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Serie Hörni auf der Baustelle

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26.03.2006
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Hörni auf der Baustelle

Hörni auf der Baustelle


Bei seinem gewöhnlichen Weg über die Dächer ist Hörni das Eichhörnchen gestern ins Leere gesprungen: Ein Dach war weg! Statt dessen stand da ein Metallgerüst, an dem Hörni sich gerade noch festklammern konnte. Zwei riesige Menschen mit großen Geräten in der Hand haben ihn angestarrt. Als der erschrockene Hörni irgendwie wieder von diesem Haus weg gekommen ist, hat er sich geschworen, nie hierher zurückzukehren.
Aber neugierig ist er doch. Immerhin handelt es sich um seinen täglichen Weg. Und so schleicht Hörni sich am nächsten Abend noch einmal heran. Er hangelt sich über das Gerüst von einem Brett zum nächsten, bis er über die Mauerreste ins Dachgeschoss gelangt. Er sieht kahle Wände überall; nur an einer Seite hängt ein einzelnes Klo. Es erregt sofort Hörnis Mitleid, wie es da so verlassen hängt. "Guten Tag", sagt er einfühlsam, "Hörni ist mein Name. Und wer bist du?" - Das Klo öffnet zum Sprechen seinen Deckel und sagt:
"Ich bin das Klo. Guten Tag."
"Ah ja. Angenehm. Und was tust du hier den ganzen Tag, wenn man fragen darf?"
Das Klo gähnt.
"Gute Frage. Ich hänge hier an der Wand. Das ist alles. Keiner will mehr auf mir sitzen, seit es keine Tür mehr zum Abschließen gibt. Dabei bin ich das einzige, was hier oben noch funktioniert!"
Den letzten Satz sagt es mit einem gewissen Stolz.
"Das ist beeindruckend", meint Hörni, "Wer ist es denn, der immer auf dir gesessen hat?"
"Och, alle! Alle, die hier im Laufe der Zeit gewohnt haben: Herr Müller, seine kranke Frau, Eva und ihre vielen Freunde und zuletzt die Familie Nagel. Die Besitzer eben. Besitzer sitzen auf dem, was sie besitzen, besonders auf mir. Aber in den letzten Wochen, seit das Dach renoviert wird, fehlt ihnen wie gesagt die abschließbare Tür."
"Renoviert?"
"Ja, renoviert. Erneuert. Es war ein altes Dach."
"Aber ein gutes", ruft Hörni, "und es fehlt mir so sehr! Gestern wollte ich darüber laufen wie immer, und es war einfach nicht mehr da! Was glaubst du, wie ich mich erschreckt habe! Und dann diese Kerle mit den großen Sachen in der Hand, wie die geglotzt haben!"
"Du wirst bald ein neues Dach haben zum Drüberrennen."
"Na gut, ich will es hoffen. Aber sag mal, dieses mit dem Besitzen. . . darf ich dich auch mal besitzen? Ich habe noch nie ein Klo besessen."
Hörni ist plötzlich ganz aufgeregt. Vielleicht ist er ein bißchen voreilig, vielleicht macht das Klo gleich seinen Deckel zu und sagt nichts mehr!
"Oder trete ich dir zu nahe?" fragt Hörni deshalb noch schnell.
"Oh nein, neinnein, keineswegs!" sagt das Klo gütig, "komm nur her."
Hörni trippelt herbei. "Und wie geht das jetzt?" - "Du springst auf meinen Rand und setzt dich hin. So einfach ist das."
Hörni nimmt einen kleinen Anlauf und macht einen Satz nach oben, wo das Klo geduldig seine Brille für ihn auf hält. Im nächsten Moment macht es Platsch und Hörni liegt im Klo. Er strampelt überrascht in der kleinen Pfütze herum. So hatte er sich das mit dem Besitz nicht vorgestellt. "He, Klo!" ruft er, "Was soll das? Ich wollte auf dir sitzen und nicht in dich hineinfallen!"
Das Klo antwortet in aller Seelenruhe: "Normalerweise spült man jetzt." "Neiiin!" kreischt Hörni, "bitte nicht spülen, bitte nicht!!! Sag mir lieber, wie ich hier wieder raus komme!"
"Du springst wieder auf meinen Rand und dann auf den Boden. So einfach ist das." Hörni folgt den Anweisungen ohne zu zögern. Während er sein feuchtes Fell ordnet, sagt das Klo leise: " Ich wußte ja nicht, daß du einen so kleinen Po hast."
Wenige Tage später kann Hörni vom gegenüber liegenden Dach aus beobachten, wie das Klo über das Metallgerüst auf die Straße getragen und in einen Container für Bauschutt geladen wird. Hörni winkt dem Klo zum Abschied zu, als der Container abgeholt wird, und er ist sich sicher, dass es ihm mit dem Deckel zugezwinkert hat.

