den Osterhasen und nicht an Monster.
Was ich an meinen eigenen Kindern sehe: Sie glauben, woran sie wollen. Den Osterhasen WOLLEN sie haben, und ich weiß nicht woher sie die Idee haben, dass es ihn gibt; von mir jedenfalls nicht.
Für Kinder sind viele irreale Gestalten real. Sie können kaum unterscheiden zwischen inneren und äußeren Wirklichkeiten.
Ich vermute, dass sie gute und böse Kräfte, die es meiner Meinung nach tatsächlich gibt, als Gestalten brauchen.
Monster, aber auch gute Feen, wie sie im Märchen stehen, verkörpern menschliche Qualitäten; von allem steckt auch etwas in uns.
Deshalb wohl ist auch der Glaube an Monster unerschütterlich bei vielen Kindern.
Aber noch einmal zurück zu meiner Geschichte: Meinst Du, dass sie wirklich für Zündstoff sorgen wird?
Ich finde sie immer noch harmlos.

Frohe Ostern!!!
pmaktiub

 

nein, das meine ich nicht. ;) Aber mir ist es eben aufgefallen, und deswegen habe ich es halt angespreochen. :)

frohe Ostern!
Anne

 

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