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Hörni tarnt sich
Hörni tarnt sich
Hörni das Eichhörnchen ist bei der Begegnung mit Menschen immer etwas unsicher. Meistens erschrickt er so stark, dass sein Herz noch den ganzen Tag rast; oft weiß er nicht weiter und erstarrt, bis der Mensch verschwunden ist, oder er ergreift die Flucht. Oder alles drei nacheinander. Man kann sagen, daß Hörni menschenscheu ist. Ausgesprochen menschenscheu. Er beeilt sich deshalb auch so, wenn er über Dächer von bewohnten Häusern rennt.
Einmal hatte Hörni eine tolle Idee. Er dachte: Ich passe mich meiner Umgebung besser an, damit kein Mensch mich mehr erkennt. Zwar bin ich von Natur aus braun und passe gut zu den Baumstämmen, an denen ich herumlaufe, aber ich wäre gerne grüner, wenn ich unten auf der Wiese bin. Grün mag ich, und vielleicht steht es mir ja. Man soll mich für ein hübsches kleines Frühlingsblatt - oder am besten für gar nichts halten, weil man mich gar nicht sieht. Das wäre eine große Erleichterung für mich. Ich überwinde mich und gehe zum Frisör, obwohl er selbst ein Mensch ist. Er soll meine Haare grün färben. Bei der Gelegenheit hätte ich auch gerne eine Dauerwelle.
Zum Frisörbesuch selbst sind nicht viele Worte zu verlieren, außer dass Hörni entsetzt war, als er stundenlang unter einer Wärmehaube sitzen musste. Nur seine Nase durfte heraus gucken. Die angebotenen Zeitschriften schmeckten nicht besonders gut, und der Kaffee war das Scheußlichste, was er jemals probiert hatte.
Aber sein Plan klappte: Von nun an konnte Hörni sich etwa einen Monat lang wie unsichtbar im Park aufhalten, weil dann sein braunes Fell nachwuchs. Sogar die Artgenossen erkannten ihn immer erst beim zweiten Hinsehen, nachdem sie ihn zuerst für ein besonders eichhörnchenähnliches Grasbüschel gehalten hatten. Und hätte er die Tortur beim Frisör nicht auf sich genommen, wäre er seiner Freundin Hörnina niemals begegnet...