 

Hallo pmaktiub,
man kann ihn wirklich ins Herz schließen, deinen menschenscheuen Hörni. Auf jeden Fall ein sehr possierlicher Protagonist für die ganzen Geschichten, die du um ihn bereits gepostet hast.
Diese hier hat mir besonders gut gefallen, weil sie ein bisschen länger ist als die anderen und ich das Gefühl habe, hier gibts mehr direkte Handlung als nur Erzählung. Für mein Empfinden sind die süße Idee und die Umsetzung hier ziemlich gleichwertig. Gerade das sprechende Klo ist wirklich witzig.
Ein wenig gefragt habe ich mich, warum Hörni genau weiß, was das Spülen für ihn bedeuten würde, wenn er ansonsten ein Klo nicht zu kennen scheint. Und dass er in einem Pfützchen landet, ist sicher auch ein bisschen eklig.
Das Ende finde ich dann schon wieder fast traurig - aber das Deckelzwinkern des Klos gibt ihm eine versöhnliche Note.
Also im Endeffekt eine niedliche Geschichte, die ich gerne gelesen habe.
Bin schon gespannt, was deinem kleinen Eichhörnchen als nächstes einfällt.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo pmaktiub,

dieses Mal kann ich gar nicht meckern, denn die Geschichte ist wirklich die beste, die ich von dir gelesen habe.
Ich glaube es liegt daran, dass du die Story mit einen sehr guten Dialog aufgelockert hast. Eine tolle Idee ein Klo sprechen zu lassen. Aber in der Kinderwelt ist ja alles möglich.
Besonders geschmunzelt habe ich, als Hörni ins Klo gefallen ist und eine fürchterliche Angst vor dem Spülen hatte.

Ich kann nur sagen, dass dir Geschichten-Erzählen mit Dialogen besser liegt.

Weiter so
bambu

 

Fühle mich sehr geehrt!
Hörni weiß überhaupt nicht genau, was Spülen bedeutet! Aber seine Großmutter (Nicht-Schwimmerein) ist mal in einen Teich gelaufen, als ihr Schwanz brannte, und hat ihm erzählt, wie schrecklich es im Wasser war, bis die alte Ente sie gerettet hat. Das hat genügt, um Hörni Respekt vor allem einzuflüßen, was mit Tauchen, Schwimmen und Spülen zu tun hat.

 

Aber seine Großmutter (Nicht-Schwimmerein) ist mal in einen Teich gelaufen, als ihr Schwanz brannte, und hat ihm erzählt, wie schrecklich es im Wasser war, bis die alte Ente sie gerettet hat. Das hat genügt, um Hörni Respekt vor allem einzuflüßen, was mit Tauchen, Schwimmen und Spülen zu tun hat.
:lol: Ich hoffe, es wird bald Geschichten geben, in denen wir Hörnis Großmutter und andere Familienmitglieder "persönlich" vorgestellt bekommen ...

 

Hallo pmaktiub,

diese Episode hat mir weniger gefallen. Das liegt eindeutig daran, dass ich persönlich es nicht sonderlich lustig finde, wenn unbelebte Dinge sprechen ...
Was ich dennoch sagen kann, ist, dass die Dialoge Dir ausgezeichnet gelungen sind. Sie sind lebendig und flüssig - prima (wenn ich davon absehe, dass es sich eben um ein Klo handelt :dozey: ) Die Vorstellung eines Eichhörnchens auf dem Weg über die Häuser, dass dann plötzlich realisiert, dass der Boden unter den Füßen fehlt, ist recht witzig.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo pmaktiub,

mir geht es ganz anders, als maus (sorry, maus :)), ich mag gerade diese Hörni-Episode besonders, weil das Klo so gütig mit Hörni spricht. Ich finde dieses Klo einfach sympathisch!

Ich glaube, dass besonders kleinere Kinder die Geschichte von Hörni und dem Klo zum Piepen komisch finden ...

Und die Episode mit dem brennenden Schwanz von Hörnis Großmutter, die von einer alten Ente aus dem See gerettet werden musste, gefällt mir auch - genau wie Malinche warte ich nun auf die Geschichten von Hörnis Großmutter ...

Gerne gelesen!
Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo pmaktiub,

eigentlich kann ich mich nur den meisten meiner Vorschreiber anschließen. Da ich selbst schon diverse Tiere (auch Eichhörnchen) mit Menschen sprechen lassen habe, finde ich es ganz cool, wenn sich ein Eichhörnchen mit einem Klo unterhält.
Allerdings habe auch ich beim Lesen an der Stelle mit dem Spülen gestutzt. So kam auch in mir die Frage auf: Weis dieser kleine Rotpelz was das Spülen für ihn bedeutet?
Ansonsten ist es eine tolle Geschichte. Vielleicht sollest du aber noch einmal über den Anfang nachdenken. Es ist mir an dieser Stelle ein wenig zu viel Erzähler. Vielleicht könntest du da wo Hörni fällt ein langes "Aaahhh..." oder ein "Wo ist daaas Daaaachh?" einbauen. Vielleicht lässt du auch Hörni etwas zu den zwei Bauarbeitern auf dem Dachboden sagen. Die wörtliche Rede würde den Anfang noch auflockern, so wie du es in der restlichen Geschichte getan hast.

Ciao

MiK

 

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